Vogelgrippe (Geflügelpest) Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

vogelgrippe bei huehnern auf wiese

Bei einer Haltung im Freien können sich Hühner durch den Kontakt mit infizierten Wildvögeln mit dem Influenza-A-Virus anstecken.

Die Vogelgrippe war in den letzten Jahren immer wieder Thema in den Nachrichten. Welche Vögel können allerdings an der Vogelgrippe erkranken und ist das Virus auch für den Menschen gefährlich? Dieser Artikel fasst die wichtigsten Informationen für Sie zusammen.

Wie gefährlich ist die Vogelgrippe?

Bei Hühnervögeln (Hühner und Puten) verläuft die durch ein Virus verursachte Vogelgrippe –auch Geflügelpest oder Aviäre Influenza genannt – bereits nach wenigen Tagen tödlich. Das Ausmaß der Erkrankung kann jedoch je nach Virusvariante und Subtyp unterschiedlich sein. Die Stämme des Subtyps H5 und H7 sind besonders gefährlich.

Die Fähigkeit des Virus, schnell und häufig zu mutieren (spontane Veränderungen des Erbguts), stellt ebenfalls eine große Gefahr dar. Deshalb ist es wichtig, die Seuche weltweit zu kontrollieren und bei einem Ausbruchsgeschehen schnell zu bekämpfen.

Welche Vögel können an Vogelgrippe erkranken?

Viele Vogelarten können an der Vogelgrippe erkranken. Dazu zählen unter anderem Geflügel wie Hühner und Puten, Ziervögel (Papageien, Wellensittiche) und Wildvögel (Wasservögel wie Enten oder Schwäne).

Bei Hühnern und Truthühnern sind die Erkrankungs- und Sterblichkeitsraten am höchsten. Dagegen sind Wasservögel wie Enten und Gänse weniger anfällig und leiden weniger schwer an der Krankheit. Sie scheiden das Virus jedoch aus und können als Überträger der Seuche dienen. Infektionen bei Singvögeln sind hingegen selten.

Vogelgrippe bei Menschen und Haustieren

Nicht nur Vögel, sondern auch Säugetiere können sich mit dem Virus infizieren:

Können Menschen an Vogelgrippe erkranken?

Menschen können sich mit bestimmten Virusvarianten der Vogelgruppe (z. B. H5N1) anstecken. Das geschieht aber nicht häufig. In den letzten Jahren trat die Vogelgrippe beim Menschen vor allem in Asien, in der Türkei oder Ägypten auf.

Kommt es zu einem Ausbruch beim Menschen, äußert sich dies vor allem durch grippeähnliche Symptome wie Fieber (über 39 Grad Celsius), Kopfschmerzen und Atemwegsprobleme (z. B. Husten). Schwere Verläufe können zudem zum Versterben der Patienten führen, insbesondere aufgrund von Lungenentzündungen.

Zur Behandlung kurz nach der Infektion kommen antivirale Medikamente infrage, darunter Neuraminidasehemmer (z. B. Zanamivir). Ansonsten behandelt der Arzt die Vogelgrippe beim Menschen mit symptomatischen Maßnahmen, etwa mithilfe fiebersenkender Mittel oder einer Infusion.

Können Haustiere an Vogelgrippe erkranken?

Neben Vögeln können sich auch andere Tiere mit dem Virus infizieren. Nach derzeitigem Kenntnisstand (Stand: September 2022) ist das Ansteckungsrisiko jedoch wesentlich niedriger. Trotzdem sollten Sie Ihren Hund oder Ihre Katze nach Möglichkeit nicht in der Nähe von Wasservögeln oder anderen Wildvögeln lassen.

Symptome: Was sind Anzeichen für Vogelgrippe beim Vogel?

Die ersten Krankheitszeichen (Symptome) treten etwa einige Stunden bis wenige Tage nach der Infektion auf (Inkubationszeit). Diese sind sehr unterschiedlich, weshalb das klinische Bild der Geflügelpest variabel ist.

