Gelbbacke

Verfasst von Natalie Decker
Gelbbacke

Altdeutsche Hütehunde wie die Gelbbacke sind selten geworden.

Die Gelbbacke gehört zur Gruppe der Altdeutschen Hütehunde. Sie besitzt einen starken Hütetrieb und behält selbst große Schafherden zuverlässig im Blick. Die Tiere gelten als eigenständig und durchsetzungsstark, weshalb sie von erfahrenen Hundefreunden gehalten werden sollten – am besten von Schäfern bzw. Schafhirten.

Aussehen: Wie groß wird eine Gelbbacke?

Da es sich bei der Gelbbacke um keine offiziell anerkannte Hunderasse handelt, gibt es keinen einheitlichen Rassestandard. Das Aussehen und auch der Charakter können also variieren.

Abhängig von ihrer Herkunft werden Gelbbacken in zwei Schläge eingeteilt – den Ost- bzw. Mitteldeutschen Typ und den Süddeutschen Typ. Gelbbacken vom Ostdeutschen Typ sind schlanke, mittelgroße Hunde. Sie besitzen einen beinahe quadratischen, muskulösen Körper und erreichen eine Schulterhöhe von 55 bis 60 Zentimetern. Das Gewicht ist nicht festgelegt, soll aber zur Größe passen.

Gelbbacke vom Ost- bzw. Mitteldeutschen Typ

Typisch für ostdeutsche Gelbbacken ist das schwarze Langstockhaar, auf dem deutliche Abzeichen in Rot, Gelb oder Braun über den Augen, um den Fang und an den Läufen erkennbar sind. Den charakteristischen Abzeichen über den Augen verdankt dieser Hund seinen Spitznamen „Vierauge“.

Gut zu wissen: Neben der Gelbbacke gibt es mit Schwarzer und Fuchs zwei weitere Farbschläge des Altdeutschen Hütehunds vom Ost- bzw. Mitteldeutscher Typ. Sie dürfen untereinander verpaart werden und können innerhalb eines Wurfs auftreten.

Nase, Augen und Ohren

Weitere Merkmale der ostdeutschen Gelbbacke sind ihr dunkel pigmentierter Nasenschwamm, große, runde bis leicht mandelförmige Augen sowie dreieckige Steh- oder Kippohren.

Das doppelte Haarkleid besitzt viel Unterwolle. Die lange, geschwungene Rute ist dicht behaart. In der keilförmigen Schnauze befindet sich ein Scherengebiss.

Gelbbacke vom Süddeutschen Typ

Gelbbacken vom Süddeutschen Typ zeigen kein einheitliches Erscheinungsbild. Meist haben sie ein schwarzes, braunes bzw. dunkles Fell mit heller, brauner oder gelber Zeichnung. Häufig sind sie etwas stämmiger als ihre ostdeutschen Verwandten.

Einige süddeutschen Gelbbacken haben Kippohren wie ein Collie, andere die feingliedrige Statur eines Hovawart. Und wieder andere sehen einfach aus wie kleine, kräftige Deutsche Schäferhunde.

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Charakter: Leistungsfähiger Hütehund

Die Gelbbacke ist ein Arbeitstier durch und durch. Sie besitzt einen ausgeprägten Hütetrieb und kann zum selbstständigen Hüten, Treiben und Bewachen von Schafherden eingesetzt werden.

Es handelt sich um ausdauernde, intelligente Hunde, die durch ihren Arbeitseifer, ihre Wachsamkeit und ihre Lernfähigkeit (nicht nur) Schäfer begeistern. Gelbbacken sind in der Lage, selbst große Schafherden im Blick zu behalten und eigenständig zu reagieren, falls dies nötig werden sollte.

Kein Hund für Anfänger

Zum Wesen eines Altdeutschen Hütehunds wie der Gelbbacke gehört es, selbstständige Entscheidungen zu treffen und diese durchzusetzen. Dies erschwert allerdings die Erziehung: Gelbbacken sind willensstarke Hunde, die keinen „Will to please“ besitzen. Für Anfänger sind diese Hunde daher nicht zu empfehlen.

Als Familienhund kann die arbeitswillige, leistungsfähige Gelbbacke nur dann gehalten werden, wenn sie körperlich und geistig ausgelastet wird. Langweilt sich dieser temperamentvolle, agile Hund, kann er Verhaltensauffälligkeiten wie übermäßiges Bellen entwickeln oder aggressiv werden.

