Die Katze an Freigang gewöhnen

Verfasst von Jana Schubert
katze blickt aus fenster

Katzen sind furchtbar neugierig und wollen auch die Welt außerhalb ihrer Wohnung erkunden.

Ihr Stubentiger drückt ständig die Nase an die Fensterscheibe und versucht, durch den Türspalt nach draußen zu schlüpfen? Das sind deutliche Zeichen, dass die Welt jenseits der Zimmerwände das Interesse Ihrer Katze geweckt hat. Erfahren Sie hier, was die Vor- und Nachteile von Freigang sind und wie Sie Ihre Katze am besten an Freigang gewöhnen.

Welche Vorteile bietet es, die Katze an Freigang zu gewöhnen?

Katzen sind kolossal neugierige Tiere. Ein Leben mit Freigang kommt ihrem Wesen entgegen: Sie lieben die Abwechslung, die Reize und die jagdlichen Herausforderungen, die die freie Natur bietet.

Jedoch bringt das Herumstromern über Feld und Straße auch einige Gefahren mit sich. Letztendlich muss jeder Katzenhalter selbst abwägen, ob er seine Katze nach draußen lassen möchte. Schauen wir uns zunächst die Vorteile an:

Sind Katzen mit Freigang glücklicher?

Wenn eine Katze Freigang hat, kann sie nach Lust und Laune toben, lauern und jagen. Sie wird ihre Krallen an Bäumen wetzen, irgendwo hochklettern und viel Zeit darauf verwenden, ihr Revier abzulaufen und zu markieren. Kurz: Eine Freigänger-Katze kann ganz Katze sein und ihr „wildes“, natürliches Verhalten ausleben.

Das hat deutliche Vorteile für Tier wie Mensch: Die Katze ist ausgeglichener und entspannter. Sie wird ihre überschüssige Energie vor der Tür los und muss sich zu Hause nicht weiter auspowern. Möbel werden so seltener zum Kratzbaum umfunktioniert und auch Verhaltensstörungen wie unerwünschtes Urinieren verschwinden.

Der Vollständigkeit halber sei gesagt: Auch reine Wohnungskatzen können ein glückliches Leben führen, doch dafür muss der Halter deutlich mehr zu Spiel, Spaß und Spannung beitragen.

katze im garten © jozsitoeroe / stock.adobe.com
Im Freien kann eine Katze ihrem Jagdtrieb nachgehen.

Freigang hält fit und schlank

Katzen sind Raubtiere und Jäger. Sie müssen sich bewegen und sportlich betätigen, um gesund zu bleiben.

Wenn Ihr Tiger nur daheim auf der Couch liegt, müssen Sie für Bewegungsanreize sorgen. Sonst droht er übergewichtig zu werden und Krankheiten wie Diabetes zu entwickeln.

Eine Katze, die regelmäßig Freigang hat, bewegt sich ganz nebenbei ausreichend. Sie verbraucht wesentlich mehr Kalorien als bei der reinen Wohnungshaltung und neigt daher weniger zu Stoffansatz.

Die tote Maus als Liebesbeweis

Wenn eine Katze Freigang hat, geht sie nicht nur spazieren. Sie wird ihrer Natur nachkommen und jagen. Die erlegten Tiere bringt sie sicherlich immer wieder mal mit nach Hause, um sie Ihnen zu präsentieren. Diese Präsentation ist auf mehreren Ebenen wichtig für das Tier.

Zum einen möchte sie in ihrem Erfolg anerkannt werden. Zum anderen ist es ein Akt größter Zuneigung, Ihnen die Beute anzubieten. Manche Experten glauben, dass es mehr darum geht, den armen, jagdunbegabten Menschen zu ernähren – hier wird noch diskutiert.

Loben Sie in jedem Fall Ihre Katze und zeigen Sie Dankbarkeit, auch wenn Sie sich vor dem toten Tier ekeln.

