Islandpferd (Isländer, Islandpony)

Zwei Islandpferd-Hengst im Freien

Isländer sind stämmige und kraftvolle Pferde mit ausgeglichenem Charakter – und lässigen Frisuren.

Unerschrocken, mutig und trittsicher: Über diese Eigenschaften verfügen die Pferde der Wikinger bis heute. Denn das Islandpferd ist eine der reinsten und ursprünglichsten Pferderassen der Welt. Ihr natürliches Talent für die Gangarten Tölt und Pass macht sie außerdem zu ganz besonderen Reitpferden.

Die ausdrucksstarken Pferde mit der üppigen Zottelmähne sind der ganze Stolz Islands – dem Heimatland der gleichnamigen Rasse. Das Islandpferd (Equus islandicus) ist auch als Isländer oder Islandpony bekannt.

Aussehen: Die mit der Wuschel-Mähne

Islandpferde sind überaus ausdrucksstarke und kraftvolle Pferde, die über einen stämmigen Körperbau verfügen. Dabei bringen sie zwischen 300 und 500 Kilogramm auf die Waage. Die lange, meist wuschelige und üppige Mähne sowie der Schweif sind ein typisches Merkmal dieser ursprünglichen Rasse.

Zum Exterieur gehört außerdem das dichte, wetterfeste Fell der Isländer. Es kommt in nahezu allen Farbvarianten vor – ausgenommen von Tigerschecken.

So finden sich die drei Grundfarben Schwarz, Fuchsfarben und Braun bei den Islandpferden in einer Vielzahl an Abstufungen und Farbnuancen wieder. Die Farbe des Pferdes spiegele zugleich seine Persönlichkeit wider, ist das isländische Volk überzeugt.

Ist das Islandpferd ein Pony?

Der Isländer ist ein Pferd in Ponygröße. Denn genau genommen fallen die meisten Isländer mit einem Stockmaß von 1,25 bis 1,50 Metern unter das offizielle Ponymaß von 1,48 Meter.

Weil es auf Island aber nur diese eine Rasse gibt, hat sich der Name Islandpferd allgemein durchgesetzt. In Island heißen Pferde auch einfach nur „hestar“ – die Bezeichnung Pony gibt es dort gar nicht.

Charakter und Eignung: In der Ruhe liegt die Kraft

Island ist eine Insel aus Feuer und Eis. Vulkane, Geysire und Thermalquellen prägen die einzigartige Naturlandschaft genauso wie riesige Gletscher, tiefe Schluchten und massive Berge. Das Wesen des Islandpferds ist ebenso temperamentvoll und vielseitig wie die Natur, in der sie heute noch Teile des Jahres frei wie ein Wildpferd leben.

Natürlich sind die Isländer Herdentiere. Auf Island werden sie immer in großen Verbänden gehalten. Dementsprechend entwickeln sie sich zu selbstbewussten Pferden mit einem ausgeprägten Sozialverhalten.

Eine Herde von Islandponys auf Island © aussieanouk / stock.adobe.com
Schwarz ist eine der Grundfarben von Islandponys, neben Fuchsfarbe und Braun.

Mehr als nur ein Trekkingpferd

Das Interieur des Islandpferds zeichnet sich vor allem durch Ausdauer und Kühnheit aus. Selbst im unwegsamen Gelände verlieren sie nicht ihr Selbstvertrauen und die innere Ruhe. Aus diesem Grund werden sie heutzutage als stets verlässliche Trekkingpferde eingesetzt.

Darüber hinaus gelten die Ponys als freundlich, aufgeschlossenen, unkompliziert und überaus ausgeglichen. Das macht die Isländer zu guten Reitpferden.

Tölt und Pass: Vierter und fünfter Gang des Islandpferds

Isländer zählen – als eine der wenigen Pferderassen – zu den Fünfgängern. Neben den bekannten Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp beherrschen sie auch den Tölt sowie den Passgang. Einschränkend muss man allerdings festhalten, dass nicht jedes Islandpferd die Veranlagung zu allen fünf Gangarten hat.

Was ist der Tölt?

Tölt ist eine Viertakt-Gangart, bei der es keine Sprungphase gibt, also immer mindestens ein Bein des Pferdes auf dem Boden bleibt. Dadurch sitzt der Reiter auch im unwegsamen Gelände sehr bequem und angenehm im Sattel.

Tölt kann je nach Pferd sehr langsam bis sehr schnell geritten werden. Auch einige andere Pferderassen wie Pasopferde oder American Saddle Breds gehen im fast erschütterungsfreien Tölt.

Was ist Rennpass?

Der König unter den Gangarten ist der Passgang. Hierbei fußen immer die gleichseitigen Beinpaare abwechselnd auf.

Beim Rennpass handelt es sich zudem um eine Gangart mit Flugphase, die meist sehr schnell mit bis zu 45 Kilometer pro Stunde und nur auf kurzen Strecken von 100 bis 250 Metern geritten wird. Für Laien sieht es dann so aus, als würde das Islandpferd mit seinen Hufen kaum den Boden berühren.

Haltung: Das Islandpferd braucht keinen warmen Stall

Islandpferde leben in ihrer Heimat vollkommen frei unter härtesten Witterungsbedingungen, die mit unseren Wetterverhältnissen in Deutschland nicht zu vergleichen sind. Trotzdem oder gerade weil die Islandpferde keine Stallhaltung kennen, sind sie so robust und widerstandsfähig.

