{"url":"https://www.zooplus.de/magazin/pferd/pferdegesundheit-pflege/haarlinge-beim-pferd","title":"Haarlinge beim Pferd","mag_id":241412,"is_single":true,"cat_name":"Pferd","sub_cat_id":114,"sub_cat_name":"Pferdegesundheit und Pflege","cat_id":110}
Scheuert sich Ihr Pferd ständig am Zaunpfahl oder knabbert an seiner Haut? Dann kann es sein, dass Ihr Pferd Parasiten hat. Neben Milbenoder Läusen kommen auch häufig Haarlinge beim Pferd als Ursachen infrage.
Generell sollten Sie Gesundheitsprobleme bei Ihrem Pferd immer ernst nehmen. Das gilt auch für Haarlinge beim Pferd – insbesondere, wenn Ihr Hufbeiner bereits durch andere Grunderkrankungen geschwächt ist.
Nichtsdestotrotz brauchen Sie sich in der Regel nicht vor ernst zu nehmenden Folgen eines Haarlingsbefalls beim Pferd fürchten. Denn in den meisten Fällen können Sie diesen mit einfachen Mitteln wieder loswerden.
Symptome: Wie erkenne ich Haarlinge beim Pferd?
Die eindeutigsten Kennzeichen für einen Haarlingsbefall beim Pferd sind die kleinen Haarlinge an sich. Sie können diese sowie die klebenden Eier (auch Nissen genannt) und Larven (auch Nymphen genannt) mit bloßem Auge im Fell erkennen.
Klinische Anzeichen treten in der Regel erst dann auf, wenn das Immunsystem Ihres Pferdes bereits durch Stress oder andere Grunderkrankungen geschwächt ist. Betroffene Pferde sind daher bereits schwach und unterernährt. Gesunde Pferde hingegen zeigen in der Regel keine Krankheitszeichen (inapparenter Verlauf).
Folgende Anzeichen sind für einen Haarlingsbefall bei Pferden typisch:
Juckreiz und Hautverletzungen durch starkes Scheuern
Haarausfall (Alopezie) und kahle Hautstellen (ähnlich wie beim Sommerekzem)
verdickte Hautstellen
Unruhe
Bei einem stark ausgeprägten Befall mit Haarmilben können zudem schwerere Symptome auftreten. Vermehren sich die Haarlinge und saugen Blut, können sie zum Beispiel eine schwächende Blutarmut (Anämie) auslösen.
Welche Körperstellen sind häufig von Haarlingen betroffen?
Typischerweise befallen Haarlinge das Fell am Kopf, Hals, an der Schweifrübe und den Flanken.
Diagnose: Wie werden Haarlinge beim Pferd nachgewiesen?
Zeigt auch Ihr Pferd Veränderungen der Haut oder des Haarkleids, können Sie Haarlinge durch einen genaueren Blick auf das Fell meist allein erkennen. Nichtsdestotrotz sollten Sie Ihren Tierarzt zurate ziehen, um die Diagnose zu bestätigen.
Dieser kann die Parasiten in der Regel schnell mithilfe der Klebestreifentechnik oder eines Hautgeschabsels identifizieren. Bei Letzterem kratzt er mit einem sauberen Skalpell die Hautschichten am Rand einer betroffenen Stelle ab. Diese Hautproben trägt er nun auf einem Objektträger auf und begutachtet diesen unter dem Mikroskop.
Um die Eier von Haarlingen nachzuweisen, muss Ihr Tierarzt Haare mikroskopieren. Denn dieser kleben an den Haarbälgen fest.
Therapie: Was kann man gegen Haarlinge beim Pferd machen?
Bestimmte Medikamente wie Pyrethroide können Sie äußerlich anwenden. Die Wirkstoffe dieser Insektizide töten die Haarlinge im Fell ab. Da diese Mittel jedoch nur die ausgewachsenen Haarlinge angreifen, bleiben die gelegten Eier unbeschadet.
Aus diesem Grund ist es notwendig, dass Sie die Anwendung nach etwa zwei Wochen wiederholen. Damit Sie die Haarlinge aus dem gesamten Stall entfernen können, sollten Sie auch die restlichen Pferde mitbehandeln.
