Maremmen-Abruzzen-Schäferhund (Maremmano)

Verfasst von Natalie Decker
Maremmano

Der Maremmano ist ein großer, kräftiger Hund, der gerne mit einem Eisbären verglichen wird.

Der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund, auch bekannt als Cane da Pastore oder Maremmano-Abruzzese, ist ein mutiger Herdenschutzhund aus Italien. Ihm anvertrautes Vieh bewacht der Maremmano eigenständig und unter Einsatz seines Lebens. Als Familienhund ist er nur unter Vorbehalt zu empfehlen.

Aussehen: Wie ein großer, kräftiger Eisbär

Der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund ist ein großer, majestätischer Vierbeiner. Rüden werden zwischen 65 und 73 Zentimeter groß und erreichen ein Gewicht zwischen 35 und 45 Kilogramm. Hündinnen sind mit einer Widerristhöhe von 60 bis 68 Zentimetern und einem Gewicht von 30 bis 40 Kilogramm für gewöhnlich etwas kleiner und leichter.

Das volle, mittellange bis lange Fell fühlt sich rau und hart an. Vor allem in der kühlen Jahreszeit entwickelt er reichlich Unterwolle, wodurch der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund im Winter deutlich massiger als im Sommer wirkt.

Fellfarben: Nur weiß ist erlaubt

Weiß ist laut Rassestandard die einzige zugelassene Fellfarbe. Leichte Schattierungen in Elfenbein, Blassorange und Zitronengelb werden toleriert. Am Hals und an der Brust bilden insbesondere Rüden eine löwenähnliche Mähne aus. Die Rückseiten der Hinterläufe sind mit einer Befederung versehen.

Aufgrund seiner Statur wird der große weiße Italiener oftmals mit einem Eisbären verglichen. Er besitzt einen kräftigen Körperbau, ohne jedoch plump zu wirken. Die Geschlechtsunterschiede sind bei diesem rustikalen Vierbeiner deutlicher als bei anderen Rassen ausgeprägt: Rüden sind größer und stärker, Hündinnen sehen eleganter aus.

Augen und Ohren des Maremmano

Der Kopf des Maremmen-Abruzzen-Schäferhunds ist konisch geformt. Seine breite Stirn und die relativ schmale Schnauze sollen an einen Bären erinnern. Die eher kleinen, dreieckigen Hängeohren sind kurz behaart und liegen dicht am Kopf an. Seine mandelförmigen Augen besitzen eine dunkle Farbe.

Der Nasenspiegel, die Schleimhäute, Pfoten und Krallen sind dunkel pigmentiert. Die gut behaarte Rute ist tief angesetzt und reicht im Stand bis über das Sprunggelenk. Ist der Hund in Bewegung, trägt er seine Rute auf Höhe der Rückenlinie.

Charakter: Wie tickt der Maremmano?

In seiner Heimat Mittelitalien wird der Maremmano-Abruzzese damals wie heute als aufmerksamer, unerschrockener Arbeitshund gehalten. Sein Spezialgebiet ist das eigenständige Bewachen von Schafherden. Aber auch Rinder, Pferde und Geflügel sowie Haus und Hof beschützt der Wachhund zuverlässig.

Seit Jahrhunderten wird er für die Arbeit als Herdenschutzhund gezüchtet. Mutig stellt er sich Wölfen, Bären und anderen Eindringlingen entgegen, um sein Rudel zu verteidigen. Dementsprechend misstrauisch reagiert dieser Hund auf fremde Menschen.

Kann ein Maremmano ein Familienhund sein?

Als Familienhund ist der weiße Italiener nur bedingt geeignet. Wird der Cane da Pastore im Welpenalter entsprechend sozialisiert, kann er lernen, Kinder sowie Haustiere wie Katzen als Rudelmitglieder zu akzeptieren.

Ein sanftes Kuscheltier, das mit dem Nachwuchs ausgelassen herumtobt, wird er aber wohl nie.

Ist der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund ein Anfängerhund?

Die Erziehung eines Maremmanos erfordert viel Erfahrung, Konsequenz und Geduld. Seinen Besitzer sieht er nämlich nicht als Befehlsgeber, sondern bestenfalls als ebenbürtigen Freund an.

Daher wird er sich niemals vollständig unterwerfen und Kommandos nur dann ausführen, wenn er sie als sinnvoll erachtet. Mit Härte oder gar Gewalt kommt man bei ihm nicht weiter. Als Anfängerhund ist der Maremmano nicht geeignet.

Der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund als Spätentwickler

Hunde dieser Rasse entwickeln sich außergewöhnlich langsam. Erst mit etwa 30 Monaten ist der Maremmano körperlich und geistig erwachsen.

Bis dahin kann er immer wieder aggressives Verhalten zeigen, wenn er versucht, seinen Rang innerhalb des Rudels zu finden.

