Tollwut bei Katzen Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

kätzchen wird gegen tollwut geimpft

Eine Impfung schützt Katzen zuverlässig vor der Tollwut.

Die Tollwut ist eine anzeigepflichtige und gefährliche Tierseuche. Wie sich Tollwut bei Katzen äußert, weshalb eine Behandlung nicht möglich ist und wie Sie Ihre Katze davor schützen, erfahren Sie in unserem Ratgeber.

Wie gefährlich ist Tollwut bei Katzen?

Tollwut ist eine extrem gefährliche Infektionskrankheit. Einmal ausgebrochen endet sie immer tödlich, egal ob für Katze oder Mensch.

Wo kommt Tollwut vor?

Aus diesem Grund ist es wichtig zu wissen, in welchen Regionen ein hohes Infektionsrisiko besteht und in welchen die Gefahr relativ gering ist.

Länder mit sehr geringem Risiko

In vielen westeuropäischen Ländern wurde die urbane Tollwut durch Bekämpfungsmaßnahmen (z. B. durch die orale Immunisierung von Füchsen) ausgerottet. So gilt Deutschland seit 2008 offiziell als tollwutfrei (bezogen auf die klassische Tollwut).

Weitere Länder mit niedrigem Infektionsrisiko sind:

  • Belgien
  • Bulgarien
  • Dänemark
  • Deutschland
  • Estland
  • Finnland
  • Frankreich
  • Griechenland
  • Italien
  • Island
  • Irland
  • Kroatien
  • Niederlande
  • Nordirland
  • Österreich
  • Polen
  • Portugal
  • Rumänien
  • Schweden
  • Schweiz
  • Slowenien
  • Slowakei
  • Spanien

Länder mit hohem Risiko

Die meisten Länder, in denen ein hohes Risiko für eine Infektion mit Tollwut besteht, befinden sich in Asien, Afrika und Südamerika. Dazu zählen vor allem:

  • Ägypten
  • Argentinien
  • Bali
  • Bolivien
  • Botswana
  • Brasilien
  • China
  • Costa Rica
  • Indien
  • Kuba
  • Türkei
  • Tunesien
  • Mexiko
  • Russland
  • Südafrika
  • Vietnam

Welche Tiere sind häufig betroffen?

Neben Katzen können auch andere Tiere wie Hunde, Rinder oder Schweine an Tollwut erkranken. Da es sich um eine Zoonose handelt, können sich auch Menschen anstecken.

Generell sind Tiere und Personen einem höheren Erkrankungsrisiko ausgesetzt, sofern sie in Verbreitungsgebieten der Tollwut leben und häufigen Kontakt zu Wildtieren haben.

Hinsichtlich Katzen sind in der Regel nur Freigänger betroffen, da Wohnungskatzen meist ausreichend von der Außenwelt abgeschottet sind.

Ansteckung: Wie infizieren sich Katzen mit Tollwut?

Zur Übertragung des Tollwutvirus kommt es vor allem bei Bissverletzungen, indem kontaminierter Speichel in den Körper des Bissopfers gelangt. Katzen können sich aber auch über bereits offene Wunden infizieren. Beim Menschen spielen auch Organtransplantationen eine Rolle.

Als erstes befallen die Tollwutviren die in der Wunde freigelegten Muskelzellen. Da sich in der Muskulatur viele periphere Nervenfasern (außerhalb des Gehirns und Rückenmarks) befinden, können die Tollwutviren von hier aus über aufsteigende Nervenbahnen das zentrale Nervensystem (ZNS), das Rückenmark und Gehirn befallen.

Dort angekommen weitet sich die Infektion erneut über absteigende Nervenbahnen aus, sodass die Viren neben den Speicheldrüsen auch die Augen und die Haut befallen.

Symptome: Wie merkt man, ob eine Katze Tollwut hat?

Wurde Ihre Katze von einem infizierten Tier gebissen, treten die ersten Symptome in der Regel in einem Zeitraum von zwei bis vierundzwanzig Wochen auf. Umso näher die Wunde am zentralen Nervensystem liegt, desto schneller kann das Tollwutvirus das Nervengewebe infizieren.

Da sich die Tollwutviren entlang der Nervenbahnen ausbreiten, treten im weiteren Verlauf unterschiedliche Krankheitszeichen auf. Tierärzte unterteilen daher die Symptomatik in drei Stadien, die teilweise ineinander übergehen:

1. Prodromalstadium (2-5 Tage)

Im ersten Stadium kommt es zu Wesensveränderungen. Katzen zeigen eine vermehrte Lautäußerung. Durch die Virusvermehrung entsteht starker Juckreiz im Bereich der Viruseintrittspforte, die Katzen lecken und kratzen sich an den Wunden. Außerdem erbrechen sie, sind unruhig und haben ein gesteigertes Angstverhalten.

