Polyomavirus bei Wellensittichen (Französische Mauser)
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Sind alle Ihrer Küken ohne vorherige Anzeichen gestorben? Dann sollten Sie Ihre Elterntiere unbedingt auf das Polyomavirus testen lassen! Was Sie als Züchter oder Vogelhalter alles über das Polyomavirus bei Wellensittichen und Co wissen sollten, erfahren Sie hier.
Inhaltsübersicht
- Wie gefährlich ist das Polyomavirus bei Wellensittichen?
- Symptome: Daran erkennen Sie eine Infektion mit dem Polyomavirus
- Diagnose: So werden Polyomaviren nachgewiesen
- Therapie: Kann man eine Polyomainfektion behandeln?
- Wie stecken sich Wellensittiche mit Polyomaviren an?
- Vorbeugung: Können Wellensittiche vor Polyomaviren geschützt werden?
Wie gefährlich ist das Polyomavirus bei Wellensittichen?
Allgemein verläuft eine Polyomavirus-Infektion bei Wellensittichen schlimmer, als bei Papageien. Während adulte Tiere kaum Krankheitsanzeichen zeigen, sterben Nestlinge fast immer plötzlich. Das Gefieder von über zwei Wochen alten Vögeln verändert sich zwar, jedoch sind diese Veränderungen nach der nächsten Mauser kaum noch zu erkennen.
Symptome: Daran erkennen Sie eine Infektion mit dem Polyomavirus
Eine Infektion mit dem Polyomavirus verläuft abhängig vom Alter des erkrankten Vogels in drei verschiedenen Verlaufsformen:
1. Akute Verlaufsform
Steckt sich ein Vogel mit den Polyomaviren an, der jünger als zwei Wochen ist (Nestling), verstirbt er in kürzester Zeit. Diese Form bezeichnen Tierärzte auch als „Nestlingssterblichkeit der Wellensittiche“, da die Todesrate bei fast 100 Prozent liegt.
Diese Form tritt jedoch seltener auf, da die Nestlinge bis zu einem Alter von zwei Wochen schützende Antikörper vom Muttertier (maternale Antikörper) haben.
2. Chronische Verlaufsform
Sinkt nach etwa zwei Lebenswochen die Konzentration an maternalen Antikörpern im Blut, sind die Wellensittiche nicht mehr ausreichend geschützt. Stecken sie sich in dieser Zeit an, verändert sich ihr Gefieder.
Insbesondere die Schwanzfedern und großen Flügelfedern fallen aus, sodass betroffene Wellis flugunfähig sind. Diesen Zustand bezeichnen Tierärzte dementsprechend als „Rennerkrankheit“ und die betroffenen Wellis als „Hopser“ oder „Renner“.
Überleben betroffene Wellis, bildet sich das Gefieder nach der nächsten Mauser wieder normal nach. Dies bezeichnen Spezialisten als „Französische Mauser“.
3. Stille (inapparente) Verlaufsform
Erwachsene Wellensittiche können sich ebenfalls mit Polyomaviren anstecken. Da das Immunsystem bei Adulten jedoch stark genug ist, bricht bei ihnen die Erkrankung nicht offen aus.
Das Problem: Dennoch scheiden sie die Viren aus und können so andere Wellensittiche anstecken.
Diagnose: So werden Polyomaviren nachgewiesen
Anhand der typischen Krankheitsanzeichen äußern Tierärzte meist schnell den Verdacht, dass Ihr Welli sich mit Polyomaviren angesteckt haben könnte.
Da sich das Krankheitsbild jedoch kaum von dem der Psittacine Beak and Feather Disease (PBFD) unterscheidet, entnimmt der Tierarzt Ihrem Wellensittich Blut oder Federn für einen sicheren Nachweis. Auch eine Kotprobe ist für einen Virusnachweis nützlich, da kranke Tiere die Viren über den Kot ausscheiden.
Die Proben sendet der Veterinär anschließend in ein spezielles Labor, das das Material mit Hilfe molekularbiologischer Methoden (PCR) untersucht oder die Viren mittels Zellkultur anzüchtet. Auch ein indirekter Nachweis ist möglich, indem das Labor Serumantikörper im Blut nachweist.
Therapie: Kann man eine Polyomainfektion behandeln?
Die Wissenschaft hat bisher keine kurative (heilende) Therapie erarbeiten können. Die Lebensqualität und -dauer Ihres Vogelfreundes kann Ihr Tierarzt jedoch mit Hilfe unterstützender Maßnahmen steigern. So kann er Ihrem Vogel Vitamine verabreichen, um das Immunsystem und andere Organfunktionen zu stärken.
Wie stecken sich Wellensittiche mit Polyomaviren an?
Die auch als Budgerigar Fledgling Desease (BFD) bezeichnete Polyomavirus-Infektion tritt hauptsächlich bei Wellensittichen auf. Die Viren befallen aber auch Papageienarten wie Aras oder Edelpapageien, wobei die Erkrankung meist milder verläuft.
Hat ein gesunder Vogel Kontakt zu einem infizierten Vogel oder nimmt er kontaminierten Kot oder Federstaub auf, gelangen die Polyomaviren in sein Blut. Von hier aus streuen die Erreger in verschiedene Organe, etwa das Nervensystem (Gehirn), die Milz und die Leber sowie die Haut einschließlich der Federn.
Vorbeugung: Können Wellensittiche vor Polyomaviren geschützt werden?
Eine der wichtigsten Regeln lautet: Schließen Sie erkrankte Tiere von der Zucht aus.
Dies ist sehr wichtig, da Elterntiere eine Menge an bakteriellen und viralen Erkrankungen an die Küken und andere Vögel weitergeben können.
Achten Sie außerdem darauf, Ihren Vogelbestand artgerecht zu halten und ausgewogen zu ernähren. So vermeiden Sie Stress, der verborgene Infektionen (inapparente Verlaufsform) zum Ausbruch bringen kann.
Ein weiterer Tipp: Halten Sie Neuzukäufe vorerst getrennt von Ihrem restlichen Bestand. Ist der Test auf Polyomaviren negativ, können Sie Ihre Vögel ohne Bedenken zusammenführen.
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Quellen:
https://www.vogeltierarzt.de/index.php?id=1981
https://www.kleintierpraxis-in-burgdorf.de/
https://www.thieme.de/de/tiermedizin/polyomavirusinfektion-50993.htm
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