Tornjak

Verfasst von Natalie Decker
Tornjak

Der Tornjak stammt aus dem Dinarischen Gebirge, wo er seit Jahrhunderten als Hirten-, Wach- und Farmhund gehalten wird.

Der Tornjak ist ein Hirtenhund aus Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Er besitzt einen starken Schutztrieb und verhält sich sehr territorial. Wird er körperlich und geistig ausgelastet, macht er aber auch als freundlicher Familien- und Begleithund eine gute Figur.

Aussehen: Großer, langhaariger Vierbeiner

Der Tornjak ist ein großer, kräftiger Herdenschutzhund. Rüden werden etwa 65 bis 70 Zentimeter groß, Hündinnen erreichen eine Widerristhöhe von 60 bis 65 Zentimetern. Der Toleranzrahmen umfasst jeweils 2 cm mehr bzw. weniger. Männliche Tiere werden bis circa 50 Kilogramm schwer, Hündinnen sind mit circa 35 Kilogramm deutlich leichter.

Wann ist ein Tornjak ausgewachsen?

Die Rasse gehört zu den Spätentwicklern. Zwar erreichen die meisten Tornjaci bereits mit etwa zwölf bis 15 Monaten ihre volle Körpergröße, legen in der Folge aber noch an Gewicht zu. Erst mit drei oder sogar vier Jahren sind sie körperlich und geistig voll entwickelt.

Kräftiger Hund mit quadratischem Körperbau

Der Körperbau dieses wendigen Hundes ist wohlproportioniert und beinahe quadratisch. Er strahlt Kraft und Stärke aus, ohne dabei allzu massig oder gar plump zu wirken.

Das lange, wetterfeste Fell der Tornjaci ist leicht gewellt und verfügt über viel dichte Unterwolle. Am Hals bildet das Haarkleid vor allem bei den Rüden eine auffällige Mähne. Die Vorderläufe weisen eine Befederung, die Hinterläufe eine Behosung auf.

Sämtliche Farben sind möglich

Es sind alle Farben und Farbkombinationen erlaubt, wobei die meisten Exemplare eine weiße Grundfarbe besitzen. Plattenhafte Flecken in Schwarz, Grau, Gelb, Braun und/ oder Rot kommen häufig vor. Auch dreifarbige Tiere sind möglich.

Einfarbig weiße, schwarze oder braune Exemplare sowie dunkel gefärbte Hunde mit weißen Abzeichen sind dagegen eher selten.

Hängende Ohren, mandelförmige Augen

Die mittelgroßen, abgerundeten Hängeohren stehen leicht vom Kopf ab. Seine lange, stark behaarte Rute trägt der Tornjak oberhalb der Rückenlinie, wenn er in Bewegung ist.

Die mandelförmigen Augen sind meistens braun. Gelegentlich kommen aber auch Exemplare mit blauen Augen vor.

Charakter eines Tornjaks: Mutiger Wächter und Beschützer

Als typischer Herdenschutzhund ist es der Tornjak gewohnt, eigene Entscheidungen zu treffen. Seine Aufgabe war es früher, verlässlich die Herden der Wanderhirten zu schützen und gegen große Raubtiere wie Wölfe und Bären zu verteidigen. Noch heute ist er ein hervorragender Schutz- und Wachhund, der selbstständig und unbestechlich Haus und Grund bewacht.

Die mutige, selbstbewusste Rasse besitzt einen starken Schutztrieb und ist Fremden gegenüber dementsprechend misstrauisch. Dringen Unbefugte in sein Territorium ein, reagiert der aufmerksame Tornjak mit lautstarkem Gebell. Aggressiv ist er dabei aber nicht – direkte Konfrontationen vermeidet er, wenn er kann.

Verhalten innerhalb der Familie

Die Grundstimmung der Tornjaci ist freundlich und ausgeglichen. Wird diese Rasse ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten, eignet sie sich auch als loyaler, kinderlieber Begleit- und Familienhund. Mit Artgenossen innerhalb der Familie ist der Tornjak normalerweise gut verträglich. Gegenüber fremden Hunden kann er sich allerdings dominant zeigen.

Obwohl er einen gewissen Eigensinn besitzt, ist der bosnisch-herzegowinische-kroatische Schäferhund durchaus willig, die Befehle seines Halters auszuführen. Er muss allerdings mit viel Geduld und liebevoller Konsequenz erzogen werden – denn einmal Erlerntes vergisst dieser intelligente Hund nicht mehr.

Ist der Tornjak ein Listenhund?

In manchen Ländern und Regionen wird der Tornjak als Listenhund geführt, beispielsweise in Dänemark. Dort darf die Rasse sowie deren Kreuzungen, bis auf wenige Ausnahmen, nicht eingeführt werden.

Generell gehört der Tornjak in die Hände fachkundiger, hundeerfahrener Halter. Denn sein Schutztrieb und sein Territorialverhalten müssen in geeignete Bahnen gelenkt werden. Dies gelingt nur, wenn der Halter eine enge, vertrauensvolle Beziehung zu seinem Tier aufbaut. Der Blickkontakt ist dabei ein wichtiges Kommunikationsmittel.

