Frettchen

Verfasst von Bärbel Edel
Zwei Frettchen

Frettchen brauchen die Gesellschaft von Artgenossen

Das Frettchen gehört zur Familie der Marder. Es ist ein anspruchsvolles Haustier, das nicht allein gehalten werden sollte. Bei einer artgerechten Unterbringung entpuppen sich die Tiere als intelligente, lebhafte und ausgesprochen liebenswerte Gesellen.

Aussehen des Frettchens

Ursprünglich stammt das Frettchen vom Iltis ab, einem Raubtier, das in den Wäldern, Wiesen und Feldern Europas zu Hause ist.

Es besitzt einen langgestreckten, schlanken Körperbau mit einem behaarten Schwanz. Seine Beine sind kurz und kräftig, seine Pfoten sind mit jeweils fünf Zehen versehen.

Hoher Niedlichkeitsfaktor

Auf dem eher kurzen Kopf sitzen zwei runde Ohren. Manche Frettchen tragen – wie auch die Iltisse – eine Gesichtsmaske. Damit sehen sie aus wie die niedliche Version von Walt Disneys Panzerknackerbande.

Männchen sind deutlich größer als Weibchen

Zwischen weiblichen und männlichen Vertretern der Rasse bestehen deutliche Größenunterschiede: Weibchen, auch Fähen genannt, haben eine Körperlänge von 25 bis 40 Zentimetern und werden zwischen 600 und 1.000 Gramm schwer.

Männchen (Fachausdruck: Rüden) erreichen dagegen eine Körperlänge von 45 bis 65 Zentimetern. Sie bringen zwischen 800 und 1.900 Gramm auf die Waage.

Frettchen unter der Decke © Ermolaeva Olga / stock.adobe.com
Manche Frettchen haben eine Gesichtsmaske.

Beschaffenheit und Farben des Frettchenfells

Das Fell der Kleintierrasse besteht aus zwei Schichten: einem längeren Deckhaar und einer kurzen Unterwolle. Zweimal im Jahr findet der Fellwechsel statt. Im Herbst wächst den Tieren eine wärmende Unterwolle. Im Frühjahr bekommen sie ein leichtes Sommerfell.

Ursprünglich waren alle Frettchen Albinos. Sie hatten also ein weißes Fell und rote Augen. Durch gezielte Züchtungen entstanden weitere Farbschläge, zum Beispiel:

  • Albino: weißes oder gelbliches Fell, rote Augen
  • Iltis: dunkelbraunes bis schwarzes Deckhaar mit heller Unterwolle, Gesichtsmaske
  • Harlekin: beiges, rötliches, braunes oder schwarzes Deckhaar mit heller Unterwolle, Gesichtsmaske, weißer Brustfleck, weiße Flecken an Kopf und Bauch, weiße Pfoten
  • Zimt oder Siam: beiges, hellbraunes oder rötliches Deckhaar mit heller Unterwolle, mit und ohne Gesichtsmaske, Beine meist dunkler

Achtung: Taubheit

Weiße Frettchen, die keine Albinos sind und daher dunkle Augen haben, sind oft taub. Der Grund: Die weiße Farbe geht meist mit einem Gendefekt einher.

Auch bei den Sonderfarben mit Weiß-Anteil „Panda“ und „Badger“ ist das Risiko der Gehörlosigkeit höher. Um die Zucht mit Gendefekt nicht zu fördern, sollten Sie beim Kauf auf diese Farbschläge verzichten.

Charakter: Lebhaft und intelligent

Frettchen sind intelligent, lebhaft und neugierig. Weil sie gern Unsinn anstellen, sollten Sie sie nicht allein in der Wohnung lassen.

Von ihren wilden Vorfahren, den Iltissen, haben die Frettchen ihren Jagdinstinkt geerbt. Vor allem junge Tiere sind deshalb sehr bewegungsfreudig und lieben es, durch die Wohnung zu toben.

