Serra da Estrela Berghund

Serra da Estrela Berghund

Der Cão de Serra de Estrela, wie er in seiner Heimat Portugal genannt wird, ist ein imposanter Herdenschutzhund, der die Herde mutig gegen Wölfe und Viehdiebe verteidigt. Fremden begegnet er naturgemäß misstrauisch, doch seinem Herrn ist der Estrela Berghund treu ergeben.

Charakter

Wachsamkeit, Mut und Intelligenz zeichnen den Serra da Estrela Berghund aus und machen ihn zu einem hervorragenden Wächter von Herde, Haus und Hof. Misstrauisch beobachtet der selbstbewusste Rassehund jeden, der sich seinem Territorium nähert und stellt sich beschützend – zuweilen drohend und laut bellend – vor die Herde und ihren Hirten. Schutz und Wohlergehen seines Herrn gehen diesem Hund über alles, was sich nicht zuletzt in seiner treuen Ergebenheit und seiner Folgsamkeit gegenüber seinem „Führer“ zeigt.

Treu ergeben, aber unabhängig

Trotz der engen Bindung zu seinem Herrn, ist er es als Herdenschutzhund gewohnt, selbständig zu arbeiten und eigene Entscheidungen zu fällen. So wird ihm oftmals ein gewisser Eigensinn nachgesagt, was sich auch in seiner Erziehung bemerkbar macht. Obwohl er seinem Herrn treu ergeben ist und stets loyal beiseite steht, darf man von diesem intelligenten und „selbst-denkenden“ Hund keinen blinden Gehorsam erwarten. Einem Herrn, der ihn mit viel Knowhow, Konsequenz, Liebe und Geduld erzieht, wird er jedoch meist bereitwillig folgen.

Herdenschutzhund, Wachhund und Familienhund

Seine genügsame, ruhige Art und ergebene Treue zu seinem Menschen auf der einen Seite sowie sein stets wachsamer und verteidigungsbereiter Charakter auf der anderen Seite machen den Estrela Berghund nicht nur zu einem zuverlässigen Herdenschutzhund, sondern auch zu einem gefragten Wachhund und beliebten Familienhund. Doch bei aller Unterwürfigkeitsbereitschaft und großer Toleranz zu Kindern ist der Estrela sicherlich kein einfacher Haushund. Seine großes Bewegungs- und Beschäftigungsbedürfnis sowie sein Hang zu Dominanz, der vor allem bei der Begegnung zwischen zwei Rüden hervortritt, erfordern bei der Haltung dieser Rasse viel Hundeerfahrung, Verständnis und vor allem eine Menge Zeit und Geduld.

Erscheinungsbild

Man sieht es dem Cão de Serra de Estrela an, dass er sich gerne bewegt und viel Platz benötigt. Der große und beeindruckende Hund mit der kompakten, aber sehr harmonischen Statur ist trotz seines Gewichts sehr lebhaft und besitzt einen flotten Gang. Hündinnen bringen bei einer Widerristhöhe von 62 bis 69 cm etwa 40 kg auf die Waage, Rüden sind mit einer Höhe von 65 bis 72 cm und einem Körpergewicht von bis zu 50 kg meist noch größer und schwerer. Die Estrela-Rasse, die den molossoiden Hunden vom Typ Mastiff zugeordnet wird, gehört damit zu den großen Hunderassen.

Kurz- und langhaarige Varietät in drei Farben

Sein rustikales Äußeres verdankt der portugiesische Hirtenhund vor allem seinem Ziegenhaar ähnlichem Fell, das in den zwei verschiedenen Varietäten – kurz und lang – gezüchtet wird. Bei beiden Typen gibt es Hunde mit glattem sowie mit leicht welligem Haar. Das Haarkleid ist sehr kräftig und dicht und besitzt eine dicke Unterwolle, die ihn selbst auf den höchsten Gipfeln des Estrela-Massivs zuverlässig vor Wind und Kälte schützt. Das eng anliegende Fell, das je nach Körperregion von unterschiedlicher Länge ist, tritt in den Farben Gelb, Wolfsgrau und Falbfarben auf. Die Unterwolle, die mit den gröberen Haaren verflochten ist, ist oft anders gefärbt als das Deckhhaar (meist heller). Bei allen Farbvarianten sind weiße Abzeichen erlaubt.

Serra da Estrela Berghund im grass © ricardo rocha / stock.adobe.com

Geschichte

Der Cão de Serra de Estrela stammt – wie sein Name verrät – aus der Gegend der Serra de Estrela in Portugal. Auch wenn sein genauer Ursprung nicht bekannt ist, so gilt er doch als die älteste Hunderasse der Iberischen Halbinsel. Seit Jahrhunderten begleitet und bewacht der große Herdenschutzhund das Vieh und verteidigt es gegen Wildtiere, Wölfe oder Diebe. Hirte und Herde folgt er dabei von den Tälern bis hinauf auf über 2000 m hohe Weideflächen.

