Portugiesischer Wasserhund

Portugiesischer Wasserhund im grass

Der offizielle und sehr klangvolle Name dieses Vierbeiners lautet: Cão de Água Português, zu Deutsch „Portugiesischer Wasserhund“ oder kurz „Portie“. Die Rasse hat in den vergangenen Jahren in Europa sowie in den USA immer größere Bekanntheit erlangt. Wer einen lebhaften Hund mit eigenwilligem Charakter sucht, könnte mit diesem Vierbeiner einen Freund fürs Leben finden.

Erscheinungsbild

Auffällig in Löwenschur

Am meisten fällt der sportliche Vierbeiner auf, wenn er in der typischen Löwenschur einherschreitet: Die vordere Körperhälfte bedeckt dabei das wellige, lange Fell wie eine Mähne, die hintere ist nahezu kahlgeschoren – bis auf die Schwanzspitze, die langes Haar ziert wie bei einem Löwen. Doch im Alltag ist es praktischer, das Fell am ganzen Körper gleichmäßig kurz zu halten, weshalb viele auf den ersten Blick unscheinbarere, geschorene Portugiesische Wasserhunde anzutreffen sind. Bei einer Größe von bis zu 57 cm Widerristhöhe kommen die Hunde auf maximal 25 Kilogramm Körpergewicht. Hündinnen sind mit bis zu 52 cm entsprechend etwas leichter. Es gibt die schlappohrigen Wasserhunde vor allem in Schwarz und Braun, wobei sie einfarbig, aber auch gescheckt sein können. Der Weißanteil sollte nicht mehr als ein Drittel ausmachen. Neben der Variante mit langem, gewelltem Haar gibt es auch kurz- und kraushaarigere Exemplare.

Geschichte

Vom Fischer- zum Familienhund

Die Vorfahren des Cão de Água Português kamen vermutlich schon in vorchristlicher Zeit mit Händlern auf die iberische Halbinsel, wo sie Jahrhunderte später unter anderem mit Herdenschutzhunden gekreuzt wurden. Auf Entdeckungsreisen waren die wasserliebenden Vierbeiner im 15. und 16. Jahrhundert mit dabei und überbrachten Nachrichten zwischen den Schiffen einer Flotte. Traditionell halfen diese „Wasserhunde“ den portugiesischen Fischern bei ihrer alltäglichen Arbeit: Sie begleiteten die Boote, bewachten den Fang, retteten über Bord Gegangene und apportierten entkommende Fische. Doch mit zunehmender Technisierung schwand der Bedarf nach den Allroundern im Wasser und die Wasserhunde Portugals standen im 20. Jahrhundert gleich zweimal vor dem Aussterben. Hiervon zeugt auch ein Eintrag im „Guinnessbuch der Rekorde“ aus dem Jahre 1970, der den Cão de Água Português mit damals rund 50 Exemplaren als den seltensten Hund der Welt listet. Dank einiger engagierter amerikanischer sowie portugiesischer Hundefreunde konnte die Rasse diese schwierigen Zeiten überstehen. Heute wächst die Anzahl Portugiesischer Wasserhunde kontinuierlich, ja teils stärker als wünschenswert, denn leider möchten mehr und mehr Unkundige mit der vermeintlich monetär attraktiven Zucht dieser charmanten Rasse Geld verdienen. In Europa leben insbesondere in Skandinavien viele Portugiesische Wasserhunde, doch der weltweit höchste Bestand befindet sich in den USA, wo er auf über 10.000 Exemplare geschätzt wird. Hier haben auch die beiden Portugiesischen Wasserhunde Bo und Sunny des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama massiv zur Bekanntheit der Rasse beigetragen.

Charakter & Erziehung

Das wuschelige Aussehen mag darüber hinwegtäuschen, doch der Cão de Água Português ist ein recht eigenwilliger Hund mit einem starken Temperament. Er neigt zu territorialem Verhalten und gilt gemäß Standard als „streitsüchtig“. Es bedarf einer konsequenten Erziehung, um das Zusammenleben mit diesem Vierbeiner harmonisch zu gestalten. Dann jedoch kommt man in die zahlreichen Vorzüge der Rasse: Der Portugiesische Wasserhund gilt als genügsam, loyal und vor allem sehr klug und immer bereit, gemeinsam mit seinen Menschen neue Abenteuer zu erleben.