Zu den häufigsten Symptomen der Vogelgrippe bei Geflügel zählen:

  • verringertes Allgemeinbefinden und die Verweigerung von Futter und Wasser
  • stumpfes Federkleid
  • Atemwegssymptome (z. B. Atemnot, Niesen, Augen- und Schnabelausfluss)
  • Magen-Darm-Symptome (z. B. wässrig-schleimiger, teils grünlicher Durchfall)
  • zentralnervöse Störungen (z. B. abnorme Kopfhaltung, Gleichgewichtsstörungen)
  • Wassereinlagerungen (Ödeme) am Kopf
  • Unterhautblutungen an Kopfanhängen und Füßen
  • verschlechtere Legeleistung (z. B. plötzliches Aussetzen der Legeleistung, verformte Eier)

Wann sollte ich zum Tierarzt?

Wenn Sie den Verdacht haben, dass eines Ihrer Tiere mit der Geflügelpest infiziert ist, sollten Sie dies Ihrem Tierarzt melden. Bestätigt der Tierarzt den Verdacht, informiert er den zuständigen Amtstierarzt. Dieser leitet dann die weiteren Schritte nach den örtlich geltenden gesetzlichen Bestimmungen ein.

Dabei ist es wichtig, dass Sie den verdächtigen Vogel von anderen Lebewesen isolieren. Auf diese Weise verhindern Sie eine weitere Übertragung.

Diagnose: Wie wird die Vogelgrippe bei Vögeln erkannt?

Am lebenden Tier kann der Tierarzt die Geflügelpest anhand der klinischen Symptome und mit bestimmten Nachweisverfahren feststellen. Im Blut sind die Erreger durch spezielle Tests (z. B. Hämagglutinationshemmtest, Neuraminidase-Test) nachweisbar. Ebenfalls ist es möglich, das Virus am toten Tier nachzuweisen.

Es ist wichtig zu wissen, dass die Geflügelpest in vielen Ländern anzeigepflichtig ist. In den meisten Fällen ist die zuständige Behörde zu benachrichtigen, sobald ein Verdacht auf die Seuche bei Vögeln besteht oder diese nachgewiesen ist. Auch eine Infektion beim Menschen ist in vielen Ländern meldepflichtig.

Therapie: Wie wird die Vogelgrippe bei Vögeln behandelt?

Welche Bekämpfungsmaßnahmen zu ergreifen sind, hängt davon ab, wo Sie derzeit leben. Aus Gründen der Seuchenbekämpfung ist es jedoch in der Regel erforderlich, das betroffene Tier zu erlösen.

Nachstehend sind zum Beispiel die in Deutschland geltenden gesetzlichen Bekämpfungsmaßnahmen aufgeführt:

  • Nach der amtlichen Feststellung ordnet die zuständige Behörde die Tötung des betroffenen Geflügels an. Der Kadaver kommt anschließend in eine Beseitigungsanlage.
  • Anschließend ist es wichtig, den betroffenen Betrieb ordnungsgemäß zu reinigen und zu desinfizieren. Ebenso schränkt die Behörde den Verkehr von Menschen, Tieren und Waren innerhalb einer Schutz- und Überwachungszone um den Seuchenherd ein.
  • Um die heimischen Geflügelbestände zu schützen, steht die Einfuhr von Geflügel und daraus erzeugten Produkten bei Ausbrüchen der Geflügelpest in anderen Ländern unter Kontrolle.

Ursachen: Was sind die Auslöser für Vogelgrippe bei Vögeln?

Die Aviäre Influenza ist eine weltweit verbreitete Viruserkrankung bei Vögeln. Auslöser der Erkrankung ist das Influenza-A-Virus aus der Familie der Orthomyxoviren, unterteilt in verschiedene Subtypen (16 H-Subtypen und 9 NA-Subtypen).

Diese Subtypen sind nach den beiden Haupteiweißen auf der Hülle des Influenzavirus benannt. Hierbei steht das „H“ für Hämagglutinin, während das „NA“ für Neuraminidase steht. Möglich sind also etwa 254 verschiedene Kombinationen.

Im Allgemeinen können alle 16 Subtypen Vögel infizieren. Schwere Krankheitsausbrüche gehen jedoch auf die Subtypen H5 und H7 zurück.

Übertragung: Wie stecken sich Vögel mit der Geflügelpest an?

