Illegaler Welpenhandel: Wenn Hunde zur Ware werden

illegaler welpenhandel mit beagle

Der illegale Handel mit Hundewelpen boomt – nicht nur wegen der vermeintlich niedrigen Preise.

Süße Hundewelpen schnell, günstig und unkompliziert per Mausklick bestellen. Mit dieser Idee lockt der illegale Welpenhandel Tierfreunde. Erfahren Sie, wie das grausame Geschäft mit den Vierbeinern funktioniert und wie Sie dubiose Hundehändler erkennen. Denn auch beim illegalen Welpenhandel gilt: Die Nachfrage regelt das Angebot.

Was ist Welpenhandel?

Welpenhandel bezeichnet den gewerbsmäßigen Handel mit jungen Hunden. Anders als bei seriösen Züchtern geht es professionellen Welpenhändlern aber nur um eines – den Profit.

Viele der verkauften Welpen stammen aus den östlichen Ländern Europas. Dort werden sie in „Hundefabriken“ oder in einem Netzwerk von angeblichen „Züchtern“ geboren. Diese züchten den „Hunde-Nachschub“ gemäß der Nachfrage in anderen Ländern.

Golden Retriever oder Französische Bulldoggen sind besonders heißbegehrt? Kein Problem: Die Händler können in kurzer Zeit Dutzende liefern. Die Welpen werden dabei früh von der Mutter getrennt und über die Ländergrenzen transportiert.

Wann wird aus diesem Geschäft illegaler Welpenhandel?

Illegaler Handel mit Welpen verstößt gegen einen, meist aber gegen mehrere der folgenden Punkte:

  • Welpen dürfen aufgrund der europarechtlich vorgeschriebenen Tollwutimpfung erst ab einem Alter von 15 Wochen die EU-Grenzen passieren.
  • Die Tiere sind mit einem Mikrochip gekennzeichnet und haben gültige Impfpässe.
  • Wer gewerbsmäßig mit Hunden handelt oder diese züchtet, braucht in den meisten EU-Ländern eine entsprechende Erlaubnis.
  • Wer mehrere Hunde aus dem Ausland einführt, um diese zu vermitteln, benötigt in vielen EU-Ländern eine Erlaubnis gemäß des Tierschutzgesetzes.
  • Der Transport und die gesundheitliche Versorgung müssen Mindestanforderungen erfüllen.
  • Die Welpen dürfen frühestens ab der achten Lebenswoche von der Mutter getrennt werden.
  • Es sind Steuern abzuführen.

Die Strafen für illegalen Welpenhandel sind von Land zu Land unterschiedlich. Meist bestehen sie aus Geldbußen. In Deutschland können entsprechende Verstöße gegen das Tierschutzgesetz mit bis zu 25.000 Euro Strafe oder drei Jahren Freiheitsentzug geahndet werden.

Informieren Sie sich hier rund um die Auflagen für Hundezüchter.

Illegaler Welpenhandel in ganz Europa

Der illegale Handel mit der Tierliebe ist ein internationales Geschäft für skrupellose Händler. Über 46.000 Welpen sind in Europa monatlich Opfer des illegalen Welpenhandels. Die Dunkelziffer ist hoch. Immer wieder hält die Polizei illegale Transporte von Hunden und Katzen auf. Doch ungezählt sind die Eltern- und Geschwistertiere, die zurückbleiben.

Besonders viele „Produktionsstätten“ für Welpen befinden sich in Ungarn, der Slowakei, Serbien, Tschechien und Polen. Hier haben sich Händlernetzwerke etabliert, die jederzeit Welpennachschub offerieren.

Die meisten Hundebabys gehen nach Deutschland und Italien. Auch in Großbritannien, Norwegen, Frankreich, Österreich, Spanien und Belgien finden sich viele Abnehmer. Was viele Tierfreunde nicht wissen: Vermeintlich regionale Händler sind oft nur Zwischenhändler für „Welpenproduzenten“ aus Osteuropa. Die meisten Tierverkäufe kommen dabei über Online-Portale zustande.

illegaler hundeverkauf aus kofferraum © juefraphoto / stock.adobe.com
Auf das schnelle Geld aus: Nur ein Gesicht des illegalen Tierhandels sind Hunde, die aus dem Kofferraum verkauft werden.