Zusätzliche Maßnahmen
Als unterstützende Maßnahmen können Sie das Fell Ihres Pferdes an den betroffenen Stellen zudem mit einem speziellen Pferdeshampoo waschen. Auch die zusätzliche Gabe von Zink kann das Haar kräftigen.
Ist Ihr Pferd zudem anämisch oder leidet und weiteren Erkrankungen, erfordert dies weitere Behandlungsschritte.
Ursachen: Was sind Haarlinge?
Haarlinge (Mallophaga) sind flügellose Insekten und erreichen eine Größe von etwa ein bis zwei Millimeter. Auch ihre gegliederten Antennen können Sie deutlich erkennen. Da sie als wirtspezifische Insekten auf der Haut von Säugetieren leben, bezeichnen Tierärzte diese als Ektoparasiten.
Beim Pferd kommen in Europa vor allem zwei Arten vor: Die Kieferlaus (Werneckiella equi) und die Sauglaus (Haematopinus asini). Sie ernähren sich von Hautschuppen der obersten Hautschicht (Epidermis). Einige saugen zudem das Blut ihrer Wirte.
Ausgewachsene Haarlinge überleben fern ab von ihrem Wirt unter guten Bedingungen durchschnittliche drei Wochen. Befallen Sie ihren Wirt und können sich dort ernähren und fortpflanzen, können sie ein Alter von bis zu zwei Monaten erreichen.
Übertragung: Wie stecken sich Pferde mit Haarlingen an?
Haarlinge werden direkt und indirekt übertragen. Bei der direkten Übertragung steckt sich Ihr Pferd über Körperkontakt zu einem infizierten Pferd an – etwa über einen tierischen Neuzugang.
Die indirekte Ansteckung erfolgt durch Gegenstände oder Personen im Reitstall, die mit Haarlingen in Kontakt gekommen sind. Haben Sie zum Beispiel ein mit Haarlingen befallenes Pferd gestriegelt, können Sie die Haarlinge mit der Bürste auf ein weiteres Pferd übertragen.
Prognose: Wie sind die Heilungschancen?
Reagieren Sie schnell und starten Sie frühzeitig mit der Behandlung, ist die Prognose sehr gut. Ist Ihr Pferd allerdings bereits stark geschwächt und vorerkrankt, können diese Faktoren die weitere Gesundheit Ihres Pferdes deutlich beeinflussen.
Vorbeugung: So schützen Sie Ihr Pferd vor einem Befall mit Haarlingen
Kontrolle ist das beste Mittel, Ihr Pferd vor Haarlingen zu schützen. Zeitgleich können Sie durch gute Fellpflege und Hygiene das Erkrankungsrisiko vermindern. Tauschen Sie zum Beispiel regelmäßig die Bürste aus oder reinigen Sie ab und zu das Stallequipment wie Sattel, Reitdecke sowie Putzzeug.
Darüber hinaus sollten Sie Ihr Pferd zudem mindestens einmal im Jahr Ihrem Tierarzt vorstellen. Denn während dieser tierärztlichen Check-Ups kann Ihr Tierarzt den Zustand Ihres Pferdes beurteilen und mögliche Grunderkrankungen frühzeitig erkennen und behandeln.
Wirkt Kokosöl gegen Haarlinge?
Manche Pferdebesitzer schwören zudem auf natürliche Mittel wie Kokosöl. Denn dieses enthält Laurinsäure, die Läuse auf dem Fell verabscheuen sollen.
Erste Studien lassen eine abschreckende zumindest gegen Zecken vermuten. Ob diese Wirkung auch auf Haarlinge zutrifft, ist noch nicht ausreichend erforscht.
Quellen:
Heidrun Gehlen (Hrsg.): Differenzialdiagnosen Innere Medizin beim Pferd. Vom Leitsymptom zur Diagnose, 1. Aufl., Stuttgart 2017.
Ulrich Schwantes / Hans Dautel / Gerd Jung: Prevention of infectious tick-borne diseases in humans. Comparative studies of the repellency of different dodecanoic acid-formulations against Ixodes ricinus ticks (Acari: Ixodidae), Parasites & Vectors 1 (2008) (Online-Version)
An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln.
Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen.
Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.
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