Liebhaber der Rasse bezeichnen den Maremmano übrigens als „Katze unter den Hunden“, da sich dieser Freigeist immer ein Stück Unabhängigkeit sowie einen gewissen Eigensinn bewahrt. Beides sagt man bekanntlich auch den Samtpfoten nach.

Haltung: Bewegungsfreudiger Vierbeiner braucht viel Auslauf

Am wohlsten fühlt sich der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund, wenn er seiner Bestimmung nachkommen und Vieh bewachen darf. Er ist ohnehin am liebsten draußen unterwegs, sollte aber auch jederzeit Zugang zum Haus haben.

Für ein Leben in der Stadt ist dieser zielstrebige, unabhängige Hirtenhund nicht gemacht. Er möchte selbstständig sein Revier abschreiten und dabei seinen angeborenen Wach- und Schutzinstinkt ausleben dürfen. Auf Familienanschluss sollte er trotzdem nicht verzichten müssen.

Wie viel Auslauf braucht ein Maremmano?

Zwei Stunden Auslauf pro Tag sind das Minimum für diesen großen, bewegungsfreudigen Vierbeiner. Er braucht darüber hinaus unbedingt eine sinnvolle Aufgabe, die er konzentriert und eigenständig erfüllen darf – ansonsten drohen Verhaltensprobleme. An Hundesport zeigt er allerdings kaum Interesse. Mit dem Bewachen von Hab und Gut kann er am besten ausgelastet werden.

Ein Maremmano kann Tag und Nacht im Freien verbringen. Sein dichtes, schmutzabweisendes Fell schützt ihn vor Regen, Schnee und Wind. Im Sommer sollte ihm unbedingt ein Schattenplatz zur Verfügung stehen, an dem er sich bei Bedarf ausruhen kann.

Die richtige Pflege und Ernährung des Maremmano

Sein langes, dichtes Haarkleid muss regelmäßig gebürstet werden, damit sich darunter keine Ekzeme bilden. Während des Fellwechsels im Frühjahr, wenn der Cane da Pastore einen Großteil seiner wärmenden Unterwolle verliert, sollte sein Fell am besten täglich mit einer Bürste bearbeitet werden.

Der üppige Halskragen, die Befederung der Hinterläufe sowie die Behaarung zwischen den Ballen müssen besonders sorgfältig gepflegt werden. Den Maremmano zu baden, ist jedoch nicht nötig – selbst, wenn er bei der Arbeit dreckig geworden sein sollte. Den Schmutz lässt man einfach trocknen und bürstet ihn anschließend aus. Schon strahlt das Fell wieder reinweiß.

Magendrehung vorbeugen

Als Arbeitshund, der den ganzen Tag auf den Beinen ist, benötigt der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund hochwertiges, nährstoffreiches Futter. Ob Trocken-, Nass- oder Rohfutter im Napf landet, bleibt dabei den Vorlieben seines Besitzers überlassen. Mit Übergewicht hat diese bewegungsfreudige Rasse normalerweise keine Probleme.

Um eine lebensbedrohliche Magendrehung zu vermeiden, sollte die tägliche Futterration auf mindestens zwei Portionen verteilt werden. Nach dem Fressen sollte sich der Herdenschutzhund ausruhen dürfen.

Gesundheit: Widerstandsfähiger Vierbeiner

Der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund gilt im Allgemeinen als robuster Hund. Abgesehen von Gelenkproblemen wie Ellenbogen- oder Hüftgelenkdysplasie, die bei vielen großen Hunden vorkommen können, sind kaum rassespezifische Krankheiten bekannt.

Gelegentlich werden Magen- oder Verdauungsprobleme sowie erblich bedingte Augenerkrankungen beobachtet.

Wie alt kann ein Maremmano werden?

Die Lebenserwartung des Maremmo liegt bei etwa zehn bis zwölf Jahren. Bei guter Pflege und günstigen Haltungsbedingungen können einzelne Exemplare aber auch bis zu 15 Jahre alt werden.

Geschichte: Woher stammt der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund?

Die Rasse geht wahrscheinlich auf Tibetische Molosser zurück, die verschiedene Nomadenstämme aus dem Himalaja in vorchristlicher Zeit mit nach Europa brachten. Bereits zur Zeit der Etrusker und Römer gab es bildliche Darstellungen und schriftliche Erwähnungen des weißen Hirtenhundes.

Seine helle Fellfarbe diente wohl dazu, den wachsamen Arbeitshund in der Dämmerung besser vom Wolf unterscheiden zu können – und ihn nicht versehentlich für einen Angreifer zu halten.

Aus zwei wird eins

Benannt ist der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund nach den beiden italienischen Regionen, aus denen er stammt: der Maremma, einer sumpfigen Küstenlandschaft in der westlichen Toskana, und den Abruzzen, einem hügeligen Landstrich in Mittelitalien.

