Schildkröte

Verfasst von Natalie Decker
Gelbbauch-Schmuckschildkröte

Schildkröten gehören evolutionsgeschichtlich zu den ältesten Lebewesen, die die Erde bevölkern.

Schildkröten sind faszinierende Mitbewohner – auch wenn sie keine Tiere zum Schmusen sind. Dafür können die Reptilien oft sehr alt werden und sind bei richtiger Haltung langjährige Begleiter. Wie Sie eine Schildkröte als Haustier richtig halten, erfahren Sie hier.

Aussehen: Was macht eine Schildkröte aus?

Die zu den Reptilien gehörenden Schildkröten zeichnen sich allesamt durch ihren charakteristischen Panzer aus. Diese Knochenkapsel, die sowohl aus Knochenteilen als auch aus verknöcherter Haut besteht, verfügt vorne und hinten über Öffnungen für Kopf, Hals, Schwanz und Beine. Anhand der sogenannten Wachstumsringe, die sich am Panzer befinden, kann man lediglich Wachstumsschübe des Tieres ablesen, sein Alter jedoch nicht.

Was muss ich über Schildkröten wissen?

Dank ihrer lederartigen und wasserundurchlässigen Haut werden die Tiere optimal vor Austrocknung und Verletzungen geschützt. Die Haut besitzt allerdings keine Schweißdrüsen, sodass sie starke Mittagssonne meiden müssen, um nicht zu überhitzen.

Im Maul der Jahrmillionen alten Reptilien befinden sich keine Zähne. Die Ober- und Unterkiefer sind allerdings gut entwickelt und helfen den Schildkröten dabei, pflanzliche Nahrung abzubeißen und Beute zu fangen.

Welche Schildkrötenarten gibt es?

Bei den Schildkröten sind 313 Arten sowie über 200 Unterarten bekannt. Von kleinen Wasserschildkröten, die in Seen und Tümpeln zu Hause sind, bis hin zu riesigen Land- und Meeresschildkröten reicht die Artenvielfalt bei diesen Reptilien, die unsere Erde bereits seit über 220 Millionen Jahren bevölkern.

Heute sind viele Arten trotz ihres hohen Alters, das vor allem größere Schildkröten erreichen können, aus verschiedenen Gründen jedoch vom Aussterben bedroht. Wer eine Schildkröte als Haustier halten möchte, sollte daher genauestens deren Herkunft überprüfen und auf geschützte Exemplare aus der Wildnis verzichten. Zudem ist nicht jede Schildkrötenart für die Haltung als Haustier geeignet.

Ist es sinnvoll, eine Schildkröte als Haustier zu halten?

Tropische Arten sind für Anfänger nicht sinnvoll, da ihre Haltung mit einem großen Aufwand verbunden ist. Schildkröten mit geringeren Ansprüchen – wie die Rückenstreifen-Zierschildkröte, die Moschusschildkröte sowie die Europäische Sumpfschildkröte oder die Griechische Landschildkröte – sind für Laien deutlich besser geeignet.

Vorsicht: Für manche Arten, etwa die Rotwangen-Schmuckschildkröte, bestehen lokale Haltungsverbote. Daher sollten Sie sich unbedingt vor der Anschaffung über die Regelungen in Ihrer Region infomieren.

schildkröte © MeganDesign / stock.adobe.com
Jede Schildkröten-Art hat spezielle Bedürfnisse, die man als Halter kennen muss.

Herkunft: Wo und wie leben Schildkröten in der Natur?

Schildkröten sind auf allen Kontinenten außerhalb der Polargebiete heimisch. Hier leben sie sowohl in tropischen Wäldern, Seen und Sümpfen als auch in Wüsten sowie in Brackwassergebieten und in Meeren. Seen, Tümpel und Flüsse weltweit bieten Lebensräume für Wasserschildkröten, während Landschildkröten auch in sehr trockenen Gebieten leben können.

Wie hält man eine Landschildkröte zu Hause?

Abhängig davon, welchen Lebensraum die Schildkröte in der Natur besiedelt, muss ihr Terrarium bzw. ihr Gehege gestaltet werden.

Landschildkröten mögen zwar recht klein und langsam sein, dennoch unternehmen sie gern Erkundungstouren und benötigen dafür entsprechend viel Platz. Eine reine Terrariumhaltung ist daher nicht artgerecht. Vielmehr benötigen die Tiere ein abwechslungsreich gestaltetes Gehege, in dem sie klettern, graben und sich wärmen können.