Haltung und Beschäftigung des Tornjak

Der bosnisch-herzegowinische-kroatische Schäferhund ist am liebsten draußen unterwegs. Er sollte einen Bauernhof oder ein ländliches Anwesen bewachen und viel Zeit im Freien verbringen dürfen. Eine Haltung in der kleinen Stadtwohnung kommt für den agilen, bewegungsfreudigen Tornjak nicht infrage.

Dank seines dichten, wetterfesten Fells kann der Tornjak prinzipiell das ganze Jahr über draußen bleiben – sofern ihm eine geeignete Hundehütte zur Verfügung steht. Für die Haltung im Zwinger oder gar an der Kette ist der treue Vierbeiner allerdings nicht geeignet. Er braucht engen Kontakt zu seinen Menschen, um ausgeglichen und emotional stabil zu bleiben.

Tierischer Sportmuffel

An Hundesport wie Agility oder Apportierspielen hat dieser eigensinnige Vierbeiner kein Interesse. Es liegt ihm einfach nicht, monoton immer wieder die gleichen Bewegungsabläufe auszuführen. Lieber übt er ihm übertragene Aufgaben selbstständig aus – etwa das Bewachen von Viehherden oder Grundstücken.

Die schönste Beschäftigung ist für ihn ohnehin, wenn er frei über Felder und Wiesen laufen darf. Das ist allerdings nur dann möglich, wenn er gut erzogen ist und nicht vorbeikommende Passanten verbellt.

Spaß im Wasser und im Schnee

Mit spannenden Suchspielen wie Mantrailing lässt sich der Ausflug in die Natur noch abwechslungsreicher gestalten. Tornjaci lieben aber auch das Wasser und den Schnee – ihr wetterfestes Fell schützt sie beim Planschen und Herumtollen vor Nässe und Kälte.

In ihrer südosteuropäischen Heimat werden Vertreter dieser Rasse auch gerne zu Rettungs- und Therapiehunden ausgebildet. Hierbei kommt ihnen ihr großer Lerneifer, ihre Geduld und ihre Ausdauer zugute. Wichtig ist, den Tornjak in jedem Fall geistig und körperlich auszulasten, da er ansonsten Verhaltensauffälligkeiten entwickeln kann.

Pflege und Ernährung: Was braucht der Tornjak?

Das dichte Fell des fleißigen Hirtenhunds muss ein- bis zweimal pro Woche mit einer Hundebürste gebürstet werden, um lose Haare und Schmutz zu entfernen. Baden sollte man ihn nur in Ausnahmefällen, um den schützenden Fettfilm auf seiner Haut nicht zu zerstören. Scheren ist ebenfalls nicht nötig, denn es kann schmerzhafte Verfilzungen und Hautprobleme nach sich ziehen.

Die Pfoten sollten regelmäßig auf Verletzungen kontrolliert werden. Sollten sich die kräftigen, schnell wachsenden Krallen nicht von selbst abnutzen, müssen sie gekürzt werden. Augen und Ohren müssen zudem im Hinblick auf etwaige Infektionen oder Entzündungen untersucht werden. Insbesondere die Schlappohren bieten ein geeignetes Milieu für Parasiten wie Pilze.

Was frisst ein Tornjak?

An seine Ernährung stellt der Tornjak keine großen Ansprüche. Früher teilten die Hirten einfach ihre Rationen mit ihren Hunden: Sie gaben ihnen Brot, Milch und ab und an ein Stück Fleisch zu fressen. Ob der Tornjak Nass-, Trocken- oder Rohfutter bekommen soll, bleibt also dem Halter überlassen.

Wichtig ist, das Gewicht des Herdenschutzhundes im Blick zu behalten. Tornjaci neigen dazu, Übergewicht zu entwickeln, was zu Gelenkproblemen und anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann. Darüber hinaus ist die Gabe von Kauartikeln ratsam, um Zahnproblemen vorzubeugen

Gesundheit: Kaum rassetypische Krankheiten

Beim Tornjak handelt es sich um eine ursprüngliche, äußerst gesunde Rasse. Inzucht oder andere Faktoren, die die Krankheitsanfälligkeit erhöhen könnten, gibt es nicht.

Dementsprechend sind nur wenige rassetypische Krankheiten bekannt, darunter Gelenkprobleme wie Hüftdysplasie und verschiedene Augenkrankheiten. Regelmäßige Impfungen sowie routinemäßige Check-ups beim Tierarzt tragen jedoch in jedem Fall entscheidend zu einem langen, gesunden Hundeleben bei.

Wie alt wird ein Tornjak?

Die Lebenserwartung dieser robusten Rasse beträgt circa zehn bis 14 Jahre, wobei einzelne Exemplare auch noch älter werden können.

Geschichte: Woher stammt der Tornjak?

Der Tornjak stammt aus dem Dinarischen Gebirge, also aus der Region des heutigen Bosnien-Herzegowina und Kroatien. Die dort lebenden Wanderhirten und Bergbauern setzen den selbstbewussten, treuen Vierbeiner seit Jahrhunderten zum Schutz ihres Viehs ein.

