Schnurrhaare bei Katzen: Funktion und Bedeutung Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Schnurrhaare Katze Nahaufnahme

Die Schnurrhaare von Katzen sind äußerst sensibel und erfüllen eine wichtige Funktion.

Der Tastsinn Ihrer Katze hilft ihr durch den Alltag: beim Jagen, Fressen und Herumschleichen. Was Schnurrhaare mit diesem Thema zu tun haben und warum Sie die Schnurrhaare bei Ihrer Katze niemals abschneiden dürfen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was sind die Schnurrhaare bei Katzen?

Bei manchen Katzen sind die Schnurrhaare (auch Vibrissen, Tasthaare oder Sinushaare genannt) gekräuselt, bei manchen sind sie gerade. Bei manchen sind sie relativ kurz, bei anderen etwas länger. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind für die Sinneswahrnehmung Ihrer Katze unerlässlich.

Haben Katzen Gefühle in den Schnurrhaaren?

Die Schnurrhaare Ihrer Katze sind äußerst sensibel und reagieren sehr empfindlich auf mechanische Reize. Bricht das Haar in der Mitte ab, ist dies in vielen Fällen nicht schmerzhaft. Anders verhält es sich jedoch, wenn Sie Ihrer Katze die Schnurrhaare herausziehen oder sich die Haarwurzel entzündet.

Wie ist ein Schnurrhaar bei der Katze aufgebaut?

Schnurrhaare sind nicht nur dicker und länger als normale Haare, sondern haben auch eine ganz besondere Anatomie. Im Prinzip besteht ein Schnurrhaar bei einer Katze aus einer Haarwurzel und dem Haar an sich, die in einem Haarfollikel (auch Haarbalg genannt) verankert sind. Letzterer ist nicht nur von einer Epidermishülle, sondern auch von einem Blutsinus umgeben.

Dieser Blutsinus macht die Schnurrhaare Ihrer Katze einzigartig, da er in seinen Wänden freiliegende Nervenenden aufweist. Dadurch ist es den Vibrissen möglich, Berührungen als Reize aufzunehmen und an das zentrale Nervensystem (ZNS) weiterzuleiten.

Wo haben Katzen Tasthaare?

Interessanterweise haben Katzen Schnurrhaare nicht nur im Kopfbereich, sondern auch an anderen Körperstellen. Dadurch kann Ihre Katze Berührungen in verschiedenen Situationen wahrnehmen: beim Fressen, Gehen oder Greifen.

Sie finden Vibrissen bei Ihrer Katze an den folgenden Stellen:

  • im Gesicht (Maul, Kinn, über den Augen) und an den Ohren
  • an den Innen- und Außenseiten der Beine
  • im Zwischenzehenbereich der Pfoten

Wann verlieren Katzen ihre Schnurrhaare?

Obwohl Ihre Katze viel schläft, ist sie zwischendurch auch sehr aktiv und verspielt. Kein Wunder also, dass sie beim Herumtollen oder Umherstreifen ab und zu ein Tasthaar verliert. Das ist zunächst kein Problem, denn diese Haare wachsen nach.

Die Katze verliert viele Schnurrhaare: Ein Grund zur Sorge?

Es gibt aber auch Situationen, in denen die Schnurrhaare Ihrer Katze häufiger ausfallen. Dies kann passieren, wenn Ihre Katze besonders gestresst oder krank ist. Auch ältere Katzen verlieren häufiger ihre Tasthaare.

Hinweis: Grundsätzlich sollten Sie vorsichtshalber Ihren Tierarzt aufsuchen, wenn Sie bei Ihrer Katze entsprechende Veränderungen oder andere Krankheitszeichen bemerken.

Unabhängiger Lebenszyklus

Im Gegensatz zur normalen Körperbehaarung unterliegen die Schnurrhaare Ihrer Katze keinem saisonalen Fellwechsel. Diese Besonderheit ist auf die Entwicklungsgeschichte der Vibrissen zurückzuführen.

Denn im Gegensatz zu normalem Fell ist das Sinushaar embryonal angelegt, weshalb es einen individuellen Lebenszyklus aufweist.

Schnurrhaare Katze © Edwin Butter / stock.adobe.com
Katzen besitzen an verschiedenen Stellen des Kopfes Vibrissen, wie etwa am Maul und über den Augen.

Funktion: Wofür haben Katzen Schnurrhaare?

Die Reizaufnahme und -übertragung in den Vibrissen ist ein ausgeklügeltes System, das zur Orientierung im Raum beiträgt.

Denn wenn die Schnurrhaare Ihrer Katze mit etwas in Berührung kommen, bringt dies das Blut in den Sinus zum Vibrieren. Diese Schwingungen erreichen dann die Nervenenden, die diesen Reiz dann an das ezntrale Nervensystem (ZNS) weiterleiten. Hier erfolgt schließlich die volle Wahrnehmung der Berührung, sodass Ihre Katze nun darauf reagieren kann.

Tasthaare zur Orientierung

Haben Sie sich jemals gefragt, warum Katzen so gut darin sind, sich im Dunkeln zurechtzufinden? Das liegt nicht nur an ihrem hervorragenden Sehsinn, sondern auch an ihren Schnurrhaaren. Denn diese benötigen kein Licht, um Objekte und andere Einschränkungen im Raum zu erkennen.

Katzenschnurrhaare als Stimmungsbarometer

Neben der Tastfunktion haben die Schnurrhaare Ihrer Katze noch eine weitere wichtige Funktion: die Kommunikation mit anderen Katzen. So kann sie die besonderen Haare als Anzeiger ihrer Gefühle nutzen.

Wenn Ihre Katze die Haare hebt, signalisiert sie zum Beispiel „Ich bin besonders aufmerksam“. Legt sie sie an und hockt gestresst auf dem Boden, könnte dies wiederum ein Zeichen für starke Schmerzen sein.

Schnurrharre helfen Katzen bei der Orientierung © FurryFritz / stock.adobe.com
Die Tasthaare einer Katze helfen ihr durch den Alltag

Darf man einer Katze die Schnurrhaare schneiden?

Tiere haben aus einem bestimmten Grund Fell. Es isoliert nicht nur, sondern spielt auch eine wichtige Rolle bei der Kommunikation mit anderen Artgenossen.

Aus diesem Grund sollten Sie aus Tierschutzgründen davon absehen, die Vibrissen von Katzen und anderen Tieren zu kürzen oder zu entfernen.

Hinweis: Nur wenn eine medizinische Indikation vorliegt, ist eine Amputation von Vibrissen durch den Tierarzt möglich.

Katzen ohne Schnurrhaare: Vorsicht vor Qualzucht!

Aus genetischen Gründen fehlen bestimmten Katzenrassen die Schnurrhaare – und damit ein wichtiger Teil ihrer Sinne. Bestimmte Nacktkatzen (zum Beispiel Canadian Sphynx) ohne Vibrissen gelten daher als sogenannte Qualzucht.

So gilt beispielsweise nach §11b des deutschen Tierschutzgesetzes ein Verbot zur Zucht von Tieren, die erblich bedingt Schmerzen, Leiden oder Schäden haben.

Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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