Tipps für die Einrichtung von Terrarium und Gehege

Als Faustregel für die Größe eines Terrariums die Panzerlänge in Zentimetern mal fünf als Länge und Breite für das Terrarium. Je größer die Tiere werden, desto größer muss also auch das Terrarium sein. Bei der Ausstattung eines artgerechten Terrariums sind folgende vier Punkte zu beachten:

  • Boden: Den Boden des Terrariums sollten Sie mit einem Substrat ausstatten, das nicht staubt, denn andernfalls könnten die Atemwege gereizt werden. Feiner Kies, Flusssand oder Rindenmulch eignen sich sehr gut und können durch etwas Laub oder Heu ergänzt werden. Hier graben sich einige Arten gern ein.
  • „Badewanne“: Schildkröten lieben Bademöglichkeiten und nutzen diese auch als Trinkstelle. Daher sollte das Wasser hier einfach zu wechseln sein. Eine Schale reicht bei kleineren Schildkröten meist schon aus.
  • Versteckmöglichkeit: In ihrer natürlichen Umwelt suchen Schildkröten Unterschlupfe zum Übernachten und Ausruhen auf. Daher sollten solche Stellen im Terrarium auf keinen Fall fehlen und für jedes Tier zur Verfügung stehen.
  • Futterstelle: Schildkröten sind Gewohnheitstiere und fressen am liebsten immer an der gleichen Stelle. Planen Sie daher einen geeigneten Ort, an dem Sie jeden Tag frisches Futter hinlegen.

Haltung als Einzeltier oder als Paar?

In der Natur sind Landschildkröten eher Einzelgänger und benötigen daher nicht unbedingt Gesellschaft. Dennoch können Sie Schildkröten auch paarweise oder in kleinen Gruppen halten. Beachten sollte man dabei allerdings, dass man das Geschlecht der Tiere erst nach einigen Jahren sicher bestimmen und es bei Gruppen mit mehreren männlichen Exemplaren nach der Geschlechtsreife zu Rivalitäten kommen kann. Um dies zu vermeiden, kann man bei der Anschaffung auf bereits erwachsene Tiere zurückgreifen, schließlich werden Schildkröten recht alt. Gruppen aus weiblichen Tieren mit maximal einem männlichen Exemplar sind ideal für ein harmonisches Miteinander der Schildkröten.

Wie hält man Wasserschildkröten zu Hause?

Aufgrund ihrer kleineren Körpergröße sind Wasserschildkröten eher für die reine Terrariumhaltung geeignet. Allerdings sollte dieses entsprechend groß gestaltet werden. In den Sommermonaten können einige Arten auch draußen im Gartenteich gehalten werden und anschließend in der Wohnung überwintern.

Gestaltung des Aquariums

Bei den Rückenstreifen-Zierschildkröten, die nur zehn bis fünfzehn Zentimeter groß werden, genügt bereits ein Aquarium von 80 cm Größe, viele Arten benötigen allerdings größere Aquarien. Der Schildkrötenhändler kann Ihnen dazu genaue Angaben machen.

Um für Abwechslung im Aquarium zu sorgen und Versteck- sowie Sonnenmöglichkeiten zu bieten, sollte ein Aquarium für Wasserschildkröten stets mit (schwimmenden) Inseln, Steinen und/oder Holzstücken sowie ungiftigen Pflanzen ausgestattet werden. Wasserfilter sowie Sprudler sorgen für eine geeignete Wasserqualität, während spezielle Leuchtstoffröhren für eine geeignete Beleuchtung und Erwärmung der Tiere sorgen.

Winterstarre bei Schildkröten: Darauf müssen Sie achten

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Haltung von Landschildkröten ist die Winterstarre. Sie betrifft allerdings nicht alle Arten. Während die Europäischen Landschildkröten im Winter ein Versteck aufsuchen und dort überwintern, erlaubt es das warme Klima in der Heimat der Marokkanischen Landschildkröte, dass die Tiere auch im Winter aktiv sein können.

Europäische Landschildkröten begeben sich dagegen – je nach Wetterlage Ende Oktober oder November – in die Winterstarre, aus der sie erst erwachen, wenn es draußen wieder warm wird. Nur wenn ein Tier krank ist, sollten Halter auf die mehrmonatige Winterstarre verzichten oder sie nach hinten verschieben. Da die Vorbereitungen für die Winterstarre bereits im September beginnen, sollten Sie diese Tiere maximal bis August kaufen.

