Ca de Bou

ca de bou hund

Der Ca de Bou. Diese spanische Hunderasse ist auch als „Mallorca-Dogge“ bekannt. Trotz einer dunklen, unter anderem durch Hundekämpfe geprägten Vergangenheit ist ein liebevoll erzogener Ca de Bou ein freundlicher Gefährte.

Erscheinungsbild

Starker Typ

Mittelgroß bis groß mit stattlicher Statur, breiter Brust und kräftigem Nacken strahlt der Ca de Bou Kraft und Entschlossenheit aus. Schlappohren umrahmen seinen bulligen Kopf mit den prägnanten Falten. Er bringt bei einer Widerristhöhe von 52 bis 58 cm zwischen 30 und 38 Kilogramm auf die Waage. Die Rasse weist je nach Region verschiedene Varianten auf: In Mitteleuropa sind die Hunde meist etwas stämmiger und haben mehr Falten, in Spanien und Skandinavien ist ein etwas größerer und schlankerer Cao de Bou häufiger zu sehen. Die Farben des dichten, kurzen Fells variieren zwischen hellbraun und goldfarben mit einer dunklen Maske, gestromt und schwarz. Weiße Abzeichen sind erlaubt, sollen jedoch nicht mehr als 30 Prozent des Fells ausmachen.

Geschichte

Dunkle Vergangenheit

Der Ursprung des Ca de Bou liegt vor allem in seiner Verwendung als „Bullenbeißer“ – einem dunklen Kapitel in der Geschichte der Mensch-Tier-Beziehung. Beim Bullenbeißen wurden Hunde dazu gezüchtet und trainiert, meist zu mehreren einen Bullen mit gestutzten Hörnern vor allem in die dessen schmerzempfindliche Schnauze zu beißen und niederzuringen. Im 16. und 17. Jahrhundert erfreuten sich derart traurige Schauspiele eines öffentlichen Publikums. Die Vorfahren des heutigen Ca de Bou weisen mit stämmiger Statur, kräftigem Nacken, kurzem Fang und den Falten, durch die das Blut des Bullen ablaufen konnte, typische Merkmale dieser Bullenbeißer auf. Auch sein Name verweist auf diese Aufgabe: „Ca de Bou“ ist katalanisch für „Stierhund“ oder „Bulldogge“. Während der Besatzung Menorcas durch die Briten im 18. Jahrhundert fanden zudem mehr und mehr Hundekämpfe – Hund gegen Hund – in den Häfen der Insel statt. Hierfür waren die „Bullenbeißer“ aufgrund ihrer Stärke und Schärfe prädestiniert, so dass sie sich zu dieser Zeit steigender Beliebtheit erfreuten. Allerdings waren Ahnen des Ca de Bou, insbesondere die weniger stämmigen und wendigeren Tiere, auch als Wachhunde und Viehhüter geschätzt. Mit dem Verbot von Bullenbeißen und Hundekämpfen – 1835 in Großbritannien, 1883 in Spanien – ging ein starker Rückgang des Ca de Bou einher. Freunde der Rasse retteten sie vor dem Aussterben und machten sie auf Ausstellungen im spanischen Festland populärer, schließlich erfolgte auch die Anerkennung seitens der FCI. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Rasse in Polen und Russland zunehmend beliebter. Heute ist der Ca de Bou, dessen Zucht unter dem Patronat Spaniens steht, weiterhin eine selten anzutreffende Rasse, die sich aber dank der zunehmenden Vernetzung von Rassefreunden einen festen Platz unter ihren Fans gesichert hat.

