Bernhardiner (St. Bernhardshund)

Verfasst von Kerstin S.
Bernhardiner

Der Bernhardiner beeindruckt mit seiner imposanten Erscheinung.

Mit seinem berühmten Vorfahren Barry, der über 40 Lawinenopfer gerettet haben soll, hat der heutige Bernhardiner nicht mehr viel gemein. Zu schwer und zu massig ist er, um als Lawinenhund zu taugen. Die angeborene Hilfsbereitschaft und seine Kinderliebe hat sich der sagenumwobene Riese jedoch bis heute bewahrt. Was die Rasse sonst noch auszeichnet, fasst dieser Artikel zusammen.

Aussehen: Majestätischer Riesenhund

Selbst Menschen, die sich nicht als Hundefans bezeichnen würden, erkennen den Bernhardiner auf den ersten Blick. Das ist auch kein Wunder: Der massige, von Schlappohren umrahmte Kopf, der stabile Hals und der kräftige Körper verleihen der Hunderasse ihre imposante Erscheinung.

Wie groß werden Bernhardiner?

Die Bernhardiner-Größe ist beachtlich: Mit einer Widerristhöhe von bis zu 90 Zentimetern bei Rüden und einem Körpergewicht von bis zu 80 Kilogramm gehört dieser Vierbeiner zu den größten und schwersten Hunderassen der Welt. Hündinnen sind mit bis zu 80 Zentimeter Schulterhöhe etwas kleiner.

Zwei Fellvarianten

Ursprünglich war das Fell der Schweizer stockhaarig. Mittlerweile gibt es zusätzlich eine langhaarige Fellvariante, bei der das Fell glatt und dicht am Körper anliegt. Leichte Wellen sind erlaubt. Heute sind die langhaarigen Bernhardiner sogar beliebter als das klassische Original.

3 Fakten zur Bernhardiner-Farbe

  • Die Fellfarbe ist weiß mit rotbraun oder rotbraun mit weiß in verschiedenen Abstufungen.
  • Weiße Abzeichen an Brust, Pfoten, Nase, Hals und Rutenspitze sind laut Standard ausdrücklich erwünscht.
  • Eine weiße Halskrause und eine symmetrische dunkle Maske runden das Bild des perfekten Hunderiesen ab.

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Charakter: Gutmütig, aber wachsam

Aus gutem Grund sagen Freunde der Rasse: So groß wie der Körper, so groß ist auch das Herz des Bernhardiners. Er ist ein ruhiger und ausgeglichener Hund, den so schnell nichts aus der Ruhe bringt.

Gleichzeitig ist der sanfte Riese aber sehr sensibel und braucht einen engen Kontakt zu seinen Menschen. Seinem Besitzer, dessen Nähe er immer wieder sucht, steht er jederzeit beschützend zur Seite.

Ist der Bernhardiner ein Wachhund?

Bernhardiner können sehr territorial und wachsam sein. Einige Rassevertreter bringen zudem einen Schutztrieb mit. Diese Eigenschaften machen den Vierbeiner zu einem zuverlässigen Wachhund.

Fremden Hunden gegenüber verhält sich der Riese oft distanziert bis unduldsam. Gefährlich ist er deshalb aber nicht.

Stattdessen ist immer wieder zu lesen, der Bernhardiner sei „gutmütig“. Beim Zusammensein mit seinen Liebsten ist das bei einem gut sozialisierten Vertreter auch der Fall.

Leinenführigkeit trainieren

Seine enorme Kraft sollte man auch allerdings nicht unterschätzen. Um sie in die richtigen Bahnen zu lenken, benötigt der große Schweizer unbedingt eine konsequente Erziehung. Hierzu gehört ein Leinenführungs-Training.

Andernfalls kann es passieren, dass der zur Sturheit neigende Bernhardiner eher „mit seinem Besitzer an der Leine“ spazieren geht als andersherum. Hat er einmal etwas Spannendes entdeckt und möchte darauf zulaufen, kann es kaum ein Mensch am anderen Ende der Leine mit ihm aufnehmen.

Ist ein Bernhardiner leicht zu erziehen?

Der Bernhardiner ist für seinen „Dickkopf“ bekannt. Fest eingebunden im Familienverband, in dem er neben der nötigen Konsequenz vor allem Liebe und Zuneigung erfährt, erweist sich der Schweizer Hund aber als folgsamer und treuer Weggefährte.

