Aegidienberger

Verfasst von Jana Schubert
Aegidienberger

Der Aegidienberger ist eine Kreuzung aus Islandpferd und Paso Peruano.

Der Aegidienberger ist eine recht junge Gangpferde-Rasse aus Nordrhein-Westfalen. Erstmals gezüchtet wurde diese Kreuzung aus Isländer und Paso Peruano in den 1980er Jahren. Die faszinierenden „Pferde aus zwei Welten“ haben viele Fans. Zu Recht?

Aussehen des Aegidienbergers: Das Beste aus zwei Welten

Der Aegidienberger kann seine Wurzeln nicht leugnen: Optisch erinnert er sehr stark an einen Isländer, wobei er mit 140 bis 155 Zentimetern Stockmaß etwas größer ist als dieser.

Die Pferderasse weist ein elegantes und zugleich kompaktes Exterieur mit solidem Fundament auf. Die Zucht strebt attraktive, eindrucksvolle Pferde mit guter Aufrichtung an – weder gedrungen noch filigran.

Kräftig, aber elegant

Der Aegidienberger hat einen verhältnismäßig großen Kopf mit großen Nüstern, ausdrucksstarken Augen und mittelgroßen, haarigen Ohren. Der Kopf geht in einen mittellangen Hals über, der hochangesetzt und aufgerichtet wirkt.

Der kräftige, kurze Rücken passt harmonisch zur kompakten Erscheinung des Pferdes und geht in eine lange Kruppe über. Sowohl Rücken als auch Kruppe machen dabei einen kräftigen, muskulösen Eindruck. Der Aegidienberger steht auf starken Beinen mit stabilen Gelenken.

Starker Behang

Bei der Entwicklung der Rasse hatten die Züchter auch die zunehmend wärmeren Sommer in unseren Breiten im Blick. Der Aegidienberger verfügt zwar über ein dichtes Fell, allerdings ist dieses etwas luftiger als das des durchschnittlichen Isländers. Schweif und Mähne jedoch sind dicht und lang.

Bei den Fellfarben findet sich eine große Vielfalt: Grundsätzlich kann der Aegidienberger in allen Farben vom Rappen bis zum Schimmel vorkommen. Auch alle Abzeichen sind erlaubt.

Aegidienberger © kathomenden / stock.adobe.com
Man sieht dem Aegidienberger seine Islandpferd-Wurzeln deutlich an.

Wesen: Aufmerksam und trittsicher

Der Aegidienberger ist ein intelligentes, mutiges und waches Pferd. Seine physisch wie psychisch stabile Konstitution macht ihn zu einem verlässlichen Partner und lässt ihn ein hohes Maß an Lernwilligkeit entwickeln.

Der ideale Rassevertreter verfügt über ein munteres, aber immer gut zu lenkendes Temperament und einen gewissen Esprit. Mit sicherem Tritt überwinden die Pferde auch unwegsamen Boden.

Unkomplizierte und menschenbezogene Pferde

Isländer sind oft sehr eigenwillig. Dies gleichen die Paso-Peruano-Anteile im Aegidienberger ein Stück weit aus.

Geblieben ist jedoch der unkomplizierte, freundliche Charakter: Aegidienberger sind gehwillig, kinderlieb und menschenbezogen. Sie werden eher selten nervöse Neurosen entwickeln, sind mit wenig zufrieden und sehr anpassungsfähig bei der Haltung.

Eignung: Gang- und Freizeitpferd für Anspruchsvolle

Sie sind zu groß oder zu schwer für ein Island-Pferd, wollen aber Tölten? Sie suchen ein Pferd mit geerdetem Charakter, aber einer eleganten Ausstrahlung? Dann liegen Sie beim leichtrittigen Aegidienberger richtig.

Die Rasse eignet sich für jegliche Art von Freizeitreiterei in Gelände und im Dressur-Viereck. Und auch im anspruchsvollen Sportbereich verzeichnet der Aegidienberger Erfolge.

Tölt beim Aegidienberger: Die magische vierte Gangart

Was die Rasse besonders auszeichnet, ist ihr Gangpotenzial. Aegidienberger sind Naturtölter. Das bedeutet, sie besitzen bereits ab der Geburt einen vierten Gang neben den Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp.