Charakter

Verschmuster Beschützer

Zwar hat jeder Hund eine eigene Persönlichkeit, doch meist sind den Vertretern einer Rasse die Grundzüge ihres Wesens gemein, sind sie ihnen doch quasi in die Wiege gelegt worden. Beim Ca de Bou gilt dies ebenso, doch ist hier insbesondere auf den Züchter und die verwendeten Linien zu achten. Klären Sie also vorher: Suchen Sie mehr einen Wachhund oder einen Familienhund? Wenn Sie einen Ca de Bou einziehen lassen möchten, sollten Sie intensiv mit dem Züchter über dessen Zuchtziele hinsichtlich des Wesens sprechen und die Elterntiere ausgiebig kennenlernen dürfen. Handelt es sich um einen älteren Hund, sollten Sie sich ebenso bemühen, dessen individuelle Charaktereigenschaften jenseits von verallgemeinernden Beschreibungen kennenzulernen. Aber: Wie wäre denn nun der „typische“ Ca de Bou? Grundsätzlich gilt die Rasse als klug und sehr loyal, sie wird ihre Liebsten vor Gefahren schützen wollen und misstraut Fremden. Der Ca de Bou ist ein mutiger und selbstsicherer Schutzhund mit im Idealfall hoher Reizschwelle. Sein Bewegungsdrang ist verhältnismäßig groß und entsprechenden Auslauf benötigt er, um ausgeglichen zu bleiben. Innerhalb seines Rudels zeigt er gerne seine fröhlich verspielte Seite und liebt es, von seinen Zweibeinern gekrault zu werden.

ca de bou welpe © Marharyta Liaskivska / stock.adobe.com

Erziehungs-Tipps

Dieser Vierbeiner benötigt eine souveräne und erfahrene Führung. Klare Ansagen und Konsequenz sind unabdingbar, wenn Sie einen Ca de Bou erziehen möchten. Härte könnte die Bindung zwischen Ihnen und Ihrem Gefährten zerstören und hat ohnehin in der Hundeerziehung nichts zu suchen. Legen Sie viel Wert auf einen guten Grundgehorsam, um Ihr Kraftpaket stets unter Kontrolle zu halten – auch Abrufbarkeits-Training ist obligatorisch, wenn Sie ihn freilaufen lassen wollen. Wenden Sie konsequent positive Verstärkung an und besuchen Sie mit Ihrem Vierbeiner Welpenspielstunden und Hundeschule, um ihn mit Artgenossen zu sozialisieren und gemeinsam zu lernen. Dies ist insbesondere deshalb wichtig, weil der Ca de Bou im Erwachsenenalter oftmals zu aggressivem Verhalten gegenüber anderen Hunden, insbesondere gleichgeschlechtlichen, neigt.

Robuste Gesundheit

Achten Sie beim Kauf eines Welpen auf die Wahl eines seriösen Züchters, der seine Schützlinge ausschließlich mit Abstammungsnachweis abgibt – dies ist das Mindestmaß dessen, was Sie für die Gesundheit Ihres Gefährten tun können. Die Elterntiere sollten auf Hüft- und Ellbogendysplasie getestet worden sein, bevor sie zur Zucht verwendet wurden – ein seriöser Züchter zeigt Ihnen gerne die Ergebnisse. Auch wenn der Spanier Wärme recht gut verträgt, ist es wie bei allen anderen Hunden wichtig, ihm im Sommer ein schattiges Plätzchen anbieten zu können und sportliche Aktivitäten auf die kühleren Stunden des Tages zu verlegen. Ansonsten gilt der Ca de Bou als robuste Rasse, der bei guter Pflege ein Alter von 12 Jahren und mehr erreichen kann. Achtung: Einige dieser Hunde schnarchen und sabbern.

Ca de Bou Ernährung

Kräftig, aber nicht moppelig!

Wie viele Hunde dieses Typs neigt auch der Ca de Bou dazu, gerne viel zu fressen. Achten Sie darum auf seine schlanke Linie, indem Sie seine Rationen an den täglichen Energiebedarf anpassen. Die Angaben auf der Verpackung bieten Ihnen dabei Richtwerte, die Sie individuell auslegen sollten. Das Futter sollte hochwertig sein, also viel Fleisch und kein Getreide enthalten. Halten Sie es ebenso mit den Leckerlis: Rechnen Sie diese in den täglichen Kalorienbedarf ein und sorgen Sie dafür, dass Ihr Vierbeiner nur zuckerfreie Snacks wie beispielsweise getrocknete Fleisch-Happen für Hunde bekommt. Ebenso sind Zahnpflegesnacks eine gute Alternative, aber denken Sie daran: Auch Streicheleinheiten eignen sich gut als Belohnung und sind zudem kalorienfrei. Nach einer Mahlzeit sollte ihr Ca de Bou sich ausruhen, um so einer gefährlichen Magendrehung vorzubeugen. Stellen Sie immer ausreichend frisches Trinkwasser zur freien Verfügung.

