English Mastiff (Englischer Mastiff)

English Mastiff auf Wiese

Der English Mastiff vereint einen gutmütigen Charakter mit einem imposanten Äußeren.

In der Ruhe liegt die Kraft: Trotz seiner enormen Körperkraft liegt die eigentliche Stärke des English Mastiff nicht in seinen Muskeln, sondern in seinem ruhigen, gelassenen Wesen. Der große, massige Hund beobachtet Situationen sehr genau und reagiert bei Veränderungen lieber erst einmal abwartend. Impulsives oder gar aggressives Verhalten ist dem sanften Riesen absolut fremd.

Aussehen

English Mastiff: Ein imposantes Erscheinungsbild

Trotz seines gutmütigen und liebevollen Charakters steht der English Mastiff in einigen deutschen Bundesländern (und anderen europäischen Ländern) auf der Rasseliste. Das heißt, seine Haltung ist dort nur unter Einhaltung gewisser Regeln und Bestimmungen erlaubt.

Dies liegt weniger an seinem Wesen als an seinem imposanten Erscheinungsbild. So geht seine „potentielle Gefährlichkeit“ ausschließlich von seiner Größe und der damit verbundenen Kraft aus.

Keine Frage, ein Englischer Mastiff flößt mit seinem breiten Kiefer und mächtigen Schädel Respekt ein. Auch wenn man vor ihm keine Angst haben muss: Ein übermütiges Hochspringen kann sicherlich unerwünschte Folgen haben. So braucht es zweifellos eine liebevolle und konsequente Erziehung sowie eine umfassende Sozialisierung, um diesem großen Hund beizubringen, seine Kraft einzuschätzen und nur wohldosiert einzusetzen.

Einer der größten Hunde der Welt

Mit einer Widerristhöhe von bis zu 90 Zentimetern und einem Gewicht von bis zu 100 Kilogramm ist der English Mastiff einer der größten und schwersten Hunde der Welt. Der Rassestandard der FCI, bei der der Mastiff unter der Nummer 264 (Gruppe 2, Sektion 2: Molossoide) geführt wird, gibt allerdings kein genaues Gewicht für die Hunderasse vor. Zwar ist Größe eindeutig erwünscht, jedoch nur solange sie die Gesundheit nicht beeinträchtigt.

Laut Standard müssen Größe und Gewicht daher in einem „richtigen Verhältnis“ zueinander stehen. Der Körper des großen, massigen Vierbeiners muss wohlproportioniert und keinesfalls übergewichtig sein. Der ideale Mastiff ist groß, massiv, kraftvoll und ebenmäßig und gibt ein festgefügtes, harmonisches Gesamtbild ab.

Der Rekordhund: Der Mastiff-Rüde „Aicama Zorba La-Susa“ wog im November 1989 bei einer Schulterhöhe von 95 Zentimetern stattliche 155,58 Kilogramm! Er schaffte es damit als schwerster Hund der Welt sogar in das „Guinness-Buch der Rekorde“.

Massiges Erscheinungsbild

Das kurze und glatte Fell des Mastiffs liegt eng an und bringt die Muskeln plastisch zur Geltung. Die herunterhängenden Lefzen, die weit oben angesetzten Ohren und die bei Aufmerksamkeit faltige Stirn verleiht dem breiten Schädel des Mastiffs sein charakteristisches quadratisches Aussehen. Der stark bemuskelte Hals, der im Umfang fast dem des Kopfes entspricht, verstärkt noch das massige Erscheinungsbild.

Den Mastiff gibt es in den Farbvarianten Apricot, Falb oder Gestromt. Eine dunkle Färbung um Nase, Fang und Ohren ist ausdrücklich erwünscht und bildet die für Mastiffs typische Maske. Übermäßig viele weiße Abzeichen an Körper, Brust oder Füßen werden hingegen nicht akzeptiert.

Englischer Mastiff im Garten © BONNIE C. MARQUETTE / stock.adobe.com
Der große Englische Mastiff ist für seinen ruhigen Charakter bekannt und wird daher auch als „Gentle Giant“ bezeichnet.

