Riesenkaninchen: Die drei beliebtesten Rassen in Deutschland

Verfasst von zooplus Redaktion
Ein Riesenkaninchen der Rasse Deutscher Riese

Das größte und wahrscheinlich bekannteste Riesenkaninchen ist der Deutsche Riese.

Riesenkaninchen gelten als sanftmütig, einfach zu halten und sehen putzig aus. Sie überlegen, ob Sie ein Kaninchen bei sich einziehen lassen, wissen aber nicht, welche Rasse es sein soll? Wir stellen Ihnen im Folgenden die drei beliebtesten Riesenkaninchen Deutschlands vor.

Riesenkaninchen sind keine Hasen

Kaninchen gehören zu der Familie der Hasen (Leporidae). Sie sind aber keine echten Hasen, sondern werden den Hasenartigen (Lagomorpha) zugeordnet. Alle Kaninchen in der Heimtierhaltung stammen von dem europäischen Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) ab. Aus Züchtungen haben sich zahlreiche Kaninchenrassen entwickelt, die sich in Größe, Farbe und Fellvariation teils deutlich unterscheiden.

Was sind die größten Unterschiede zwischen Kaninchen und Hasen?

Beide Tierarten sehen sich zwar ähnlich, doch es gibt diverse Unterschiede zwischen Hasen und Kaninchen. Zum einen der Körperbau: Hasen sind deutlich größer als Kaninchen und haben einen schlanken, kräftigen Körper. Außerdem sind ihre Ohren länger.

Kaninchen hingegen sind kleiner und gedrungener. Eine Ausnahme bilden natürlich die Riesenkaninchen wie der Deutsche Riese, der mit rund zehn Kilogramm schwerer ist als der durchschnittliche Wildhase mit circa sechs Kilogramm Körpergewicht.

Zum anderen unterscheiden sich beide Tiere in ihrer Lebensweise. Kaninchen leben in Gruppen. Sie graben Tunnel, in denen sie sich bei Gefahr verstecken können. Hasen sind hingegen Einzelgänger, die fast nur an der Oberfläche leben und dort ständig in Bewegung sind. Aus diesem Grund eignen sich Hasen auch nicht als Haustiere.

Was sind die beliebtesten Rassen bei Riesenkaninchen in Deutschland?

Die Riesenkaninchen sind eine Gruppe von besonders großen Kaninchen. In Deutschland sind vor allem drei Rassen verbreitet:

  • Deutsche Riesen sowie Weiße Riesen
  • Deutsche Riesenschecken
  • Deutsche Widder

Verhalten: Die Großen mit dem sanften Wesen

Riesenkaninchen gelten als sehr ruhige und gutmütige Tiere. Aus diesem Grund bezeichnen ihre Besitzer sie liebevoll und völlig zurecht als sanfte Riesen. Als solche sind die meisten Riesenkaninchen überaus verschmuste und zutrauliche Zeitgenossen. Sie können sich sogar ganz gut mit Kindern, Katzen und nicht allzu wilden, kleineren Hunden arrangieren.

Nicht jedes Riesenkaninchen ist aber immer zum Streicheln oder Spielen aufgelegt. Deshalb ist der Schlüssel zu einer innigen Mensch-Tier-Beziehung, die Körpersprache und -haltung des eigenen Fellknäuels richtig deuten zu können. Klopft das Tier zum Beispiel mit den Hinterläufen fest auf den Boden, hat es Angst und fühlt sich bedroht. Dann sollte die Spielstunde besser ausfallen. Stupst es Sie hingegen mit dem Näschen an, möchte es Ihre Zuneigung.

Deutscher Riese: Das größte Kaninchen der Welt

Mit einer Körperlänge von circa 72 Zentimetern und einem Normalgewicht zwischen sieben und zwölf Kilogramm ist der Deutsche Riese das größte Kaninchen der Welt. Einzelne Exemplare können sogar noch deutlich größer und schwerer werden.

Typisch für ihn ist der kräftige, gestreckte und sportliche Körperbau. Außerdem ist das Riesenkaninchen bekannt für seine schönen, großen Ohren. Diese werden mindestens 17 Zentimeter lang.

