Altdeutsche Schäferhunde zeichnen sich durch ihr langstockhaariges Fell aus.
Streng genommen gibt es den „Altdeutschen Schäferhund“ gar nicht – zumindest nicht als eigenständige, von der FCI anerkannte Rasse. Im Allgemeinen bezeichnet der Begriff langhaarige bzw. langstockhaarige Deutsche Schäferhunde. Ungeachtet dieser Umstände ist die hübsche Schäferhund-Variante mit dem buschigen Haar und dem treuen, freundlichen Wesen außerordentlich beliebt und als Familien- und Begleithund sehr gefragt.
Was ist der Unterschied zwischen einem Deutschen und einem Altdeutschen Schäferhund?
Warum wird der Altdeutsche Schäferhund vom Deutschen Schäferhund unterschieden, wenn dieser doch eigentlich nur die Langstockhaar-Variante des Deutschen Schäferhundes ist? Um diese Tatsache zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Entstehungsgeschichte des Schäferhundes, dessen Vorfahren bereits im 7. Jahrhundert in Deutschland lebten.
Die Hauptaufgabe dieser zuverlässigen und belastbaren Hunde, die sowohl lang- als auch stockhaarig waren, bestand ursprünglich im Hüten von Schafherden. Aufgrund ihres selbstsicheren und wachsamen Wesens machten sich die intelligenten Vierbeiner aber auch bald als Wach- und Schutzhunde einen Namen.
Geschichte der Schäferhunde
Die Vielseitigkeit der Schäferhunde und ihre hervorragende Eignung als Diensthund begeisterte auch den preußischen Hofrittmeister Max von Stephanitz, der heute als Begründer des Deutschen Schäferhundes gilt. Im Jahr 1871 begann Stephanitz mit der gezielten Zucht der Gebrauchshunde.
Sein oberstes Ziel war dabei die Zucht eines unentbehrlichen Diensthundes für das Militär, der sich durch Mut, Treue, Gehorsam, Ausdauer und Robustheit auszeichnen sollte. Der 1899 gegründete „Verein für Deutsche Schäferhunde e.V.“ (SV), der bis heute für den Rassestandard des Deutschen Schäferhundes verantwortlich ist, akzeptierte anfangs noch alle Farben und Haar-Varianten, vom rauhaarigen, über den glatt- und stockhaarigen, bis hin zum langhaarigen Typ. Im Verlauf der Zucht schloss der Verein jedoch mehr und mehr Varianten von der Zucht des Deutschen Schäferhundes aus.
Keine Zuchtzulassung für Langhaarige
Nach den weißen und rauhaarigen Schäferhunden wurde im Jahr 1930 auch der langstockhaarige Schäferhund von der weiteren Zucht ausgeschlossen. Von Stephanitz sah die Gebrauchstüchtigkeit und Wetterfestigkeit seiner Rasse durch das lange Fell gefährdet und setzte fortan auf den stockhaarigen, „wolfsähnlichen“ Schäferhund-Typ.
Zwar kamen immer wieder langstockhaarige Welpen bei den Würfen aller bekannten und führenden Linien vor, wenn ein Elterntier das dafür verantwortliche Gen in sich trug, doch als Zuchttiere durften diese laut SV nicht verwendet werden.
Zucht unter dem Begriff „Altdeutscher Schäferhund“
Der Beschluss, das Langstockhaar als „zuchtausschließenden Fehler“ einzustufen, stieß bei vielen Liebhabern und Züchtern auf große Kritik. Sie organisierten schließlich eigene Vereine, die sich außerhalb des SV um die Erhaltung der langhaarigen Schäferhunde kümmerten und sie in Abgrenzung zum „Deutschen Schäferhund“ als „Altdeutsche Schäferhunde“ betitelten.
Parallel zum SV entwickelte sich eine intensive Zucht der sogenannten Altdeutschen Schäferhunde, für die ein eigener Standard aufgesetzt wurde, der – bis auf die Felllänge – kaum Unterschiede zum Deutschen Schäferhund zeigte.
Kaum Unterschiede feststellbar
Zur Wende kam es erst 2010, als der Verein für Deutsche Schäferhunde e.V. mit Zustimmung der FCI den Langstockhaar als Variante wieder zuließ. Unter dem Standard des Deutschen Schäferhundes wird der Langstockhaar Schäferhund seitdem innerhalb des SV wieder gezüchtet.