Pflege

Das kurze, dichte Fell eines Ca de Bou ist pflegeleicht: Bürsten Sie es alle paar Tage mit einer weichen Bürste oder einem Noppenhandschuh ab, so dass lose Haare entfernt werden. Meist genießen die Hunde diese angenehme Massage. Kontrollieren Sie bei dieser Gelegenheit die Ohren und Krallen: Einen speziellen Reiniger für Hundeohren sowie eine Krallenzange sollten Sie am besten in Ihrem Haushalt haben. Auch eine Zeckenzange kann hilfreich sein, um die lästigen Plagegeister unkompliziert aus dem Fell Ihres Gefährten zu entfernen. Waschen müssen Sie den Ca de Bou lediglich, wenn er sehr verschmutzt ist und sich der Schmutz nicht mehr ausbürsten lässt. Nutzen Sie hierfür ein mildes Hundeshampoo.

Gerne viel unterwegs

Lange Spaziergänge – und davon mehrere pro Tag – sind das Mindestmaß an körperlicher Bewegung für einen Ca de Bou. Zudem sollte auch sein Köpfchen gefordert werden – bringen Sie ihm Tricks bei oder probieren Sie beispielsweise Obedience als gemeinsame Hundesportart aus. Achten Sie dabei jedoch darauf, die angeborene Schärfe des Ca de Bou nicht zu fördern. Wenn er ausgewachsen ist, können Sie beispielsweise gemeinsam mit Ihrem Vierbeiner joggen – holen Sie sich vorher am besten das Okay Ihres Tierarztes ein, denn manche Vertreter der Rasse sind in Sachen Wachstum Spätzünder. Eine zu frühe Belastung kann die Gelenke Ihres Gefährten irreparabel schädigen. Auch vor Aktivitäten mit vielen Sprüngen oder abrupten Bewegungen sollten Sie Rücksprache mit dem Tierarzt halten – insbesondere die stämmigeren Vertreter könnten zu Gelenkproblemen neigen.

Passt ein Ca de Bou zu mir?

Dieser Vierbeiner gehört in erfahrene Hände, die ihm eine Erziehung mit Know-how und ausreichend Platz bieten können. Die Rasse sollte immer engen Anschluss zu ihrem zweibeinigen Rudel haben dürfen – eine Zwingerhaltung ist nicht geeignet. Ein großer, umzäunter Garten und eine ebenerdige Wohnsituation sind bestens für die Bedürfnisse eines Ca de Bou geeignet. Erziehung und Beschäftigung benötigen viel Zeit: Insbesondere bei jungen Hunden ist zudem eine umfangreiche Sozialisierung notwendig, damit der Vierbeiner später nicht jeden Gassigang zu einem Hürdenlauf macht, weil er sich mit Artgenossen anlegen möchte. Eine Haltung mit Katzen ist nur dann möglich, wenn der kräftige Hund bereits als Welpe an diese gewöhnt wurde. Bei älteren Tieren aus dem Tierschutz mit unklarer Herkunft ist von einer Vergesellschaftung mit Katzen abzuraten – diese wäre zu gefährlich für die Samtpfoten. Mit Kindern kann die Rasse eine innige Freundschaft schließen, wenn diese bereits etwas älter sind. Grundsätzlich gilt: Kein Kind bis einschließlich Grundschulalter sollte mit einem Hund unbeaufsichtigt sein.