Der Tölt ist ein raumgreifender Viertakt-Gang, ähnlich einem gelaufenen Schritt. Die Hufe wirbeln dabei sehr effektvoll auf und ab. Da es keine Phase gibt, in der kein Huf den Boden berührt, fühlt sich das Tölten an wie Schweben – der Reiter sitzt nahezu erschütterungsfrei auf dem Pferderücken.

Das Reiten von Gangpferden ist eine Kunst für sich und bedarf einer besonderen reiterlichen Ausbildung.

Gut zu wissen: Manche Aegidienberger können auch den rasanten Rennpass laufen. Dieser fünfte Gang steht aber bei der Rasse nicht im Fokus.

Haltung des Aegidienbergers: Perfekt für den Offenstall

Der Aegidienberger ist eine genügsame Pferderasse. Sein Paso-Peruano-Blut hilft ihm, sich an das Klima in unseren Breiten anzupassen, sodass er gut mit Wärme zurechtkommt. Die Isländer-Gene und das dicke Fell schützen ihn zudem vor Kälte und Feuchtigkeit.

So halten Sie den Aegidienberger richtig

Die optimale Haltungsart wie für die meisten Pferde ist auch für diese Rasse ein Offenstall oder ein Aktivstall. Hier gibt es frische Luft, Bewegung und Kontakt zu Artgenossen.

Wie immer bei einer Offenstallhaltung sollten Sie auf trockenen Boden und eine ausreichend große Unterstellmöglichkeit geachtet.

Gesundheit & Pflege: Robust mit hoher Lebenserwartung

Der Aegidienberger ist mit einer robusten Gesundheit gesegnet. Rassetypische Krankheiten sind kaum bekannt. Wie jedes Pferd braucht er ein Grundmaß an Pflege, wobei speziell die lange Mähne und der Schweif regelmäßiges Bürsten benötigen.

Das Fell der Pferde ist weniger dicht als das des Isländers und braucht im Vergleich nicht ganz so viel Aufmerksamkeit. Dennoch freuen sich die Tiere, wenn Sie sie im Fellwechsel im Frühjahr mit besonders ausgiebigen Bürsten unterstützen.

Selbstverständlich sollten die Hufe regelmäßig von einem Hufschmied gepflegt werden und bei Bedarf in Abhängigkeit von der Beanspruchung auch beschlagen werden.

Sind Aegidienberger anfällig für Sommerekzem?

Kaum wird er wärmer, fängt der quälende Juckreiz an: Viele Islandpferde reagieren sensibel auf den Biss der Kriebelmücke und fangen an, sich an Mähne, Schweif und Kopf zu schubbern.

Auch der Aegidienberger hat Islandblut in sich und das Thema Sommerekzem steht damit im Raum. Jedoch ist beim Aegidienberger die Veranlagung zum Sommerekzem deutlich abgeschwächt vorhanden. In der Regel bleibt er daher von diesem lästigen Gesundheitsproblem verschont.

Wie alt wird der Aegidienberger?

Aegidienberger können recht alt werden und erreichen um die dreißig Jahre.

Ernährung: Was frisst ein Aegidienberger?

Beide eingekreuzte Rassen sind hinsichtlich ihrer Ernährung eher genügsam. Der Aegidienberger ist daher ein Pferd, das mit energiearmem Futter gut auskommt. Eine Grundversorgung mit Heu und Stroh sowie Mineralfutter reicht in den meisten Fällen aus.

In den Sommermonaten dürfen die Tiere gern auf die nicht zu fette Weide. Bei starker Belastung kann eine Beifütterung mit Kraftfutter nötig werden.

Machen Sie den Futterplan immer vom individuellen Ernährungs- und Trainingszustandes Ihres Aegidienbergers abhängig.

Zucht & Ursprung der Aegidienberger

„Was ist das denn für ein außergewöhnlicher Isländer?“, wundert sich so mancher Gangpferde-Freund, wenn ein Aegidienberger vor ihm steht.

Tatsächlich sieht die Rasse einem Islandpferd ähnlich, trägt aber unverkennbar die Einflüsse des Paso Peruano hinsichtlich Größe und Eleganz in sich.