Zudem haben sie einen kräftigen, breiten Kopf mit vollen Backen. Ihr Fell, das ganz verschiedene Farbtöne aufweisen kann, ist kurz und dicht. Ein geschecktes Fell gibt es bei dieser Kaninchenrasse allerdings nicht.

Ein Deutscher Riese im Garten © ScullyPictures / stock.adobe.com
Ein Deutscher Riese wird im Schnitt 72 Zentimeter lang und hat sehr lange, abstehende Ohren.

Woher kommt der Deutsche Riese?

Ihren Ursprung haben die Deutschen Riesen im belgischen Flandern. Von dort aus wurden die ersten Riesenkaninchen im Jahr 1880 nach Deutschland importiert. Sie sind demnach eine Zuchtform aus den deutlich kleineren Flämischen Riesen, auch Belgische Riesen genannt. Anfangs züchtete man die die Rasse nur in Kastanienbraun (Hasenfarbe) und Eisengrau.

Daneben gibt es übrigens noch den Weißen Riesen. Hierbei handelt es sich um den komplett weißen Farbeinschlag des Deutschen Riesen, der zudem rote Augen hat. Sie gelten aber seit einigen Jahren nicht mehr als eigenständige Rasse.

Steckbrief

  • Herkunft: Deutschland, Belgien (Gent)
  • Größe: durchschnittlich 72 Zentimeter
  • Gewicht: sieben bis zwölf Kilogramm
  • Farbschläge: grau, dunkelgrau, wildfarben, hasenfarbig, schwarz, blau, blaugrau, chinchillafarbig, gelb, weiß
  • Fell: kurz, dicht und glatt anliegend

Deutsche Widder: Riesenkaninchen mit Schlappohren

Nimmt man es genau, zählt der Deutsche Widder gar nicht zu den Riesenkaninchen. Dennoch ist diese junge Rasse deutlich größer als die meisten anderen Kaninchen. Entstanden ist der Deutsche Widder aus der Kreuzung von Französischem Widder und Holländischem Zwergwidder. Mit einer Körperlänge von rund 50 Zentimetern und einem Normalgewicht von fünfeinhalb Kilogramm ist er kompakter als der Deutsche Riese und der Riesenschecke.

Dieses Riesenkaninchen zeichnet sich durch einen kräftigen, breiten Körperbau aus. Es hat einen kurzen Kopf mit ausgeprägten Backen, breiter Stirn und gebogener Nase, außerdem einen kurzen Hals, breite Schultern und kräftige Läufe. Kurzum: Das putzige Riesenkaninchen sieht damit tatsächlich aus wie ein Widder im Miniaturformat.

Ein weiteres, besonderes Merkmal sind die Schlappohren. Sie messen von Ohrenspitze zu Ohrenspitze stolze 38 bis 45 Zentimeter. Darüber hinaus hat diese Kaninchenrasse ein weiches, kuscheliges Fell, das unterschiedliche Farbschläge aufweisen kann.

Das Problem mit den Schlappohren

Widderkaninchen sind vor allem wegen ihres süßen und putzigen Aussehens gefragte Haustiere. Insbesondere die herabhängenden Schlappohren machen sie so unwiderstehlich niedlich.

Allerdings sollte man wissen: In freier Wildbahn gibt es keine Kaninchen mit herabhängenden Ohren. Vielmehr stehen diese immer nach oben ab. Dadurch können die Tiere zum einen besser hören, zum anderen dienen die abstehenden Ohren auch der Kommunikation untereinander.

Warum also hat der Deutsche Widder nun Schlappohren? Der Ursprung liegt vermutlich in einer Mutation. Später hat der Mensch dieses Merkmal dann ganz bewusst eingezüchtet.

Das Problem hierbei ist: Widderkaninchen hören schlechter als andere Artgenossen und sind obendrein anfälliger für Ohrenentzündungen. Denn es fehlt eine ausreichende Belüftung der Ohren. Besonders extrem ausgeprägt sind die Schlappohren beim Englischen Widder, dessen Zucht deshalb umstritten ist. Generell gibt es etliche Tierschutzorganisationen und Tierärzte, die die Schlappohren von Widderkaninchen als Qualzuchtmerkmal ansehen.

