Niereninsuffizienz bei Katzen Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Niereninsuffizienz bei Katzen

Bei den ersten Syptomen der Niereninsuffizienz ist es wichtig einen Tierarzt aufzusuchen.

Katzen leiden im Alter überdurchschnittlich oft an einer sogenannten Chronischen Niereninsuffizienz (CNI), auch bekannt als Chronische Nierenerkrankung (CNE). Dabei handelt es sich um einen langfristigen Funktionsverlust der Konzentrationsfähigkeit der Nieren. Die Erkrankung schreitet immer weiter fort und die Schäden sind irreparabel, sodass die Katze erst nach mehreren Monaten ab einem gewissen Schadensgrad der Niere Symptome wie Erbrechen, Müdigkeit oder lebensgefährliche Elektrolytentgleisungen zeigt.

Funktion und Aufbau der Nieren

Die Nieren dienen der Katze als zentrales Organ für den Wasser- und Elektrolythaushalt sowie zur Ausscheidung von giftigen Stoffwechselprodukten, indem sie Harn ausscheiden. Sie sind bohnenförmig geformt und befinden sich bei der Katze am Dach der Bauchhöhle. Im Gegensatz zu Hunden liegen sie bei Katzen etwa auf gleicher Höhe.

Aufgebaut sind die stark durchbluteten Organe aus einer oberflächlichen Nierenkapsel, einer Nierenrinde und einem Nierenmark. Innerhalb dieser Strukturen befinden sich zahlreiche Funktionseinheiten (Nephrone), welche aus den Nierenkörperchen (Glomerula) der Nierenrinde und den Nierenkanälchen (Tubuli) des Nierenmarks bestehen. Im unteren Teil der Nieren befindet sich abschließend das Nierenbecken, welches den produzierten Harn sammelt und in den Harnleiter Richtung Harnblase leitet.

Wie entsteht eine Niereninsuffizienz bei der Katze?

Verschiedenste Erkrankungen und Reize können die Niere der Katze soweit schädigen, dass es zu einer akuten (plötzlichen) oder häufiger einer chronischen (langfristigen) Niereninsuffizienz kommt:

  • Erbliche und erworbene Nierenerkrankungen: genetisch bedingte Zysten, Tumore der Nieren oder umgebenden Organe (z.B. Nebennieren), Autoimmunerkrankungen, Nierensteine, Durchblutungsstörungen (Ischämie)
  • Infektiöse Ursachen (z.B. Feline Infektiöse Peritonitis FIP)
  • Giftige Substanzen (z.B. Pflanzen, Medikamente, Pestizide, Schwermetalle)
  • Einseitige Futtermittel mit zu hohen Anteilen an Phosphor

Symptome: Woran wird eine Niereninsuffizienz bei der Katze erkannt?

Ältere Katzen scheinen besonders von der Nierenerkrankung betroffen zu sein. Dies liegt jedoch an der recht guten Kompensationsfähigkeit der Nieren. Kommt es zu einer Schädigung der Nieren, arbeiten sie bis zu einem gewissen Schadensgrad der Funktionseinheiten (etwa 75%) ohne Einschränkungen. Wird diese Schwelle jedoch überschritten und gehen zu viele Nephrone kaputt, zeigt die Katze meist in höherem Alter erstmalig eine Klinik. Dabei werden folgende Symptome vielfach beobachtet:

  • Geschwächtes Allgemeinbefinden: Müdigkeit, Bewegungsunlust, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
  • Die Katze wirkt durch glanzloses Fell ungepflegter
  • Vermehrter Harndrang und Dehydratation
  • Schwankungen im Elektrolythaushalt (z.B. erhöhte Kaliumkonzentration im Blut): Herzrhythmusstörungen
  • Wassereinlagerungen (Ödeme)
  • Bluthochdruck und daraus resultierende Erblindung der Katze
  • Durch die sinkende Ausscheidung von giftigen Stoffwechselprodukten wie Ammoniak kommt es ggf. zu Vergiftungsanzeichen wie Erbrechen, Durchfall und Mundgeruch
  • An den Folgen einer Niereninsuffizienz können Katzen sterben

Welche diagnostischen Möglichkeiten gibt es?

Es ist bekannt, dass Katzen besonders häufig an Nierenerkrankungen erkranken. Daher ist es besonders wichtig, bei der oben beschriebenen Symptomatik frühzeitig einen Tierarzt aufzusuchen.