Um Ihrem Islandpferd eine möglichst artgerechte Haltung zu ermöglichen, sollte es daher überwiegend im Freien stehen. Ein großer Offenstall kann im Winter dann das Mittel der Wahl sein, um den Tieren den nötigen Schutz vor schlechter Witterung zu bieten. Die reine Boxenhaltung ist also nicht artgerecht. Sie sollten sie nur im Krankheitsfall in Erwägung ziehen.

Wie alle Pferde sind Isländer Herdentiere, die soziale Kontakte für ihre positive Entwicklung brauchen. Fehlen diese Kontakte, können schwere Verhaltensauffälligkeiten auftreten. So sollten Fohlen und Jungpferde auch niemals ohne die Gesellschaft von Artgenossen aufgezogen werden.

Islandpferde reiten durch Gletschersee auf Island © aussieanouk / stock.adobe.com
Islandpferde leben meist völlig frei auf Island und trotzen dem harschen Wetter. Nicht zuletzt deshalb sind sie so robust.

Pflegehinweise für das Islandpferd

Auch wenn die Isländer überwiegend sehr ursprünglich gehalten werden, sollte die Körperpflege zur Erhaltung der Gesundheit natürlich nicht außer Acht gelassen werden. Bei richtiger Pflege und Haltung beträgt die Lebenserwartung des Islandponys 25 bis 40 Jahre.

Folgende Pflegemaßnahmen sollten Sie in regelmäßigen Abständen durchführen:

  • Gesundheitskontrolle der Zähne, Hufe und Haut
  • Pflege der Hufe
  • zwei Wurmkuren im Jahr: eine im Juni und eine im Herbst
  • Einkürzen des Schweifes, wenn die Länge das Pferd behindert
  • Striegeln vor dem Aufsatteln, um Satteldruck und Scheuerstellen zu verhindern

Gut zu wissen: Da die Isländer erst mit etwa sieben Jahren ausgewachsen sind, dürfen sie erst zwischen dem vierten und fünften Lebensjahr eingeritten werden. Oftmals können die robusten Pferde aber bis ins hohe Alter geritten werden.

Artgerechte Ernährung für das Islandpferd

Isländer, die auf der Weide gehalten werden, bedienen sich an dem dort wachsenden Nahrungsangebot. Natürlich ist Wiese nicht gleich Wiese.

Die Weiden auf Island sind karg und enthalten Moose, Flechten und Kräuter, die die Pferde mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen versorgen.

Unser Weideland besteht hingegen überwiegend aus Gras und ist viel proteinreicher. Das macht die Isländer anfällig für Sommerekzeme und Hufrehe.

Achten Sie daher darauf, dass der Bedarf an Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen Ihres Pferdes gedeckt ist und geben Sie bei Bedarf entsprechende Ergänzungsmittel. Raufutter in Form von hochwertigem Heu sowie frisches, sauberes Wasser, sollte Ihrem Isländer immer ausreichend zur Verfügung stehen.

Pferdeleckerlis sollten Sie nur in Maßen und vor allem als Belohnung nach dem Training oder der Ausbildung geben.

Herkunft: Die Pferde der Wikinger

Mit den ersten Siedlern, den Wikingern und Kelten, kamen etwa im Jahr 900 nach Christus auch die ersten Pferde nach Island. Diese Pferde waren zugleich der Ursprung der heutigen Islandpferde, die seit über 1.000 Jahren reinrassig gezüchtet werden.

Das soll auch so bleiben – schließlich ist das Islandpferd heute eine der reinsten Pferderassen weltweit. Aus diesem Grund darf sich nur ein Pferd, das ausschließlich über reinrassige Vorfahren verfügt und deren Ursprünge sich lückenlos bis nach Island zurückverfolgen lassen, Islandpferd nennen. Als solches wird es nach erfolgreicher Überprüfung dann auch eingetragen.

Islandpferd: Frei von vielen Pferdekrankheiten

Aufgrund der geographischen Isolation gibt es auf Island nur wenige Pferdekrankheiten. Um Ansteckungen zu verhindern und die Tiere zu schützen, herrschen daher strenge Auflagen und es dürfen keine Pferde auf die Insel importiert werden.

Damit nicht genug: Kein Islandpferd, das jemals die Insel verlässt, darf in seine Heimat zurückkehren.

Beliebte Zuchttiere in Deutschland

Weltweit soll es heute an die 300.000 Islandpferde geben. Der größte Teil von ihnen, etwa 78.000 Tiere, leben auf Island. Mittlerweile gibt es aber auch in Deutschland an die 65.000 Islandpferde, die hier artgerecht und zum Erhalt der rassetypischen Eigenschaften in Exterieur, Interieur und Gangverteilung gezüchtet werden.

Hätten Sie es gewusst? Jeder Isländer bekommt aus Tradition einen isländischen Namen in Kombination mit dem Hof- oder Gestütsnamen. Verbunden wird der Name durch das Wort „frà“, was so viel bedeutet wie „von“ oder „vom“.

Fazit

Isländer besitzen die Größe eines Ponys, aber sind kraftvoll wie ein Pferd. Daher werden sie nicht nur von Kindern, sondern auch von Erwachsenen geritten. Vielleicht am beeindruckendsten ist der ruhige und freundliche Charakter der schönen und ursprünglichen Pferde.

Die ausdauernden und robusten Isländer sind darüber hinaus sehr vielseitig. Sie gelten als hervorragende Trekkingpferde und beeindrucken auch im Reitsport. Denn als Gangpferd beherrschen die Islandpferde neben Schritt, Trab und Galopp noch die Gangarten Tölt und Pass.

Quellen:

www.horsesoficeland.is/de

www.mein-islandpferd.de

www.ipzv.de

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