Welpe per Mausklick

Das größte Schaufenster für Welpen aus illegalem Handel sind Online-Portale für Kleinanzeigen: Rund 2,4 Millionen Hunde werden – gemäß der Organisation Vier Pfoten – in der EU jährlich über einschlägige Online-Portale verkauft.

Die Mehrzahl der auf Online-Plattformen angebotenen Welpen stammt aus dem osteuropäischen Ausland. In einigen EU-Ländern stehen aktuell strengere Auflagen für den Online-Verkauf von Tieren zur Diskussion. So beispielsweise in Frankreich: Hier sieht eine Gesetzesänderung vor, dass ab 2024 ausschließlich professionelle Züchter und anerkannte Tierschutzorganisationen Tiere im Internet anbieten dürfen.

Als die Landesgrenzen im Zuge der Corona-Pandemie im Jahr 2020 geschlossen wurden, konnte Vier Pfoten übrigens einen starken Rückgang der angebotenen Hunde beobachten: Zwei Drittel weniger Welpen tauchten in der Online-Vermittlung in Deutschland auf.

Beispiel: Tierärztin deckt illegalen Welpenhandel auf

Zur Veranschaulichung ein Fall aus der Praxis: Tierärztin Anja Oberhausen aus Trier staunte nicht schlecht: Binnen weniger Tage lernte sie zwei Malteserwelpen mit Impfpass aus Tschechien kennen. Dieser Impfpass war beide Male leer. Das war auch kein Wunder, denn die Tiere waren noch viel zu jung für die notwendige Tollwut-Impfung, die einen Grenzübertritt erlaubt.

Anja Oberhausen schaltete das Veterinäramt ein, das bei dem in Deutschland lebenden Zwischenhändler fünf weitere Welpen sicherstellen konnte. Da er keine Genehmigung für den Handel mit Tieren hatte und die Impfungen fehlten, musste er eine Buße plus die Betreuungskosten für die beschlagnahmten Welpen im Tierheim zahlen.

Die Welpen stammten von einem tschechischen Tierarzt, der mehrfach gegen Tierschutzgesetze verstoßen hatte. Glück im Unglück: Die Hundebabys hatten keine akuten Krankheiten.

Illegaler Welpenhandel und die Corona-Pandemie

Warum boomt der Handel mit Heimtieren während der Corona-Pandemie besonders? Viele Tierfreunde haben sich während der Pandemie dazu entschieden, ein Haustier aufzunehmen. Allein in Deutschland gab es 2020 rund eine Million mehr Haustiere (inklusive Katzen, Kaninchen etc.) als im Vorjahr.

Dies hat zu einem rasanten Anstieg der Nachfrage geführt, die seriöse Züchter nicht bedienen können. Denn sie können bei mehr Interessenten nicht mehr Hunde „produzieren“. Schließlich haben die Gesundheit der Hündin und eine liebevolle Prägungsphase oberste Priorität.

Viele Tierfreunde möchten allerdings nicht warten. Stattdessen versuchen sie ihr Glück mit dubiosen Kleinanzeigen. Einige lockt außerdem der niedrigere Preis für die vermeintlichen Rassehunde. Doch die Preise klettern stetig.

