Luchs

Verfasst von Natalie Decker
Eurasischer Luchs im Wald

Luchse sind Einzelgänger und bewohnen große Reviere in unterholzreichen Wäldern.

Luchse gehören neben Braunbären und Wölfen zu den größten Raubtieren Europas. In vielen mitteleuropäischen Regionen waren die Tiere zeitweise ausgestorben. Durch Wiederansiedlungsprojekte sollen sie dort nun wieder heimisch werden.

Steckbrief zum Luchs

Kurzinfo: Luchse sind mittelgroße Raubkatzen mit quadratischem Körperbau. Sie haben einen ausgeprägten Backenbart, dunkle Ohrpinsel und einen Stummelschwanz.
Widerristhöhe: 50-70 cm
Gewicht: 15-25 kg
Durchschnittliche Lebenserwartung: 10-15 Jahre
Beutetiere: Rehe, Hirsche, Hasen, Vögel
Wesen: neugierig, aber zurückgezogen
Fell: dicht, 5-7 cm lang
Fellfarbe: im Sommer rötlich bis gelbbraun, im Winter braun bis grau, teilweise gefleckt
Geschlechtsreife: Weibchen mit zwei Jahren, Männchen mit drei Jahren
Tragzeit: ca. 70 Tage
Wurfgröße: 2 bis 5 Jungtiere
Verbreitung: weite Teile Europas, Sibiriens und Ostasiens

Aussehen des Luchses: Pinselohren und Backenbart

Der Eurasische Luchs (lateinisch Lynx lynx) wird auch Nordluchs oder einfach nur Luchs genannt. Er ist neben dem seltenen Persischen Leoparden die größte Katze Europas und eines der größten europäischen Landraubtiere. Weitere Vertreter der Gattung Luchs sind der Kanadaluchs, der Rotluchs und der Iberische Luchs.

Mit einer Schulterhöhe von 50 bis 70 Zentimetern ist der Eurasische Luchs in etwa so groß wie ein Schäferhund und damit die größte der vier Luchs-Arten. Sein Körperbau wirkt quadratisch, der Kopf ist eher breit und rundlich.

Ohren wie ein Luchs

Typisch für den Luchs sind die dunkel gefärbten Haarpinsel auf den Ohrspitzen. Sie helfen ihm dabei, selbst die leisesten Geräusche seiner Beutetiere optimal wahrzunehmen.

Das Fell des Luchses kann gelblich, rötlich, braun oder grau sein. Bei vielen Exemplaren ist es mit deutlich sichtbaren dunklen Flecken überzogen. Bei anderen fehlt die individuelle Zeichnung fast komplett. Am Kinn, an der Brust und am Bauch ist das Haarkleid dieser wilden Katze weiß bis cremefarben.

Breite Pranken dienen als „Schneeschuhe“

In der kalten Jahreszeit trägt der Luchs ein besonders dichtes Winterfell. Seine breiten Pfoten verhindern das Einsinken im Schnee. Die Vorderbeine sind deutlich kürzer als die Hinterbeine.

Charakteristisch für diese Art ist zudem der ausgeprägte Backenbart, über den beide Geschlechter verfügen. Der Schwanz ist auffallend kurz und hat eine schwarze Spitze.

Eurasischer Luchs © Mario Plechaty / stock.adobe.com
Charakteristisch für den Luchs sind die schwarzen Ohrpinsel und der helle Backenbart.

Lebensraum und Verbreitung: Wo gibt es Luchse in Europa?

In weiten Teilen Mitteleuropas war der Luchs zwischenzeitlich ausgestorben. Durch Wiederansiedlungsprojekte wird versucht, die Raubkatze in ihrem früheren Verbreitungsgebiet wieder zu etablieren.

Die größten Populationen finden sich in Russland, Finnland und Rumänien. Doch auch in Deutschland, Österreich, Schweden und vielen anderen europäischen Ländern gibt es wieder Luchse.

Insgesamt leben derzeit etwa 7000 Exemplare in Europa. Ob die Wiederansiedlung tatsächlich geglückt ist, wird sich aber erst zeigen, wenn die Tiere dauerhaft in ihrer „neuen alten“ Heimat überleben.

Riesige Reviere

Luchse sind Einzelgänger. Sie bewohnen große zusammenhängende Waldgebiete mit reichlich Unterholz. Das Unterholz, aber auch Felsen, Wurzelteller und Gebüsch, werden als Deckungsmöglichkeiten genutzt. An trockenen, geschützten Orten, etwa in Höhlen oder unter großen Wurzeln, bringen die Weibchen ihre Jungen zur Welt.

Jedes Tier besetzt ein eigenes, bis zu 450 Quadratkilometer großes Revier. Dabei sind die Reviere der Männchen größer als die der Weibchen. Finden sie dort nicht genügend Beute, können sich die Raubkatzen auch bis an den Waldrand vorwagen.

