Deerhound

Deerhound Hund steht auf Wiese

Bereits im Mittelalter wurde der Deerhound, auch Schottischer Hirschhund genannt, zur Hetzjagd auf Hirsche eingesetzt. Obwohl die Rasse mittlerweile ihr ursprüngliches Arbeitsfeld verloren hat, besitzt sie immer noch dieselbe Geschwindigkeit, Gewandtheit und Unerschrockenheit. Dank ihres sanften Wesens sind die großen Windhunde mit dem rauen Fell heute beliebte Familienhunde.

Deerhound Charakter: Raue Schale, weicher Kern

Auch wenn es seine imposante Größe, sein raues, derbes Fell und seine aristokratische Ausstrahlung kaum vermuten lassen: Der schottische Deerhound ist ein verschmuster, freundlicher Familienhund – leichtführig, gehorsam und anpassungsbereit. Er liebt das Zusammensein mit seiner Familie, reagiert sensibel auf deren Stimmungen und besitzt einen ausgeprägten „will to please“. Er möchte es am liebsten allen recht machen und würde keiner „Fliege“ etwas zuleide tun. Kindern ist er ein geduldiger Spielgefährte und verlässlicher Beschützer, seinem „Rudelchef“ steht er treu und aufrichtig zur Seite. Fremden und Artgenossen begegnet er mit vornehmer Zurückhaltung, jedoch niemals aggressiv oder übertrieben schüchtern.

Unerbittlicher Jäger – leichtführiger Familienhund

Kaum vorstellbar, dass dieser ruhige und verschmuste Vierbeiner ein gefürchteter und unerbittlicher Jäger ist, der im Mittelalter selbst den Kampf mit doppelt so großen Hirschen nicht fürchtete. Bereits im 15. Jahrhundert jagte er auf den Hügeln und Tälern des schottischen Hochlands seine Beute, verfolgte sie über 60 km lang, fasste sie, zog sie zu Boden und schüttelte sie, bis der Jäger ihn ablöste. Bis heute hat er nichts von diesen jagdlichen Fähigkeiten eingebüßt: seine Schnelligkeit, seine Kraft und seine Ausdauer sind nach wie vor bemerkenswert. Und auch wenn er als gut erzogener Familienhund heute friedlich und gelassen an der Leine spazieren geht, sind seine Augen und Ohren ständig in Bereitschaft. Selbst das leiseste Rascheln und die kleinste Bewegung nimmt der Deerhound mit seinen scharfen Sinnen wahr.

Als Windhund möchte er rennen

Wer einen Deerhound als Familien- und Begleithund halten möchte, sollte sich stets bewusst sein, dass die Ursprünge dieser Windhundrasse in der schnellen Jagd liegen. So gehört seine Leidenschaft nach wie vor dem freien Rennen und auch wenn er sich im Haus als ruhig und angepasst präsentiert, kann er die Zeit auf dem Sofa nur genießen, wenn er sich zuvor richtig ausgetobt hat. Ein Deerhound braucht nicht nur viel Liebe und Aufmerksamkeit, er verlangt auch nach körperlicher und geistiger Beschäftigung.

Diese Hunderassen könnten Ihnen auch gefallen

Wenn Ihnen der Deerhound gefällt, könnten auch diese Hunderassen für Sie spannend sein:

Erscheinungsbild

Auch äußerlich besitzt der Deerhound die typischen Windhund-Eigenschaften: Ähnlich eines Greyhounds besitzt er die charakteristische, abfallende, breite und kraftvolle Kruppe, starke, dichte Knochen und gut gepolsterte Pfoten. Er bewegt sich geschickt und geschmeidig, erweckt einen kraftvollen, harmonischen Eindruck und erreicht im freien Sprint eine beeindruckende Geschwindigkeit. Sein einwandfreies Augenlicht, sein kräftiges Gebiss und sein ausgeprägtes Gehör – Eigenschaften, die er bis ins hohe Alter beibehält – verraten seine Vergangenheit als Jagdhund.