Sein kleiner Dickkopf erfordert eine entsprechend kluge Erziehung mit Weitsicht: Dieser Vierbeiner benötigt einen klaren Platz in der Rangordnung, ansonsten wird er immer wieder versuchen, sein eigenes Programm zu gestalten. Härte ist jedoch fehl am Platz und würde den schlauen Hund nur verunsichern. Wichtig ist Konsequenz: Einmal eingeführte Regeln sollten alle Rudelmitglieder einhalten – ohne Ausnahme und unabhängig davon, wie niedlich der Augenaufschlag des Portugiesen sein mag, der doch – bitte, bitte – einen Platz mitten im Bett möchte. Klären Sie also bereits vor dem Einzug in der Familie, was Ihr Vierbeiner darf, und was nicht, damit alle sich daran halten. Der Besuch einer Welpenspielstunde sowie der Hundeschule macht bei vielen Hunden Sinn, doch der Portugiesische Wasserhund profitiert besonders vom spielerischen Zusammensein und Lernen mit Artgenossen, denn er benötigt unbedingt eine ausgiebige Prägung und Sozialisierung mit Menschen und Hunden, um im Erwachsenenalter nicht verschroben zu werden. Bedenken Sie immer, dass ein agiler Sportsfreund wie dieser nur dann seine wohlerzogenen Seiten zeigen kann, wenn er entsprechend ausgelastet ist.

© Zottelhund / stock.adobe.com

Gesundheit

Der heutige Cão de Água Português basiert auf einem recht kleinen Genpool von nur rund 50 Hunden. Mit diesen Vierbeinern wurde in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts die Zucht der Rasse weitergeführt. Infolgedessen sind einige Erberkrankungen vermehrt aufgetreten, doch diese lassen heute gut kontrollieren. Vorab: Das A und O eines gesunden Portugiesischen Wasserhunds ist ein verantwortungsvoller Züchter, der mit Know-how züchtet und seine Tiere entsprechend untersuchen lässt, bevor er sie einsetzt. Mittels eines Gentests kann beispielsweise das Risiko für eine Erblindung durch die Progressive Retina Atrophie ausgeschlossen werden, denn diese autosomal-rezessive Krankheit kann auch bei klinisch gesunden Eltern ausbrechen, wenn einer der beiden Träger ist. Ebenfalls können die Gefahren für die Herzkrankheit Juvenile Dilatative Cardiomyopathie sowie für Gangliosidose, eine Lipid-Speicher-Erkrankung, mittels Gentests gebannt werden. Wie viele Vierbeiner kann auch der Portugiesische Wasserhund an Hüftgelenkdysplasie (HD) erkranken. Hier kann nicht nur der Züchter durch entsprechende Untersuchungen der Elterntiere vorbeugen, auch Sie als Halter sind gefragt: Bewegungen mit dem Welpen sollten immer altersgerecht sein, alle gelenkfordernden Sportarten mit Sprüngen oder schnellem Laufen sollten Sie frühestens im Alter von 15 Monaten angehen. Ein gesunder Cão de Água Português kann ein Alter von bis zu 14 Jahren erreichen.

Portugiesischer Wasserhund Ernährung

Egal ob Trocken- oder Nassfutter: Fleisch bildet den Hauptbestandteil eines gesunden Hundefutters! Setzen Sie darum auf eine fleischhaltige Ernährung mit hochwertigen Proteinen – ohne Getreide und erst recht ohne Zucker. Wenn Sie einen Welpen einziehen lassen, füttern Sie erst einmal das ihm bekannte Futter weiter und gehen eine eventuelle Nahrungsumstellung nur Schritt für Schritt an, damit der Kleine zum Umgebungswechsel nicht zusätzlich eine Ernährungsumstellung verarbeiten muss. Wenn er sich bei Ihnen zu Hause fühlt, können Sie langsam immer mehr des unbekannten Futters in das bekannte mischen. Ein hochwertiges Futter erkennen Sie daran, dass Fleisch an erster Stelle der Deklaration steht. Dies ist ebenso für Leckerlis ein Qualitätsmerkmal – verzichten Sie auch bei diesen auf Getreide- und Weizensnacks. Zahnpflege-Leckereien, getrocknetes Kauvergnügen wie Rinderohren oder Fleischhappen für Hunde sind gute Alternativen, die Ihrem Vierbeiner schmecken werden. Achten Sie stets auf eine dem Energiebedarf angepasste Ernährung und reduzieren Sie die Rationen, bevor Ihr Portugiesischer Wasserhund sich in einen Moppel verwandelt. Frisches Wasser sollte immer zur freien Verfügung stehen.