Ab zum Tierarzt

Drei Monate vor der Winterstarre gilt es, die Schildkröten auf Parasiten und Krankheiten zu untersuchen. Hierbei hilft eine Kotprobe, die einem spezialisierten Tierarzt überreicht wird. Kranke oder schwache Tiere überleben die Winterstarre selten, daher ist diese Untersuchung lebenswichtig und notfalls muss die Überwinterung hinausgezögert werden.

Vorbereitung auf die Überwinterung

Bei der Freilandhaltung muss man keine größeren Vorkehrungen für die Winterstarre treffen. Im Terrarium gilt es dagegen, die Beleuchtungsdauer bereits einen Monat vorher auf ca. vier Stunden täglich zu reduzieren. Gleichzeitig sollten die Temperaturen in der Nacht kühl sein, denn so fressen die Tiere mit der Zeit immer weniger und hören irgendwann komplett damit auf.

Je nach Art sind spezielle Temperaturen und Beleuchtungszeiten einzuhalten, bevor die Schildkröte an einem geeigneten Ort überwintert wird. Während der drei- bis fünfmonatigen Winterstarre sollten die Tiere maximal zweimal gestört und gewogen werden, um sich zu überzeugen, dass alles in Ordnung ist.

Welche Ernährung benötigt die Schildkröte als Haustier?

Landschildkröten sind Vegetarier und auf ihrem Speiseplan stehen verschiedene Wildkräuter, Gemüse und Obst. Unzählige Pflanzen, die im heimischen Garten oder auf der Wiese wachsen, werden gerne von Schildkröten gefressen und Abwechslung ist auch bei ihnen gern gesehen. Zusätzlich kann man den Schildkröten auch etwas Gemüse geben, bei Obst sollte man aufgrund des Fruchtzuckers allerdings sehr sparsam sein und nur ab und zu ein solches Leckerli reichen.

Am liebsten frisch

Schildkröten fressen zwar auch Heu, möchten aber vor allem frisches Futter. Auch im Winter sollten sie daher stets frische Kräuter oder Salate bereitstellen. Aufgrund der hohen Pestizidbelastung vieler Supermarktsalate ist der eigene Anbau dabei empfehlenswert.

Für eine ausreichende Zufuhr von Kalzium sollten Schildkröten zudem Eierschalen, Kalkpulver oder unbehandelten Sepiaschalen bekommen.

Was fressen Wasserschildkröten?

Wasserschildkröten unterscheiden sich in der Ernährung deutlich. Sie werden vor allem mit Lebendfutter oder Frostfutter aus Schnecken, Wasserschnecken, Regenwürmern, Tauwürmern, Heuschrecken, Heimchen und Grillen gefüttert. Auf dem Speiseplan können aber auch ganze Süßwasserfische (z. B. Stinte), Babymäuse oder -ratten, Schaben, Asseln und Muschelfleisch stehen. Zudem wird die Ernährung durch Wasserlinsen, Wasserpest, Hornkraut und Seerosenblätter ergänzt. Sepiaschalen sorgen auch bei den Wasserschildkröten für eine ausreichende Kalkversorgung und einen gesunden Panzer.

Optimale Versorgung mit Kalzium

Beachten Sie dabei jedoch, dass Sie kein Kalzium über das Futter streuen, sondern separat anbieten. Kalzium kann durch das Bestreuen des Futters leicht überdosiert werden und so zu Erkrankungen führen. Generell genügt die Fütterung ganzer Fische, also mit Haut, Gräten und Eingeweiden, bereits zur Vitamin- und Kalkversorgung. Da Schildkröten selbst wissen, wenn sie zusätzlich Kalk benötigen, sollten Sepiaschalen dennoch angeboten werden. Die Tiere bedienen sich dann einfach selbst daran.

Wie lange kann ein Schildkröte leben?

Wer sich eine Schildkröte als Haustier anschaffen möchte, sollte bedenken, dass kleinere Landschildkröten bis zu 70 Jahre, mittelgroße sogar bis zu 120 Jahre alt werden. Wasserschildkröten werden je nach Art nicht ganz so alt, aber auch sie sind sehr langlebige Tiere und nicht nur eine Anschaffung für „ein paar Jahre“.

