Warmblut

Ein Hannoveraner Warmblut auf der Weide

Ausgeglichen und vielseitig – Warmblüter begeistern Pferdeliebhaber auf der ganzen Welt.

Bekannt als „Deutsche Reitpferde“ sind Rassen vom Typ Warmblut ein Exportschlager und weltweit im Turnier- und Freizeitbereich beliebt. Sie vereinen das Beste aus zwei Welten: Denn ein Warmblut trägt viele Eigenschaften des Voll- und Kaltbluts in sich. Welche Vorzüge die ausgeglichenen Tiere außerdem haben, erfahren Sie in unserem Porträt.

Aussehen des Warmbluts: Die goldene Mitte

Liebhaber wissen: Man teilt die verschiedenen Pferderassen in unterschiedliche Kategorien ein. Das Warmblut ist eine davon. Ob ein Pferd zu den Kalt-, Voll- oder Warmblütern zählt, hängt also nicht von seiner Blut- oder Körpertemperatur ab. Während ein Kaltblut groß und kräftig ist, sind Pferde vom Typ Vollblut sehr schlank und erreichen auf der Galoppbahn hohe Geschwindigkeiten.

Das Warmblut dagegen vereint verschiedene Merkmale von Voll- und Kaltblütern und trifft damit in vielen Punkten die goldene Mitte: Obwohl es schneller ist als ein Kaltblut, ist es Vollblutrennpferden gerade auf langen Strecken unterlegen. Außerdem ist es etwas schwerer als das Vollblut und ähnlich muskulös, dabei aber nicht so massig und stark wie das Kaltblut.

Sein Exterieur ist harmonisch und elegant. Auch die Warmblut-Größe bewegt sich in einem guten Mittelmaß: Das typische Stockmaß von Warmblutpferden liegt bei 150 bis 180 Zentimetern.

Charakteristisch für das Warmblut ist sein gerader und markanter Kopf mit dichter, langer Mähne. Ähnlich wie beim anmutigen Vollblut verleiht ein hoch angesetzter Schweif dem Warmblut ein stolzes Aussehen. Bei der Fellfarbe der Warmblüter sind nahezu alle Varianten vom Fuchs bis zum Schimmel zu finden. Einige Warmblutrassen haben auch scheckige Vertreter.

Bekannte Warmblutrassen sind die Hannoveraner, Holsteiner, Westfalen oder Trakehner. Ihre Namen sind oft ein Anhaltspunkt dafür, wo die Rasse vorwiegend gezüchtet wird.

Ein weißer Andalusier galoppiert © Alexandra Hollstein / stock.adobe.com
Ob Rappe, Schimmel (wie der Andalusier im Bild), Fuchs oder Brauner: Warmblutpferderassen kommen in unterschiedlichen Fellfarben vor.

Charakter: Warmherzige Begleiter

Warmblüter sind sozusagen die „Schoßhunde“ unter den Pferden: Ihr freundliches Wesen und ihre Anhänglichkeit machen sie zu idealen Gefährten für Pferdeliebhaber und alle, die es werden wollen.

Denn auch in ihrem Charakter vereinen die warmblütigen Pferde viele Vorzüge von Kaltblut und Vollblut. Beispielsweise hat ein Warmblut eine Prise mehr Temperament als ein Kaltblut. Dennoch ist es ausgeglichener als ein Vollblut.

Dank ihrer zugänglichen und angenehmen Art lassen sich Warmblüter durch den Menschen gern ausbilden. Sie arbeiten bereitwillig mit ihm zusammen, sind gelehrig und intelligent – eben fast wie ein Hund, dem es Spaß macht, neue Kunststücke zu erlernen.

Eignung: Ideale Freizeit- und Turnierpferde

Da das Warmblut schnell lernt und einen großen Ehrgeiz an den Tag legt, hat es zahlreiche Talente. Zu den Disziplinen, in denen das Tier punktet, gehören Vielseitigkeit, Dressur, Fahrsport oder Springreiten. Doch auch als Freizeit-, Familien- oder sogar als Therapiepferd ist das Warmblut bei Pferdefreunden beliebt.

Die einzelnen Warmblutrassen haben dabei unterschiedliche Stärken. So ist ein polnisches Warmblut besonders für die Vielseitigkeit und das Springen geeignet. Ein bayerisches Warmblut gilt als flexibler Allrounder und ideales Familienpferd. Der Andalusier wiederum ist vor allem für Anfänger ein guter Begleiter. Sportlich reicht jedoch kaum eine Warmblutrasse an die Erfolge des Hannoveraners heran. Letztere gewinnen regelmäßig olympische Goldmedaillen.

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Ein Hannoveraner auf einer Wiese © ScullyPictures / stock.adobe.com
Das Warmblut, wie dieser Hannoveraner, ist sportlich und hat den deutschen Reitern bei den Olympischen Spielen schon oft einen Goldregen beschert.

Besonderheit schweres Warmblut

Unter den zahlreichen Warmblutrassen gibt es noch drei, die sich besonders abheben. Sie heißen:

  • Alt-Württemberger,
  • Alt-Oldenburger und
  • Sächsisch-Thüringisches Schweres Warmblut.

Diese Warmblutrassen zeichnen sich durch ihren besonders kräftigen Körperbau aus. Ihre Zucht für den Einsatz als Kutsch- oder Pflugpferde hat eine lange Tradition. Nachdem das schwere Warmblut Mitte des 20. Jahrhunderts beinahe ausgestorben war, konnten passionierte Züchter die Rassen bis heute erhalten.

Haltung: Unkompliziert und gesellig

Viel Bewegung sorgt dafür, dass ein sportliches Warmblut sich wohl fühlt. Daneben braucht es natürlich den sozialen Kontakt zu anderen Pferden.

