Shivering beim Pferd (Shivering-Syndrom) Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Shivering (Syndrom) Pferd

Das Shivering-Syndrom beim Pferd ist leider unheilbar. Dennoch kann man die Symptome lindern.

Das Shivering-Syndrom beim Pferd gilt als unheilbar. Doch was können Sie tun, um das Leid Ihres Pferdes trotzdem zu lindern? Die wichtigsten Informationen dazu und vieles mehr verrät Ihnen der nachfolgende Artikel.

Welche Pferde erkranken häufig am Shivering-Syndrom?

Allgemein tritt Shivering beim Pferd im Alter von etwa drei bis fünf Jahren auf. Verschiedene Faktoren erhöhen das Erkrankungsrisiko, etwa die Rasse oder das Geschlecht.

So erkranken schwere Pferde (z. B. Kaltblut, Warmblut) und Wallache häufiger als Stuten oder Ponys. Auch Sportpferde neigen gehäuft dazu, das Shivering-Syndrom zu entwickeln.

Symptome: Was sind die Anzeichen für Shivering beim Pferd?

Wiederkehrendes (intermittierendes) Muskelzittern der Hinterbeine und der Schweifrübe ist das Haupterkennungsmerkmal von Shivering beim Pferd. Nur in seltenen Fällen sind die Vorderbeine ebenfalls betroffen.

Je nach Verlauf und Schwere der Störung können zwei unterschiedliche Haltungen der Hintergliedmaßen auftreten:

  • eine übermäßige Streckung (Hyperextension)
  • eine übermäßige Beugung (Hyperflexion) mit gleichzeitiger seitlicher Wegführung der Gliedmaße (Abduktion)

Dazu gesellen sich unwillkürliches Muskelzittern der Hinterhand bis hin zu Leistungsschwäche und Muskelschwund. Die Folgen: Das Rückwärtsrichten und Stehen auf drei Beinen (z. B. während der Hufpflege durch den Schmied) ist für die betroffenen Pferde nur noch bedingt möglich.

Zu Schmerzen führen die Muskelkrämpfe meist nicht. Dennoch leiden die von Shivering betroffenen Pferde häufig unter starken Verspannungen der Muskeln. Aufgrund dieses klinischen Bilds verwechseln viele Pferdebesitzer das Shivering-Syndrom mit dem ähnlich verlaufenden Hahnentritt.

Diagnose: Wie wird das Shivering beim Pferd nachgewiesen?

Um Shivering nachweisen zu können, überprüft der Tierarzt – im Anschluss an eine ausführliche Besitzerbefragung und eine allgemeine Untersuchung – die Konzentration verschiedener Mineralstoffe im Blut Ihres Pferdes.

Deshalb ist es wichtig, dass Sie die Ernährung Ihres Pferd etwa eine Woche vor der Blutabnahme nicht mehr mit Mineralfutter ergänzen. Shivering-Pferde zeigen sehr häufig einen Mangel an Mangan – seltener auch an Magnesium. Ist die Konzentration an Mangan zu niedrig, beeinträchtigt dies den Muskelstoffwechsel.

Neben dem Nährstoffgehalt wirft Ihr Tierarzt auch einen genaueren Blick auf die Leberwerte. Denn als zentrales Stoffwechselorgan steht die Leber eng mit der Muskulatur in Verbindung.

Blutabnahme beim Pferd durch Tierarzt © charlymorlock / stock.adobe.com
Ein Blutbild ermöglicht es Ihrem Tierarzt, einen potenziellen Manganmangel zu diagnostizieren.

Therapie: Wie wird Shivering beim Pferd behandelt?

Gegen Shivering beim Pferd gibt es derzeit leider kein Heilmittel. Dennoch können verschiedene Maßnahmen das Leid Ihres Pferdes verringern:

Stress vermeiden

Stress ist bekanntlich an vielen Erkrankungen beteiligt und beeinflusst das Immunsystem negativ. Deshalb ist es wichtig, dass Ihr Pferd so wenig wie möglich stressigen Situationen ausgesetzt wird. Geben Sie Ihrem Pferd darüber hinaus die Möglichkeit, sich ausreichend zu bewegen.

Fütterung optimieren

Übergewicht (Adipositas) belastet die Gelenke und hindert Ihr Pferd zusätzlich daran, sich normal zu bewegen. Achten Sie daher auf eine ausgewogene Ernährung und einen angepassten Energiegehalt der Futterration. Zucker und Stärke sollten Sie reduzieren, wohingegen Vitamine (z. B. Vitamin B oder E) und Nährstoffe wie Magnesium oder Mangan die Muskulatur und das Nervensystem Ihres Pferdes unterstützen.

Damit Sie Ihr Pferd nicht überversorgen, sollte die Gabe von Nährstoffen und weiteren Supplementen nur unter tierärztlicher Kontrolle geschehen.

Training und Physiotherapie

Pferde, die am Shivering-Syndrom leiden, sind meist nicht mehr reitfähig. Dennoch benötigen sie täglich Bewegung – also auf  keinen Fall Boxenruhe! Regelmäßiger Weidegang und genügend Platz in der Box sind ebenfalls wichtig. Um Verspannungen der Muskulatur lösen zu können, sind physiotherapeutische Massagen empfehlenswert.

Nervensystem beim Pferd © SciePro / stock.adobe.com
Das Shivering-Syndrom ist eine neurodegenerative Erkrankung. Die Nerven des Pferdes sind hier in Gelb markiert.

Ursachen: Was sind die Auslöser für das Shivering- Syndrom beim Pferd?

Die neurodegenerative Erkrankung Shivering leitet sich aus dem Englischen ab und bedeutet „Zittern“. Spezialisten bezeichnen sie deshalb auch als Zitterkrankheit der Pferde.

Die Wissenschaft hat bis heute noch keinen Grund für dieses Muskelzittern gefunden. Vermutlich sind jedoch die sogenannten Purkinje-Zellen der Kleinhirnrinde an Shivering beteiligt.

Diese tragen zum motorischem Lernen und der Feinsteuerung muskulärer Bewegungen bei, indem sie hemmende und aktivierende Reize senden. Sind sie in ihrer Funktion gestört, ist auch die Bewegung des erkrankten Pferdes gestört.

Ist Ihr Pferd an Shivering erkrankt, führen die vermutlich veränderten Purkinje-Zellen dazu, dass die Hemmung des Muskeltonus beeinträchtigt ist. Wieso sie geschädigt sind, ist bisher jedoch unklar. Neben Verletzungen (Traumata), genetischen Faktoren und neurologischen Erkrankungen kommen für Forscher auch muskuläre Krankheiten als Ursachen infrage.

Prognose: Wie sind die Heilungschancen?

Das Shivering-Syndrom ist bisher nicht heilbar und verläuft generell progressiv (fortschreitend). Dennoch können Sie die Lebensqualität Ihres Pferdes erhöhen, indem Sie Nährstoffmängel vermeiden und die Muskulatur durch kontrollierte Bewegung stärken.

Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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