Lesetipp: Welpenerziehung richtig angehen

Haltung: Ist ein Bernhardiner ein guter Hund für mich?

Was gibt es rund um die Haltung des XXL-Hundes zu beachten? Wir haben die wichtigsten Informationen für Sie zusammengestellt.

Ist ein Bernhardiner ein Familienhund?

Gut sozialisierte Bernhardiner sind kinderlieb und begegnen auch Kleinkindern mit viel Geduld. Am einfachsten klappt es, wenn ein junger Welpe in eine Familie mit Kind kommt. Doch auch ausgewachsene Vertreter der Rasse akzeptieren den Familiennachwuchs schnell.

Tipps für das Zusammenleben

Übrigens: Der Bernhardiner versteht sich in der Regel gut mit Katzen in seinem Rudel.

Möglich ist, dass manche Rassevertreter einen großen Beschützerinstinkt an den Tag legen. Diesen sollten Sie früh kontrollieren, damit es nicht zu gefährlichen Situationen kommt, wenn Sie zum Beispiel Besuch empfangen.

Achtung: Der Bernhardiner ist verspielt und verschmust – ein gut gemeinter „Anstupser“ kann ein Kleinkind trotzdem zu Fall bringen.

Sind Bernhardiner für Anfänger geeignet?

So sympathisch die Vierbeiner auch sind: Aufgrund der Kombination aus ihrer Größe und ihrem Dickkopf sind Bernhardiner keine klassischen Anfängerhunde.

Mithilfe von Hundeschule, Hundetrainer und viel Vorbereitung können jedoch auch engagierte Anfänger eine Schweizer Fellnase halten.

Ist der Bernhardiner ein Stadt- oder ein Landhund?

Klarer Fall: Der Riese passt am besten zu Menschen, die ihm ein Haus mit Garten in der Natur bieten können. In einer kleinen Mietwohnung ist der stattliche Hund fehl am Platz. Und auch ein Leben im Zwinger wäre für den anhänglichen Rassehund eine Qual.

Ersparen Sie Ihrem Bernhardiner häufiges Treppensteigen oder zu glatte Böden, auf denen er ausrutschen könnte. So schonen Sie die Gelenke und Muskulatur Ihres sanften Riesen.

Der Sabberfaktor

Allerdings sollten Sie beachten, dass Bernhardiner zu einem starken Speichelfluss neigen. Sabberflecken auf Hosen, Sesseln und der Couch gehören zur Gemeinschaft mit dem ehemaligen Berghund dazu.

Sport und Aktivitäten: Wie viel Auslauf braucht ein Bernhardiner?

Das Laufbedürfnis und das Energielevel des Bernhardiners sind moderat. Für Hundesport ist der schwere Bernhardiner deshalb eher ungeeignet. Dennoch braucht er Bewegung in der Natur. Längere Spaziergänge gehören darum zum Pflichtprogramm.

Traditionelle Beschäftigung

Inspirierend für alle Bernhardiner-Fans: Die Schweizer Fondation Barry du Grand St. Bernard legt großen Wert auf die traditionelle Beschäftigung des Bernhardiners. Die Vierbeiner der Zuchtstätte kommen als klassische Zughunde und in der sozialen Arbeit mit Menschen zum Einsatz.

Die ausgebildeten Bernhardiner sind Besuchshunde in Alten- und Pflegeheimen und unterstützen in der tiergestützten Pädagogik sowie in der tiergestützten Therapie.

Gesundheit und Pflege: Wie anfällig ist die Rasse für Krankheiten?

Dank der vielen Bestrebungen zahlreicher Bernhardiner-Clubs ist es mittlerweile gelungen, die Rasse wieder gesünder und robuster zu machen. Zwar treten Erbkrankheiten immer noch auf – doch weit seltener als noch vor einigen Jahren.

Typische Bernhardiner-Erkrankungen

Wie bei allen großen Rassen zählen vor allem die Gelenke zu den Schwachstellen des Bernhardiners. Zu häufigeren Erkrankungen gehören:

Um solche Krankheiten zu vermeiden, sollten Interessenten eines Welpen nur bei einem Züchter kaufen, der die Gesundheit aller zur Zucht verwendeten Tiere einwandfrei nachweisen kann.

Wichtig: Bernhardiner brauchen im Sommer unbedingt ein kühles Plätzchen zum Ausruhen. Hitze vertragen sie nicht gut.