Trotz der Neuaufnahme halten einige Züchter außerhalb des SV bis heute an dem Begriff des Altdeutschen Schäferhundes fest. Eine Unterscheidung zwischen der von der FCI anerkannten Langstockhaar-Variante des Deutschen Schäferhundes und dem Altdeutschen Schäferhund ist jedoch kaum festzumachen.
Altdeutscher Schäferhund oder Altdeutscher Hütehund?
Gut zu wissen: Einige Schläge des Altdeutschen Hütehundes, wie etwa der Harzer Fuchs oder die Gelbbacke, werden manchmal auch als Altdeutsche Schäferhunde bezeichnet. Sie unterscheiden sich jedoch vom langstockhaarigen Deutschen Schäferhund sowohl optisch als auch charakterlich deutlich.
Erscheinungsbild: Wie sieht der Altdeutsche Schäferhund aus?
Optisch ähnelt der Altdeutsche Schäferhund stark dem klassischen Deutschen Schäferhund. Er teilt mit ihm die typisch aufrecht getragenen Stehohren, die langgestreckte, schmale Schnauze, den aufmerksamen und wachsamen Blick und den buschigen, hängend getragenen Schwanz.
Identisch sind auch die verschiedenen Farbschläge schwarz-braun, schwarz oder wolfsgrau sowie die mittlere bis große Widerristhöhe zwischen 60 bis 65 cm bei Rüden und 55 bis 60 cm bei Hündinnen.
Lange Fahnen und eine Mähne
Augenscheinlich unterscheidet sich der Altdeutsche Schäferhund lediglich durch sein deutlich längeres Haar vom normalen Deutschen Schäferhund. Besonders buschig ist das weiche und nicht fest anliegende Haar an Läufen, Ohren und Rute, wo es lange Fahnen bildet. Charakteristisch ist auch die starke Behaarung am Hals, die sogenannte „Mähne“.
Aufgrund des langen Deckhaars und der dichten, sehr weichen Unterwolle wirkt der Altdeutsche Schäferhund gemeinhin etwas kräftiger als sein enger Verwandter, der Deutsche Schäferhund. Das tatsächliche Gewicht ist mit 28 bis 32 kg bei Hündinnen und 33 bis 40 kg bei Rüden allerdings vergleichbar.
Charakter: Ist ein Altdeutscher Schäferhund ein Familienhund?
Treu, nervenfest und wachsam: Das Wesen des Altdeutschen Schäferhundes entspricht weitestgehend dem des Deutschen Schäferhundes. Seine Zuverlässigkeit, seine sicheren Instinkte und hohe Belastbarkeit machen ihn ebenso geeignet für den Einsatz als Wach-, Schutz- und Diensthund wie seinen berühmten Bruder.
Gleichzeitig besitzt er einen freundlichen und ausgeglichenen Charakter, der ihn auch als Begleit- und Familienhund überaus beliebt macht. Besonders Kindern gegenüber zeigt sich der Altdeutsche Schäferhund von seiner besten Seite. Seine gutmütige Art und sein wachsames Wesen machen ihn zu einem liebevollen Spielgefährten und zuverlässigen Beschützer. Im Vergleich zum Deutschen Schäferhund gelten die altdeutschen Hunde insgesamt als noch etwas ruhiger mit einer noch höheren Reizschwelle.
Erziehung des Altdeutschen Schäferhunds
Nichtsdestotrotz besitzen Schäferhunde ein ausgeprägtes Triebverhalten. Auch wenn sie nur wenig reizbar sind und nur eingreifen, wenn es die Situation tatsächlich erfordert, sollten kleine Kinder nicht unbeaufsichtigt mit ihnen alleine bleiben – was im Übrigen für fast alle größeren Hunde gilt.
Damit sein gutmütiger, ausgeglichener Charakter und seine zuverlässige und aufmerksame Art zur vollen Entfaltung kommen, braucht der Altdeutsche Schäferhund eine frühzeitige Sozialisierung, eine konsequente Erziehung sowie ausreichend Bewegung und Beschäftigung.
Hundesport mit dem Altdeutschen Schäferhund
Wenn Sie sich für den Altdeutschen Schäferhund als Familienhund interessieren, sollten Sie neben Erfahrung und Knowhow im Bereich der Hundeerziehung auch viel Freude an der Bewegung mitbringen, denn die Hunde sind begeisterte Sportler. Gemeinsame Wanderungen, Radtouren und eine regelmäßige Teilnahme am Hundesport sind für den vierbeinigen Athleten und seine Familie ideal.
