Angorakaninchen

Verfasst von Bärbel Edel
weisses angorakaninchen

Die meisten Angorakaninchen sind weiß.

Das Angorakaninchen ist vor allem für sein flauschiges Fell, die Angorawolle, bekannt. Aufgrund der besonderen körperlichen Merkmale sollten nur erfahrene Kaninchenliebhaber diese Rasse halten. Denn das lange Fell muss regelmäßig geschoren werden und das Gehege muss an die speziellen Bedürfnisse des Angorakaninchens angepasst werden.

Aussehen: Markenzeichen ist das lange Fell

Das Angorakaninchen zählt zu den mittelgroßen Langhaarkaninchen. Ein ausgewachsenes Tier wiegt zwischen drei und fünf Kilogramm.

Das Besondere an dieser Kaninchenrasse ist ihr langes, weiches Fell. Auch heute noch wird Angorawolle in der Textilindustrie verwendet. Bis zu zwei Kilo Wolle kann ein Angorakaninchen im Jahr liefern.

Angorawolle: Das Fell der Angorakaninchen

Im Gegensatz zu anderen Kaninchenrassen machen Angorakaninchen keinen Fellwechsel durch. Unabhängig davon, welche Jahreszeit gerade herrscht, wächst ihr Fell kontinuierlich nach. Für die Tiere bedeutet das, dass sie etwa alle drei Monate geschoren werden müssen.

Noch eine weitere Besonderheit gibt es bei dieser Kaninchenrasse: Das Fell von Angoras besteht in erster Linie aus einer sehr dichten Unterwolle, die gegen Kälte schützt. Doch weil ihm schützendes Deckhaar fehlt, saugt es sich voll wie ein Schwamm, sobald es mit Wasser in Berührung kommt.

Angorakaninchen erkennt man außerdem an den großen Haarbüscheln an den Ohren.

Angorakaninchen: Farbschläge

Die meisten Angorakaninchen sind weiß. Bei den weißen Angoras handelt es sich in der Regel um Albinos. Es gibt verschiedene Farbschläge, von den Zuchtverbänden sind allerdings nur einfarbige Tiere anerkannt.

Hier die anerkannten Farbschläge der Angorakaninchen:

  • Weiß
  • Gelb
  • Havanna (dunkelbraun)
  • Fehfarbig (blaugrau)
  • Blau

Angorakaninchen: Körperbau

Unter den Fellmassen ist der Körperbau des Angorakaninchens nur zu erahnen – vor allem, wenn es nicht gerade geschoren wurde. Züchter beschreiben ihn als leicht getreckt, vorne und hinten gleich breit und „hinten gut abgerundet“. Die Läufe sind mittellang und kräftig.

graues angorakaninchen auf stroh © agephotography / stock.adobe.com
Die großen Haarbüschel an den Ohren sind typisch für Angorakaninchen.

Charakter: Angorakaninchen sind neugierig und kontaktfreudig

Den wuscheligen Hopplern wird ein besonders freundliches Naturell nachgesagt. Durch ihre ausgeglichene Art sind sie auch für Kinder geeignet. Außerdem gelten Angorakaninchen als sehr neugierig und kontaktfreudig.

Wie andere Langohren auch, haben Angoras einen hohen Bewegungsdrang und langweilen sich schnell. Daher brauchen sie regelmäßige Beschäftigung und freuen sich über einen Auslauf, der ihnen viel Abwechslung bietet.

Artgenossen und Vergesellschaftung

Wilde Kaninchen sind sehr gesellig und leben in Kolonien. Auch ihre zahmen Nachfahren sollten auf keinen Fall allein gehalten werden. Um glücklich zu sein, brauchen Angorakaninchen daher unbedingt Artgenossen zum Spielen und Kuscheln.

Vorsicht: Kaninchen werden früh geschlechtsreif

Ein mittelgroßes, weibliches Kaninchen kann mitunter schon ab vier bis fünf Monaten geschlechtsreif werden und danach mehrmals im Jahr Nachwuchs bekommen. Pro Wurf werden drei bis vier Jungtiere geboren. Ausgewachsen sind Angorakaninchen allerdings erst mit sieben bis acht Monaten.