Warum werden Bernhardiner nicht so alt?

Wie bei den meisten großen Hunden liegt die durchschnittliche Lebenserwartung des Bernhardiners bei unter zehn Jahren. Wahrscheinlich hängt dies mit dem schnellen Wachstum zusammen: Große Rassen altern schneller und sterben früher.

Daher gilt: Je liebevoller und aufmerksamer Sie sich um Ihren Bernhardiner kümmern, desto mehr schöne Jahre haben Sie mit ihm.

Sind Bernhardiner pflegeleicht?

Bei Langhaar-Hunden sollten Sie alle zwei bis drei Tage zur Bürste greifen. Ansonsten drohen Verfilzungen. Kurzhaarige Bernhardiner brauchen zwar weitaus wenig Fellpflege. Trotzdem genießen sie regelmäßiges Bürsten.

Darüber hinaus sollte besonders auf die Augenpflege geachtet werden. Da bei Bernhardinern das untere Augenlid herabhängt, neigen die Augen zu verstärktem Tränen.

Ernährung: Die wichtigsten Tipps

Halter von Welpen und Junghunden großer Rassen müssen besonders darauf achten, dass ihr Vierbeiner nicht schneller wächst als seine Knochen. Erhält der heranwachsende Hund zu viel Kalorien und Eiweiß, kann dies zu ausgeprägten Skelettproblemen führen.

Beim Tierarzt erhalten Sie Tipps zur richtigen Welpenernährung sowie Gewichtskurven für Hunde großer Rassen, die der Orientierung dienen. Ein Hundefutter für Welpen und Junghunde großer Rassen ist optimal auf ein gesundes Wachstum Ihres Hundes abgestimmt.

Übergewicht: Große Gefahr für Bernhardiner

Ein Zuviel an Futter ist auch beim erwachsenen Hund schädlich. Übergewicht ist Gift für die Gelenke. Achten Sie deshalb darauf, dass Ihr Vierbeiner nicht zu viele Pfunde mit sich herumschleppt. Wiegen Sie den erwachsenen Hund ab und zu auf der Waage Ihres Tierarztes.

Um die gefürchtete Magendrehung zu verhindern, sollten Sie außerdem auf genügend Ruhe nach den Mahlzeiten achten.

Geschichte: Vom Lawinen- zum Familienhund

Der Bernhardiner ist nach einem um 1050 gegründeten Hospiz auf dem Großen St. Bernhard benannt. Dort unterstützten seit Mitte des 17. Jahrhunderts Mischlingshunde die Mönche bei Wanderungen durch den Schnee.

Barry, der erste Bernhardiner

Bekanntheit erlangte vor allem der um 1800 geborene Lawinenhund Barry. Er soll mehreren Dutzend Menschen das Leben gerettet haben. Erst nach seinem Tod im Jahr 1814 begann die Zucht der Bernhardiner. 1884 erklärte die Schweiz den Bernhardiner zum Nationalhund.

Barry ist heute als ausgestopftes Exponat im Naturhistorischen Museum in Bern zu bestaunen. Zumindest teilweise, denn 1923 hat das Museum ihn mit einem größeren Kopf und längeren Beinen ausgestattet, um Barry dem moderneren Bernhardiner-Look anzupassen.

Abgelöst durch wendigere Hunde

Unter anderem hat das Einkreuzen von Neufundländern im 19. Jahrhundert zu mehr Masse beigetragen – heutige Bernhardiner sind rund doppelt so schwer wie Barry. Als Rettungshunde kommen heute wendigere Vierbeiner zum Einsatz. Doch im Andenken an Barry gibt es heute ein Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) mit dem Namen „Barryvox“.

Warum hat der Bernhardiner ein Fass um den Hals?

Der ausgestopfte Barry im Naturhistorischen Museum Bern trägt ein Schnapsfässchen mit dem Schweizer Kreuz um den Hals. Denn die Legende besagt, dass der tapfere Barry den Lawinenopfern Alkohol gebracht haben soll, um deren Kreislauf anzuregen. Doch an diesem Mythos ist wahrscheinlich nichts dran. Trotzdem ist diese Darstellung des Bernardiners bis heute weltweit bekannt und beliebt.

Welche Rassen ähneln dem Bernhardiner?

