Reisekrankheit beim Hund: Symptome & Tipps gegen Reiseübelkeit Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Reisekrankheit beim Hund

Auch Hunde können an Reisekrankheit leiden.

Viele Zweibeiner kennen das Problem: Kaum sitzt man ein paar Minuten in einem fahrenden Auto oder auf einem schaukelnden Schiff, tritt bei vielen Menschen Übelkeit auf – sie sind reisekrank. Leider sind häufig auch unsere vierbeinigen Freunde davon betroffen. Lesen Sie im folgenden Artikel alles Wissenswerte über die Reisekrankheit beim Hund und was Sie gegen Reiseübelkeit beim Hund tun können.

Ist Reisekrankheit beim Hund gefährlich? 

Gefährlich, im Sinne von lebensgefährlich, ist die Reisekrankheit beim Hund natürlich nicht. Übelkeit und Erbrechen bei jeder Reise sind aber weder für Ihren Hund noch für Sie erstrebenswert.

Zusammen mit der damit verbundenen Angst vor dem Autofahren entsteht hier schnell ein Teufelskreis. Deshalb ist es besonders wichtig, etwas gegen die Reisekrankheit Ihres Hundes zu unternehmen.  

Symptome: Wie äußert sich die Reisekrankheit beim Hund? 

Zu den typischen Symptomen der Reisekrankheit beim Hund (auch Kinetose genannt) gehören: 

  • Unruhe oder Trägheit 
  • Winseln, Bellen bis hin zu Schreien 
  • Hecheln 
  • Speicheln 
  • Vermehrtes Schlucken oder Lecken des Mauls 
  • Erbrechen 
  • Kot- und Harnabsatz (sehr selten) 

Meist treten die Symptome ungefähr in der oben genannten Reihenfolge auf. Natürlich zeigt aber nicht jeder Hund die ganze Bandbreite. Zudem gibt es auch Hunde, die schon nach sehr kurzen Entfernungen und ohne Vorwarnung erbrechen.  

Ursachen: Warum wird meinem Hund im Auto schlecht? 

Im Innenohr des Hundes befindet sich das Gleichgewichtsorgan (Vestibularorgan). Dieses Organ nimmt nun während der Autofahrt Bewegungen wahr.

Gleichzeitig erkennen die Augen des Hundes aber keine Bewegung, da dieser sich nicht selbst fortbewegt. Es handelt sich also um eine passive Bewegung. Die Irritation des Gleichgewichtsorgans und die darauffolgende Ausschüttung des Botenstoffs Histamin führt dann zu Übelkeit und Erbrechen.

Angst als wichtiger Faktor

Ein weiterer wichtiger Faktor im Zusammenhang mit Kinetose beim Hund ist die Angst. Ist der Hund beispielsweise nicht an Autofahrten gewöhnt, wird nicht nur die schaukelnde Bewegung des Autos an sich, sondern auch die Angst vor der Situation potenziell für Übelkeit sorgen.

Genauso wird ein Hund, der schon mehrmals mit der Reisekrankheit zu kämpfen hatte, das Auto zukünftig mit der Übelkeit verbinden. Die Angst wird also mit der Zeit immer größer, die Reisekrankheit auch. 

Übrigens leidet ungefähr jeder sechste Hund an Reisekrankheit. Vor allem Welpen und junge Hunde sind besonders häufig betroffen. Mit etwas Glück verschwindet die Reisekrankheit im Erwachsenenalter. Aber auch den Hunden, die dieses Glück nicht haben, kann geholfen werden. 

Welpen im Auto © martina alnotte/Eye/Em /stock.adobe.com
Trainieren Sie Autofahren schon mit Ihrem Welpen.

Maßnahmen, Medikamente & Tipps: Was tun, wenn der Hund reisekrank ist?

Genauso wie es nicht nur eine Ursache für die Reisekrankheit beim Hund gibt, besteht auch deren Behandlung aus unterschiedlichen Komponenten. Dazu gehören nicht nur Medikamente, sondern auch ein frühzeitiges und kontinuierliches Training zur Gewöhnung und Linderung von Angst und Stress.

Medikamente gegen die Reiseübelkeit bei Hunden

Da die Reiseübelkeit beim Hund durch die Ausschüttung von Histamin zustande kommt, bekamen von Reisekrankheit betroffene Hunde bisher meist sogenannte Antihistaminika. Diese haben neben der Wirkung gegen die Übelkeit auch einen beruhigenden (sedierenden) Effekt. Im ersten Moment klingt das beim Gedanken an den angsterfüllten Hund vielleicht gar nicht schlecht. Da dieser Effekt aber natürlich länger anhält als für die Dauer der Autofahrt, sind diese Medikamente nicht ganz optimal. 

Glücklicherweise gibt es mit Maropitant mittlerweile ein sehr gutes Medikament gegen Reiseübelkeit bei Hunden. Dieses blockiert sozusagen das Brechzentrum im Gehirn des Hundes und verhindert so das Erbrechen. Ihr Tierarzt berät Sie sicher gern! Leider ist das Medikament nicht ganz billig. Eine für alle Beteiligten stressfreie Fahrt ist es Ihnen aber sicher wert. 

Homöopathie gegen die Reisekrankheit bei Hunden

Vielleicht ist die Reisekrankheit bei Ihrem Hund nur schwach ausgeprägt, oder Sie wollen Ihrem Liebling zunächst einen Tierarzttermin ersparen. Dann eignen sich folgende homöopathische Mittel gegen die Reiseübelkeit

  • Cocculus (bei täglichem Training zweimal täglich für zwei bis drei Wochen) 
  • Nux vomica  
  • Petroleum 
  • Tabacum  
  • Strychninum phosphoricum 

Alle Mittel sollten eine halbe bis eine Stunde vor der Fahrt verabreicht werden. Wiederholen Sie die Behandlung bei Bedarf auch während der Fahrt.