Pflege

Ein Cão de Água Português in Ausstellungsschur sieht beeindruckend aus, doch dahinter steckt viel Arbeit. Wenn Sie keine Ausstellungen mit Ihrem Vierbeiner besuchen möchten, so ist der Aufwand zwar geringer, doch sollten Sie die regelmäßige Fellpflege nicht unterschätzen: Sie ist für das Wohlbefinden Ihres Porties unerlässlich. Ein- bis zweimal die Woche sollten Sie ihn kämmen und bürsten. Sie benötigen hierfür grobe und enge Kämme sowie eine Bürste. Bei der Schur können Sie sich neben dem Ausstellungsschnitt, der klassischen Löwenschur, auch dafür entscheiden, alle Haare einfach zu kürzen. Diese pflegeleichtere Variante nennt sich Retriever-Clip. Wenn Sie nicht alle paar Wochen einen Hundefriseur aufsuchen möchten, können Sie Ihren Cão de Água Português mit einer hochwertigen Schermaschine selbst scheren. Kürzen Sie regelmäßig die Haare zwischen den Pfoten mit einer an den Spitzen abgerundeten Pfotenschere und prüfen Sie dabei die Krallen – diese sollte Sie kürzen, wenn sie zu lang werden. Bei Bedarf können Sie Ihren Portie auch baden – verwenden Sie hierfür ein Hundeshampoo für langhaarige Rassen, aber Achtung: Nicht immer ist eine Spülung sinnvoll, denn zu weiches Haar neigt schneller zu Verfilzungen. Dies zeigt sich ebenso in den Fellvarianten innerhalb der Rasse: Die Exemplare mit harscherem Haarkleid sind weniger anfällig für Verfilzungen.

Beschäftigung

Langweile kommt mit einem Portie garantiert nicht auf: Der unternehmungslustige Vierbeiner ist für fast jeden Spaß zu haben. Und dies sollten Sie fördern, denn als Begleithund benötigt der Cão de Água Português Aufgaben, die Körper und Köpfchen trainieren. Bei diesem facettenreichen Hund haben Sie eine große Auswahl an Möglichkeiten, ihn abwechslungsreich auszulasten: Viele Porties lieben Agility-Sport, bei dem sie verschiedene Hindernisse fehlerfrei und mit Tempo überwinden müssen. Aber auch Dogdance, Flyball, Tricks oder Obedience sind ideale Sportarten für den Allrounder. In der Such- und Rettungshundearbeit kann er ebenso wertvolle Dienste leisten wie als Therapiehund, wenn er ein entsprechendes Training gemeistert hat. Natürlich nimmt die Wasserarbeit einen besonderen Platz ein, wenn man einen Wasserhund zum Gefährten hat. In Portugal und den USA gibt es sogar eigene Wasserwettkämpfe für die ambitionierten Schwimmer: Apportieren und Tauchen im Wasser stehen dabei im Fokus. Informieren Sie sich über diese Water Trials, die sicher Inspirationen für jeden Portie-Besitzer mit sich bringen. Bei allen Sportarten gilt: Trainieren Sie maßvoll und immer an Alter und Trainingszustand Ihres Hundes angepasst.

Portugiesischer Wasserhund läuft © Canadeez / stock.adobe.com

Passt ein Portugiesischer Wasserhund zu mir?