Über das Estrela-Gebirge hinaus bekannt

Auch wenn die Wolfpopulation in und um das Estrela Gebirge stark zurückgegangen ist und der heutige Bestand nur noch auf ca. 300 bis 500 Tiere geschätzt wird, werden die Rassehunde in ihrer Heimat Portugal bis heute als Herdenschutzhunde eingesetzt. Dabei beschützt er die Nutztiere weniger vor Wölfen als vor streunenden Hunden oder Hunden der vielen Touristen, die das schöne Gebirge für sich entdeckt haben. Aber auch außerhalb seiner Heimat erfreut sich der Estrela Berghund heute zunehmender Beliebtheit. So findet man Liebhaber und Züchter dieser Rasse sowohl in den Niederlanden und in England als auch in Frankreich, Schweden, Norwegen, Finnland und Tschechien. Auch in den USA, wohin in letzter Zeit vermehrt Exemplare ausgeführt wurden, ist ein kleiner Estrela-Klub entstanden.

Zucht und Kauf

Wer sich für die Rasse des Serra da Estrela Berghundes interessiert, wird vermutlich auf viele portugiesische Züchter stoßen, die ihre Hunde an Käufer aus dem Ausland verkaufen. Als Heimatland ist Portugal noch immer maßgeblich an der Erhaltung und Entwicklung der Rasse beteiligt. Auch Züchter im Ausland arbeiten häufig eng mit portugiesischen Kollegen zusammen und beziehen ihre Zuchttiere nicht selten von Zuchtstämmen aus der Estrela-Region.

Worauf Sie beim Kauf achten sollten

Ein Welpe aus Portugal ist dabei jedoch noch keine Garantie für einen reinrassigen, wesensfesten und gesunden Estrela Berghund. FCI zertifizierte Papiere, eine Ahnentafel, eventuell einen Export-Stammbaum sowie Bescheinigungen darüber, dass die Tiere geimpft und entwurmt sind und mit einem Microchip versehen wurden, sollten bei Vertragsabschluss deshalb unbedingt vorliegen. Auch wenn Ihnen diese Papiere als nicht wichtig erscheinen mögen, so sind sie doch ein wichtiger Hinweis auf einen seriösen Züchter, der seine Welpen mit viel Liebe und Verantwortungsbewusstsein aufzieht und in neue Hände übergibt.

Züchter stehen in der Verantwortung

Zur Verantwortung eines Züchters gehört dabei jedoch nicht nur, auf die Einhaltung der Zuchtvorgaben und das Erbringen notwendiger Papiere zu achten, sondern auch zu überprüfen, ob die Käuferinteressenten als Halter dieser besonderen Hunderasse geeignet sind. Seien Sie deshalb nicht verwundert, wenn Sie der Züchter mit persönlichen Fragen über Ihre Wohnverhältnisse, Ihren Familienstand, Ihren Beruf und Ihre Lebenseinstellung „löchert“. Sie dienen dazu, dass sich der Züchter ein umfassendes Bild von Ihnen machen kann und überzeugt wird, dass es seinem Estrela-Zögling bei Ihnen gut geht. Fühlen Sie sich nicht persönlich angegriffen, wenn er Ihnen von einem Kauf abrät. Schließlich will die Anschaffung eines so großen und anspruchsvollen Tieres, das es gewohnt ist, selbständig eine ganze Herde zu bewachen, wohl überlegt sein.

Erziehung und Sozialisation

Dank seiner schnellen Auffassungsgabe und engen Verbundenheit zu seinem Herrn ist der Estrela Berghund zwar recht empfänglich für Erziehungsversuche und erweist sich als unterwürfiger und folgsamer Hund, doch besitzt er auch seinen eigenen Kopf. Auf sinnlosen Drill, zu viel Härte und unnütze Befehle reagiert er stur bis verstört. Neben seinem Eigensinn kann auch das bei Rüden recht ausgeprägte Dominanzgehabe zu einem Problem werden, wenn er zum Beispiel meint beweisen zu müssen, dass er der Stärkste ist. Auch wenn er dies nicht gegenüber seinen vertrauten Menschen zeigt, so äußert sich diese Neigung vor allem bei der Begegnung mit anderen Hunden, hauptsächlich größeren Rüden.