Sie haben ein Faible für große Hunde, die dem Bernhardiner ähnlichsehen? Die Schweizer Nationalhunde sind unter anderem mit dem Neufundländer verwandt. Ähnliche Rassen sind außerdem der Pyrenäen-Mastiff, der Landseer und der Leonberger.

Ebenfalls berühmte Schweizer sind die Schweizer Sennenhunde, der Größte unter ihnen ist der Große Schweizer Sennenhund.

st Bernhard hund im schnee © Rita Kochmarjova / stock.adobe.com
Ursprünglich war der Bernhardiner im Schnee zu Hause. Heute fühlt er sich im Garten von Familien wohler.

Kauf: Wo finde ich einen Bernhardiner?

Sie sind auf der Suche nach einem Bernhardiner? Wenn Sie es klassisch mögen, können Sie sich um einen Welpen der Fondation Barry du Grand St. Bernard bemühen. In der ältesten Zuchtstätte der Welt für diese Hunderasse kommen jährlich rund 20 Welpen zur Welt.

Den richtigen Züchter finden

Selbst in seiner Heimat, der Schweiz, ist der XXL-Hund eher selten zu finden. In vielen Ländern ist die Anzahl der Bernhardiner leicht rückläufig. So wurden im Jahr 2020 in Deutschland rund 280 Bernhardiner-Welpen offiziell beim VDH angemeldet.

Mit etwas Geduld finden Sie jedoch über Bernhardiner-Clubs einen passenden Züchter. Sprechen Sie bei einem Vorgespräch auch die Gesundheitsvorsorge rund um die Zuchthunde an.

In seltenen Fällen finden sich Bernhardiner auch im Tierschutz. Wer in Deutschland nach einem älteren Hund sucht, sollte sich zudem die Vermittlung des Vereins Bernhardiner in Not ansehen.

Wie viel kostet ein Welpe?

Ein Welpe aus der Fondation Barry kostet 2.800 Schweizer Franken, also umgerechnet rund 3.000 Euro – ein in der Schweiz üblicher Preis für einen Rassehund.

In Deutschland muss man im Schnitt mit 1.500 bis 2.000 Euro für einen Vierbeiner aus seriöser Zucht rechnen.

Ist ein Bernhardiner ein Kampfhund?

Die Haltung sogenannter „Kampfhunde“ oder „Listenhunde“ ist in vielen Regionen nur eingeschränkt möglich oder ganz verboten. Darum fragen sich viele aufgrund seiner Größe: Ist der Bernhardiner ein Listenhund? Ein klares Nein! Der ehemalige Bergretter wird in keiner Region als Listenhund geführt.

Fazit: Hundeliebe in XL

Für Hundeliebhaber, die viel Platz haben und am besten einige Hundeerfahrung mitbringen, ist der Bernhardiner ein treuer und freundlicher Begleiter.

Allerdings sollten Sie dabei das Handling eines so großen Hundes im Alltag nicht unterschätzen. Zu unterstützen sind außerdem die aktuellen Bestrebungen vieler Züchter hin zu weniger Masse und mehr Gesundheit.

Lesetipp: Kleiner oder großer Hund – die Vor- und Nachteile

Steckbrief zum Bernhardiner

Kurzinfo:Der Bernhardiner oder Sankt Bernhardshund ist eine der größten und schwersten Hunderassen der Welt. Die entspannten Riesen sind heute vor allem bei Familien beliebt.
Widerristhöhe:65-90 cm
Gewicht:60-80 kg
Durchschnittliche Lebenserwartung:8-10 Jahre
Preis:ab 1.500 Euro
Wesen:ruhig, ausgeglichen, sensibel, wachsam, gutmütig
Fell:stockhaarig oder langhaarig
Fellfarbe:weiß mit rotbraun oder rotbraun mit weiß in verschiedenen Abstufungen, weiße Abzeichen sind erlaubt
Erziehungsaufwand:mittel
Pflegeaufwand:gering
Bewegungsbedarf:mittel
Herkunft:Schweiz

Quellen:


Kerstin S.
puppy

Das zooplus-Forum war für mich der Einstieg ins freiberufliche Schreiben: Hier kamen 2011 interessierte Katzenfreunde zusammen, um ein eigenes Print-Magazin namens „Pfotenhieb“ zu entwickeln. Neben meinem Germanistik-Studium durfte ich einige Beiträge für den „Pfotenhieb“ verfassen. Heute widme ich mich, mittlerweile als glückliche Hundehalterin, vor allem Tier- und Gesundheitsthemen.


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