Beides können Sie Ihrem Pferd zum Beispiel in einem Offenstall bieten. Da das Warmblut weniger anfällig für Krankheiten ist als andere Pferderassen, ist es in dieser Art von Stall in der Regel bestens aufgehoben.

Weil es so ein anhängliches Pferd ist, freut es sich auch über Ihre Aufmerksamkeit und viel Beschäftigung, damit keine Langeweile aufkommt.

Ernährung: Regelmäßig, aber in Maßen

Das Warmblut zählt zu den leichtfuttrigen Pferderassen. Die meisten seiner Vertreter benötigen neben dem wichtigen und rohfaserreichen Raufutter deshalb kein zusätzliches Kraftfutter. Heu und Stroh sollten die Basis der Ernährung bilden und ausreichend zur Verfügung stehen, etwa in einem Heunetz. Die Futterbasis sollte durch Mineralstoffe und Vitamine ergänzt werden.

Achten Sie aber darauf, das Warmblut nicht zu überfüttern, da es Futter gut verwertet und sonst zu Übergewicht neigt. Ein schweres Warmblut braucht bei hoher Belastung einen entsprechend angepassten Ernährungsplan. Gleiches gilt, wenn Ihr Warmblut als Sportpferd beispielsweise im Springen eingesetzt werden soll.

Gesundheit: So robust wie der Charakter

Die Zucht von Warmblutpferderassen ist sehr flexibel, da viele ein offenes Stutbuch haben. Aus diesem Grund sind viele Warmblutpferde so robust und belastbar. Sowohl körperlich als auch psychisch können sie vieles wegstecken. Trotzdem brauchen sie natürlich genauso viel Pflege und Aufmerksamkeit wie alle anderen Pferderassen.

Lebenserwartung Warmblut

Bei liebevollem Umgang und ausgewogener Ernährung kann Ihr Warmblut etwa 20 Jahre alt werden. In Ausnahmefällen können manche Tiere sogar ihren 25. Geburtstag feiern.

Übrigens: Ganz selten gibt es Warmblut-Senioren, die mehr als 30 Jahre alt werden. So zum Beispiel das Hessische Warmblut-Stute Alicante, die sogar stolze 34 Jahre alt ist.

Kauf: Große Auswahl und Preisvielfalt

Lassen der ausgeglichene Charakter und die sportlichen Fähigkeiten des Warmbluts Ihr Herz höher schlagen? Wenn Sie ein Warmblut kaufen möchten, haben Sie einen entscheidenden Vorteil: Es gibt etwa 100 Rassen in verschiedenen Preisklassen. Mit etwas Recherche finden Sie garantiert ein Warmblut, das zu Ihren Vorstellungen passt.

Auch beim Preis ist die Spanne groß. Die Preise für junge Warmblutpferde liegen in der Regel im unteren vierstelligen Bereich, bereits ausgebildete Pferde mit guter Abstammung sind dagegen deutlich teurer. Ein Warmblutpferd können Sie direkt beim Züchter oder aus privater Hand kaufen, auch auf Züchterbörsen und Auktionen werden Sie fündig.

Wie bei allen Pferden gilt: Informieren Sie sich umfassend, überlegen Sie genau, wie Sie Ihr Pferd nutzen möchten und nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um Ihren zukünftigen Begleiter besser kennenzulernen.

Vollblut oder Warmblut?

Wer auf der Suche nach einem sportlichen Pferd ist, stellt sich oft die Frage, ob ein Vollblut oder Warmblut wohl besser geeignet ist. Es kommt auch bei dieser Entscheidung vor allem darauf an, wie Sie Ihr Pferd nutzen möchten.

Das Vollblut ist zwar das bessere Rennpferd, dafür ist es in der Haltung und auch charakterlich anspruchsvoller als ein Warmblut. Anfänger sind mit dem Warmblut oft besser bedient, da es ausgeglichener ist und auch als Freizeitpferd gute Dienste leistet.

Herkunft: Flexible Zucht mit dem Stutbuch

Bereits im 18. Jahrhundert züchteten europäische Bauern Pferde als Helfer in der Landwirtschaft. Die Hannoveraner-Zucht geht sogar zurück auf das 16. Jahrhundert. Zunächst war vor allem das schwere Warmblut mit Kaltblut-Einschlag verbreitet. Durch die Kreuzung mit arabischen Pferden wurde es im 19. Jahrhundert zunehmend wendiger und eleganter und auch für das Militär immer interessanter.

Bis heute ist die Warmblutzucht flexibler als beispielsweise die Zucht von Vollblutrassen. Es dürfen auch andere Pferderassen eingekreuzt werden. Deshalb gibt es in der Warmblutzucht ein sogenanntes offenes Stutbuch – darin dürfen Pferde selbst dann eingetragen werden, wenn ihre Eltern noch nicht im Stutbuch registriert sind.

Fazit: Warmblut – Allrounder für Anfänger und Pferdeprofis

Mit seiner großen Rassenvielfalt und seinem zugänglichen Charakter hat das Warmblut weltweit viele Anhänger gefunden. Für verschiedene Sportarten von der Dressur bis zum Fahrsport ist das Pferd genauso gut geeignet wie als Anfänger- und Freizeitpferd.

Zwar müssen Pferdeliebhaber auch für das Warmblut viel Zeit haben und bereit sein, in eine artgerechte Haltung zu investieren – die Pferde danken es Ihnen jedoch mit ihrer unwiderstehlichen Art und ihrer großen Zuneigung.

Quellen:

Hannoveraner Verband

Landesverband Bayerischer Pferdezüchter

Deutsche Reiterliche Vereinigung

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