Berger de Picardie (Picard)

zwei berger picard

Die aufrechten Ohren und das wuschelige Fell sind typisch für den Berger de Picardie.

Der französische Schäferhund Berger de Picardie ist in jeder Hinsicht robust: in seinem Aussehen, seinem Wesen und seiner Gesundheit. Als Familienhund zeigt er aber auch seine weiche und charmante Seite.

Aussehen: Sportlicher Naturbursche

Seine Herkunft als Hütehund, der ursprünglich im Norden Frankreichs sowohl bei gleißendem Sonnenschein als auch im dichten Nebel und Regen draußen seine Herde bewachte, verrät auch das robuste Äußere des Berger Picard. Sein rustikales Haarkleid mit dem rauen, halblangen Fell fühlt sich hart an und bietet dem Naturburschen dank der feinen und dichten Unterwolle bei jeder Witterung einen perfekten Schutz. Sein lebendiger und wachsamer Gesichtsausdruck wirkt immer fröhlich. Charakteristisch sind auch seine mittelgroßen und natürlichen Stehohren. Im Gegensatz zum Beauceron (Berger der Beauce) und zum Briard (Berger de Brie), mit denen er dieselbe Entstehungsgeschichte teilt, besitzt der Picard keine doppelten Afterkrallen.

Welche Farben hat der Berger de Picardie?

Farblich präsentiert sich der Berger de Picardie recht vielseitig. Die Grundtöne sind zwar in der Regel grau oder falbfarben, doch die verschiedenen Abstufungen reichen dabei von einem eher dunkleren Grauschwarz über ein etwas helleres Grau mit schwarzem Schimmer bis hin zu einem bläulichen oder rötlichen Grauton. Weiße Abzeichen sind nur als kleine helle Flecken an Pfoten und der Brust erlaubt. Großflächige weiße Stellen sieht der Standard hingegen nicht vor.

Wie groß wird ein Picard?

Mit einer Widerristhöhe von bis zu 65 Zentimeter bei Rüden und bis zu 60 Zentimeter bei Hündinnen gehört der Picard zu den mittelgroßen Hunden. Bei einem durchschnittlichen Gewicht von 23 bis 32 Kilogramm ist er ein sportlicher Hund, der sich durch eine hohe Schnelligkeit und Wendigkeit auszeichnet.

berger picard welpe © Dogs / stock.adobe.com
Die sensiblen Picards haben es bereits als Welpen faustdick hinter den Ohren. Eine liebevolle Erziehung mit Geduld, Konsequenz und Know-how ist wichtig.

Charakter: harte Schale, weicher Kern

Dieses Sprichwort fasst das Wesen des Berger de Picardie treffend zusammen. Abgesehen von dem rauen Ziegenhaar-Fell zeigt der französische Rassehund seine „harte Schale“ besonders gegenüber Fremden, denen er misstrauisch, zum Teil abweisend, begegnet. Dies gilt auch für neue Umgebungen oder Situationen. Aggressiv oder bissig ist er dabei jedoch nie. Im engen Familienverbund kommt hingegen seine weiche Seite zum Vorschein. Ohne aufdringlich zu sein, liebt er das Zusammensein mit seinen vertrauten Menschen und genießt das gemeinsame Spielen und Schmusen in vollen Zügen. Besonders Kindern gegenüber erweist sich der sensible Hund als liebevoller und zuverlässiger Beschützer.

Ist der Berger de Picardie schwer erziehbar?

Die Erziehung eines Berger Picard ist anspruchsvoll. Sein Misstrauen und seine Wachsamkeit gegenüber Fremden sind dem französischen Hütehund ebenso in die Wiege gelegt wie seine Selbständigkeit, die ihm nicht selten als Sturheit ausgelegt wird. Als eigenständiger Wächter über eine große Tierherde waren diese Eigenschaften für den Berger de Picard nicht nur sinnvoll, sondern durchaus überlebenswichtig. Bei der Erziehung des heutzutage hauptsächlich als Familienhund gehaltenen Picard steht dieser Eigensinn hingegen eher im Weg.

Tipps für die Erziehung des Picard

Dabei kann man nicht sagen, dass der Rassehund nicht lernfähig wäre – im Gegenteil, seine Intelligenz, seine schnelle Auffassungsgabe und sein lebhaftes Temperament machen ihn zu einem begeisterungsfähigen Mitspieler. Allerdings fragt er zuweilen nach dem „Warum“ einer Übung. Blinden Gehorsam kann man von einem Berger Picard nicht erwarten. Mit liebevoller Konsequenz, Geduld, Beharrlichkeit und genügend Einfühlungsvermögen lässt sich aber auch dieser französische Hütehund in die gewünschten Bahnen lenken.