Dabei kann durchaus etwas zu Bruch gehen. Die kleinen Räuber graben gern Blumenerde aus oder sie räumen Bücher und Deko aus den Regalen. Wer Frettchen hält, sollte deshalb mit einem gewissen Ausmaß an Chaos zurechtkommen – oder gleich ein eigenes Zimmer für die Tiere einrichten.

Wie viele Frettchen sollte man halten?

Frettchen sind keine Einzelgänger, sondern gesellige Tiere, die gern mit ihren Artgenossen kuscheln und spielen. Sie sollten deshalb auf keinen Fall allein, sondern mindestens zu zweit gehalten werden.

Ist ein Frettchen gefährlich?

Unter bestimmten Umständen können Frettchen gefährlich werden und zubeißen. Vor allem dann, wenn sie zu wenig Auslauf haben. Auch Hunger oder mangelnder Kontakt zu Menschen kann zu Bissigkeit führen.

Sind Frettchen bissig?

Frettchen zwicken ihre Kameraden, um sie zum Spielen aufzufordern. Wenn Ihr Frettchen Sie zwickt, sollten Sie ihm das nicht übelnehmen. Ein solches Verhalten ist in Frettchenkreisen ganz normal.

Dennoch: Aufgrund ihrer etwas groben Art sind diese Tiere für Kleinkinder nicht geeignet.

Sind Frettchen nachtaktiv?

Frettchen sind nicht nachtaktiv, sondern tagaktiv. Allerdings schlafen diese Tiere zwischen 18 und 20 Stunden am Tag.

Haltung und Pflege: Was muss man bei der Haltung von Frettchen beachten?

Kleine Haustiere, große Ansprüche: Die Haltung von Frettchen ist ziemlich anspruchsvoll. Wenn man auf ihre Bedürfnisse eingeht, kann man sie aber durchaus als Haustier halten.

Was machen Frettchen gerne?

Wichtig ist die Gesellschaft von Artgenossen sowie eine abwechslungsreiche Umgebung mit vielen Möglichkeiten zum Spielen und Klettern.

Frettchenkenner, wie etwa die „Frettchenfreunde Rhein Ruhr“ raten davon ab, die Tiere im Käfig zu halten. Um glücklich zu sein, brauchen die quirligen Gesellen Auslauf. Am besten in der ganzen Wohnung oder in einem eigenen Frettchenzimmer.

Der richtige Frettchenkäfig

Für den Fall, dass Sie außer Haus sind und Ihre Tiere nicht beaufsichtigen können, brauchen Sie ein artgerechtes Gehege. Mindestmaß für einen Frettchenkäfig (pro Tier): 120 x 100 x 160 Zentimeter.

Zum Käfigzubehör gehören neben Futter- und Wassernapf eine Katzentoilette, ein Schlafhaus, Decken zum Einkuscheln, Hängematten sowie Kletter- und Spielmöglichkeiten.

Kann man Frettchen im Freien halten?

Da Frettchen nicht besonders empfindlich gegen Kälte sind, kann man sie auch im Winter draußen halten. Voraussetzung ist ein geeignetes Freigehege. Es sollte trocken und windgeschützt sein. Im Sommer sind schattige Plätze wichtig.

Im Onlineshop von zooplus finden Sie eine große Auswahl an Käfigzubehör für Frettchen.

Kann man Katzen und Frettchen zusammen halten?

Frettchen sind sehr gesellig und dulden neben Artgenossen auch Menschen und andere Tiere in ihrer Nähe. Die Haltung mit Katzen ist möglich. Allerdings sollten sich die Tiere langsam aneinander gewöhnen, damit es auf beiden Seiten nicht zu Verletzungen kommt.

Wissenswertes zur Fortpflanzung

  • Zwischen März und September sind die Frettchen paarungsbereit.
  • Die Paarungszeit wird auch „Ranzzeit“ genannt.
  • Bis zu 14 Welpen kann eine Fähe bekommen.
  • Die Tragzeit beträgt ungefähr 40 Tage.
  • Drei Wochen nach der Geburt können die kleinen Räuber bereits feste Nahrung zu sich nehmen.
  • Nach ungefähr zehn Wochen können sie von der Mutter getrennt werden.