2. Exzitationsstadium (2-7 Tage)

Es folgt die sogenannte „rasende Wut“. Die betroffene Katze ist nervös, wild und leicht erregbar. Es kommt zu Muskelzuckungen und Krampfanfällen, die am gesamten Körper auftreten können. Sie beißt scheinbar hemmungslos zu und ist desorientiert.

Besonders auffällig und typisch für die Tollwut sind ein vermehrter Speichelfluss und zunehmende Schluckprobleme.

Da die Katzen zudem meist ein gesteigertes Wut- und Beißverhalten zeigen, ist die Gefahr für andere Tiere und den Menschen in diesem Stadium besonders hoch.

3. Paralytisches Stadium (3-4 Tage)

In der Endphase treten Lähmungserscheinungen in den Vordergrund. Daher spricht man von diesem Stadium auch als der „stillen Wut“. Es kommt schließlich zum Koma und Tod durch Lähmung der Atem- oder Herzmuskulatur.

Rechtliche Grundlagen: Was muss gemeldet werden?

Die Tollwut ist eine der am meisten gefürchteten Infektionskrankheiten, weshalb es in Deutschland genaue gesetzlichen Regelungen dazu gibt:

1. Tötung nach Tollwut-Verordnung

Wurde ein Verdacht des Ausbruchs von Tollwut bei einer Katze ohne Impfschutz amtlich festgestellt, ordnet die zuständige Behörde die sofortige Tötung und Beseitigung der tollwutverdächtigen Katze an (§ 7 Abs. 1 Tollwut-VO).

2. Meldepflicht nach IfSG

Bei Verdacht auf eine Infektion, einer nachgewiesenen Erkrankung oder einem Todesfall aufgrund von Tollwut beim Menschen müssen definierte Personen den Namen der betroffenen Person dem Gesundheitsamt melden (§ 6 Abs. 1 Nr. 1 IfSG).

Wann muss ich zum Tierarzt?

Haben Sie den Verdacht, dass Ihre Katze Tollwut haben könnte, müssen Sie dies unbedingt Ihrem Tierarzt per Telefon melden. Ihr Tierarzt wird dann weitere Schritte einleiten und die zuständige Behörde informieren.

Aufgrund der hohen Infektionsgefahr darf Ihre Katze ab dem Zeitpunkt des Verdachts keinen Kontakt mehr zu Personen oder anderen Haustieren haben – sofern es sich nicht um eine berechtigte Person (z. B. der zuständigen Behörde) handelt.

Fahren Sie daher auf keinen Fall mit Ihrer verdächtigen Katze zum Tierarzt und lassen Sie sie nicht nach draußen. Sondern Sie Ihre Katze zudem von sich selbst und von anderen Haustieren ab.

Vergessen Sie dabei allerdings nicht, ihr frisches Wasser, Futter und eine Katzentoilette zur Verfügung zu stellen.

Diagnose: Wie wird Tollwut bei Katzen nachgewiesen?

Hat sich das Verhalten Ihrer Katze plötzlich geändert, muss dies nicht automatisch heißen, dass sie Tollwut hat. Auch starke Schmerzen oder Verletzungen von Nervengewebe (z. B. durch einen Bandscheibenvorfall) können als Ursachen infrage kommen. Zudem zeigen Katzen Verhaltensänderungen insbesondere dann, wenn sie unter Stress stehen.

Ausführliche Besitzerbefragung

Um den Verdacht einer Tollwutinfektion zu erhärten, wird Ihr Tierarzt Sie anfangs ausführlich befragen und den Impfstatus Ihrer Katze überprüfen.

Kommt er zu der Erkenntnis, dass eine Tollwutinfektion bei Ihrer Katze sehr wahrscheinlich ist, wird er die rechtlich notwendigen Schritte einleiten und das zuständige Veterinäramt informieren. Dieses übernimmt anschließend das weitere Vorgehen, einschließlich der Diagnostik.

Nachweis erst post mortem möglich

Leider sind gängige Verfahren für einen direkten oder indirekten Virusnachweis bei lebenden Katzen schlecht auswertbar. Derzeit erfolgt die Tollwutdiagnose daher noch per pathologischer Untersuchung, nachdem Ihre Katze verstorben ist oder erlöst wurde.