Entsprechend erzogen und sozialisiert, präsentiert sich der einfühlsame und ausgeglichene Berger de Picard als zuverlässiger Hundekamerad. Die Haltung und Erziehung des Berger de Picardie erfordern viel Geduld sowie eine gute Mischung aus Beharrlichkeit und Gelassenheit. Übertriebene Strenge oder eine zu hohe Erwartungshaltung hinsichtlich des Gehorsams führen beim eigensinnigen und sensiblen Picard nicht zum Erfolg.

Früh und dosiert an Neues gewöhnen

Sein Misstrauen gegenüber Fremden und Fremdem machen die frühe Sozialisierung und Prägung des Picards umso wichtiger. Gewöhnen Sie einen jungen Picard Schritt für Schritt an neue Situationen wie den Besuch einer Stadt, Kinder oder eine Zugfahrt. Je entspannter diese Phase des Entdeckens abläuft, desto weniger misstrauisch ist der erwachsene Picard gegenüber Neuem.

Haltung & Beschäftigung des Berger de Picardie

Die Ansprüche, die der Picard an seine Haltung stellt, sind hoch. Die Halter sollten viel Freude an Bewegung haben und am besten ein Haus mit einem großen eigenen Garten besitzen. Denn der Berger eignet sich nicht für eine kleine Stadtwohnung. Mit Katzen ist dieser Hund, der keinen ausgeprägten Jagdtrieb besitzt, gut zu sozialisieren – vor allem als Junghund.

Eignet sich der Berger de Picardie für Anfänger?

Für Anfänger ist der charmante Sturkopf nicht geeignet. Schließlich braucht es neben einem ausgeprägten Verständnis für sein Wesen auch ein gewisses Know-how, um ihn für Aufgaben und Kommandos zu motivieren. Ein Halter, der bereits Erfahrung in der Hundeerziehung hat und der sich seinem Hund mit liebevoller Konsequenz und viel Zeit widmen kann, eignet sich für diesen Rassehund sicherlich am besten.

Wie beschäftigt man einen Berger de Picardie?

Als ehemaliger Hirtenhund, der täglich Strecken zwischen 40 und 100 Kilometer absolvierte, verlangt der Picard auch als Familienhund ein hohes Maß an Bewegung und Beschäftigung. Sportliche Spaziergänge, Joggingeinheiten oder Radtouren sollten also auf dem Tagesplan seines Halters stehen. Bewegung allein reicht aber noch nicht aus – der Picard möchte auch seinen Kopf einsetzen. Intelligenzspielzeug, Apportierspiele oder auch der Besuch einer Hundesportschule bieten sich mit diesem ausdauernden und intelligenten Rassehund an. Allerdings sollten Sie berücksichtigen, dass der Picard seinen eigenen Kopf besitzt und bei Übungen, die ihm unsinnig erscheinen, gerne mal auf stur stellt.

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Wie viel Pflege braucht der Berger de Picardie?

Grundsätzlich gestaltet sich die Pflege des Picards dank seines rauen Fells, das sich leicht bürsten lässt und in dem kaum Schmutz hängen bleibt, als wenig aufwändig. Empfehlenswert ist es, den Picard zweimal wöchentlich zu bürsten. Einige Picard haaren insbesondere während des Fellwechsels stark.

Gesundheit des Berger de Picardie: Vorsicht vor Inzucht

Die geringe Welpenanzahl hat zur Folge, dass der Picard bis heute ein recht hohes Inzuchtpotenzial aufweist, das durch strenge Zuchtvorgaben und Kontrollen reduziert werden soll. Denn Inzucht kann mit Krankheiten einhergehen. Die Erbkrankheit HD (Hüftgelenksdysplasie), unter der sehr viele mittelgroße bis große Hunderassen leiden, hat man bei dieser französischen Hunderasse glücklicherweise gut im Griff. Wenn Sie sich für einen Picard-Welpen interessieren, fragen Sie den Züchter nach seiner Gesundheitsvorsorge.

Wie alt wird ein Picard?

Ein Berger de Picardie erreicht durchschnittlich ein Alter von rund 13 Jahren.

Ernährung: Welches Futter braucht der Berger de Picardie?

Da die Rasse als sehr gesund gilt, wenige Unverträglichkeiten aufweist und dank ihrer Bewegungsfreude von Übergewicht in der Regel verschont bleibt, eignet sich herkömmliches Futter (Nassfutter oder Trockenfutter) genauso wie selbst Gekochtes oder die BARF-Methode. Für welche Art der Ernährung Sie sich entscheiden, hängt nicht nur von den individuellen Vorlieben Ihres Hundes, sondern auch von Ihnen ab. Welches Futter können Sie im Alltag am besten integrieren? Wie viel Zeit haben Sie für die Zubereitung? Wenn Sie ein Futter gefunden haben, das Ihrem Vierbeiner gut schmeckt und das ihm gut bekommt, sollten Sie dabei bleiben. Denn häufige Futterwechsel sind für die Verdauung Ihres Hundes belastend.