Bereits im 11. Jahrhundert wurde der tapfere Herdenschutzhund erstmals schriftlich erwähnt. Die Rassebezeichnung geht übrigens auf das Wort „tor“ zurück, das sich mit „Pferch“ oder „Schutzgatter“ übersetzen lässt. Der Tornjak ist demnach der Wächter des Schutzgatters, in welches nachts das Vieh getrieben wurde.

Vor dem Aussterben gerettet

Nachdem das Wanderschäfertum immer mehr an Bedeutung verlor, gingen die Bestände stark zurück. Daher begann man in den 70er-Jahren mit einer planmäßigen Zucht, um die Rasse vor dem Aussterben zu bewahren.

Seit 2017 ist der Tornjak von der kynologischen Dachorganisation FCI als eigenständige Rasse anerkannt. Er wurde der Gruppe 2 „Pinscher und Schnauzer – Molossoide – Schweizer Sennenhunde“, Sektion 2 „Molossoide“, 2.2 „Berghunde“ zugeordnet.

Nationalhund des westlichen Balkans

In seinem Heimatland Bosnien-Herzegowina ist man sehr stolz auf den großen, kräftigen Hirtenhund und hat dem Tornjak 2007 eine Briefmarkenserie gewidmet. Auch in Kroatien wird diese Rasse als eine Art Nationalhund betrachtet.

Tornjak © pulitzer23 / stock.adobe.com
Schafe bewacht der Tornjak aufmerksam, zuverlässig und selbstbewusst – auch im Team mit Artgenossen.

Zucht und Anschaffung: Worauf sollte man achten?

Außerhalb der Balkanregion ist der Tornjak kaum bekannt, sodass es schwierig sein kann, einen seriösen Züchter zu finden. In Deutschland wurden beispielsweise im Jahr 2022 nur zwei Welpen dieser Rasse offiziell registriert.

Wo kann ich einen Tornjak kaufen?

Wer einen Tornjak kaufen möchte, muss daher unter Umständen eine weitere Anreise einplanen und eventuell sogar in dessen Heimatländer Bosnien-Herzegowina oder Kroatien fahren. Dort wird die Rasse noch immer von Hirten und Bauern sowie von Liebhabern gezüchtet. Wichtig ist in jedem Fall, dass der Welpe gut sozialisiert und an verschiedene Umweltreize wie Verkehr, Kinder und Katzen gewöhnt wurde.

Was kostet ein Tornjak?

Ein reinrassiger Tornjak kostet in der Regel zwischen 1.000 Euro und 1.500 Euro.

Aufgrund seiner geringen Verbreitung ist der bosnisch-herzegowinische-kroatische Schäferhund kaum im Tierheim zu finden. Allerdings werden immer wieder über Vereine, die im Auslandstierschutz aktiv sind, Tornjaci und andere Herdenschutzhunde in ein neues Zuhause vermittelt.

Fazit: Wach- und Schutzhund für erfahrene Halter

Der Tornjak braucht einen kommunikations- und führungsstarken Halter, der eine innige Beziehung zu seinem freiheitsliebenden, arbeitswilligen Hund herstellen kann. Wird der Vierbeiner mit Fachkenntnis und dem notwendigen Fingerspitzengefühl erzogen, entwickelt er sich zu einem angenehmen Familienmitglied, das „seinen“ Menschen jederzeit zuverlässig zur Seite steht.

Steckbrief zum Tornjak

Besonderheiten:Herdenschutzhund mit starkem Schutztrieb
Charakter:aufmerksam, zuverlässig, eigensinnig, freundlich
Widerristhöhe:Rüden: 65-70 cm Hündinnen: 60-65 cm
Gewicht:Rüden: ca. 50 kg Hündinnen: ca. 35 kg
Fell:langhaarig mit viel dichter Unterwolle meist weiße Grundfarbe mit schwarzen, grauen, braunen, gelben und/ oder roten Flecken bzw. Platten
Fellpflege:mäßiger Aufwand, regelmäßiges Bürsten erforderlich
Auslauf:hoher Bewegungsdrang, Beschäftigung v. a. durch selbstständiges Bewachen von Vieh oder Grundstücken
Anfängerhund:nein
Bellen:sehr bellfreudig
Lebenserwartung:ca. 10-14 Jahre
Typische Krankheiten:Hüftdysplasie
Preis:ab ca. 1.000 €
FCI-Gruppe:Gruppe 2: Pinscher und Schnauzer – Molossoide – Schweizer Sennenhunde
Herkunft:Bosnien-Herzegowina und Kroatien

Quellen:


Natalie Decker
Profilbild Natalie Decker (mit Pferd)

„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“, hat Loriot einmal gesagt. Dem würde ich uneingeschränkt zustimmen und ergänzen: „Ein Leben ohne Pferd, Katze und Kaninchen ebenfalls!“ Mein Herz schlägt für alle großen und kleinen Tiere und ich habe das große Glück, als freie Autorin über meine Leidenschaft schreiben zu dürfen. Mit meinen Artikeln möchte ich für den Tierschutz sensibilisieren und Tierfreund/innen nützliche Tipps geben.


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