Machen Sie sich bereits vor dem Einzug Ihres Ca de Bou Gedanken über seine Betreuung im Urlaub, falls Sie ihn nicht mitnehmen möchten. Viele Hotels erlauben heutzutage einen Vierbeiner, allerdings hängt es sehr stark vom Charakter Ihres Hundes ab, ob es nicht die bessere Alternative für ihn ist, die Zeit gut betreut zuhause zu verbringen. Die entsprechenden Betreuungspersonen sollte er allerdings bereits vorher kennen, denn er braucht Vorlauf, um mit „Fremden“ warmzuwerden. Darum ist er übrigens ein ausgezeichneter Wachhund: Er gilt als unbestechlich und wird nicht nur Haus und Hof, sondern auch Sie beschützen. Informieren Sie sich, falls Sie mit Ihrem Ca de Bou eine Ländergrenze überqueren, über die Bestimmungen im jeweiligen Land – in manchen Ländern wie beispielsweise Dänemark könnte die Einreise nur eingeschränkt möglich sein. Sichern Sie sich unbedingt ab, bevor Sie mit Ihrem Vierbeiner in Schwierigkeiten geraten.

Wo finde ich meinen Ca de Bou?

Inwieweit es in Ihrer Region Züchter für die Rasse gibt, finden Sie am besten via Internet heraus. Leider lauern hier auch viele unseriöse Angebote, Dutzende Ca de Bous werden in Kleinanzeigen angeboten. Machen Sie einen großen Bogen um Welpen, die keine Papiere haben, auch wenn es schwierig sein sollte, in Ihrer Region einen „echten“ Ca de Bou zu finden. Denn die unseriösen „Züchter“ umgehen mit der Zucht ohne Papiere Mindestanforderungen, die sich auf Wesen, Gesundheit und Typ auswirken, so dass Sie letztendlich Geld für einen vermeintlichen Ca de Bou ausgeben, der keiner ist und oftmals gesundheitliche und charakterliche Probleme mit sich bringt. Achten Sie also auf Papiere von einem der FCI angeschlossenen Verein. Tipp: Die meisten Hunde dieser Rasse werden Sie vermutlich in Spanien finden, auch in Frankreich gibt es einige Züchter. Recherchieren Sie im Internet und achten Sie stets auf Qualität und Know-how der Zucht.

Sollten Sie gerne einem älteren Ca de Bou ein Zuhause geben, so wird dies je nach Wohnregion schwierig. Wenn Sie offen für Hunde aus dem Tierschutz sind, können Sie allerdings hier schnell auf dem Ca de Bou ähnliche Hunde stoßen – oftmals sind Halter mit den Eigenschaften von „bulldoggenartigen“ Hunden beziehungsweise entsprechender Mischlinge überfordert oder haben den Aufwand unterschätzt, so dass diese Tiere abgegeben werden. Einmal im Tierschutz, warten viele lange, bevor Sie eine Chance auf ein neues Zuhause erhalten. Wenn Sie Hundeerfahrung mitbringen – und das sollten Sie ohnehin, wenn Sie sich für die Rasse Ca de Bou und verwandte Hunde entscheiden – kann die Suche nach einem ähnlichen Hund im Tierschutz eine erfolgsversprechende Alternative sein.

Wir wünschen Ihnen viel Freude mit Ihrem selbstbewussten Ca de Bou!

Unsere beliebtesten Beiträge
10 min

Bolonka Zwetna

Das „bunte Schoßhündchen“ aus Russland, wie der Name übersetzt lautet, erfreut sich auch außerhalb seines Heimatlandes wachsender Beliebtheit. Kein Wunder, denn schließlich ist der Bolonka Zwetna ein richtiger kleiner Sonnenschein, der mit seinem fröhlichen und unkomplizierten Charakter seinen Besitzern viel Freude bereitet.

8 min

Zwergspitz

Der Zwergspitz beeindruckt nicht mit Größe, dafür aber mit Freundlichkeit, Selbstbewusstsein und Energie. Kein Wunder also, dass immer mehr Vierbeiner dieser Spitz-Variante die Herzen zahlreicher Hundefreunde erobern. Erfahren Sie im zooplus Magazin alles über den Pomeranian.