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Geschichte & Verbreitung

In der Gruppe der alten französischen Hirtenhunde, zu denen auch der Beauceron und der Briard zählen, ist der Picard wohl die älteste Rasse. So wird vermutet, dass er von keltischen Hunden aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. abstammt. Belegen lässt sich diese These allerdings heute nicht mehr. Gesicherte Erkenntnisse über seine Herkunftsgeschichte gibt es erst ab dem 19. und 20. Jahrhundert. Der Kynologe Robert Fontaine war einer der ersten, der sich den rustikalen Hütehunden aus der Picardie, dem Pariser Becken, annahm. Seine frühen Zuchtversuche wurden jedoch mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 zunichtegemacht.

Stammeseltern de la Bohème

Erst nach Kriegsende gelang es Fontaine mithilfe der einflussreichen Mitstreiter Paul Mégnin, Direktor des Fachblattes L´Eleveur, und dem Züchter Tournemine, einen ersten Standard zu erstellen und den Bekanntheitsgrad dieser besonderen Rasse zu steigern. Zwar wurde der Picard Anfang 1925 offiziell als weitere Hütehunderasse Frankreichs anerkannt. Doch außerhalb seiner Herkunftsregion blieb er weitgehend unbekannt. Sämtlichen Bemühungen dies zu ändern, setzte der erneute Kriegsausbruch ein jähes Ende. Es ist dem Picard-Besitzer Jean Cotte zu verdanken, dass die Rasse trotz des Zweiten Weltkrieges nicht ausgestorben ist: Nach dem Ende der entbehrungsreichen Kriegs- und Besatzungsjahre suchte Cotte auf Bauernhöfen der Picardie nach Hunden, die dem Typ des Berger de Picardie entsprachen. Seine Kreuzungen mit dem Namen „Radjah de la Bohème“ und „Wax de la Bohème“ gelten heute als Stammeseltern der Picardie-Rasse.

Ist der Picard eine seltene Hunderasse?

Ja – bis heute ist der Berger de Picardie eine seltene Rasse, deren Welpenzahlen nicht annähernd an die Zahlen seiner Verwandten Beauceron und Briard heranreichen. Glücklicherweise haben sich engagierte Züchter und Liebhaber der Rasse gefunden, die den Picard heute über die Grenzen des Pariser Beckens hinaus bekannt gemacht haben und die zu Zuchtstätten in weiteren europäischen Ländern geführt haben.

Welche Hunderasse ist Ludwig aus den Eberhofer-Filmen?

Ludwig ist ein Picard! Im deutschen Sprachraum ist der Berger de Picardie durch die Verfilmung der Eberhofer-Krimireihe, die auf den Büchern von Rita Falk basiert, bekannter geworden. Der 2021 verstorbene Picard Joker spielte in zahlreichen Folgen den sympathischen Hund Ludwig.

berger de picardie © tmart_foto / stock.adobe.com
Trotz des üppigen Fells ist die Pflege des Picard nicht sehr aufwändig.

Einen Berger de Picardie kaufen: Das müssen Sie beachten

Wenn Sie einen Picard kaufen möchten, wenden Sie sich an einen seriösen Züchter, der mit Abstammungsnachweis züchtet. Diese finden Sie beispielsweise über die großen Dachverbände wie den VDH in Deutschland. Eine weitere Anlaufstelle sind Vereine für den Berger de Picardie oder Clubs für französische Hirtenhunde, die auch über die Rasse informieren. Manchmal helfen diese Vereine auch bei der Vermittlung von erwachsenen Hunden, die ein neues Zuhause suchen.

Was kostet ein Picard?

Zwar können die Preise stark variieren. Doch für einen Berger de Picardie sollten Interessenten mit einem Kaufpreis von rund 2.000 Euro rechnen. Wer sich für einen erwachsenen Hund aus zweiter Hand entscheidet, zahlt um einiges weniger.

Steckbrief zum Berger de Picardie (Berger Picard)

Besonderheiten:

Mit dem Beauceron und dem Briard gehört der seltene Berger Picard zu den alten französischen Hirtenhund-Rassen.
Charakter:territorial, sensibel, loyal, wachsam
Widerristhöhe:Rüden: 60-65 cm, Hündinnen: 55-60 cm
Gewicht:23-32 kg
Fell:Raues, halblanges Fell mit dichter Unterwolle in den Farben fauve, grau und gestromt.
Fellpflege:

Einmal wöchentliches Bürsten empfehlenswert, während des Fellwechsels häufiger. Haart stark.
Auslauf:Sehr lauffreudig, hoher Bewegungsbedarf.
Anfängerhund:nein
Bellen:wachsam, aber kein Kläffer
Lebenserwartung:13 Jahre
Typische Krankheiten:Hüftdysplasie
Preis:ca. 2.000 Euro
FCI-Gruppe:Gruppe 1, Sektion 1 (Schäferhunde)
Herkunft:Frankreich

Quellen:

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