Aus diesem Grund sollten Sie immer auf der Hut sein und Jungtiere rechtzeitig von der Gruppe trennen (oder mit der Zusammenführung lange genug warten), um ungewollte Schwangerschaften in einem so jungen Alter in jedem Fall zu verhindern.

Um eine ungewollte Vermehrung Ihrer Angoras zu vermeiden, können Sie natürlich auch über eine Kastration nachdenken.

Angorakaninchen und andere Haustiere

Unter bestimmten Voraussetzungen können Sie Ihre Angorakaninchen zusammen mit Katzen oder auch Hunden halten. Ein Ersatz für andere Kaninchen können sie aber nie sein.

Die folgenden Punkte gilt es außerdem unbedingt zu beachten: Sie sollten „Raubtier“ und „Beute“ aus Sicherheitsgründen nie ohne Aufsicht aufeinandertreffen lassen; es könnte sonst zu Verletzungen kommen. Eine weitere Gefahr besteht in der Übertragung von Krankheiten durch andere Vierbeiner auf das Kaninchen.

Oft werden Kaninchen auch zusammen mit Meerschweinchen gehalten. Doch leider haben die beiden Tierarten nur wenig gemeinsam und „verstehen“ sich im wahrsten Sinne des Wortes schlecht miteinander. Missverständnisse und Aggressionen sind hier vorprogrammiert.

Am sichersten ist es daher, wenn Sie eine Gruppe von Angorakaninchen separiert von anderen Haustieren halten.

Haltung und Pflege von Angorakaninchen

Das Kaninchengehege

Kaninchen bewegen sich ausgesprochen gern. Sie brauchen viel Platz zum Hoppeln, Rennen und Haken schlagen. Zu einer artgerechten Haltung gehört ein großes Gehege unbedingt dazu.

Das gehört zur Grundausstattung des Kaninchenstalls:

Selbstverständlich sollten Stall und Gehege regelmäßig saubergemacht werden, damit sich Ihre Lieblinge wohlfühlen.

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Die Außenhaltung

Generell vertragen Angorakaninchen Kälte besser als Hitze. Jedoch sind sie empfindlich gegenüber Nässe und Zugluft. Wasser kann in die Unterwolle einsickern und bei Minusgraden sogar einfrieren – für die Tiere lebensgefährlich. Bei einer Außenhaltung sollten Sie also darauf achten, dass Ihre Kaninchen stets im Trockenen untergebracht sind.

Während aller Jahreszeiten gilt zudem: Achten Sie darauf, dass das Freigehege an einem windgeschützten Ort steht.

Im Sommer brauchen die wolligen Tiere zudem unbedingt ein schattiges Plätzchen gegen die Hitze.

Einen ausführlichen Artikel über die Außenhaltung von Kaninchen finden Sie hier im zooplus Magazin.

Angorakaninchen scheren: So geht’s

Angorakaninchen haben keinen Fellwechsel, das bedeutet, ihre Haare fallen nicht von allein aus. Deshalb müssen die Tiere in regelmäßigen Abständen geschoren werden. Empfohlen wird viermal im Jahr.

Sie können Ihre Fellnase vom Tierarzt scheren lassen oder Sie lassen sich von ihm zeigen, wie es geht.

Bevor Sie zur Schere greifen, sollten Sie das Fell Ihres Hopplers gründlich ausbürsten. Mit einem Kamm oder einer Bürste entfernen Sie alles, was im Fell festhängt: Heu, Stroh oder auch Schmutz.

Die Haare können Sie mit einer handelsüblichen Schere abschneiden. Ebenso können Sie die Ohrbüschel vorsichtig kürzen. Wenn Ihr Kaninchen bei der Prozedur herumzappelt, benutzen Sie am besten eine Fellschere mit einer abgerundeten Spitze. So vermeiden Sie Verletzungen. Sie können auch eine spezielle Schermaschine verwenden.