Wie alt ist die älteste Schildkröte auf der Welt?

Das älteste lebende Schilskröte der Welt ist 191 Jahre alt – eine Seychellen-Riesenschildkröte namens Jonathan.

Anschaffung: Wo kann man eine Schildkröte als Haustier kaufen?

Um ausschließlich Schildkröten aus heimischer Nachtzucht zu kaufen und somit die Wildbestände zu schonen, sollten Sie Ihre Schildkröte ausschließlich bei einem seriösen Schildkröten-Züchter oder in einer Auffangstation erwerben. Hier kann man sich gleichzeitig bei der Pflege beraten lassen und sich ganz genau anschauen, wie die Tiere am besten gehalten werden. Zudem stehen Ihnen die Züchter auch nachträglich bei Fragen und Problemen zur Seite.

Schildköten aus dem Tierheim adoptieren

Da die Tiere sehr alt werden, spricht nichts dagegen, eine ältere Schildkröte als Haustier aufzunehmen. Dies hat sogar bestimmte Vorteile, denn jetzt ist das Geschlecht bekannt und man kann das Verhalten der Tiere besser einschätzen. Adulte Tiere aus dem Tierheim sind daher eine gute Möglichkeit, wenn man nach einer Schildkröte sucht oder mehrere Tiere halten möchte.

Bei der Planung, sich eine Schildkröte anzuschaffen, sollte man zudem bedenken, dass einige Arten in der kalten Jahreszeit in eine Winterstarre fallen. Daher sollte die Anschaffung dieser Tiere bestenfalls im Frühling und spätestens bis August erfolgen.

Wie viel kostet eine Schildkröte als Haustier?

Der Preis für eine Schildkröte bei einem Schildkröten-Züchter variiert je nach Art der Schildkröte und kann zwischen 60 und 200 Euro liegen. Dazu kommen laufende Kosten wie Futter, Tierarztbesuche sowie Materialien für das Terrarium.

Fazit: Wohlüberlegte Anschaffung

Wer eine oder mehrere Schildkröten halten möchte, sollte sich zunächst darüber klar werden, welche Art es sein soll. Denn jede Schildkröten-Art hat unterschiedliche Bedürfnisse, die man als Halter erfüllen muss. Bevor die Schildkröte einziehen kann, müssen Sie sich also ausführlich über deren Haltungsbedingungen informieren. Zudem sind einige Arten meldepflichtig, das heißt sie müssen bei den örtlichen Behörden angemeldet werden.

Steckbrief zur Schildkröte

Wissenschaftlicher Name:Testudinata
Arten:360 Arten mit über 200 Unterarten
Beliebte Arten in der Heimtierhaltung:Griechische Landschildkröte, Europäische Sumpfschildkröte u. a.
Körperlänge:bis zu 30 cm (Griechische Landschildkröte)
Gewicht:bis zu 3 kg (Griechische Landschildkröte)
Haltungsansprüche:auf die Art abgestimmtes Terrarium und Gehege
Pflegeaufwand:je nach Art mittel bis hoch
Ernährung:pflanzlich (Landschildkröten), Lebend- oder Frostfutter (Wasserschildkröten)
Besonderheiten:wechselwarme, eierlegende Kriechtiere; einige Arten verfallen in Winterstarre
Lebenserwartung:bis zu 70 Jahre (kleinere Arten), bis zu 120 Jahre (mittelgroße Arten)
Typische Krankheiten:Deformierung des Panzers, Gicht, Magersucht, Leber- und Nierenschäden
Preis:ca. 80 bis 200 €, ggf. auch mehr
Schutzstatus:einige Arten unterliegen Handels- und Haltungsverboten
Haltungsform:je nach Art als Einzeltier, paarweise oder in Gruppen
Vorkommen:weltweit, außer Polarregionen

Quellen:


Natalie Decker
Profilbild Natalie Decker (mit Pferd)

„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“, hat Loriot einmal gesagt. Dem würde ich uneingeschränkt zustimmen und ergänzen: „Ein Leben ohne Pferd, Katze und Kaninchen ebenfalls!“ Mein Herz schlägt für alle großen und kleinen Tiere und ich habe das große Glück, als freie Autorin über meine Leidenschaft schreiben zu dürfen. Mit meinen Artikeln möchte ich für den Tierschutz sensibilisieren und Tierfreund/innen nützliche Tipps geben.


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