Beschäftigung des Altdeutschen Schäferhunds
Auch wenn Sie Ihren Altdeutschen Schäferhund als Familienhund halten, möchte der ehemalige Hütehund „zum Einsatz“ kommen. Neben langen Spaziergängen und gemeinsamen Radtouren sollten Sie deshalb auch eine artgerechte Beschäftigung Ihres bewegungs- und lernfreudigen Hundes in Form von Hundesport oder einer Ausbildung anstreben.
Ob Agility, Dog Dance, Obedience, Mantrailing oder Fährtenarbeit – dank seiner Vielseitigkeit ist der Altdeutsche Schäferhund für fast alle Hundesportarten zu begeistern.
Körperlich und geistig auslasten
Auch eine Ausbildung zum Rettungshund, Schutzhund oder im Leistungshüten können Familienhunde absolvieren. Derart ausgelastet, wird sich Ihr Hund auch zu Hause ruhiger und ausgeglichener präsentieren. So werden Sie mit einem überaus freundlichen, anpassungsfähigen und nervenstarken Familienhund belohnt werden.
Was Sie bei der Pflege Ihres Altdeutschen Schäferhunds beachten sollten
Natürlich ist die Pflege des Langstockhaars etwas aufwendiger als die des Stockhaars. Trotzdem sollten Sie es auch beim Altdeutschen Schäferhund mit dem Bürsten nicht übertreiben, da dadurch wichtige Unterwolle herausgezogen wird.
Wenn sich Ihr Hund nicht gerade im Fellwechsel befindet, reicht es aus, wenn Sie das Fell ein bis zwei Mal pro Woche mit einem geeigneten Kamm durchgehen. Für eine gesunde Fellstruktur sollten Sie außerdem auf zu häufiges Baden verzichten und auf eine ausgewogene Ernährung achten. Zur Pflege Ihres Vierbeiners gehören darüber hinaus das regelmäßige Reinigen und Kontrollieren von Ohren, Augen und Pfoten sowie das Kürzen der Krallen.
Ernährung: Welches Futter ist gesund?
Altdeutsche Schäferhunde neigen genauso wie Deutsche Schäferhunde zu Gelenkproblemen. Diese sind meist erblich bedingt und werden zusätzlich durch eine zu starke Belastung und eine falsche Ernährung in der Wachstumsphase begünstigt. Vermeiden Sie deshalb eine zu energiereiche und fetthaltige Kost in den ersten Monaten.
In der Regel wird Ihnen Ihr Züchter eine genaue Fütterungsempfehlung mit auf den Weg geben, an die Sie sich halten sollten. Empfehlenswert ist ein spezielles Welpen-Futter, das auf die Bedürfnisse Ihres jungen Altdeutschen Schäferhundes optimal zugeschnitten ist.
Hochwertiges Futter mit hohem Proteingehalt
Auch bei der Ernährung Ihres Adult-Hundes sollten Sie diese Bedürfnisse immer im Blick haben. Ein gesundes Futter berücksichtigt deshalb Größe, Gewicht, Alter, Gesundheitszustand und Aktivitätsgrad des jeweiligen Hundes.
Unabhängig davon, ob Sie das Futter Ihres Tieres selbst zubereiten (zum Beispiel „BARFen“) oder auf konventionelles Trocken- oder Nassfutter zurückgreifen, sollten Sie darauf achten, dass das Futter einen möglichst hohen Anteil an hochwertigem Fleisch (ca. 70 Prozent) hat und mit Gemüse, Obst, Reis oder Nudeln ergänzt sowie mit wertvollen Fetten angereichert ist. Ein hoher Getreideanteil sollte hingegen aufgrund der erhöhten Allergiegefahr vermieden werden.
Gesundheit: Rassetypische Krankheiten
Egal ob Langstockhaar oder Altdeutscher Schäferhund, ob Leistungs- oder Schönheitszucht – im Fokus jeden Züchters sollte die Gesundheit seiner Hunde stehen. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf folgende Krankheiten und Beschwerden gelegt werden, die auch mit der Rasse des Deutschen Schäferhundes häufig in Verbindung gebracht werden:
Bei guter Pflege erreichen Altdeutsche Schäferhunde ein Alter von ca. 10 bis 13 Jahren.