„Die Leute zahlen Unsummen für ein Tier“, weiß Anja Oberhausen. „So hat sich auch das Label ‚Auslandstierschutz‘ für windige Händler zu einem lukrativen Geschäft entwickelt. Durch Corona hat sich vieles rund um den Verkauf von Hunden und Katzen verschlimmert.“

5 Gründe: Darum sollten Sie kein Tier aus illegalem Welpenhandel kaufen!

Doch wie lässt sich dieses grausame Geschäft unterbinden? Die Lösung klingt einfach: keine Käufer – kein illegaler Welpenhandel! Darum ist es so wichtig, auf Hunde von fragwürdigen Verkäufern zu verzichten:

1. Tiere sind kein Handelsgut

Für illegale Händler zählt nur das schnelle Geld

Der Name ist Programm. Welpenhandel bedeutet, dass der Welpe zur Ware wird. Ob Hundebabys in ein gutes Zuhause kommen, interessiert unseriöse Verkäufer dabei nicht. Für sie zählt nur, möglichst wenig Geld und Zeit in die Ware „Welpe“ zu investieren, um den Gewinn zu steigern.

Das bedeutet: Günstige Elterntiere, die kaum medizinisch untersucht werden. Ernährung mit billigstem Futter oder Abfällen. Keine Investitionen in den Tierarzt. Zeit, um die Welpen behutsam an das Zusammenleben mit Menschen zu gewöhnen? Fehlanzeige!

Die Welpen wachsen nicht liebevoll in der Wohnung, sondern meist in Hinterhöfen in dreckigen Käfigen auf. Das Muttertier verbringt hier den größten Teil seines Lebens.

2. Mogelpackung statt Rassehund

Rassehunde sind keine Schnäppchen

Sie haben sich in eine bestimmte Rasse verliebt, beispielsweise in einen Cocker Spaniel? Dann sollten Sie auf keinen Fall einen Welpen ohne FCI-Papiere kaufen. Denn Zucht von Rassehunden bedeutet nicht nur, zwei Hunde miteinander zu verpaaren, die einem Cocker Spaniel ähnlich sehen.

Verantwortungsvolle Züchter prüfen die Elterntiere auf Herz und Nieren, um Erbkrankheiten vorzubeugen. Sie wählen nur besonders typvolle Exemplare für die Zucht. Das gilt sowohl für die Optik gemäß Standard als auch – oft unterschätzt – für das Wesen des Hundes.

All das und mehr macht einen Rassehund aus. Wer einen Rassehund aus illegalem Welpenhandel kauft, erhält also eine Mogelpackung!

3. Gequälte Elterntiere

Die Elterntiere leiden mit

Nur Tiere ohne Erbkrankheiten dürfen bei seriösen Züchtern in die Zucht, um die Gesundheit der Rasse zu optimieren. Solche Zuchtuntersuchungen entfallen im illegalen Welpenhandel.

Die Elterntiere leben zudem häufig unter schlechten Bedingungen. Sie sind ausgelaugt, eingepfercht in Käfigen und ohne menschliche Zuwendung. Weibliche Tiere werden in kürzest möglichen Abständen neu gedeckt, was ihren Körper schwächt.

Werden die „Gebärmaschinen“ oder die Rüden krank, werden sie wie Abfall entsorgt. Jeder einzelne verkaufte Hund aus illegalem Welpenhandel unterstützt das Leid dieser Hunde.

4. Mangelnde Gesundheitsvorsorge

Hunde sind oft krank

Nicht nur mögliche Erbkrankheiten von der Patellaluxation bis zu epileptischen Anfällen häufen sich bei Welpen aus illegalem Welpenhandel. Auch akute Infektionen kommen häufig vor.

Oft fehlen auch wichtige Impfungen und viele Tiere haben zusätzlich Würmer oder schwer zu bekämpfende Parasiten wie Giardien. Darüber hinaus sterben auf der Transport-Odyssee viele der jungen Tiere an Dehydratation.

Wer ein Tier von einem dubiosen Händler kauft, zahlt häufig ein Vielfaches des Kaufpreises an Tierarztkosten drauf.

5. Fehlende Sozialisierung

Welpen haben Verhaltensprobleme

Seriöse Züchter trennen die Welpen frühestens ab einem Alter von neun Wochen von der Mutter. Dies hängt nicht nur mit den erforderlichen Impfungen zusammen, die bis dahin erfolgt sein sollten.