Charakter

Wach- und Familienhund: Ruhig, gelassen, mutig

Der English Mastiff zeichnet sich durch eine besonders hohe Reizschwelle aus. Lärm, Stress oder andere Tiere können den gelassenen Vierbeiner nicht aus der Ruhe bringen. Seine beneidenswerte Gelassenheit, die ruhige Zurückhaltung und hohe Sensibilität haben dem English Mastiff in seinem Heimatland England den Beinamen „gentle giant“ eingebracht. Seine Eigenschaften machen ihn zu einem Hund, der nicht nur einen hervorragenden Familienhund abgibt, sondern auch als Therapiehund einige Erfolge zu verzeichnen hat.

Im Gegensatz zu seinen Vorfahren, die in den antiken Arenen durch ihren unerschrockenen Einsatz im Kampf gegen Bären oder Stiere beeindruckten, besitzt der moderne Mastiff kaum noch kämpferische Züge. Entgegen der Annahme einiger Laien, die das zurückhaltende Wesen der Hunde mit Ängstlichkeit verwechseln, ist der English Mastiff aber auch heute noch ein sehr mutiger Hund.

In Situationen, in denen er die Sicherheit seiner Liebsten ernsthaft bedroht sieht, würde er kaum zögern, den Angreifer zu stellen. Dabei bleibt der kräftige und große Hund jedoch stets beherrscht. Wirklich angreifen und damit ernsthaft verletzen würde er den Angreifer nur im äußersten Notfall.

English Mastiff: Wachhund und Familienhund

Die Kombination aus seinem Respekt einflößendem Äußeren, seiner Nervenstärke und seinem besonnenen Handeln prädestiniert ihn geradezu für seine Aufgabe als Wachhund, die er besonders in seinem Herkunftsland England häufig noch innehat.

In Deutschland schätzt man den hierzulande recht seltenen Rassehund vor allem als gutmütigen und freundlichen Familienhund. Mastiffs sind ihren Menschen sehr eng verbunden und auch ihr enormes Körpergewicht und ihre Größe halten sie nicht davon ab, ausgiebig mit ihren Liebsten zu kuscheln und zu schmusen.

Lernwillig und menschenbezogen

Dank ihres sehr menschenbezogenen Charakters sind Mastiffs recht leicht erziehbar und tun in der Regel alles, um es ihren Menschen recht zu machen. Allerdings haben sich die intelligenten Vierbeiner eine gewisse Eigenwilligkeit bewahrt. Absoluten Gehorsam kann man von ihm also nicht erwarten. Da dieser Ungehorsam jedoch niemals zu aufsässigem oder aggressivem Verhalten führt, stellt er für die Halter in der Regel kein Problem dar.

Aufgrund seiner unerschütterlichen Gelassenheit und seiner Liebe zum Menschen, verläuft das Zusammenleben mit einem English Mastiff sehr harmonisch. Im Umgang mit kleinen Kindern oder älteren Menschen zeigt er sich als überaus empathischer Spiel- und Weggefährte. Auch gegenüber seinen Artgenossen oder anderen Tieren beweist er eine bemerkenswerte Toleranz.

Bis das Verhältnis zu seinen Menschen jedoch so eng und innig wird wie beschrieben, dauert es eine Weile. Fremden steht der gutmütige Mastiff zwar stets gelassen, aber dennoch distanziert gegenüber. So zeichnet sich ein Englischer Mastiff auch in „Liebesdingen“ als sehr kontrollierter Vertreter aus, der zunächst beobachtet und die Menschen genau einschätzt, bevor er ihnen seine ganze Liebe schenkt.

English Mastiff Welpe © Jennifer / stock.adobe.com
Auch ein sanftmütiger English Mastiff braucht eine konsequente Erziehung – natürlich mit viel Liebe.

Pflege & Haltung

Bedürfnisse des English Mastiff: Viel Platz und Nähe zum Menschen

Ebenso wie eine gesunde Ernährung und regelmäßige Kontrollen beim Tierarzt, ist genügend Auslauf für die Gesundheit des Mastiffs unverzichtbar. Ideal für die Haltung eines Hundes seiner Größe ist ein Haus mit einem großen Garten, in dem er sich nach Belieben austoben kann. Die täglichen gemeinsamen Spaziergänge ersetzt dies natürlich nicht.

Das Wichtigste ist dem Englischen Mastiff in jedem Fall die Nähe zu seinen Menschen. Der anhängliche Hund möchte immer dabei sein und eignet sich daher auf keinen Fall für eine Zwinger-Haltung.

