Impfungen beim Pferd Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

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Eine Impfung beim Pferd erfolgt in der Regel intramuskulär in den Hals.

Auch in der Tiermedizin spielen Impfstoffe (Vakzine) eine große Rolle. Sie sollen Haustiere, Pferde und Co vor gefährlichen Infektionskrankheiten schützen. Welche Impfungen beim Pferd möglich sind und ob diese für Ihr Pferd infrage kommen, erfahren Sie hier.

Relevanz: Wieso sind Impfungen beim Pferd wichtig? 

Impfungen beim Pferd sind für Tierärzte das wichtigste Mittel, um Infektionskrankheiten und deren Verbreitung unter den Tieren vorzubeugen. Es handelt sich also nicht nur um den prophylaktischen Schutz eines Einzeltieres, sondern auch um den einer ganzen Herde. 

Verallgemeinert gesagt wirkt ein Impfstoff darüber, dass er einen aktiven oder passiven Impfschutz aufbaut: 

Bei der aktiven Immunisierung verabreicht der Tierarzt Ihrem Pferd ein totes oder lebendes Antigen, damit Ihr Pferd aktiv gegen diese Antigene kämpfen muss.  

Bei der passiven Immunisierung geschieht das Gegenteilige. Der Tierarzt spritzt Ihrem Pferd spezifische Antikörper (z. B. Antitoxine oder Immunglobuline), die sich gegen den Erreger richten. Von Nachteil ist jedoch, dass das Immunsystem Ihres Pferdes bei dieser Impfform keinen langfristigen Schutz entwickelt

Wer gibt die Empfehlungen für Impfungen?

Um die Verabreichung von Impfstoffen in Deutschland auf ein notwendiges Maß zu beschränken, hat der Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt) die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) gegründet. Diese stellt Tierärzten wissenschaftlich fundierte Leitlinien zur Impfung von Tieren zur Verfügung. 

Die genauen Impfempfehlungen können allerdings von Land zu Land abweichen. In der Regel gibt es jeweils eigene Kommissionen. Informieren Sie sich daher am besten immer bei der in Ihrem Land zuständigen Stelle oder fragen Sie Ihren Tierarzt.

Core-Impfungen: Welche Impfungen beim Pferd sind ein Muss? 

Als Core-Impfung bezeichnen Tierärzte solche Impfungen, welches jedes Pferd erhalten sollte. Dazu zählen Impfungen gegen die Equine Influenza (EIV), Equine Herpesviren (EHV) und Tetanus.

Equines Herpesvirus (EHV) Typ 1 und Typ 4

Equine Herpesviren vom Typ 1 und Typ 4 (EHV-1 und EHV-4) gehören zu den wichtigsten viralen Infektionskrankheiten des Pferdes. Während mit dem EHV-1 infizierte Pferde einen Stutenabort oder neurologische Störungen erleiden können, führt eine Infektion mit dem EHV-4 beim Pferd neben anderen Symptomen typischerweise zu Atemwegsproblemen.  

In Deutschland stehen derzeit verschiedene Impfstoffe gegen Herpes beim Pferd zur Verfügung. Der Inaktivat-Impfstoff umfasst EHV-1 und EHV-4, während der monovalente Lebendimpfstoff nur EHV-1 abdeckt.

Verschiedene Studien zeigten, dass die Gabe von Lebendvakzinen eine gute Herdenimmunität bewirkt. Dazu sollten Sie jedoch alle Pferde Ihres Bestandes impfen lassen und die gängigen Hygieneregeln einhalten.  

Equine Influenzavirus (EIV)

Die Equine Influenza (EI, Pferdegrippe) ist eine weit gefürchtete, viral bedingte Erkrankung bei Pferden. Die Viren können sich in ihren Eigenschaften unterscheiden, weshalb Tierärzte diese klassifizieren. In Deutschland ist momentan der Typ H3N8 vorherrschend. 

Impfstoffe sind im Kampf gegen EI bei Pferden die wichtigsten Mittel. Da die Antigene variabel sind, ändert sich auch der Impfstoff gemäß Expertengremiums der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE).

Derzeit stehen vier zugelassene Impfstoffe in Deutschland zur Verfügung, darunter Inaktivat-Impfstoffe und ein Vektorimpfstoff. Letzterer ist derzeit (Stand: Mai 2022) der einzige, der Antigene der vom OIE geforderten Influenzastämme enthält. 

Tetanus

Tetanus (Wundstarrkrampf) ist die Folge des Tetanus-Neurotoxin (TeNT, Tetanospasmin). Dieses setzt das Bakterium Clostridium tetani frei, deren freilebende Sporen weltweit in der Umwelt vorkommen.