Konsequente Erziehung ist ein Muss

Ein verschmuster, leicht kontrollierbarer Hund wird die Gelbbacke wohl nie. Doch mithilfe konsequenter, liebevoller Erziehungsmaßnahmen kann dieser Vierbeiner zu einem freundlichen, angenehmen Alltagsbegleiter werden.

Im Umgang mit kleinen Kindern ist jedoch Vorsicht geboten. Gelbbacken neigen dazu, ihren Hütetrieb auch gegenüber dem zweibeinigen Nachwuchs zu zeigen. Es kann also durchaus vorkommen, dass diese Hunde die Kids schubsen, wenn sie sich aus ihrer Sicht zu weit vom Rudel entfernt haben. Auch Jogger oder Radfahrer können das Hüteverhalten auslösen.

Haltung und Beschäftigung einer Gelbbacke: Mit Hundesport auspowern

Ideal ist es, wenn die Gelbbacke ihren angeborenen Hütetrieb beim Hüten und Treiben von Schafen ausleben darf. Soll sie nicht als Hütehund eingesetzt werden, braucht sie eine alternative Beschäftigung, etwa in Form von Hundesport.

Geeignet sind zum Beispiel Agility, Dogdance, Obedience oder Flyball. Insbesondere beim Turnierhundesport bzw. bei Hütewettbewerben erzielen diese Tiere oftmals gute Ergebnisse.

Vielseitige Vierbeiner

Neben viel Auslauf ist ein klar strukturierter Tagesablauf wichtig. Die Erziehung, Beschäftigung und Auslastung dieser Varietät des Altdeutschen Hütehunds erfordert viel Zeit und ist daher für Berufstätige kaum machbar. Lange alleine bleiben möchte die Gelbbacke nicht.

Die robusten, harten Tiere können auch zu Rettungs- oder Assistenzhunden ausgebildet werden. Sportliche Menschen begleiten sie bei ausgedehnten Wanderungen, bei Ausritten oder Radtouren.

Leben auf dem Land

Aufgrund des hohen Bewegungsbedarfs ist eine Haltung in der Wohnung bzw. in der Stadt nicht empfehlenswert. Eine ländliche Umgebung, die zu stundenlangem Aufenthalt im Freien einlädt, ist für diesen Arbeitshund besser geeignet.

Pflege und Ernährung: Was braucht eine Gelbbacke?

Das wetterfeste Fell der Gelbbacke ist nicht sehr pflegeintensiv. Ein- bis zweimal pro Woche sollte es gebürstet werden, um lose Haare zu entfernen und ein Verfilzen der schützenden Unterwolle zu vermeiden.

Die Ohren und die Augen sollten regelmäßig auf Entzündungen kontrolliert werden. Die Krallen nutzen sich normalerweise von selbst ab und müssen daher nicht gekürzt werden.

Richtig füttern

Ein fleißiger Arbeitshund wie die Gelbbacke hat einen erhöhten Energiebedarf. Empfehlenswert ist ein hochwertiges, nährstoffreiches Hundefutter mit hohem Proteingehalt. Durch die Gabe von Hunde-Zahnpflegeartikeln wird zudem die Zahngesundheit unterstützt.

Gesundheit: Kaum Erbkrankheiten bekannt

Altdeutsche Hütehunde wie die Gelbbacke sind ursprüngliche, robuste Tiere, bei deren Zucht stets die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit im Zentrum standen. Erbkrankheiten sind daher kaum bekannt, lediglich Hüftdysplasie beim Hund kommt gelegentlich vor.

Allergien, Stoffwechselstörungen sowie Tumorerkrankungen können ebenfalls auftreten, wurden aber bislang nicht gehäuft beobachtet.

Wie alt kann eine Gelbbacke werden?

Die Hunde gelten als zähe, widerstandsfähige Vierbeiner, die ein Alter von circa 13 bis 15 Jahren erreichen können.

Geschichte: Woher stammt die Gelbbacke?

Unter der Bezeichnung „Altdeutsche Hütehunde“ werden diverse leistungsfähige Hütehunde aus verschiedenen deutschen Regionen zusammengefasst. Zu dieser Gruppe gehören beispielsweise der Harzer Fuchs, der Schafpudel, der Westerwälder Kuhhund sowie die ostdeutsche bzw. die süddeutsche Gelbbacke.