Katzen an Freigang gewöhnen: Es bestehen auch Risiken

Das Freigehen hat seine Sonnen- aber auch seine Schattenseiten. Es gibt einige Gefahren, derer Sie sich vorab bewusst sein sollten.

Verkehr und Gewässer

Die wichtigste Frage lautet: Ist Ihre Wohnumgebung überhaupt geeignet für den Freigang? Wenn Ihre Katze in der Landschaft herumstreift, so passiert sie auch Straßen, Gleise und Gewässer. In Flüssen und Teichen kann sie ertrinken, sollte die Strömung sie wegreißen. Und wie jeder Autofahrer weiß, werden Katzen leider immer wieder Opfer des alltäglichen Verkehrs.

In ländlichen Gebieten steht dem Freigang der Katze meist nichts im Wege. Wohnen Sie jedoch nahe einer viel befahrenen Straße oder im Stadtzentrum, ist Ihre Katze in der Wohnung wahrscheinlich besser aufgehoben.

Krankheiten und Verletzungen

Es gibt in der freien Wildbahn diverse Erkrankungen, die sich eine Katze einfangen kann. Die Bandbreite reicht von der unangenehmen Rachendassel über Verletzungen bis zum Befall mit Fliegeneiern.

Solche parasitären Probleme oder infizierte Wunden stellen eine ernsthafte Bedrohung für Freigängerkatzen dar. Sie landen daher öfter beim Tierarzt als Indoor-Katzen.

Die Katze geht verloren

Katzen sind unberechenbar und sehr eigenwillige Geschöpfe. Eigenschaften, für die sie von ihren Menschen gerade geliebt werden.

Doch in manchen Fällen kann der Eigensinn ungeahnte Auswüchse annehmen: etwa, wenn eine Katze auf ihren Streifzügen eine neue Familie findet, bei der es ihr besser gefällt. Nicht selten zieht sie kurzerhand dort ein.

Ein neues Zuhause ist nicht der einzige Grund, warum Freigängerkatzen spurlos verschwinden. Sie können ebenso zwielichtigen Menschen in die Hände fallen, sich verlaufen oder eingesperrt werden. Die Straße ist ein gefährlicher Ort!

Fünf Dinge, die Sie vor dem ersten Freigang beachten sollten

Sie möchten Ihre Katze an Freigang gewöhnen? Dann empfehlen wir, zunächst diese Punkte auf Ihre To-do-Liste zu setzen, bevor Sie Ihre Katze nach draußen lassen:

1. Impfungen

Ihre Katze sollte unbedingt geimpft sein, wenn sie vor die Türe gelassen wird. Es gibt einige gefährliche Erkrankungen wie Tollwut, Katzenseuche und Katzenschnupfen, die auch heutzutage schwierig zu behandeln sind.

Eine Impfung für Katzen schützt zuverlässig vor der Ansteckung bei anderen Freigängern.

Tipp: Informieren Sie sich immer auch über die lokalen Bestimmungen zu einer gegebenenfalls vorhandenen Impflicht.

2. Entwurmung

Katzen, die regelmäßig Freigang haben, sollten auch regelmäßig entwurmt werden. Sprechen Sie dazu mit Ihrem Tierarzt und klären Sie ab, welchen Turnus er für sinnvoll erachtet.

Alternativ können Sie auch den Kot Ihrer Katze regelmäßig auf Parasiten untersuchen lassen.

3. Kastration

Auch eine Kastration ist für Freigänger-Katzen Pflicht. Schließlich möchten Sie nicht, dass Ihre Katze sich unkontrolliert vermehrt. Pro Wurf ist mit mehreren Kätzchen zu rechnen, für die Sie im Zweifelsfall die Verantwortung tragen.

4. Tätowierung / Chippen

Besitzer von freilaufenden Katzen sollten über eine Markierung für ihre Fellnase nachdenken. Das Chippen oder Tätowieren hilft, die Katze zweifelsfrei zuzuordnen, wenn sie auf Abwege geraten ist.