Tritt Ihr Pferd in einen Nagel, kann der Erreger in den Körper Ihres Vierbeines gelangen. Die tödlich verlaufende Infektionskrankheit führt typischerweise zu spastischen Lähmungen der Muskulatur.

Um Ihr Pferd davor zu bewahren, sollten Sie es gegen Tetanus impfen lassen. Dazu sind in Deutschland verschiedene Toxoid-Impfstoffe zugelassen, welche eine langanhaltende Immunität bewirken. Nach der Grundimmunisierung ist der Abstand der Wiederholungsimpfungen abhängig vom verwendeten Impfstoff. In der Regel beläuft sich dieses jedoch auf ein bis drei Jahre.  

Als Alternative liegt zudem ein Hyperimmun-Serum vor, das aus dem Toxoid-Impfstoffe und einem Antiserum besteht. Dieses gibt einen Sofortschutz, erfordert vor erneuter Verabreichung aufgrund einer möglichen allergenen Wirkung jedoch einen spezifischen Schnelltest. 

Grundimmunisierung: Wozu ist sie notwendig? 

Ohne eine Grundimmunisierung hat Ihr Pferd keinen optimalen Schutz vor besagten Infektionskrankheiten. Bei Pferden basiert die Grundimmunisierung auf jeweils drei Core-Impfungen gegen EIV, EHV und Tetanus. 

Das folgende Impfschema gibt an, zu welchem Zeitpunkt ein Fohlen welchen Impfschutz erhalten sollte: 

Alter  Impfung 
6 Monate  EIV, EHV, Tetanus 
7 bis 7 ½ Monate  EIV, EHV, Tetanus 
12 bis 14 Monate  EIV, EHV 
19 bis 21 Monate  Tetanus 

Wichtiger Hinweis: Fohlen aus nicht geimpften Mutterstuten, die zu wenig Kolostrum (Muttermilch) aufnehmen, sollten die erste Impfung gegen EIV, EHV und Tetanus bereits ab vier Monaten erhalten. Das Gleiche gilt, sofern Ihr Fohlen einen zu geringen Spiegel an Antikörpern aufweist. 

Wiederholungsimpfungen im Überblick 

Nach folgendem Schema sollten Sie zudem die Impfungen beim Pferd auffrischen lassen: 

Intervall  Impfung 
alle 6 Monate  EHV 
7 bis 7 ½ Monate  EIV, EHV, Tetanus 
alle 2 bis 3 Jahre  Tetanus 

Sonderfall: Stuten in der Trächtigkeit

Für trächtige Stuten kommt zudem ein weiteres Schema infrage. So kann eine EHV-1-Lebendvakzine zwischen dem vierten und fünften Monat sowie zusätzlich im achten Monat der Trächtigkeit erfolgen.  

Eine kombinierte, inaktivierte Vakzine gegen Typ 1 und 4 können Sie stattdessen zwischen dem fünften und siebten, sowie im neunten Monat der Trächtigkeit durch einen Tierarzt verabreichen lassen.  

Gegen EIV findet die Impfung bei trächtigen Stuten zwischen dem vierten und fünften sowie zwischen dem zehnten und elften Monat statt. 

Non-Core-Impfung: Welche Impfungen sind freiwillig? 

Neben den bereits erwähnten Impfungen beim Pferd gibt es noch weitere Möglichkeiten, Ihr Pferd vor Infektionskrankheiten schützen zu schützen. Generell stehen in Deutschland noch Non-Core-Impfungen gegen Equine Rotavirus-Infektionen, Equine Virale Arteritis (EVA), Dermatomykosen, Druse, Lyme-Borreliose, Tollwut und West-Nil-Virus-Infektionen (WNF) zur Verfügung. 

Lassen Sie sich hierzu von Ihrem Tierarzt beraten. Er hilft Ihnen dabei, die für das Pferd individuell beste Lösung zu finden.

Nebenwirkungen: Sind Impfungen beim Pferd gefährlich? 

Bevor ein Impfstoff eine Zulassung erhält, durchläuft das Präparat verschiedene Etappen. Hierbei prüfen die zuständigen Labore die versprochene Wirksamkeit und die davon ausgehenden potenziellen Nebenwirkungen. Generell ist also davon auszugehen, dass die zugelassenen Impfstoffe eine nachgewiesene Wirksamkeit besitzen.  

Mögliche Nebenwirkungen erfahren Sie zudem bei Ihrem Tierarzt. Diese sind auf dem Beipackzettel des Medikaments nach statistischer Häufigkeit aufgelistet. Aus diesem Grund ist es nicht möglich, Nebenwirkungen zu verallgemeinern.  

Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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