Diese Hunde sehen teils recht unterschiedlich aus, besitzen aber alle ausgezeichnete Hüteeigenschaften. Bereits seit dem Mittelalter begleiten sie Wanderschäfer, um deren Vieh zu treiben und zu beschützen.

Zu Hause in den neuen Bundesländern

Die ostdeutsche Gelbbacke ist der am weitesten verbreitete Schlag des Altdeutschen Hütehunds in den neuen Bundesländern. Manchmal spricht man hier auch vom „Altdeutschen Schäferhund“, was mitunter zu Verwirrung führt. Denn diese Bezeichnung ist auch für die Langhaarvariante des Deutschen Schäferhundes gebräuchlich.

Da es immer weniger Wanderschäfer gibt, werden reine Hütehunde heutzutage kaum noch gebraucht. Die Gelbbacke gilt daher als gefährdet und wird von der „Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH)“ auf der Roten Liste geführt.

Zucht und Anschaffung: Wo finde ich eine Gelbbacke?

Häufig züchten Schäfer ihre Gelbbacken selbst und geben Welpen zum Selbstkostenpreis an andere Schäfer ab. Aber auch für engagierte private Halter ist es möglich, diese Tiere zu erwerben. Interessenten sollten sich hierfür an einen entsprechenden Verband wenden, etwa die „Arbeitsgemeinschaft zur Zucht Altdeutscher Hütehunde“.

Wer keinen Züchter in seiner Nähe findet, kann über die Anschaffung einer verwandten Rasse nachdenken. So ist beispielsweise der Chodský pes aus Tschechien eng mit der ostdeutschen Gelbbacke verwandt.

Gelbbacke Welpe © hemlep / stock.adobe.com
Gelbbacken sind agile Hunde, denen das Schafehüten im Blut liegt.

Was kostet eine Gelbbacke?

Die Preise für einen Gelbbacken-Welpen bewegen sich in der Regel zwischen 600 Euro und 1.000 Euro. Mitunter werden auch Mischlinge angeboten, bei denen die Gelbbacke mit anderen (Hüte-)Hunden gekreuzt wurde.

Fazit: Arbeitsfreudiger Hütehundschlag

Die Gelbbacke ist zwar keine eigenständige Rasse, doch die Wurzeln dieses Altdeutschen Hütehunds reichen bis ins Mittelalter zurück. Wer sich dazu entscheidet, diesen arbeitsfreudigen, intelligenten Vierbeiner zu halten, trägt zum Erhalt des gefährdeten Hütehundschlags bei. Allerdings braucht dieser lernfreudige Beschützer unbedingt eine sinnvolle Aufgabe, um ein glückliches Hundeleben führen zu können.

Steckbrief zur Gelbbacke

Besonderheiten:Die Gelbbacke vom Ostdeutschen bzw. Süddeutschen Typ gehört zur Gruppe der Altdeutschen Hütehunde.
Charakter:eigenständig, arbeitswillig, intelligent, wachsam
Widerristhöhe:55-60 cm (Ost- bzw. Mitteldeutscher Typ) nicht festgelegt (Süddeutscher Typ)
Gewicht:zur Größe passend
Fell:schwarzes Langstockhaar mit hellen Abzeichen (Ost- bzw. Mitteldeutscher Typ) uneinheitlich (Süddeutscher Typ)
Fellpflege:mittlerer Aufwand
Auslauf:braucht viel Beschäftigung und Bewegung
Anfängerhund:nein
Bellen:bellt viel
Lebenserwartung:13-15 Jahre
Typische Krankheiten:selten Hüftdysplasie, Allergien, Stoffwechselstörungen
Preis:ca. 600-1.000 €
FCI-Gruppe:nicht anerkannt
Bewegungsbedarf:hoch
Herkunft:Deutschland

Quellen:


Natalie Decker
Profilbild Natalie Decker (mit Pferd)

„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“, hat Loriot einmal gesagt. Dem würde ich uneingeschränkt zustimmen und ergänzen: „Ein Leben ohne Pferd, Katze und Kaninchen ebenfalls!“ Mein Herz schlägt für alle großen und kleinen Tiere und ich habe das große Glück, als freie Autorin über meine Leidenschaft schreiben zu dürfen. Mit meinen Artikeln möchte ich für den Tierschutz sensibilisieren und Tierfreund/innen nützliche Tipps geben.


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