Ein Riesenkaninchen der Rasse Deutscher Widder vor weißem Hintergrund © Eric Isselée / stock.adobe.com
Der Widder im Miniformat: Der Deutsche Widder hat eine breite Stirn, einen kräftigen Körper und herabhängende Schlappohren.

Steckbrief

  • Herkunft: Deutschland
  • Größe: 45 bis 50 Zentimeter
  • Gewicht: fünfeinhalb bis neun Kilogramm
  • Farbschläge: eisengrau, dunkelgrau, wildfarben, blaugrau, gelb, rot, chinchilla, schwarz
  • Fell: weich, griffig, dicht mit viel Unterwolle

Deutsche Riesenschecken: Riesenkaninchen mit besonders schöner Fellzeichnung

Für ihre besondere Fellzeichnung ist vor allem eine Riesenkaninchenrasse bekannt: die Deutschen Riesenschecken. Sie haben ein strahlend weißes Fell mit einer ausdrucksstarken Zeichnung in Schwarz, Blau oder Havanna.

Der Kopf dieses Riesenkaninchens weist einen schmetterlingsförmigen Fleck über der Schnauze auf. Zudem sind seine Augen gleichmäßig umrandet. Darunter prangen die typischen Backenpunkte. Ebenfalls dunkel sind die langen Ohren. Auf dem Rücken der Riesenschecken befindet sich außerdem ein Aalstrich, der von den Ohren bis zum Schwanz verläuft.

Die Tiere verfügen über einen langen und kräftigen Körper mit einem geraden Rücken. Die aufrecht stehenden Ohren sind etwa 16 Zentimeter lang. Sie sind mit einem Normalgewicht von sechs Kilogramm und einer Körperlänge von etwa 68 Zentimeter etwas kleiner als der Deutsche Riese.

Ein Deutscher Riesenschecke auf einer Wiese © Tatjana / stock.adobe.com
Der Deutsche Riesenschecke fällt durch seine schöne Zeichnung auf dem weißen Fell auf.

Woher kommt diese Kaninchenrasse?

Die Kaninchenrasse der Riesenschecken ist Ende des 19. Jahrhunderts durch die Kreuzung von Flandrischen Riesen mit kräftigen französischen Widderkaninchen und gescheckten Schlachtkaninchen entstanden. Diese Tiere wurden nach Deutschland exportiert und zu den heute bekannten Riesenschecken weitergezüchtet.

Wichtig bei der Zucht: Riesenschecken sind spalterbig. Das heißt, bei der Verpaarung entstehen neben einfarbigen Tieren und den Schecken auch sogenannte Hellschecken. Letztere sind leider meist nicht lebensfähig. Daher wird bei der Züchtung darauf geachtet, dass nur einfarbige Tiere und Typschecken untereinander gepaart werden.

Steckbrief

  • Herkunft: Lothringen (Frankreich)
  • Größe: durchschnittlich 68 Zentimeter
  • Gewicht: fünf bis zehn Kilogramm
  • Farbschläge: schwarz, blau, havannafarben
  • Fell: mittellang, dicht, anliegend und glänzend

Lesetipp: Alle Informationen über die richtige Haltung und Pflege von Riesenkaninchen haben wir für Sie in einem eigenen Artikel aufbereitet.

Quellen:

Zentralverband der Deutschen Rasse-Kaninchenzüchter (ZDRK)

tierzarzt-rueckert.de

kaninchenrassen.info

Literatur:

Esther Verhoef-Verhallen: Kaninchen und Nagetiere-Enzyklopädie, Karl Müller Verlag 2001


zooplus Redaktion
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Die zooplus Redaktion besteht aus einem engagierten Team von Experten und Redakteuren mit langjähriger Erfahrung im Bereich der Tierhaltung: Florian, Luisa mit ihrem Schweizer Schäferhund Elyos und Franziska mit ihrer Malterserhündin Emmy sowie ihrem Pferd Rubi. Gemeinsam arbeiten wir mit einem großen Netzwerk aus Tierexperten daran, das zooplus Magazin zu einer vertrauenswürdigen Informationsquelle für alle Tierbesitzer und -liebhaber zu machen. Unser Ziel ist es, spannendes Tierwissen und relevante Informationen zur artgerechten Haltung von Haustieren bereitzustellen.


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