Gerade Rassekatzen können einige hundert bis zweitausend Euro kosten und stellen damit einen Wert dar. Eine markierte Katze wird von Dieben seltener gestohlen und rascher von ehrlichen Findern zu Ihnen zurückgebracht.

Mehr zum Thema finden Sie im zooplus Blog: 4 Gründe, eine Katze chippen zu lassen

5. Zeitpunkt: Wann kann ich meine Katze nach draußen lassen?

Neue Katze oder umgezogene Katze? Gehen Sie es langsam an! Am besten bleibt die Katze mindestens die ersten vier Wochen – im Zweifel lieber länger – noch in der Wohnung, bis sie sich hier wirklich auskennt und sich zugehörig fühlt.

Katzen brauchen in der Regel immer etwas Eingewöhnungszeit bei Veränderungen. Beobachten Sie aufmerksam, ob sich das Verhalten des Tieres ändert und sie eindeutiges und dringendes Interesse am Freigang zeigt.

Kitten und Freigang? Besser nicht! Jungen Katzen sollten Sie frühestens mit sechs Monaten die Haustür öffnen. Manche Experten sprechen auch von einem Jahr. Erst dann ist der Orientierungssinn voll ausgereift.

Beschränkter Freigang im Garten

Ihre Katze soll sich die frische Luft um das Näschen wehen lassen können, aber nicht komplett frei herumstreifen? Dann bietet sich ein beschränkter Freigang im Garten, auf der Dachterrasse oder dem Balkon an. Dazu muss die Freifläche gut gesichert werden.

  • Dachterrasse / Balkon: Umspannen Sie die Terrasse oder den Balkon mit Sicherungsnetzen.
  • Garten: Umzäunen Sie den kompletten Garten mit engmaschigen Drahtzäunen, die Sie an starken Pfosten festschrauben. Der Zaun sollte circa 10 Zentimeter in die Erde eingegraben werden und mindestens 1,80 Meter hoch sein.
katze an freigang gewöhnen © Kristina Blokhin / stock.adobe.com
Gewöhnen Sie Ihre Katze langsam und behutsam an den Freigang und begleiten Sie sie am Anfang.

So gewöhnen Sie Ihre Katze an Freigang

Alles ist vorbereitet, die Katze ist gechippt und geimpft? Dann ist jetzt der Moment gekommen, um den Tiger nach draußen zu lassen! Schritt für Schritt gewöhnen Sie Ihre Katze an Freigang:

Üben Sie mit Katzengeschirr und Leine

Wenn es Ihre Katze toleriert, können Sie ihr ein Katzengeschirr anlegen und die ersten Schritte durch den Garten gemeinsam machen. Dafür sollte die Katze bereits an die Leine gewöhnt sein.

Auf diese Weise weiten Sie den Radius von Tag zu Tag aus und gehen bei den Streifzügen mit. Das vermittelt Ihnen und Ihrer Katze Sicherheit.

Tipp: Lesen Sie auch unseren Meinungs- und Erfahrungsbericht im zooplus Blog.

Das erste Mal: Am besten in Begleitung

Möchten Sie Ihre Katze an Freigang gewöhnen, sollten Sie sie anfangs dabei begleiten. Das gilt insbesondere dann, wenn es sich um ein Kätzchen handelt, das zum allerersten Mal die große weite Welt sieht.

Wählen Sie dazu am besten ein Wochenende oder nehmen Sie sich einen Tag frei. Dann können Sie Ihren Stubentiger ganz entspannt bei seinem großen Abenteuer begleiten – und notfalls eingreifen, wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht.

Halten Sie sich währenddessen im Hintergrund und beobachten Sie einfach, wie sich Ihre Fellnase verhält.

Wie lange dauert der erste Freigang einer Katze?

Nehmen Sie sich die Zeit, die Katze in Ihrer Anwesenheit an Freigang zu gewöhnen. Haben Sie ein Auge auf Ihre Katze. Diese ersten Ausflüge sind spannendes Neuland für das Tier. Sie sollten zuerst nur etwa eine Stunde dauern, um das Tier nicht zu überfordern.