Wichtig: Nach der Schur ins Warme Geschorene Kaninchen frieren leicht und können sich schnell erkälten. Daher sollten Sie bei kühler Witterung Ihr Angorakaninchen nach der Schur in einen Innenstall mit Stroh und Heu setzen. Das Fressen von Heu trägt zur Wärmeregulation bei.

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Fellpflege bei Angorakaninchen

Darüber hinaus müssen Sie das Fell täglich bürsten, sonst verfilzt es. Verfilztes Fell behindert die Wärmeregulation und ist ein Magnet für Parasiten, wie zum Beispiel Milben. Auch ein Befall mit Fliegenmaden (Myiasis) ist möglich.

Kontrollieren Sie außerdem regelmäßig die Krallen Ihrer kleinen Hoppler. Zu lange Krallen sollten Sie mit einer Krallenschere kürzen.

Ernährung: Angorakaninchen lieben Gemüse und Heu

Kaninchen sind reine Pflanzenfresser. Sie mögen frisches Gemüse, wie zum Beispiel Karotten, aber auch frisches Gras und Löwenzahn.

Wie alle Kaninchen haben auch Angoras einen recht empfindlichen Magen. Mit einer täglichen Ration von frischem Heu und Stroh beugen Sie Verdauungsproblemen vor. Auch frisches Wasser sollte immer bereitstehen.

Geben Sie Ihren kleinen Langohren außerdem Äste und Zweige zum Abnagen.

Achten Sie bei fertigen Futtermischungen auf eine hochwertige Qualität ohne Zucker und andere schädliche Zusatzstoffe.

Alles Wichtige über artgerechtes Kaninchenfutter erfahren Sie in dem Artikel Kaninchen Ernährung im zooplus Magazin.

Gesundheit: Die Angorawolle verursacht Probleme

Angorakaninchen können ohne menschliche Hilfe nicht überleben. Ihr Fell ist auf extremes Wachstum gezüchtet. Wird es nicht regelmäßig gepflegt, verfilzt es so stark, dass die Tiere bewegungsunfähig werden.

Die lange Angorawolle verursacht noch weitere Probleme:

  • Stress und Verletzungsgefahr durch das regelmäßige Scheren
  • Augenreizungen durch das viele Fell, das auch über den Augen hängt.
  • Störung des Magen-Darm-Traktes durch Haarballen (Trichobezoare), weil Kaninchen sich regelmäßig Putzen und so Haare aufnehmen.
  • Bei Verfilzen: Hautkrankheiten, Befall mit Fliegenmadenbefall und anderen Parasiten
  • Neigung zur Überhitzung durch das viele Fell
  • Neigung zu Erkältungen, weil das Fell nicht wasserabweisend ist.

Tierschützer stufen Angorakaninchen deshalb als Qualzucht ein.

Wie alt werden Angorakaninchen?

Die durchschnittliche Lebenserwartung eines zahmen Kaninchens beträgt neun Jahre. Auch ein Angorakaninchen dürfte – bei guter Pflege – dieses Alter erreichen.

Kauf: Was kostet ein Angorakaninchen?

Angorakaninchen werden zu unterschiedlichen Preisen angeboten. Die Preisspanne beträgt in der Regel 50 bis 160 Euro.

Durch Ihre Nachfrage würden Sie allerdings die „Produktion“ von Qualzuchten weiter ankurbeln. Aus ethischen Gründen sollten Sie daher darauf verzichten, ein Angorakaninchen im Internet oder bei einem Züchter zu kaufen.

Am besten adoptieren Sie stattdessen ein Langohr aus dem Tierschutz, das auf der Suche nach einem neuen Zuhause ist. In vielen Tierheimen finden Sie Kaninchen – und mit etwas Glück auch ein Angorakaninchen.

Geschichte und Zucht: Fokus lag auf dem Fell

Der Name Angorakaninchen geht auf die türkische Provinz Angora (Ankara) zurück. Früher nannte man das Angorakaninchen auch Seidenhase, Kaschmir-Kaninchen oder Rupfhase. Das lange Haar ist erbbedingt und auf eine natürliche Mutation zurückzuführen.