Groß, gewandt und graziös

Beeindruckend ist darüber hinaus die Größe des Deerhounds. So liegt die Mindestgröße eines Rüden bei 76 cm, bei Hündinnen – die gemeinhin etwas kleiner sind – liegt sie bei 71 cm. Viele Rassevertreter werden sogar noch größer, denn nach oben hin setzt der Rassestandard keine Grenze. Nicht weniger bemerkenswert ist das geringe Gewicht der eleganten Windhunde, das trotz der beachtlichen Körpergröße gerade mal zwischen 36,5 und 45,5 kg liegt. Sie wirken niemals schwerfällig und während viele andere Hunde im Alter träger und dicker werden, bleiben Deerhounds selbst als Senior-Dogs in der Regel graziös und körperlich gewandt.

Fell und Farbe

Trotz seiner eleganten, beinah aristokratischen Erscheinung wirkt der Deerhound robust und ursprünglich, was vor allem an seinem zotteligen, rauen Haar liegt, das zwar nicht allzu üppig ist, aber dennoch dicht anliegt und Wasser zuverlässig abweist. Farblich zeigt sich das Haar sehr variantenreich. Als Fellfarben können Dunkel- oder Silbergrau, dunkles Blaugrau, Graugestromt, Gelb, Rotsandfarben sowie Rotbraun vorkommen.

Der Deerhound besitzt kleine Rosenohren, die in der Ruhe zurückgefaltet sind. Die im Ansatz starke Rute ist sehr lang und reicht fast bis zum Boden.

deerhound mit rotem Geschirr springt © mfotohaus / stock.adobe.com

Geschichte

Hunde ähnlichen Aussehens tauchen bereits in jahrtausendalten Darstellungen auf, die aus den Jahren vor Christi Geburt und dem 3. Jahrhundert stammen. Und auch wenn die genaue Abstammung des Deerhounds bis heute nicht sicher ist, wird vermutet, dass die Rasse von den großen keltischen Windhunden abstammt. Ob die Kelten den Hundetyp bereits für die Jagd einsetzten ist zwar ungewiss, doch sicher wurde der Deerhound von schottischen Adligen im Mittelalter zur Hetzjagd auf Hirsche eingesetzt. Bereits im 15. Jahrhundert züchteten schottische Clans die Hunde auf diese Aufgabe hin. Geschwindigkeit, Kraft, Gewandtheit und Mut sollten die „Highland Deerhounds“ besitzen.

Rettung vor dem Aussterben

Mit Erfindung präziser Jagdwaffen, der zunehmenden Industrialisierung und Verpachtung einstiger Jagdreviere, wurden die berühmten Jagdhunde nach und nach arbeitslos.

Auch der Sieg der Engländer über die Schotten setzte der Zucht vielerorts ein Ende. Um das Jahr 1830 herum stand die schottische Windhundrasse kurz vor dem Aussterben, doch glücklicherweise nahmen sich die Brüder Archibald McNeill und Lord Colonsay der Highland-Rasse an und bauten mit den besten verbliebenen Exemplaren die bekannte Colonsay-Linie auf. Die McNeill-Familie züchtete die Deerhounds bis 1914. 1886 wurde der Britische Deerhoundclub gegründet, der den Rassestandard festlegte.

Zucht und Verbreitung heute

Dank seiner vielen positiven Wesensmerkmale, die ihn auch für Nicht-Jäger zu einem angenehmen und verlässlichen Partner machen, hat der Deerhound seine Beliebtheit auch nach dem Wegfall seines ursprünglichen Aufgabengebietes beibehalten. Ihr Einsatzgebiet finden sie heute in erster Linie als Begleit- und Familienhunde sowie als Sporthunde für Windhunderennen. Auch bei der Hasenhetzjagd, die in manchen Regionen nach wie vor erlaubt und beliebt ist, wird auf Deerhounds zurückgegriffen. Weltweit finden sich Züchter, die sich mit viel Leidenschaft und Umsicht, der Rasse widmen und mit ihrer Zucht zum Erhalt der vielen positiven Rassemerkmale des Deerhounds beitragen.