Damit dieser das Krankheitsgeschehen besser einordnen kann, sind Informationen über das erste Auftreten der klinischen Anzeichen als auch den Impfstatus oder eine mögliche Aufnahme giftiger Substanzen enorm hilfreich.

Sollte die Katze während des Tierarztbesuches ein stark geschwächtes Allgemeinbefinden oder bereits akut lebensgefährliche Anzeichen wie Herzrhythmusstörungen zeigen, ist ein sofortiges Einschreiten durch den Tierarzt notwendig. In diesem Fall werden die Elektrolytschwankungen und der Flüssigkeitsdefizit über Infusionen ausgeglichen.

Anschließend erfolgt die spezielle Untersuchung der Nieren, welche mit dem Abtasten (Palpation) der Nieren im oberen Bauchraum beginnt. Hierbei kann der Tierarzt je bereits eine Schmerzempfindlichkeit und abnorme strukturelle Veränderungen der Nieren feststellen, wie zum Beispiel Größenunterschiede oder Zubildungen.

Letztere können anschließend mittels bildgebender Maßnahmen (z.B. Röntgen oder Ultraschall) genauer betrachtet werden. Im Gegensatz zu strukturellen Veränderungen lässt sich die Nierenfunktion nur mittels spezieller Blut- und Urintests ermitteln, dessen Ergebnisse das Krankheitsgeschehen in eine akute oder chronische Niereninsuffizienz einstufen können. Dazu zählen insbesondere folgende Parameter:

  • im Blut: Harnpflichtige Substanzen (z.B. Kreatinin, Harnstoff, SDMA), Elektrolyte (z.B. Kalium), Übersäuerung des Blutes (Azidose)
  • Im Urin: das Spezifische Gewicht (Maß für die Konzentrationsfähigkeit der Nieren), Eiweißgehalt

Wie kann eine Niereninsuffizienz bei Katzen behandelt werden?

Die Therapie einer Niereninsuffizienz teilt sich auf in eine Nierendiät und unterstützende Maßnahmen:

Nierendiät

Die Lebensqualität nierenkranker Katzen können durch eine ausgewogene und nierenschonende Diät verbessert werden. Ziel dieser Diäten ist das Absenken giftiger Stoffwechselprodukte im Körper sowie der Ausgleich von Elektrolyt- und Vitaminmängeln durch folgende Zusammensetzung:

  • Phosphorarm und ggf. zusätzliche Gabe von Phosphatbindern
  • Reichhaltig an gut verdaulichen Proteinen
  • Kohlenhydratreich
  • erniedrigter Kochsalzgehalt (gegen Bluthochdruck)
  • Zusatz von Vitaminen (z.B. D, B) und hochwertigen Fettsäuren (z.B. Omega-3-Fettsäuren)

Wichtig: Das Blut der erkrankten Katze sollte in jedem Fall regelmäßig tierärztlich untersucht werden. Solange sich die Blutwerte nicht verbessern, sollte die Nierendiät nicht abgesetzt werden. Auch sollten Katzenleckerlis gemieden werden, da diese häufig hohe Anteile an Phosphor und minderwertigen Proteinen besitzen.

Hinweis: Die Wahl eines geeigneten Diätfuttermittels kann die natürlichen Körperfunktionen Ihrer Katze unterstützen. Bitte beachten Sie aber, dass Diätfuttermittel Krankheiten weder heilen noch verhindern können. Die richtige Ernährung Ihrer Katze sollten Sie außerdem immer mit Ihrem Tierarzt absprechen. Spezielle Diätfuttermittel finden Sie im Onlineshop von zooplus.

Unterstützende Maßnahmen

Begleitsymptome können durch eine unterstützende Therapie gelindert werden:

  • Erbrechen: Magenschutztabletten
  • Infektionen: ggf. Antibiotika oder Virostatika
  • Schmerzen: Schmerzmedikamente

Wie ist die Prognose?

Sind die Nieren einmal geschädigt, können sie sich nicht von den Schäden erholen. Trotzdem können eine frühzeitige Diagnose und Nierendiät die Folgen einer Niereninsuffizienz teilweise stark reduzieren und die Lebensdauer sowie die Lebensqualität der Katze verbessern.


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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