Wie kam es zu der ungewöhnlichen Mischung?

Der Aegidienberger stammt aus Deutschland, genauer gesagt aus Nordrhein-Westfalen. Auf dem Gestüt Aegidienberg nahe Köln züchtete Walter Feldmann 1981 den ersten Isländer-Paso-Peruano-Mix.

Er schuf dabei ein Pferd, dass die besten Eigenschaften des Island-Pferdes (einwandfreier Charakter, Robustheit und Stärke) mit den Vorteilen der Paso Peruanos (Wärmeresistenz, adelige, große Erscheinung) verbindet.

Beide Ursprungsrassen zählen zudem zu den Gangpferden, was dem Aegidienberger neben den drei Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp auch einen sehr ausdrucksstarken Tölt verleiht.

Das Zuchtschema der Aegidienberger

Die Aegidienberger-Zucht verwendet das in der Landwirtschaft verbreitete Fünf-Achtel-Schema:

  • Kreuzt man einen Paso Peruano mit einem Islandpferd, entsteht ein Pferd der F1-Generation.
  • Diese wird wiederum mit einem reinrassigen Isländer gekreuzt, sodass man in der R1-Generation 25 Prozent Paso Peruano und 75 Prozent Isländer erhält.
  • Erst in der dritten Generation entsteht der nach Zuchtziel angestrebte Aegidienberger aus einem Pferd der R1- und der F1-Generation – mit drei Achtel Paso- und fünf Achtel Islandpferd-Anteilen.

Funfact: Ursprünglich wollte Feldmann Friesen und Isländer kreuzen. Der Plan scheiterte aber an den Züchtern der friesischen Hengste, die sich querstellten.

Wo kann ich einen Aegidienberger kaufen?

In Deutschland sitzen Sie an der Quelle – schließlich stammt die Rasse von hier. In Mittel- und Norddeutschland gibt es daher einige Züchter, die sich auf diese Pferde spezialisiert haben.

Was kostet ein Aegidienberger?

Achten Sie beim Pferdekauf darauf, welche Gangarten bei dem jeweiligen Tier veranlagt sind, da dies durchaus variieren kann. Davon abhängig und je nach Ausbildungsstand und Abstammung rechnen Sie mit 2.000 bis 7.000 Euro Anschaffungskosten.

Fazit zum Aegidienberger

Der Aegidienberger ist ein robustes und attraktives Sport- und Freizeitpferd, das viel Spaß macht. Die pflegeleichten Pferde begeistern mit ihrem unkomplizierten Umgang und ihrem einzigartigen Charakter. Aufgrund ihrer Tölt-Fähigkeiten sind sie perfekt für Liebhaber des Gangpferdereitens.

Steckbrief zum Aegidienberger

Besonderheiten: Der Aegidienberger ist ein robustes Sport- und Freizeitpferd, das aus der Kreuzung aus Isländer und Paso Peruano entstanden ist.
Charakter: stabil, munter, menschenbezogen
Stockmaß: 140-155 cm
Gewicht: 600-700 kg
Farben: alle Farben vom Rappen bis zum Schimmel, alle Abzeichen erlaubt
Gang: Schritt, Trab, Galopp und Tölt
Lebenserwartung: ca. 30 Jahre
Typische Krankheiten: keine bekannt
Preis: ab ca. 2.000 €
Herkunft: Deutschland

Quellen:


Jana Schubert
Profilbild von zooplus Magazin Autorin Jana Schubert

Schon als Baby habe ich lieber mit unserer Perserkatze gekuschelt als mit meinem Teddy. Später ging ich meinen Eltern so lange auf die Nerven, bis ich ein Pferd adoptieren durfte. Mit meinen Tieren habe ich viel erlebt. Und auch wenn das Leben mit Tieren nicht immer einfach ist, kommt für mich kein anderes in Frage. Denn Tiere berühren mich an einer Stelle meiner Seele, wo sonst nichts und niemand hinkommt. Diesen Zauber spüre ich sogar, wenn ich über Vierbeiner schreibe. Ich hoffe, etwas davon kommt bei Ihnen an.


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