Erkrankte Vögel scheiden das Virus über Kot und verschiedene Sekrete (z. B. Schleim aus Schnabel und Augen) aus. Andere Vögel können sich dann über direkten oder indirekten Kontakt mit dem Virus anstecken.

Direkte Übertragung

Durch Einatmen oder Aufpicken von virushaltigem Material können sich Vögel direkt mit dem Virus anstecken. Auch von infizierten Vögeln gelegte Eier können virushaltig und eine Infektionsquelle sein.

Indirekte Übertragung

Durch Tierhandel infizierter Vögel oder Einbringen kontaminierter (verunreinigter) Gegenstände (z. B. Gummistiefel) und Fahrzeuge können Betriebsmitarbeiter von Geflügelbeständen das Virus in andere Bestände einschleppen.

Ausbruch durch Mutationen

Aus zunächst nur schwach pathogenen Virusvarianten (z. B. Influenzaviren des Subtyps H5 oder H7) können in seltenen Fällen auch hoch pathogene Virusvarianten (hochpathogene Aviäre Influenza, HPAI) entstehen. Dies geschieht durch spontane Veränderungen des genetischen Erbguts.

Prognose: Ist die Vogelgrippe heilbar?

Die Vogelgrippe verläuft bei Vögeln in der Regel innerhalb weniger Tage tödlich. Aus diesem Grund und wegen der Maßnahmen zur Tierseuchenbekämpfung ist die Prognose für infizierte Vögel nicht gut.

Vorbeugung: Was ist gegen Vogelgrippe zu tun?

Die Geflügelpest ist eine wirtschaftlich bedeutende Tierseuche. Daher sind besondere Vorschriften für die Bekämpfung und Prävention wichtig. Dazu gehören zum Beispiel die Vorschriften der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE), nach denen die Geflügelpest eine anzeigepflichtige und zu bekämpfende Tierseuche ist.

Je nach Wohnort können die gesetzlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Geflügelpest variieren. Informieren Sie sich daher nach den vor Ort geltenden gesetzlichen Bestimmungen.

In Deutschland sind zum Beispiel die umzusetzenden Maßnahmen derzeit (Stand: September 2022) in der Geflügelpestverordnung sowie in der EU-Richtlinie 2005/94/EG vorgeschrieben.

Hygienemaßnahmen

Möchten Sie einen Ausbruch durch die Vogelgrippe in Ihrem Geflügelbestand vermeiden, sollten Sie folgende Hinweise beachten:

Ihre Mitarbeiter sollten den Stall erst verlassen, nachdem sie ihre Schuhe und Kleidung gewechselt und den Bereich gründlich gereinigt und desinfiziert haben.

Weitere Hinweise:

  • Schützen Sie Futter und Einstreumaterial vor Wildvögeln.
  • Reinigen und desinfizieren Sie alle im Stallbereich verwendeten Materialien und Geräte.
  • Halten Sie Hühner und Truthähne nicht zusammen mit Wasservögeln.
  • Vermeiden Sie den Kontakt Ihres Hausgeflügels mit wildlebenden Wasservögeln.
  • Verwenden Sie stets Trinkwasser, zu dem Wildvögel keinen Zugang haben.

Gibt es eine Impfung für Geflügel gegen die Vogelgrippe?

Seit Jahren erforschen Wissenschaftler die Wirkung verschiedener Impfstoffe zum Schutz vor der Geflügelpest. Bisher hat sich jedoch gezeigt, dass die Impfung zu einer vermehrten Ausscheidung von Viruspartikeln führen kann und damit die Ausbreitung der Krankheit begünstigt. Das europäische Seuchenrecht hält eine solche Impfung daher für illegal (Stand September 2022).

In den kommenden Jahren könnte es jedoch zu einer Impfung gegen die Vogelgrippe kommen.

Darf ich freilebende Vögel im Winter füttern?

Singvögel sind von der Vogelgrippe weltweit weitgehend verschont geblieben. Trotzdem sollten Sie beim Füttern von Singvögeln darauf achten, dass Ihr Vogelfutterhaus im Garten sauber bleibt.

Der Grund: Wo sich viele Vögel versammeln und Vogelfutter mit Kot in Berührung kommen kann, können sich Keime aller Art schnell verbreiten.

Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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