Headshaking Syndrom beim Pferd Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Headshaking Syndrom beim Pferd

Das Headshaking – zu Deutsch Kopfschlagen – kann ein Zeichen dafür sein, dass Ihr Pferd Schmerzen empfindet.

Plötzliches Kopfschütteln bei Pferden ist nicht immer ein Zeichen dafür, dass Fliegen & Co. ihr Unwesen treiben. Warum Sie das Headshaking Syndrom bei Ihrem Pferd unbedingt ernst nehmen sollten, erfahren Sie in diesem Artikel.

Symptome: Was sind die Anzeichen für das Headshaking Syndrom beim Pferd?

Je nach Ausmaß und Grunderkrankung zeigen „Headshaker“ das hastige Kopfschütteln in unterschiedlichen Situationen. Während manche Pferde nur beim Reiten mit dem Kopf schlagen, kommen andere Pferde auch auf der Koppel nicht zur Ruhe.

Oft gesellen sich weitere Symptome zum plötzlichen vertikalen und horizontalen Zucken des Kopfes hinzu. Dazu gehören Schnauben, Nasenausfluss oder Erweitern der Nüstern. Außerdem reiben einige Pferde zusätzlich ihren Kopf an Gegenständen wie Pfählen oder an den eigenen Vorderbeinen.

Scheint die Sonne und steigen die Temperaturen, können sich die Symptome verstärken. Aus diesem Grund meiden betroffene Pferde besonders im Sommer Orte mit viel Licht und Wind.

Schreitet das Syndrom voran, treten Verhaltensstörungen und Unrittigkeit auf. In schweren Fällen stellt Ihr Pferd eine Gefahr für Sie und für andere Reiter und Pferde dar.

Pferd mit Kopfmaske © Michaela / stock.adobe.com
Eine Kopfmaske kann helfen, das Kopfschütteln zu lindern.

Diagnose: Wie wird das Headshaking Syndrom bei einem Pferd nachgewiesen?

Das typische Kopfschütteln ist für Tierärzte meist ein klarer Hinweis auf das Headshaking Syndrom. Anhand der klinischen Anzeichen teilt der Tierarzt das Ausmaß des Kopfschüttelns in fünf verschiedene Grade ein:

Grad Symptome
1 Ihr Pferd zeigt ab und zu Kopfschütteln und lässt sich noch reiten.
2 Die Reitbarkeit ist teilweise eingeschränkt, das Kopfschütteln tritt in definierbaren Situationen auf.
3 Ihr Pferd lässt sich beim Reiten schwer kontrollieren.
4 Ihr Pferd ist unkontrollierbar.
5 Ihr Pferd ist verhaltensauffällig und gefährlich.

Um die Ursache für das Headshaking Syndrom herausfinden zu können, führt Ihr Tierarzt eine Besitzerbefragung durch. Im Rahmen dieser Anamnese benötigt er umfangreiche Informationen zur Haltung, zur Fütterung und zu Vorerkrankungen.

Zusätzlich führt Ihr Pferdearzt eine Allgemeinuntersuchung durch. Ziel der Untersuchung ist es, den Gesundheitszustand Ihres Pferdes beurteilen zu können.

Anschließend erfolgt eine neurologische Untersuchung, in der er zum Beispiel die Funktion der Kopfnerven überprüft. Sind die gesammelten Informationen und Befunde noch nicht ausreichend, erfolgen weitere diagnostische Maßnahmen. Zu diesen gehören unter anderem bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Laboruntersuchungen.

Therapie: Wie wird das Headshaking Syndrom beim Pferd behandelt?

Die Therapie des Headshaking Syndroms beim Pferd teilt sich wie folgt auf:

Zielgerichtete Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung: Abhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung kommen verschiedene Behandlungen wie Operationen oder die Gabe von Medikamenten infrage

Symptomatische Behandlung: Im Mittelpunkt steht die Beruhigung des Trigeminusnervs. Da Tierärzte Schlachtpferde jedoch nur beschränkt medikamentös behandeln dürfen, ist dies nicht immer einfach. Nur Pferde, die nicht zur Schlachtung eingetragen sind, dürfen bei triftigen Gründen, etwa einem Therapienotstand, entsprechende Medikamente erhalten. Ob und wie lange diese ansprechen, kann Ihr Tierarzt aufgrund fehlender Studien im Vorhinein nicht festlegen.

Neben medikamentösen Maßnahmen gibt es außerdem die Möglichkeit, Ihrem Pferd ein Nasennetz oder eine Maske aufzusetzen. Diese helfen gegen Störfaktoren wie Wind, Insekten oder Lichtempfindlichkeit.

Tierhomöopathen bieten außerdem spezielle homöopathische Mittel an, die verschiedene Kräuter enthalten.

Pferd schüttelt den Kopf © Margaret Burlingham / stock.adobe.com
Wird Kopfschütteln bei Pferden zum Dauerzustand, ist ein Tierarztbesuch unverzichtbar.

Ursachen: Was sind die Auslöser für das Headshaking Syndrom?

Das Headshaking Syndrom kann die Folge sehr vieler Ursachen sein. Diese haben häufig die Gemeinsamkeit, schmerzhafte Empfindungen im Gesicht und im restlichen Kopfbereich auszulösen – ähnlich der Trigeminusneuralgie des Menschen.

Der Trigeminusnerv (Nervus trigeminus) ist der fünfte Hirnnerv, der mit seinen drei Ästen sensible Reize des Kopfes wie Druck oder Wärme übermittelt.

Die Trigeminusneuralgie ist dafür bekannt, bei Menschen extreme Schmerzen auszulösen, die in Form von plötzlich auftretenden Attacken erscheinen. Diese Schmerzen können mehrfach am Tag auftreten und erreichen häufig auf einer Schmerzskala von 1 bis 10 die höchste Stufe.

Mögliche Ursachen können sein:

  • Zahnkrankheiten und Kieferprobleme wie Karies
  • Veränderungen der Luftsäcke oder Nasennebenhöhlen
  • Erkrankungen der Augen wie Iridozyklitis
  • Erkrankungen des Ohrs wie Luftsackmykose, Ohrmilben
  • Allergien und Krankheiten der Atemwege
  • Verletzungen im Kopfbereich (Trauma)
  • Störungen des Gleichgewichtssinns
  • Hautkrankheiten wie Photosensibilität
  • Schmerzhafte Veränderungen der Bewegungsapparates etwa der Muskulatur oder Wirbelsäule

Leider finden Tierärzte trotz umfangreicher Untersuchungen nicht immer die Quelle des Syndroms. In diesem Fall handelt es sich um ein Idiopathisches Headshaking, der häufigsten Form des Syndroms.

Prognose: Wie sind die Heilungschancen?

Leider ist ein Behandlungserfolg aufgrund der Komplexität des Headshaking Syndroms und der fehlenden therapeutischen Möglichkeiten eher eine Seltenheit. Insbesondere im Falle eines Idiopathischen Headshakings ist es nicht einfach, die Symptomatik auf Dauer zu lindern.

Umso wichtiger ist es, dass Sie Ihrem Pferd die nötige Hilfe bieten und es etwa vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen und ihm eine Schmerztherapie ermöglichen.

Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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