Vielmehr bringt die Mutter ihren Hundebabys in den ersten Lebenswochen viel bei. All das fehlt Welpen aus illegalem Handel natürlich. Versäumte Prägung und Sozialisierung sind später kaum nachzuholen.

Das Resultat sind ängstliche, scheue, schnell gestresste oder sogar aggressive Hunde. Dies überfordert viele Tierhalter – und die Vierbeiner landen im Tierheim.

Illegaler Welpenhandel: Nur der Verkäufer lacht am Ende

All das, was der Verkäufer nicht investieren wollte – Zeit, Geld, liebevolle Zuwendung –, müssen Käufer eines Hundes aus dem illegalen Welpenhandel doppelt und dreifach nachzahlen.

Am Ende lacht daher nur der Verkäufer: Obwohl er die Welpen vermeintlich billig anbietet, macht er satten Gewinn. Bei einem Verkauf von 20 Hunden kann er aktuell durchschnittlich 15.000 Euro für sich verbuchen. In seine „Produktionsstätte“ fließt nur ein verschwindend geringer Teil dieser Summe zurück.

Deshalb ist es unbedingt erforderlich, sich die Identität des Ansprechpartners im Ausland mit einem Ausweisdokument nachweisen zu lassen. „Bei Schwierigkeiten tauchen die Händler in 90 Prozent der Fälle ab und sind nicht erreichbar“, bekräftigt Anja Oberhausen. „Die neuen Halter werden alleingelassen und bleiben oft auf hohen Kosten sitzen.“

Tipps: Darauf sollten Sie beim Welpenkauf achten

Bedenken Sie vor der Anschaffung: So verlockend so manche Kleinanzeige auch sein mag, kaufen Sie Ihren künftigen vierbeinigen Gefährten nur bei einem seriösen Züchter oder einer anerkannten Tierschutzorganisation.

Lassen Sie sich auch nicht aus Mitleid zu einem Kauf hinreißen: Jede verkaufte „Ware“ bestätigt die Nachfrage nach Welpen aus illegalem Handel. Möglicherweise müssen Sie bei einem seriösen Züchter eine Weile warten, bis Sie Ihren Vierbeiner in die Arme schließen können. Doch es lohnt sich!

Bereiten Sie sich vor dem Kennenlernen gut vor, zum Beispiel mit unseren 12 Fragen an Hundezüchter.

Heimtierausweis und Welpe auf dem Arm © Jeanette Dietl / stock.adobe.com
Zum seriösen Kauf eines Welpen gehört ein ausgefüllter EU-Heimtierausweis inklusive Mikrochip-Kennzeichnung.

Hinweis zum Kauf vom Welpen im Ausland

Auch Tierschutzorganisationen vermitteln Welpen oder junge Hunde. Wenden Sie sich daher an gemeinnützige Tierschutzvereine, die ihre Tiere nur mit Impfpass und Gesundheitsuntersuchungen abgeben. Der Transport innerhalb der EU erfolgt immer mit einem Traces-Dokument.

Ein Hund aus dem Ausland sollte außerdem immer die folgenden Voraussetzungen erfüllen:

  • EU-Heimtierausweis
  • Gesundheitszeugnis von einem Tierarzt
  • zuständiger Ansprechpartner im Ausland mit fester Adresse
  • Mikrochip – im Heimtierausweis vor der Tollwut-Impfung vermerkt
  • Mindestalter von 15 Wochen für den Grenzübertritt.

Weitere Tipps: einen Welpen aus dem Ausland adoptieren

Sobald Sie Ihren Welpen erhalten haben, stellen Sie ihn unverzüglich einem Tierarzt vor. Er prüft dann, ob die Papiere mit dem Mikrochip übereinstimmen. Anhand der Zähne ist zudem das Alter abschätzbar.

Quellen:

Deutscher Tierschutzbund: Illegaler Welpenhandel

IVH – Daten und Fakten 2020

Neue Westfälische: Frankreich möchte Online-Handel mit Hunden und Katzen verbieten

Hundeherz: Vorsicht! Der illegale Welpenhandel boomt!

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