Hier entwickelten sich ursprünglich zwei Rassen, die allerdings große Ähnlichkeiten aufwiesen und immer wieder untereinander gekreuzt wurden. So entstand schließlich der Maremmano-Abruzzese, der 1958 von der kynologischen Dachorganisation FCI offiziell anerkannt wurde.

Geführt wird er in der Gruppe 1 „Hütehunde und Treibhunde (ohne Schweizer Sennenhunde)“.

Maremmano © Kseniya / stock.adobe.com
Die italienische Rasse besitzt eine große Ausdauer und ist am liebsten den ganzen Tag draußen.

Zucht und Anschaffung: Worauf sollte man achten?

Die meisten Züchter des Maremmen-Abruzzen-Schäferhunds sind nach wie vor in Italien ansässig. Aber auch in Deutschland, in der Schweiz und anderen europäischen Ländern finden sich heutzutage Hundeliebhaber, die sich der Zucht des Maremmano-Abruzzese verschrieben haben.

Auf Schafe geprägt

Verantwortungsvolle Züchter setzen ausschließlich gesunde Hunde für die Zucht ein und testen die Elterntiere beispielsweise auf Hüftdysplasie. Außerdem achten sie auf eine sorgsame Sozialisierung der Welpen, damit diese an verschiedene Umweltreize gewöhnt werden.

Oftmals nutzen Hirten einen besonderen Trick, um ihre Hunde frühzeitig auf Schafe zu prägen: Sie lassen die Welpen bei Mutterschafen Milch trinken, damit diese die Schafherde als ihre Familie ansehen.

Was kostet ein Maremmen-Abruzzen-Schäferhund?

Die Preise für einen reinrassigen Welpen liegen meist zwischen 1.000 Euro und 1.600 Euro. Ältere Tiere werden oftmals günstiger abgegeben.

Fazit: Arbeitshund für erfahrene Halter

Der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund ist ein ursprünglicher, würdevoller Vierbeiner, der mit seinem weißen Fell und seiner majestätischen Ausstrahlung Hunde-Fans begeistert.

Er gehört allerdings unbedingt in die Hände erfahrener Halter, die ihm ein rassegerechtes Zuhause bieten können. Denn nur, wenn er eine sinnvolle Aufgabe wie beispielsweise das Schafehüten erfüllen kann, wird dieser loyale, intelligente Hund wirklich glücklich.

Steckbrief zum Maremmen-Abruzzen-Schäferhund (Maremmano)

Besonderheiten:Der Maremanno ist ein Herdenschutzhund aus Mittelitalien, der bevorzugt zum Schafehüten eingesetzt wird.
Charakter:eigenständig, wachsam, intelligent, mutig
Widerristhöhe:65-73 cm (Rüden) 60-68 cm (Hündinnen)
Gewicht:35-45 kg (Rüden) 30-40 kg (Hündinnen)
Fell:mittellang bis lang, rau, hart, viel Unterwolle einfarbig Weiß
Fellpflege:mäßiger Aufwand
Auslauf:braucht viel Beschäftigung und Bewegung
Anfängerhund:nein
Bellen:bellt viel
Lebenserwartung:10-12 Jahre, seltener bis 15 Jahre
Typische Krankheiten:Hüftdysplasie, Magenprobleme, erblich bedingte Augenkrankheiten
Preis:ca. 1.000-1.600 €
FCI-Gruppe:Gruppe 1: Hütehunde und Treibhunde (ohne Schweizer Sennenhunde)
Bewegungsbedarf:hoch
Herkunft:Italien

Quellen:


Natalie Decker
Profilbild Natalie Decker (mit Pferd)

„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“, hat Loriot einmal gesagt. Dem würde ich uneingeschränkt zustimmen und ergänzen: „Ein Leben ohne Pferd, Katze und Kaninchen ebenfalls!“ Mein Herz schlägt für alle großen und kleinen Tiere und ich habe das große Glück, als freie Autorin über meine Leidenschaft schreiben zu dürfen. Mit meinen Artikeln möchte ich für den Tierschutz sensibilisieren und Tierfreund/innen nützliche Tipps geben.


Ähnliche Beiträge
Unsere beliebtesten Beiträge
10 min

Bolonka-Zwetna

Das „bunte Schoßhündchen“ aus Russland, wie der Name übersetzt lautet, erfreut sich auch außerhalb seines Heimatlandes wachsender Beliebtheit. Kein Wunder, denn schließlich ist der Bolonka Zwetna ein richtiger kleiner Sonnenschein, der mit seinem fröhlichen und unkomplizierten Charakter seinen Besitzern viel Freude bereitet.

10 min

Zwergspitz

Der Zwergspitz beeindruckt nicht mit Größe, dafür aber mit Freundlichkeit, Selbstbewusstsein und Energie. Kein Wunder also, dass immer mehr Vierbeiner dieser Spitz-Variante die Herzen zahlreicher Hundefreunde erobern. Erfahren Sie im zooplus Magazin alles über den Pomeranian.