Wo kaufe ich einen Deerhound und was kostet ein Welpe?

Sie haben bereits viel über die Rasse gelesen und glauben, dass der Deerhound die richtige Rasse für Sie ist? Dann steht als Nächstes die Suche nach einem Züchter auf dem Programm. Bei Windhundvereinen oder kynologischen Dachverbänden einzelner Länder erhalten Sie eine Liste mit registrierten Züchtern. Damit senken Sie das Risiko, auf so genannte „Vermehrer“ hereinzufallen, die ihre Hunde oft als scheinbare „Schnäppchen“ im Internet oder via Zeitungsannonce verkaufen. Seriöse Züchter sind in der Regel bei einem übergeordneten Verband oder Klub organisiert, der auf die Einhaltung des Rassestandards achtet und Züchter und Tiere regelmäßig kontrolliert. Zertifizierte Ahnennachweise gewährleisten, dass es sich um einen gesunden und sozial verträglichen Welpen handelt, der aus einer liebevollen und umsichtigen Aufzucht stammt. Genetische Vorbelastungen werden durch ein strenges Ausschlussverfahren von der Zucht so gering wie möglich gehalten.  Der Preis für einen Welpen, der bereits entwurmt und geimpft ist, liegt derzeit bei ca. 1.200 bis 1.500 Euro.

Lesen Sie auch unsere Artikel über Welpen eingewöhnen: Grundausstattung & Tipps!

Deerhound steht auf Stein im Wald © Kim / stock.adobe.com

Deerhound Futter: Die richtige Ernährung

Wenn Sie sich einen Deerhound anschaffen möchten, werden Sie sich früher oder später auch die Frage stellen müssen, was Ihr neues Familienmitglied eigentlich frisst – schließlich haben Hunde einen anderen Organismus als wir Menschen und vertragen viele Speisen, die wir essen, nicht. Sie haben einen anderen Energie- und Nährstoffbedarf und brauchen ein spezielles Hundefutter, das diesen Bedürfnissen optimal gerecht wird. Allerdings lässt sich dieser Nährstoffbedarf nicht pauschal für alle Deerhounds errechnen – denn Windhund ist nicht gleich Windhund. Ihre Bedürfnisse variieren je nach Alter, Größe, Gewicht und Aktivitätslevel. Ein Windhund-Welpe, der sich noch im Wachstum befindet, braucht ein spezielles Welpen-Futter, das den höheren Energiebedarf des Junghundes deckt. Bei älteren Hunden ist der Energiebedarf hingegen niedriger, kann durch hohe sportliche Belastung, etwa durch Windhunderennen oder Coursing, aber stark ansteigen.

Fütterung nach Formeln oder Bauchgefühl?

Tierärzte oder Online-Rechner legen bei der Berechnung des Energiebedarfs eine Formel zum metabolischen Körpergewicht zugrunde. Allerdings wird die individuelle, tatsächlich geleistete Aktivität des Hundes dabei meist nicht berücksichtigt. Schließlich lässt sich diese nur schwer in eine mathematische Formel pressen, denn auch der Aktivitätsgrad des Hundes unterliegt enormen Schwankungen. Lebt der Hund mit Kindern oder anderen Hunden zusammen? Wie viel Stress hat er? Geht er oft zu Hundeausstellungen oder nimmt an Windhunderennen teil? Läuft er meist an der Leine oder kann er viel frei laufen? Wie reagiert er auf Reize? Bleibt er gelassen oder wird er unruhig? All diese Faktoren beeinflussen den täglichen Energiebedarf des Hundes. Auch wenn dieses Wissen die Frage nach dem Nährstoffbedarf und dem richtigen Futter zunächst verkompliziert, sollte es vielmehr dazu beitragen, dass Sie sich durch die vielen Formeln und Gesetzmäßigkeiten nicht verrückt machen lassen. Die Berechnungen sind nur Empfehlungen und spiegeln nicht 1:1 das wieder, was Ihr Hund wirklich braucht. Hören Sie auch auf Ihr Bauchgefühl! Ein Hund, der nicht übergewichtig ist, der agil, aufmerksam und leistungsstark ist, der eine gute Muskulatur, glänzendes Fell und wache, strahlende Augen besitzt, frisst sicherlich das richtige Futter.