Fähen unbedingt kastrieren lassen!

Weibchen, die keinen Nachwuchs bekommen sollen, müssen unbedingt kastriert werden. Andernfalls droht eine sogenannte „Dauerranz“, die mit einem lebensbedrohlichen Östrogen-Überschuss einhergeht.

Unbehandelte Fähen werden schwach, verlieren an Gewicht und versterben innerhalb von zwei bis fünf Tagen.

Warum stinkt das Frettchen?

Vor allem unkastrierte Rüden stinken. Außerdem besitzen Vertreter der Rasse sogenannte Analdrüsen, die sie bei Angst oder Stress entleeren. Dieser Geruch kann ziemlich penetrant sein, verflüchtigt sich aber nach wenigen Minuten.

Wichtig: Nach dem deutschen Tierschutzgesetz ist das Entfernen der Analdrüsen ohne medizinische Indikation verboten.

frettchen gruppe im freien © Jearu / stock.adobe.com
Frettchen brauchen viel Platz und eignen sich daher auch gut für die Haltung in einem Außengehege.

Ernährung: Was fressen Frettchen als Haustier?

Bei Frettchen handelt es sich um Fleischfresser. Deshalb müssen sie entsprechend ernährt werden. Grundsätzlich sollten Frettchen so abwechslungsreich wie möglich gefüttert werden.

Kleine Fleischfresser

Die kleinen Raubtiere können mit hochwertigem Frettchenfutter und auch mit Katzenfutter gefüttert werden. Achten Sie auf einen hohen Proteingehalt der Nahrung.

Eine reine Rohfütterung (Barf-Methode) ist ebenfalls möglich, jedoch müssen Sie hierbei genau auf eine ausreichende Mineralstoff- und Vitaminzufuhr achten, da es ansonsten zu Mangelerscheinungen kommen kann.

Warum dürfen Frettchen kein Schweinefleisch fressen?

Rohes Schweinefleisch sollten Sie Ihrem Frettchen auf keinen Fall geben. Denn es kann das für Frettchen tödliche Aujeszky-Virus enthalten.

Wie oft müssen Frettchen gefüttert werden?

Füttern Sie Ihre Lieblinge zwei- bis dreimal am Tag zu verschiedenen Zeiten. Bei den Futterportionen gelten die folgenden Mengen als gute Richtwerte:

  • Feuchtfutter: zwischen 90 und 130 Gramm pro Tag
  • Trockenfutter: zwischen 25 und 35 Gramm pro Tag

Entfernen Sie Futter, das nicht gefressen wurde, aus dem Käfig. So vermeiden Sie, dass die Tiere verdorbenes Futter zu sich nehmen. Frisches Wasser sollte den Frettchen ununterbrochen zur Verfügung stehen.

Gesundheit: So bleibt Ihr Frettchen fidel

Gesunde Frettchen haben ein gleichmäßiges, glänzendes Fell. Die Augen sind klar und nicht verklebt, das Barthaar gleichmäßig lang. Die Gegend um den After sollte frei von Kot sein.

Auch wenn Ihre vierbeinigen Hausgenossen einen gesunden Eindruck machen, sollten Sie sie regelmäßig in einer Tierarztpraxis vorstellen, um nichts zu übersehen. Lassen Sie sich auch über notwendige Impfungen sowie Ungezieferprophylaxe beraten.

Auf Frettchen spezialisierte Tierärzte sind nicht einfach zu finden. Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie mit Ihrem kranken Frettchen eventuell ziemlich weit fahren müssen, um einen geeigneten Tierarzt zu finden.

Bei der Suche nach einer Praxis für Frettchen kann Ihnen die Tierarztsuche von zooplus weiterhelfen.

Wie lange leben Frettchen?