Liebevolle Erziehung für den harmoniebedürftigen English Mastiff

Mastiffs sind sehr liebesbedürftig. Daher sollte sein Hundeführer auch in der Erziehung stets ruhig und liebevoll mit ihm umgehen und viel Lob verteilen. Laute, schreiende Kommandos verschrecken den harmoniesüchtigen Vierbeiner zutiefst. Trotz des gutmütigen und menschenbezogenen Grundwesens braucht ein English Mastiff eine konsequente Erziehung, die ihm vorgibt, was von ihm erwartet wird. Wichtig ist, dass die Ziele dabei von Anfang an klar definiert sind. Inkonsequentes Handeln verwirrt den Hund.

Zur Förderung seines gelassenen Wesens trägt auch eine umfassende Sozialisierung im Welpenalter bei. Als Käufer sollte man deshalb darauf achten, dass der junge Mastiff bald mit anderen Hunden und Katzen, Kindern, Joggern und Radfahrern in Kontakt kommt. Je mehr er als Welpe bereits erfahren hat, desto weniger wird ihn später erschrecken und unerwartet reagieren lassen.

Ein gut sozialisierter und erzogener Englischer Mastiff ist in jedem Fall – trotz seiner Größe – recht unkompliziert in der Haltung. Seine unerschütterliche Gelassenheit, seine Kinderfreundlichkeit und sein friedlicher Beschützerinstinkt machen ihn – neben der Eignung zum Wach- und Therapiehund – zu einem treuen Familienhund mit einem riesengroßen Herz.

Einfache Fellpflege

Allein die Größe schreckt sicherlich einige Hundeliebhaber vom Kauf eines Mastiffs ab. Schließlich benötigt ein solcher Riese viel Platz. Zumindest die Fellpflege ist beim English Mastiff aber gering. Einfaches Bürsten reicht zur Reinigung seines glatten, kurzen Fells bereits aus. Diese „Streicheleinheiten“ genießt der Englische Mastiff in vollen Zügen.

Besondere Aufmerksamkeit bedürfen die Hautfalten des Hundes, in denen sich gerne Parasiten und Dreck einnisten. Um Infektionen zu vermeiden, sind regelmäßige Kontrollen und Reinigungen unabdingbar.

Gesundheit

Robuste Konstitution des English Mastiff

Der English Mastiff gilt als eine sehr robuste Hunderasse mit wenig erblich bedingten Rassekrankheiten. Dennoch leiden manche Vertreter, wie viele andere Hunde ihrer Größe, an Hüftgelenksproblemen (HD). Vereinzelt sind auch Herzerkrankungen bekannt.

Mastiffs neigen außerdem zu Magendrehungen. Um dies zu vermeiden, sollten Sie über den Tag verteilt lieber mehrere kleine Portionen reichen als eine große Mahlzeit. Generell trägt – wie bei uns Menschen – eine ausgewogene Ernährung zur Gesundheit des Tieres bei.

Vorsicht vor Gewichtszunahme

Da Mastiffs ohnehin genug Kilos mit sich herumtragen, müssen Sie darauf achten, dass sie nicht zu dick werden. Schließlich macht Übergewicht nicht nur träge und behäbig, sondern belastet auch den Knochenbau. Das wiederum kann zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen.

Neben dem Gewicht spielen weitere Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand und Aktivitätslevel eine Rolle. Die Ernährung sollte demnach an die individuellen Bedürfnisse Ihres Vierbeiners angepasst sein.

Neben Trocken– und Nassfutter bietet sich BARF (biologisch artgerechte Rohfütterung) als Fütterungsmethode an. Die Fellnasen werden dabei angelehnt an ihre ursprüngliche Ernährung mit überwiegend rohem Fleisch ernährt. Um den genauen Nährstoffbedarf Ihres Hundes herauszufinden, ist es sinnvoll, den Tierarzt Ihres Vertrauens um Rat zu bitten.

Geschichte

Vom Kampfhund zum sanften Riesen

Die Farbe des English Mastiff sorgte in der Geschichte – neben anderen äußeren Merkmalen – für einige Unstimmigkeiten zwischen den Fachleuten. Vermutlich hängt dies mit der Tatsache zusammen, dass auch die Abstammung des Mastiffs bis heute nicht eindeutig geklärt werden konnte.