Wenn die Katze zu Beginn zögerlich wirkt und nicht weit kommt, ist das normal. Katzen wollen erstmal alles erkunden, Gerüche wahrnehmen und ihr Territorium kennenlernen.

Am besten haben Sie bereits eine Katzenklappe installiert, die Sie ihr zeigen können, oder Sie lassen einfach die Tür ein wenig offenstehen. Die Katze kann so selbst entscheiden, wann sie wieder zurückkehren möchte.

Die Katze geht das erste Mal allein vor die Tür

Für die ersten Freigänge ohne Ihre Begleitung sollten die Rahmenbedingungen passen. Das erhöht die Chance, dass die Katze auch wieder heimgekehrt.

  • Lassen Sie die Katze am Morgen raus: Wenn Sie die Katze gleich bei Tagesanbruch vor die Tür schicken, liegen viele Stunden mit Tageslicht vor Ihnen. Das erleichtert eine eventuelle Suche. Die Chance, Ihre Katze nachts bei Dunkelheit zu finden, ist dagegen sehr viel geringer.
  • Füttern Sie Ihre Katze nicht: Sollte Ihre Katze hungrig losziehen, so steigt die Chance, dass Sie zeitnah und zuverlässig zum heimischen Buffet zurückkehrt. Außerdem können Sie die Katze bei Bedarf mit Leckerlis locken.
  • Warten Sie schlechtes Wetter ab: Katzen mögen es bekanntlich nicht sonderlich, wenn sie nass werden. Sobald der Regen das Fell durchweicht, wird die Katze selbsttätig den Heimweg antreten, um sich aufzuwärmen und zu stärken. Bereiten Sie ihr einen besonders warmen Empfang mit Handtuch, Futter und Kuscheleinheiten.

Peilsender für mehr Sicherheit Es gibt mittlerweile GPS-basierte Katzentracker. Mit diesem Gerät können Sie die Position Ihrer Katze per GPS orten. Speziell bei Katzen, die sehr große Runden drehen, kann sich diese Investition lohnen.

Zurück zum Basislager

Im Idealfall können Sie Ihrer Katze beibringen, auf Zuruf zurück nach Hause zu laufen. Das können Sie zu Beginn trainieren: Wenn sich die Katze etwas vom Grundstück entfernt hat, rufen Sie einfach nach ihr und locken Sie sie mit Leckerlis an.

Auf einen Blick: Katzen an Freigang gewöhnen

  • Umgebung ohne größere Gefahrenquellen wählen
  • Richtigen Zeitpunkt abwarten: Ist die Katze alt genug und an ihren Wohnort gewöhnt?
  • Vorbereitungen abschließen: Impfen, entwurmen, chippen / tätowieren, kastrieren
  • Erste Freigänge gegebenenfalls mit Geschirr und Leine begleiten
  • Bei den ersten Alleingängen mitgehen und in der Nähe des Hauses bleiben
  • Katze vor dem Freigang nicht füttern
  • Schlechtes Wetter und eine frühe Stunde abwarten
  • Rückruf üben und Katze bei Rückkehr loben
  • Zu Beginn immer nur kurze Zeit herauslassen

Jana Schubert
Profilbild von zooplus Magazin Autorin Jana Schubert

Schon als Baby habe ich lieber mit unserer Perserkatze gekuschelt als mit meinem Teddy. Später ging ich meinen Eltern so lange auf die Nerven, bis ich ein Pferd adoptieren durfte. Mit meinen Tieren habe ich viel erlebt. Und auch wenn das Leben mit Tieren nicht immer einfach ist, kommt für mich kein anderes in Frage. Denn Tiere berühren mich an einer Stelle meiner Seele, wo sonst nichts und niemand hinkommt. Diesen Zauber spüre ich sogar, wenn ich über Vierbeiner schreibe. Ich hoffe, etwas davon kommt bei Ihnen an.


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