Üben Sie die Begegnung mit anderen Hunden

Eine umfassende Sozialisation ist für das harmonische Zusammenleben mit einem Estrela Berghund deshalb von immenser Wichtigkeit. Im besten Fall beginnt diese bereits beim Züchter und wird vom Käufer kontinuierlich in der Welpen-Phase fortgesetzt. Zusätzlich zu den klassischen Sozialisierungsübungen, bei dem der Welpe möglichst viele verschiedene Menschen, Tiere, Umgebungen und Geräusche kennenlernt, sollte beim Estrela vor allem die Begegnung mit vielen verschiedenen Hunden gefördert und geübt werden. Er muss lernen, dass andere Rüden für ihn keine Gefahr darstellen und dass Sie als Halter die Zurschaustellung seiner Dominanz absolut ablehnen. Ohne Sozialisation und mangelnde Erziehung wird nicht nur das Zusammenleben, sondern auch das Spazierengehen mit dem selbstbewussten Riesen zum Spießrutenlauf.

zwei serra da estrela berghunde © ricardo rocha / stock.adobe.com

Gesundheit und Pflege

Die Anforderungen, die der Serra da Estrela Berghund an seine Haltung, Sozialisation und Erziehung stellt, sind – wie Sie erkennen können – nicht zu unterschätzen. Doch glücklicherweise ist die Rasse nicht in jeder Hinsicht so anspruchsvoll. Zumindest in Bezug auf seine Pflege erweist er sich als sehr einfach. Sein Ziegenhaar-Fell ist selbst in langem Zustand sehr schmutzabweisend und verlangt nur einmal pro Woche ein ordentliches Ausbürsten. Lediglich in der Zeit des Fellwechsels sollte es täglich in Kontakt mit einer Bürste treten. Robust erweist sich der Estrela auch in Bezug auf seine Gesundheit. Rassetypische Krankheiten sind bei ihm nicht bekannt – sieht man einmal von der bei Hunden weit verbreiteten Hüftgelenksdysplasie (HD) ab, mit der auch manche Vertreter dieser Rasse zu kämpfen haben.

Ernährung

Eine ausgewogene und dem Alter entsprechende Ernährung sind bei der Bekämpfung von Gelenkproblemen von entscheidender Bedeutung. Zwar werden viele Fälle von HD vererbt, doch der Ausbruch der Krankheit hängt stark von Haltung und Ernährung in den ersten Lebensmonaten ab. Eine falsche Ernährung und eine zu hohe Belastung im Welpenalter können dazu führen, dass der Hund später massive Beschwerden der Hüfte erleidet.

Wie ernähre ich den Estrela Berghund richtig?

Nach der Welpenkost der ersten Wochen, die sich noch durch eine recht hohe Energiedichte auszeichnet, sollte im weiteren Wachstumsverlauf des Hundes einer proteinärmeren Ernährung der Vorzug gegeben werden. Zu viel Energie führt in dieser Phase zu einem vorschnellen Wachstum des Hundes, Knochen und Gelenke können mit der rasant aufbauenden Muskelmasse meist nicht mithalten. Es kommt zu Fehlstellungen und Verschleißerscheinungen. Ist der Hund schließlich ausgewachsen, darf der Energiewert des Futters wieder erhöht werden – wichtig ist, dass dieser sich immer an Aktivitätsgrad, Gewicht und Gesundheitszustand des Hundes orientiert.

Haltung eines Herdenschutzhundes

Auch wenn der Estrela Berghund dank seiner robusten Konstitution, seiner leichten Pflege und seinem treuen und menschenbezogenen Wesen in den letzten Jahren zunehmend auch als Familienhund beliebter wurde, sollte seine Haltung trotzdem nur erfahrenen Hundehaltern vorbehalten sein, die wissen, auf was Sie sich beim Kauf dieser Rasse einlassen. Denn bei aller Liebe zum Hund, bedeutet das Zusammenleben mit einem Estrela auch viel Arbeit, Zeit und Geld. Nur wer sich mit den Besonderheiten dieser Rasse auskennt und weiß, wie ein solch selbstbewusster und unabhängiger Hundecharakter erzogen wird, sollte sich diese Rasse nach Hause holen.

Für wen eignet sich der Estrela Berghund?

Es ist kaum nötig zu erwähnen, dass ein solch ausgewiesener Arbeitshund, wie es der Estrela ist – der in erster Linie als Herdenschutzhund eingesetzt wird – viel Raum und Bewegung braucht. Auf keinen Fall gehört dieser robuste und aktive Naturbursche in eine Stadtwohnung. Menschen, die selbst sehr sportlich sind, die über ein Haus mit großem Garten verfügen, die viel Zeit haben, sich mit Ihrem Hund körperlich und geistig zu beschäftigen und die vor allem Erfahrung in der Erziehung und Sozialisation von Hunden haben, kann der Estrela Berghund hingegen ein treuer Partner, motivierender Sportsfreund und zuverlässiger Wachhund sein. Angst vor wilden Tieren oder Einbrechern brauchen Sie mit diesem Hund jedenfalls nicht mehr zu haben. Um einen Serra da Estrela Berghund zufrieden zu stellen, braucht es also nicht zwingend eine ganze Viehherde zum Bewachen.

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