Folgende Nachweismethoden sind derzeitig das Mittel der Wahl:

  • Histologische Untersuchung: Unter dem Mikroskop sind sogenannte Negri-Körperchen (virale Einschlusskörperchen in Nervenzellen) im Gehirngewebe nachweisbar.
  • indirekter Virusnachweis per Immunfluoreszenz (IF)
  • direkter Virusnachweis mittels molekularbiologischer Methoden (z. B. Real-Time-Polymerase-Kettenreaktion)

Therapie und Prognose: Lässt sich Tollwut bei Katzen behandeln?

Für die Tollwut bei der Katze (und auch bei anderen Tieren) besteht in Deutschland und anderen Ländern ein striktes Behandlungsverbot. Ein Ausbruch der Tollwut verläuft bei Katzen (und anderen infizierten Tieren) leider immer tödlich.

Aus diesem Grund müssen Tierärzte gemäß der „Verordnung zum Schutz gegen die Tollwut“ tollwutverdächtige Katzen erlösen. Dies dient nicht nur dazu, die betroffene Katze vor unnötigem Leiden zu bewahren, sondern auch zum Schutz anderer Lebewesen und uns Menschen.

Vorbeugung: Werden Katzen gegen Tollwut geimpft?

Da eine Erkrankung mit Tollwut immer tödlich verläuft, sollten Sie Ihre Katze vor einer Infektion schützen.

In Deutschland wurde zwar die Pflicht zur Tollwutimpfung von Katzen abgeschafft, die nicht aus dem Ausland eingeführt worden sind. Dennoch empfiehlt die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) des Friedrich-Löffler-Instituts diese Impfung nach wie vor. Diese Empfehlung bezieht sich insbesondere auf Freigänger, die Kontakt zu wildlebenden Tieren wie Füchse haben könnten.

Wie häufig muss ich meine Katze impfen lassen?

Generell erfolgt die Grundimmunisierung ab der zwölften Lebenswoche nach Herstellerempfehlung. Danach ist für die meisten Impfstoffe eine Nachimpfung alle drei Jahre nötig.

Neben der Impfung ist es zudem ratsam, den Kontakt zu auffälligen Wildtieren zu vermeiden und auffällige Tiere bei der zuständigen Behörde zu melden.

Impfpflicht in anderen Ländern und Reisen in Risikogebiete

Ob eine Impfpflicht für Katzen und andere Haustiere besteht, variiert von Land zu Land. Die Bestimmungen können sich zudem jederzeit ändern.

Ziehen Sie um oder möchten Sie sich erstmalig ein Haustier anschaffen, ist es daher immer ratsam, sich im eigenen Land über die aktuellen Impfpflichten zu informieren.

Möchten Sie mit Ihrer Katze in endemische Gebiete (Risikogebiete) reisen, müssen Sie abhängig vom Land bestimmte Nachweise über den Antikörpertiter nachweisen.

Ursachen: Was ist der Auslöser für Tollwut bei Katzen?

Die Tollwut ist eine meist plötzlich auftretende und tödlich verlaufende Viruserkrankung, ausgelöst durch eine Infektion mit sogenannten Lyssaviren (auch Tollwutviren genannt). Das Wort „Lyssa“ entstammt dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Wahnsinn“ oder „Irrationale Wut“.

Die englische Bezeichnung „rabies“ kommt dahingegen aus dem Latein und drückt „Wut“ oder „Raserei“ aus. Beide Begriffe spiegeln die tollwutbedingte Symptomatik wider, die mit starkem Speichelfluss und gesteigertem Beißverhalten auf einhergeht.

Allgemein zählt das Tollwutvirus zur Familie der Rhabdoviridae. Weltweit sind für die Katze zwei Virusformen von Bedeutung:

Das klassische Tollwutvirus (Rabies)

Die klassische Tollwut (auch terrestrische Tollwut genannt) lässt sich in zwei Formen unterteilen.

Zum einen gibt es die silvatische Form (abgeleitet vom lateinischen Wort für „Wald“). Diese tritt insbesondere in den USA und in Europa auf. Als wichtigste Virusüberträger gelten wildlebende Fleischfresser wie der Fuchs, Waschbären und Stinktiere.

Dahingegen ist die urbane Form (abgeleitet vom lateinischen Wort für „Stadt“) eher in Ballungsräumen in Asien und Afrika verbreitet. Hier kommt es vor allem durch Bisse tollwütiger Katzen und Hunde zur Infektion.

Das Europäische Fledermaustollwutvirus 1 und 2 (ELBV 1/2)

Diese Form ist nach Fledermäusen benannt, da diese als Träger dieser Virusformen gelten. Die betroffenen Fledermausarten kommen in Deutschland allerdings nur selten. Folglich kommt es bei Katzen und anderen Säugetieren kaum zu Infektionen mit diesem Virustyp.

Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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