Seit 300 Jahren bekannt

In England sind die Langhaarkaninchen seit ungefähr 300 Jahren bekannt. Im Jahre 1777 soll ein Herr von Meyersbach die ersten Exemplare nach Deutschland gebracht haben. Bald war die Rasse im ganzen Land verbreitet. Bei der ersten Kaninchenschau 1885 in Chemnitz waren auch Angoras dabei.

Bei der Zucht legte man besonders großen Wert auf langes Fell. Der damalige Rassestandard schrieb eine Länge von mindestens 25 Zentimetern vor. Auf Ausstellungen wurden sogar Tiere mit einer Haarlänge von 40 Zentimetern und mehr gezeigt.

Zucht in den Weltkriegen

Im Ersten und im Zweiten Weltkrieg wurde die Angora-Zucht wegen der Wolle besonders gefördert. 1941 soll das deutsche Heer 25.000 Angorakaninchen gehalten haben.

Inzwischen ist die Kaninchenrasse hierzulande selten geworden. Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen hat das Angorakaninchen 2002 auf die „Rote Liste der bedrohten Haustierrassen“ gesetzt.

Ähnliche Kaninchenrassen

Nach der Einteilung des Zentralverbandes Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter (ZDRK) gehört das Angorakaninchen zu den Langhaarrassen. Weitere Langhaarkaninchen sind Fuchskaninchen, Zwergfuchskaninchen, Jamora sowie Teddykaninchen. Letztere sind allerdings nicht vom ZDRK anerkannt.

Heutige Produktion von Angorawolle

Ungefähr 95 Prozent der weltweit gehandelten Angorawolle stammt inzwischen von Angorakaninchen aus China. Dort werden die Tiere meist unter fragwürdigen Bedingungen gehalten.

Tierschützer kritisieren die brutalen Methoden bei der Schur und die Einzelhaltung in kleinen Käfigen. Sie empfehlen, keine Produkte mit Angorawolle zu kaufen. Denn ein artgerechtes Kaninchenleben ist unter diesen Bedingungen nicht möglich.

Fazit

Mit ihrem flauschigen Fell sind Angorakaninchen ausgesprochen niedlich. Ihre Pflege ist jedoch mit einigem Aufwand verbunden. Sie sollten sich nur dann ein oder mehrere Angorakaninchen anschaffen, wenn Sie genügend Zeit für die tägliche Fellpflege aufbringen können.

Angorakaninchen: Steckbrief

Name: Angorakaninchen
Größe: Mittelgroß
Gewicht: Ca. 3-5 kg
Durchschnittliche Lebenserwartung: Ca. 9 Jahre
Haltung: Zusammen mit Artgenossen, großes Gehege erforderlich, bei Außenhaltung ist Schutz vor Nässe wichtig
Sozialverhalten und Charakter: Sehr gesellig, ausgeglichen, neugierig
Fell: Lang und weich mit sehr dichter Unterwolle und ohne Deckhaar, Farben: weiß, gelb, havanna, fehfarbig, blau
Pflegeaufwand: Tägliches Bürsten und regelmäßiges Scheren erforderlich
Bewegungsbedarf: Hoher Bewegungsdrang, brauchen viel Auslauf und Abwechslung
Herkunft: Türkei

Quellen:


Bärbel Edel
Profilbild von Magazin-Autorin Bärbel Edel

Ich bin Journalistin, liebe Tiere und habe bereits während meines Volkskunde-Studiums zur Beziehung zwischen Menschen und Hunden geforscht. Vor einigen Jahren habe ich einen Kater aus dem Münchner Tierheim adoptiert. Elvis war der Anlass, meinen Katzenblog „Lieblingskatze“ zu gründen und mich auch journalistisch mit Tieren zu befassen. Mit meinen Artikeln möchte ich dazu beitragen, dass Menschen ihre Heimtiere besser verstehen.


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