Bei artgerechter Haltung beträgt die Lebenserwartung von Frettchen zwischen acht und zehn Jahren.

Geschichte: Eine diebische Karriere

Das Frettchen gehört zur Familie der Marder. Sein wissenschaftlicher Name lautet Mustela Putorius Furo. Übersetzt heißt das „stinkender Mäusedieb“. Es stammt höchstwahrscheinlich vom Europäischen Iltis (Mustela Putoris) ab.

Fun Fact: Der Zusatz „Furo“ leitet sich ab von fur, dem lateinischen Wort für Dieb – und das passt wiederum ganz gut zu der Räubermaske, die manche Frettchen im Gesicht tragen.

Frettchen gelten als Meister im Aufstöbern von Kaninchen und wurden deshalb als Jagdhelfer gezüchtet. Bereits zu Lebzeiten von Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) sollen sie bei der Jagd eingesetzt worden sein.

Kauf: Wie viel kostet ein Frettchen?

Züchter bieten die kleinen Racker normalerweise für 100 bis 250 Euro pro Tier an.

Bei Welpen sollten Sie darauf achten, dass diese mindestens zehn Wochen alt sind, bevor Sie sie mit nach Hause nehmen. Eine zu frühe Trennung von Mutter und Wurfgeschwistern kann schwere Verhaltensstörungen nach sich ziehen.

Wie bekommt man ein Frettchen?

Am besten sehen Sie sich in Ihrem örtlichen Tierheim oder in einer Frettchenhilfe um. Hier informiert man Sie bestens über die anspruchsvollen Tiere. Außerdem sind Exemplare aus dem Tierschutz in aller Regel geimpft und kastriert.

Kaufen Sie keine Frettchen von Anzeigenportalen im Internet. Tierschützer stellen immer wieder fest, dass Tiere von solchen Anbietern nicht artgerecht gehalten werden.

Sind Frettchen in Deutschland verboten?

Die Frettchenhaltung ist in Deutschland erlaubt. Wichtig ist allerdings, den Tieren eine artgerechte Haltung zu bieten und ihnen ein angenehmes Leben zu ermöglichen.

Fazit: Sind Frettchen gute Haustiere?

Mit einer Bande Frettchen im Haus wird es bestimmt nie langweilig. Wenn Sie nicht aufpassen, stibitzen die kleinen Räuber Ihr Herz. Falls es passiert: Die Haltung der kleinen Raubtiere ist möglich, gestaltet sich allerdings relativ anspruchsvoll. Frettchen brauchen viel Beschäftigung und die Gesellschaft von Artgenossen.

Frettchen: Steckbrief

Name: Frettchen
Größe: Weibchen (Fähen): 25-40 cm Männchen (Rüden): 45-65 cm
Gewicht: Weibchen (Fähen): 600-1.000 g Männchen (Rüden): 800-1.900 g
Durchschnittliche Lebenserwartung: Ca. 8-10 Jahre
Haltung: Brauchen Artgenossen großes Gehege, auch im Freien möglich
Sozialverhalten und Charakter: Sehr sozial, lebhaft und intelligent
Fell: Langes Deckhaar, kurze Unterwolle Farbschläge: Albino, Iltis, Harlekin, Zimt oder Siam
Bewegungsbedarf: Möchten viel spielen und klettern
Herkunft: Europa

Quelle:

Frettchenfreunde Rhein-Ruhr


Bärbel Edel
Profilbild von Magazin-Autorin Bärbel Edel

Ich bin Journalistin, liebe Tiere und habe bereits während meines Volkskunde-Studiums zur Beziehung zwischen Menschen und Hunden geforscht. Vor einigen Jahren habe ich einen Kater aus dem Münchner Tierheim adoptiert. Elvis war der Anlass, meinen Katzenblog „Lieblingskatze“ zu gründen und mich auch journalistisch mit Tieren zu befassen. Mit meinen Artikeln möchte ich dazu beitragen, dass Menschen ihre Heimtiere besser verstehen.


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