Luchs Junges © kjekol / stock.adobe.com
Ende Mai bis Mitte Juni werden die kleinen Luchse geboren.

Nahrung und Jagdverhalten des Luchses

Luchse sind reine Fleischfresser und brauchen etwa ein Kilogramm Nahrung pro Tag. Sie jagen abends und nachts. Dabei erbeuten sie unter anderem Rehe, Hirsche und Rentiere. Aber auch Vögel, Feldhasen und Kaninchen stehen auf ihrem Speiseplan. Ganz nach Katzenart lauern die Überraschungsjäger ihrer Beute auf und töten sie durch einen gezielten Biss in die Kehle.

Seine hervorragenden Sinnesleistungen helfen dem Luchs, seine Beute aufzuspüren. Die Tiere verfügen über ein ausgezeichnetes Gehör und sehen im Dunklen etwa sechsmal besser als der Mensch.

Hat die Katze ein großes Beutetier wie einen jungen Hirsch, eine Gämse oder ein Mufflon gerissen, kehrt sie in mehreren Folgenächten zurück, um ihre Mahlzeit fast vollständig zu verspeisen.

Ist ein Luchs gefährlich für den Menschen?

Die Wahrscheinlichkeit, einem Luchs in freier Wildbahn zu begegnen, ist äußerst gering. Dank ihrer ausgezeichneten Sinne nehmen die Tiere den Menschen viel früher wahr als umgekehrt. Dann ziehen sie sich in der Regel in den Schutz des Waldes zurück.

Dass ein Luchs einen Menschen angreift, kommt extrem selten vor. Ein Grund für eine Luchsattacke kann beispielsweise eine Tollwutinfektion des Tieres sein. Allerdings sind viele europäische Länder inzwischen tollwutfrei.

Fortpflanzung und Aufzucht der Jungen

Die Ranz, also die Paarungszeit der Luchse, ist im Februar und März. Nur während dieses Zeitraums finden die einzelgängerisch lebenden Tiere zueinander. Als „Wegweiser“ zum potenziellen Partner dienen die Urinmarkierungen an Baumwurzeln und Felsen. Darüber hinaus stoßen die Tiere Paarungsrufe aus, die ein wenig wie ein Bellen klingen.

Nach einer Tragzeit von etwa 70 Tagen werden die kleinen Luchse geboren. Sie kommen blind und mit Fell zur Welt. Ein knappes halbes Jahr werden sie von der Mutter gesäugt und bereits mit etwa vier Wochen langsam an feste Nahrung herangeführt. Noch bis zum nächsten Frühjahr bleiben die Jungen bei der Mutter. Dann suchen sie sich ein eigenes Revier.

Gefährdung und Schutz der Art

In vielen europäischen Ländern ist der Luchs eine streng geschützte Art, die nicht gejagt werden darf. Denn Wilderei stellt neben Verkehrsunfällen und Krankheiten eine ernste Bedrohung für diese Katze dar.

Schließlich wurde der Luchs in vielen Gebieten Mitteleuropas schon einmal ausgerottet. Aufgrund ihres Fells und weil in ihnen eine Gefahr für Schafe und Ziegen gesehen wurde, wurden die Tiere bis Anfang des 20. Jahrhunderts gnadenlos verfolgt und getötet.

Der Luchs kehrt zurück

Naturschutzprojekte und Wiederansiedlungen helfen seit den 70er-Jahren, das Verbreitungsgebiet des Luchses stetig zu vergrößern.

Bei einer Unterart, dem Balkanluchs, könnten die Bemühungen allerdings zu spät kommen. Mit einem Bestand von nur noch 20 bis 40 Tieren ist er so gut wie ausgestorben.

Kann man einen Luchs als Haustier halten?

Der Luchs ist ein Wildtier und eignet sich nicht für die Haltung als Haustier. Die Tiere gelten zwar als neugierig, meiden den Menschen aber und lassen sich nicht zähmen.

Wer ein Herz für diese schöne Raubkatze hat und etwas für das Überleben der Art tun möchte, kann sich im Naturschutz engagieren. Einige Tierschutzorganisationen bieten Luchspatenschaften an, mit denen Tierfreunde das bedrohte Raubtier gezielt unterstützen können.

Quellen:


Natalie Decker
Profilbild Natalie Decker (mit Pferd)

„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“, hat Loriot einmal gesagt. Dem würde ich uneingeschränkt zustimmen und ergänzen: „Ein Leben ohne Pferd, Katze und Kaninchen ebenfalls!“ Mein Herz schlägt für alle großen und kleinen Tiere und ich habe das große Glück, als freie Autorin über meine Leidenschaft schreiben zu dürfen. Mit meinen Artikeln möchte ich für den Tierschutz sensibilisieren und Tierfreund/innen nützliche Tipps geben.


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