Sie haben bereits Hundeerfahrung und suchen einen Begleithund mit eigenem Kopf für ein aktives (Familien)Leben? Dann kann der Cão de Água Português eine optimale Wahl sein, um Ihr Leben künftig zu bereichern. Hunde, die mit Kindern oder Haustieren wie Katzen zusammenleben sollen, sollten bereits im Welpenalter entsprechend geprägt werden. Dann eignet der Portie sich gut als Gefährte für Ihren zweibeinigen Nachwuchs, mit dem er gerne tobt und spielt. Natürlich sollten Sie kleine Kinder nie ohne Aufsicht mit ihm lassen und immer dafür sorgen, dass der Vierbeiner Rückzugsmöglichkeiten hat. Und: Die Verantwortung für die Beschäftigung der Fellnase liegt immer bei den Erwachsenen. Planen Sie also vorher entsprechend Zeit ein, die Sie täglich mit Ihrem Portie verbringen – beim Spiel, an der frischen Luft, aber auch mit der Pflege.

Apropos Pflege: Der Portugiesische Wasserhund verliert nur wenige Haare, was aber keine Garantie dafür ist, dass er allergiefreundlich ist. Besteht Verdacht auf eine Tierhaarallergie, sollten Sie dies ärztlich abklären lassen und sich bereits vor dem Einzug möglichst längere Zeit in einem Portie-Haushalt aufhalten. Der aktive Hund kann auch in einer weiträumigen Stadtwohnung gehalten werden, wenn Sie kein Stubenhocker sind. Optimal ist für den Vierbeiner ein ausbruchssicherer Garten zum freien Toben sowie ein Domizil in der Natur, so dass Sie diese bei Erkundungsgängen gemeinsam entdecken können. Aufgrund seines teils starrköpfigen Wesens eignet der Portugiesische Wasserhund sich nur bedingt für Hundeanfänger. Wer ohne Hundeerfahrung einen Portie aufnimmt, sollte definitiv Welpenspielstunde und Hundeschule mit dem Neuzugang aufsuchen und sich intensiv in das Einmaleins der Hundeerziehung einlesen. Auch Gespräche mit erfahrenen Hundehaltern können weiterhelfen.

Wo finde ich meinen Portugiesischen Wasserhund?

Der Cão de Água Português ist kein häufig zu sehender Hund. Doch auch wenn Sie eventuell Wartezeiten oder eine längere Anreise in Kauf nehmen müssen: Investieren Sie in jedem Fall Zeit in die Suche nach einem guten Züchter – und anschließend das entsprechende Geld! Da der Cão de Água Português im Verlauf der letzten Jahre immer beliebter wurde – in Deutschland gab es beispielsweise vor rund 15 Jahren noch keine Wurfmeldungen, heute sind es über 100 Welpen pro Jahr – stieg leider auch die Anzahl unseriöser Züchter. Machen Sie einen Bogen um Tierhändler oder vermeintliche Hobbyzüchter, die mehrere Rassen züchten. Aussagen wie „Der Hund braucht keine Papiere, wenn Sie nicht selbst züchten wollen!“ sind ein Hinweis auf fehlende Seriosität! Denn der Abstammungsnachweis eines Vereins, der der FCI angehört, ist ein Mindestmerkmal dafür, dass Sie einen echten Portie bekommen. Kein Züchter, der sein Know-how und viel Zeit in gesunde, typvolle und charakterstarke Welpen steckt, wird auf die Papiere verzichten. Machen Sie sich im Zuhause des Züchters einen Eindruck von den Elterntieren und der Umgebung Ihres Welpen und sprechen Sie mit dem Züchter über die Rasse. Die Welpen ziehen frühestens im Alter von acht Wochen aus und sind dann mehrfach entwurmt sowie geimpft. Halten Sie unbedingt die Folgetermine für die weiteren Impfungen ein.

Wenn Sie einen ausgewachsenen Portie einziehen lassen möchten, schauen Sie sich ruhig erst einmal im lokalen Tierschutz um. Hier sind oftmals Vierbeiner auf der Suche nach einem neuen Zuhause, die ebenso sportlich und charakterstark sind und Sie gerne um die Pfote wickeln möchten, um das Leben mit Ihnen zu teilen. Ansonsten bleibt Ihnen die Suche im Internet: Hier sind immer wieder reinrassige Wasserhunde – allerdings auch charmante Mixe – auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Informieren Sie sich ausführlich über die Vorgeschichte des potenziellen neuen Mitbewohners sowie bei einem Hund aus dem Ausland über die Voraussetzungen für einen problemlosen Umzug.

Wir wünschen Ihnen viel Freude mit Ihrem facettenreichen Cão de Água Português!

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