Zucht und Kauf eines Altdeutschen Schäferhunds
Wie auch beim stockhaarigen Deutschen Schäferhund haben sich in der Zucht des Altdeutschen Schäferhundes zwei Linien herausgebildet: die Showlinie (Hochzucht) und die Leistungslinie. Die Hunde unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer Optik, sondern auch in Bezug auf ihr Wesen.
Hochzucht vs. Leistungszucht
Hunde aus der Hoch- oder Schönheitszucht (Showlinie) haben meist einen vergleichsweise massigeren Körperbau mit einem abfallenden Rücken („Fließheck“). Sie gelten außerdem als ruhig, ausgeglichen und leichtführig – wer einen anpassungsfähigen Familienhund sucht, ist mit einem Hund aus dieser Linie daher am besten beraten.
Wer plant, seine Hunde als Dienst- und Schutzhunde einzusetzen, sollte hingegen eher auf einen Welpen aus der Leistungszucht zurückgreifen. Die in der Regel etwas leichteren Hunde verfügen über einen ausgeprägten Wach-, Schutz- und Hütetrieb, sind sehr belastbar, extrem selbstsicher und arbeitswillig. Sie gehören nur in die Hände von erfahrenen Hundeführern, die sie mit viel Sachverstand und Erfahrung sozialisieren und entsprechend ihres Einsatzortes, etwa bei Polizei, Zoll oder Militär, ausbilden.
Vorabüberlegungen
Das imposante Aussehen, gepaart mit dem Ehrfurcht erregenden Ruf des Schäferhundes, macht den freundlichen und fügigen Altdeutschen Schäferhund bei vielen Hundeliebhabern außerordentlich beliebt. Wer an einem solchen Begleit- und Familienhund interessiert ist, sollte sich jedoch bewusst sein, dass Altdeutsche Schäferhunde von ihrem Ursprung her Gebrauchshunde sind.
Selbst wenn Sie einen Welpen aus einer so genannten Schönheitszucht kaufen, wird dieser immer noch sehr viel Beschäftigungsdrang und Lernwillen mitbringen. Mit kurzen Spaziergängen um den Block wird sich ein „echter“ Altdeutscher Schäferhund keinesfalls zufrieden geben. Erst wenn Sie sich dessen bewusst sind und sicherstellen können, dass Sie und Ihre Familie den Haltungsanforderungen gerecht werden, sollten Sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Züchter machen.
Welcher Züchter passt zu mir?
Da die meisten Züchter entweder auf Leistungs- oder auf Schönheitszucht spezialisiert sind und dementsprechend unterschiedliche Eigenschaften bei Ihren Zuchttieren fördern, sollten Sie sich zunächst im Klaren sein, für welchen Zweck Sie den Schäferhund anschaffen möchten. Erkundigen Sie sich im Vorfeld genau, ob der Züchter eine Hochzucht oder eine reine Leistungszucht betreibt und wählen Sie die Zuchtstätte, die am besten zu Ihren Vorstellungen und Ansprüchen passt.
Wer viel Wert auf FCI zertifizierte Papiere legt, sollte sich darüber hinaus im Klaren sein, dass der Altdeutsche Schäferhund von der FCI nicht als eigene Rasse anerkannt wird. Sie sollten sich in diesem Fall nach Züchtern umsehen, die dem SV bzw. FCI angeschlossen sind und ihre Hunde als „Langstockhaar Schäferhunde“ verkaufen.
Einen seriösen Züchter finden
Wer einen Hund mit der Bezeichnung Altdeutscher Schäferhund sucht, wird in der Regel auf Züchter stoßen, die unabhängig vom Rasseverein für Deutsche Schäferhunde und der FCI züchten. Achten Sie dabei genau auf die Seriosität des Züchters.
Eine Ahnentafel, die dem Welpen bescheinigt, von gesunden Langstockhaar- bzw. Altdeutschen Schäferhund-Eltern abzustammen sowie eine Bescheinigung über empfohlene Gesundheitstests und Impfungen sollten unbedingt vorhanden sein.
Was kostet ein Altdeutscher Schäferhund?
Neben oben genannten „Formalitäten“ sollte aber auch das persönliche Verhältnis zum Züchter stimmen. Ein guter Züchter sollte nicht nur Verkäufer, sondern auch Experte und Ansprechpartner in allen Fragen zur Haltung, Erziehung, Ernährung und Pflege sein. Ein angemessener Preis für reinrassige Welpen liegt etwa zwischen 800 und 1.000 Euro.
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