Auch hier ist es jedoch empfehlenswert, bei der Wahl des geeigneten Mittels einen Experten zurate zu ziehen. Denn nicht jedes homöopathische Mittel passt zu jedem Hund mit Reisekrankheit und seinen individuellen Symptomen. 

Training gegen die Reisekrankheit beim Hund

Es nützt allerdings nichts, nur die Übelkeit des Hundes zu behandeln, wenn dieser schon allein beim Anblick des Familienautos in Panik gerät. Neben einer medikamentösen Behandlung trägt ein schrittweises und kontinuierliches Training langfristig zu einer entspannten Autofahrt für Sie und Ihren Hund bei.

Beide Maßnahmen sollten Hand in Hand gehen. Denn andersrum nützt auch Training allein natürlich nichts, wenn Ihrem Hund trotzdem bei jeder Fahrt speiübel ist. Deshalb sollten zusätzlich immer auch Medikamente zum Einsatz kommen. Merkt der Hund erst einmal, dass Autofahren durchaus auch ohne Übelkeit und Erbrechen stattfinden kann, wird auch die Angst weniger. 

Vorbeugung: Wie kann ich Reisekrankheit beim Hund vermeiden? 

Auch beim Thema Reisekrankheit beim Hund gilt: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Eine Garantie gegen die Reiseübelkeit ist Prophylaxe natürlich nicht. Sie können die Weichen aber durchaus in die richtige Richtung stellen. 

Im Idealfall übt schon der Züchter mit den kleinen Welpen die ersten kurzen Autofahrten. Holen Sie den Welpen dann zu sich nach Hause, achten Sie während der Fahrt auf jedes kleine Zeichen des Unbehagens.

Unterbrechen Sie dann die Fahrt und machen Sie einen kleinen Spaziergang. Auch wenn der Heimweg so vielleicht etwas länger dauert, die erste Autofahrt sollte der Welpe möglichst nicht mit Übelkeit und Erbrechen im Gedächtnis haben.

Training gegen die Angst 

Hat der Hund tatsächlich schon Angst vor dem Autofahren entwickelt, werden Medikamente allein das Problem nicht mehr lösen. Es erfordert viel Geduld, aber es ist möglich, die Angst Schritt für Schritt wieder abzubauen. 

Nähern Sie sich zunächst dem Auto und verweilen Sie etwas in dessen Nähe. Verhält sich der Hund dabei ruhig, gibt es eine Belohnung. So wird der Aufenthalt am Auto mit etwas Positivem verknüpft.

Ist diese erste Hürde gemeistert, sollte Ihr Hund ins Auto einsteigen. Auch hier wird ruhiges Verhalten wieder mit einem Leckerchen und Streicheleinheiten belohnt.

Geduld und viele Belohnungen

Verhält sich Ihr Hund im stehenden Auto ruhig, dürfen Sie im nächsten Schritt den Motor starten und vielleicht auch einmal die Auffahrt hoch und wieder hinunterfahren. Erst wenn auch dies ohne Panik bei Ihrem Hund möglich ist, machen Sie die erste kurze Fahrt.

An deren Ende sollte unbedingt ein positives Erlebnis auf Ihren Hund warten. Machen Sie einen ausgedehnten Spaziergang oder treffen Sie sich mit dem besten Hundekumpel. Danach darf die Fahrtstrecke nach und nach immer länger werden. 

Wie Sie sehen, kann sich dieses Training gegen die Angst durchaus hinziehen. Bleiben Sie geduldig und gehen Sie immer nur zum nächsten Schritt über, wenn der vorherige zuverlässig angstfrei klappt. Bei absolut unvermeidbaren Autofahrten in dieser Trainingszeit sollte der Hund in jedem Fall Medikamente gegen die Übelkeit bekommen. Sonst sind danach alle bisherigen Fortschritte wieder zunichtegemacht. 

Tipps für die ersten Autofahren

Trainieren Sie mit Ihrem Welpen frühzeitig das Autofahren. Wählen Sie zunächst nur kurze Strecken und dehnen Sie die Fahrten nur langsam aus. Außerdem gilt auch hier: am Ende der Autofahrt sollte so oft wie möglich ein positives Erlebnis auf den kleinen Hund warten. 

Weitere Tipps vor allem für die ersten Autofahrten sind: 

  • Achten Sie auf eine möglichst ruhige Fahrweise und vermeiden Sie, wenn möglich, ruckartiges Bremsen und Anfahren.
  • Vermeiden Sie laute Geräusche (z. B. lautes Zuschlagen der Autotür oder Hupen).
  • Sorgen Sie für ein gutes Klima im Auto.
  • Lenken Sie Ihren Hund als Beifahrer ruhig mit Streicheleinheiten oder einem Spielzeug von der aufregenden Situation ab.

Haben Sie bereits erste unangenehme Erfahrungen mit der Reisekrankheit bei Ihrem Hund gemacht, kann eine Veränderung der Position im Auto manchmal Wunder bewirken. Testen Sie also verschiedene Plätze im Auto.

Entscheiden Sie sich dann für den Platz, der für den Hund am angenehmsten ist. Natürlich muss Ihr Hund im Auto dennoch sicher untergebracht sein – entweder in einer geeigneten Transportbox oder angeschnallt auf dem Sitz mit einem speziellen Sicherheitsgeschirr für das Auto.

Quellen: 


Franziska Pantelic, Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Pantelic

Ich unterstütze das zooplus Magazin seit einigen Jahren mit meiner umfangreichen Expertise. Bereits seit 2009 bin ich approbierte Tierärztin und derzeit mit einer mobilen Kleintierpraxis im Großraum München tätig.


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