Vorsicht Magendrehung

Grundsätzlich sind beim Deerhound nur wenige rassetypische Krankheiten bekannt. Ein Problem vieler großer Windhunde ist allerdings die Magendrehung, die selbst völlig gesunde Hunde treffen und in vielen Fällen zum Tod führen kann. Um das Risiko zu verringern, kann es sinnvoll sein, die Tagesration des Deerhounds auf zwei (entsprechend kleinere) Mahlzeiten zu verteilen. Außerdem sollten Sie Ihrem Hund nach dem Fressen mindestens eine Stunde Ruhe gönnen – gemeinsame Aktivitäten, bei denen sich der Deerhound viel bewegt, anstrengende Laufeinheiten oder wildes Herumtollen, müssen nach dem Fressen erst einmal warten.

Wie viel Pflege braucht der Deerhound?

Wie Sie gelesen haben, erfordert die richtige Ernährung des Deerhounds durchaus einiges an Knowhow und Erfahrung. Glücklicherweise können Sie sich aber zumindest beim Thema „Pflege“ entspannt zurücklehnen. Denn schottische Deerhounds gehören dank ihres rauen, strubbeligen Fells zu den pflegeleichten Rassen. Gelegentliches Bürsten reicht bei dem robusten Haarkleid vollkommen aus.

Artgerechte Haltung und konsequente Erziehung

Die Zeit, die Sie aufgrund des geringen Pflegeaufwands der Rasse sparen, muss hingegen bei der artgerechten Beschäftigung des Deerhounds wieder aufgeschlagen werden. Wie alle Windhunde benötigt auch dieser schottische Vierbeiner enorm viel Auslauf. Einfache Gassi-Runden an der Leine befriedigen den Deerhound nicht. Es sollte sichergestellt sein, dass er viel rennen darf – zum Beispiel als Begleiter auf Fahrradtouren, auf speziellen Anlagen für Rennhunde, beim Coursing oder eben in der freien Natur. Im letzteren Fall sollten Sie allerdings den Jagdinstinkt Ihres Hundes im Blick haben. Deerhounds haben als so genannte Sichtjäger (Sighthound) extrem gute Augen und rennen plötzlich einer Jagdbeute hinterher, obwohl Sie selbst noch nicht einmal eine Bewegung wahrgenommen haben. Entscheidend ist in diesem Fall, wie gut Ihr Hund auf Ihren Rückruf reagiert. Glücklicherweise sind Deerhounds sehr menschenbezogen und ordnen sich Ihren Menschen bereitwillig unter. Wenn der Hund im engen Kontakt mit Ihnen lebt, viel Liebe und Aufmerksamkeit erfährt, viel Platz hat und sich windhundgerecht bewegen darf, stellt seine Haltung und seine Erziehung – selbst für Anfänger – kein Problem dar.

Unsere beliebtesten Beiträge
10 min

Bolonka Zwetna

Das „bunte Schoßhündchen“ aus Russland, wie der Name übersetzt lautet, erfreut sich auch außerhalb seines Heimatlandes wachsender Beliebtheit. Kein Wunder, denn schließlich ist der Bolonka Zwetna ein richtiger kleiner Sonnenschein, der mit seinem fröhlichen und unkomplizierten Charakter seinen Besitzern viel Freude bereitet.

8 min

Zwergspitz

Der Zwergspitz beeindruckt nicht mit Größe, dafür aber mit Freundlichkeit, Selbstbewusstsein und Energie. Kein Wunder also, dass immer mehr Vierbeiner dieser Spitz-Variante die Herzen zahlreicher Hundefreunde erobern. Erfahren Sie im zooplus Magazin alles über den Pomeranian.