Kreuzverschlag beim Pferd (Belastungsmyopathie) Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Kreuzverschlag beim Pferd

Bei schweren Fällen eines Kreuzverschlags beim Pferd liegen betroffene Pferde fest.

Das eigene Pferd festliegen zu sehen ist für jeden Pferdebesitzer ein Albtraum. Deshalb ist es wichtig, die Fakten über den Kreuzverschlag beim Pferd zu kennen. So können Sie die ersten Zeichen dieser Stoffwechselerkrankung rechtzeitig erkennen.

Symptome: Wie äußert sich ein Kreuzverschlag beim Pferd?

Zu den typischen Anzeichen eines Kreuzverschlags beim Pferd zählen folgende Symptome:

  • Muskelkrämpfe und Muskelzittern an der Kruppe
  • erhöhte Atemfrequenz
  • vermehrter und dunkler, rotbraun gefärbter Harnabsatz (Myoglobinurie)
  • starke Schmerzen im Bauchbereich (Kolik)

Die Schwere eines Kreuzverschlags beim Pferd kann von Fall zu Fall jedoch stark schwanken. Während leichte Formen dazu führen, dass sich Ihr Pferd nur ungerne bewegt, reagieren stark betroffene Pferde akut (plötzlich) mit Festliegen, Schwitzen und starken Schmerzen.

Diagnose: Wie wird ein Kreuzverschlag beim Pferd erkannt?

Fällt Ihnen auf, dass Ihr Pferd Anzeichen für einen Kreuzverschlag zeigt, dann stoppen Sie umgehend jegliches Training und wärmen Sie Ihr Pferd. Kontaktieren Sie frühestmöglich Ihren Tierarzt, um Schlimmeres zu vermeiden.

Damit Ihr Tierarzt den Grund für die Beschwerden ihres Pferdes erkennt, ist es wichtig, dass Sie ihm alle nötigen Informationen geben, wie Sie Ihr Pferd halten und füttern. Geben Sie außerdem an, ob Ihr Pferd in letzter Zeit Medikamente bekommen hat oder ob und wie Sie Ihr Pferd trainieren.

Ablauf der Diagnose bei Kreuzverschlag

Auf Basis Ihrer Angaben führt der Tierarzt anschließend eine klinische Untersuchung durch. Dabei beobachtet er Ihr Pferd und tastet es vorsichtig ab. Indem er das Herz, die Lunge und den Magen-Darm-Trakt abhört, kann er deren Funktion bewerten. Mittels Differentialdiagnose versucht der Veterinär zudem, andere Ursachen für eine Kolik (z. B. einen Darmverschluss) auszuschließen.

Ist der Urin Ihres Pferdes dunkel, ist dies ein wichtiger Hinweis für einen Kreuzverschlag. In diesem Fall verwendet er einen speziellen Urinteststreifen. Dieser kann das bei einem Kreuzverschlag typische Vorkommen von Myoglobin im Harn (Myoglobinurie) nachweisen.

Anschließend entnimmt der Veterinär eine Blutprobe. Diese ist notwendig, damit er das Ausmaß geschädigter Muskelzellen unter anderem anhand der Parameter Kreatinkinase (CK) und Aspartataminotransferase (AST) beurteilen kann.

Pferd bekommt Spritze © pholidito / stock.adobe.com
Medikamente helfen Ihrem Pferd.

Therapie: Wie wird ein Kreuzverschlag beim Pferd behandelt?

Konnte Ihr Tierarzt einen Muskelverschlag bei Ihrem Pferd nachweisen, versucht er nun, weitere Muskelschäden zu verhindern und die Symptome zu lindern. Dazu setzt er folgende therapeutische Maßnahmen ein:

  • Eine Flüssigkeitstherapie (Infusion) stabilisiert den Kreislauf und spült die Nieren.
  • Ruhe und wärmende Decken schützen die Muskulatur.
  • Einsatz durchblutungsfördernder Salben im Kruppenbereich
  • Schmerzmittel (NSAID)
  • Glukokortikoide
  • Vitamin B und Radikalfänger (Vitamin E und Selen)

Ist Ihr Pferd erstversorgt, müssen Sie seine Box nun mit viel Einstreu polstern. Solange es festliegt, müssen Sie Ihr Pferd außerdem mindestens alle vier Stunden drehen. Dies ist wichtig, um weitere Verletzungen zu vermeiden. Achten Sie außerdem darauf, dass Ihr Pferd sich ausruhen kann und die Muskulatur stets gewärmt ist.

Ursachen: Wie entsteht ein Kreuzverschlag beim Pferd?

Der Kreuzverschlag ist eine bei Pferden vorkommende Stoffwechselerkrankung, die kurze Zeit nach einer starken Belastung auftritt und sich auf die Muskulatur auswirkt. Die Erkrankung hat viele Namen. Dazu zählen etwa Belastungsmyopathie, Feiertagskrankheit, Lumbago, paralytischen Myoglobinurie oder Monday Morning Disease.

Die Krankheit kann genetisch bedingt sein. Besonders die Pferderasse Quarter Horse neigt dazu, aufgrund der Erbkrankheit Polysaccharid-Speicher-Myopathie an einem Verschlag zu erkranken.

Doch was schädigt die Muskulatur?

Meist standen die betroffenen Pferde in den letzten Tagen vermehrt im Stall und haben energiereiches Futter gefressen (z. B. Kraftfutter). Die darin enthaltenen Zucker führen dazu, dass sich in der Kruppenmuskulatur am Übergang der Lendenwirbelsäule zum Kreuzbein Glykogen (Speicherform des Zuckers) anreichert. Die weißen Muskelfasern der Muskeln im Bereich der Kruppe und des Oberschenkels können selber nur wenig Energie erzeugen.

Bewegt sich Ihr Pferd nun, löst sich das gespeicherte Glykogen unter sauerstoffarmen Bedingungen auf. Dies bezeichnen Spezialisten auch als anaerobe Glykogenolyse. Es kommt dazu, dass zu wenig Sauerstoff vorhanden ist, um das Abbauprodukt Laktat zu entfernen.

Die Folge: Das saure Laktat sammelt sich an und ruft eine Übersäuerung der Muskeln hervor. Dadurch setzen diese den Muskelfarbstoff Myoglobin frei, den die Nieren anschließend über den Urin ausscheiden.

Pferd frisst im Stall © NokHoOkNoi / stock.adobe.com
Eine energiereiche Fütterung vor körperlicher Arbeit kann zu der Belastungsmyopathie führen.

Wie ist die Prognose?

Die Prognose eines Kreuzverschlags beim Pferd hängt davon ab, wie stark die Muskulatur bereits geschädigt ist. Erkennen Sie die Belastungsmyopathie schnell, kann Ihr Tierarzt frühzeitig eingreifen und das Erkrankungsgeschehen unterbinden. Sie müssen allerdings beachten, dass Rückfälle in der Zukunft möglich sind.

Ist die Muskulatur bereits so stark geschädigt, dass Ihr Pferd mehrere Tage lang festliegt, müssen Sie jedoch leider damit rechnen, dass Ihr Pferd versterben könnte. In diesem Fall ist es wichtig, dass Sie sich bei Ihrem Tierarzt ausführlich über die Möglichkeit einer Euthanasie beraten lassen, um unnötiges Leid für Ihr Pferd zu verhindern.

Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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