Bereits im Römischen Reich sollen schwere Hunde, die dem heutigen Mastiff-Typ zumindest äußerlich stark ähnelten, als Kampf- und Kriegshunde gedient haben. Kelten und Normannen sollen sie schließlich mit nach Britannien gebracht haben, dem Herkunftsland der Mastiff-Rassehunde.

Eine andere Theorie besagt, der English Mastiff sei ein direkter Nachkomme des Molossers, der aus Epirus und Makedonien mit Handelsschiffen nach England kam. Wieder andere behaupten hingegen, der Mastiff stamme von der Tibetdogge ab. Und frühere Quellen sehen im Mastiff eine autochtone Hunderasse. Darunter versteht man eine Rasse, die sich ganz natürlich, ohne eine gezielte Züchtung durch den Menschen entwickelt haben soll. Zumindest die Verbindung zur Tibetdogge konnte mittlerweile weitestgehend widerlegt werden.

English Mastiff im Gras © Thomas Foldes / stock.adobe.com
Kaum zu glauben: Im Mittelalter diente der große und heute so sanftmütige English Mastiff vor allem als Kampfhund.

English Mastiff als Kampfhund

Auch wenn sich die Geschichte der Mastiff-Vorfahren in der Antike nicht vollständig klären lässt, so kann der Verlauf der Rasse zumindest ab dem Mittelalter nachvollzogen werden. Namentlich taucht der Mastiff das erste Mal im 14. Jahrhundert auf, in einer Abhandlung des ersten Herzoges von York, Edmund of Langley. Allerdings muss dabei erwähnt werden, dass ursprünglich alle massigen Hunde mit einem breiten Maul und einem quadratischen Schädel in England als „Mastiffs“ bezeichnet worden sind.

Sicher ist, dass Hunde vom Typ Mastiff im Mittelalter – vor allem in Großbritannien – vielseitig eingesetzt worden sind. Erwähnung finden sie sowohl als Kriegshunde, Schutzhunde, Jagdhunde wie auch als Kampfhunde. Der erste Beleg für einen Mastiff als „Kriegshund“ findet sich in der Erzählung von der Schlacht von Azincourt im Jahr 1415. Einer der massigen Hunde soll dort seinem schwer verwundeten Herrn treu zur Seite gestanden und ihn vor weiteren Angriffen beschützt haben.

In der Oberschicht waren die kräftigen Hunde als Jagdhunde bei der Hatz auf Bären oder Wildschweine beliebt. Vor allem dienten sie im Mittelalter jedoch der Volksunterhaltung in öffentlich abgehaltenen Bären- und Stierkämpfen. In der Umgebung Londons entstanden im 16. Jahrhundert eigens dafür angelegte Arenen. Beim so genannten „Bear- und Bullbaiting“ mussten Mastiffs (und andere Großhunde) gegen Bären, Löwen, Stiere und andere Raubtiere antreten.

Die grausame Karriere als Kampfhund endete erst 1835, als die britische Regierung sich schließlich zu einem Verbot dieser blutigen Veranstaltungen durchringen konnte. Etwa zur gleichen Zeit begann man in England mit der Reinzucht des Old English Mastiff. 1872 wurde der erste Mastiff-Club gegründet und es kam zur bewussten Kreuzung mit glatthaarigen Bernhardinern, die für mehr Sanftmut und Ausgeglichenheit im Charakter des English Mastiff sorgten.

Beinahe ausgestorben

Dies änderte jedoch nichts daran, dass die Mastiff-Rasse nach dem Verbot der Tierkämpfe mehr und mehr von der Bildfläche verschwand. Im Verlauf der beiden Weltkriege drohte sie sogar komplett auszusterben. Denn kaum jemand konnte in den schweren Kriegsjahren die riesigen Hunde ernähren. Dank der Unterstützung Kanadas und den USA, wo ein paar wenige Exemplare überlebten, konnte die Zucht in Großbritannien nach Kriegsende jedoch wieder aufgenommen werden.

Der Old English Mastiff gilt heute nicht nur als eine der größten und ältesten Hunderassen der Welt, sondern ist auch die Ausgangsrasse für eine Reihe weiterer großer Hunderassen wie der Deutsche Dogge, dem Neufundländer, Bullmastiff und Bernhardiner. Im Gegensatz zu seinen Verwandten ist der English Mastiff (abgesehen von seinem Ursprungsland England) allerdings heute eine überaus seltene Hunderasse.

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