Die Vielseitigkeit der Schäferhunde und ihre hervorragende Eignung als Diensthund begeisterte auch den preußischen Hofrittmeister Max von Stephanitz, der heute als Begründer des Deutschen Schäferhundes gilt. Im Jahr 1871 begann Stephanitz mit der gezielten Zucht der Gebrauchshunde.
Sein oberstes Ziel war dabei die Zucht eines unentbehrlichen Diensthundes für das Militär, der sich durch Mut, Treue, Gehorsam, Ausdauer und Robustheit auszeichnen sollte. Der 1899 gegründete „Verein für Deutsche Schäferhunde e.V.“ (SV), der bis heute für den Rassestandard des Deutschen Schäferhundes verantwortlich ist, akzeptierte anfangs noch alle Farben und Haar-Varianten, vom rauhaarigen, über den glatt- und stockhaarigen, bis hin zum langhaarigen Typ. Im Verlauf der Zucht schloss der Verein jedoch mehr und mehr Varianten von der Zucht des Deutschen Schäferhundes aus.
Keine Zuchtzulassung für Langhaarige
Nach den weißen und rauhaarigen Schäferhunden wurde im Jahr 1930 auch der langstockhaarige Schäferhund von der weiteren Zucht ausgeschlossen. Von Stephanitz sah die Gebrauchstüchtigkeit und Wetterfestigkeit seiner Rasse durch das lange Fell gefährdet und setzte fortan auf den stockhaarigen, „wolfsähnlichen“ Schäferhund-Typ.
Zwar kamen immer wieder langstockhaarige Welpen bei den Würfen aller bekannten und führenden Linien vor, wenn ein Elterntier das dafür verantwortliche Gen in sich trug, doch als Zuchttiere durften diese laut SV nicht verwendet werden.
Zucht unter dem Begriff „Altdeutscher Schäferhund“
Der Beschluss, das Langstockhaar als „zuchtausschließenden Fehler“ einzustufen, stieß bei vielen Liebhabern und Züchtern auf große Kritik. Sie organisierten schließlich eigene Vereine, die sich außerhalb des SV um die Erhaltung der langhaarigen Schäferhunde kümmerten und sie in Abgrenzung zum „Deutschen Schäferhund“ als „Altdeutsche Schäferhunde“ betitelten.
Parallel zum SV entwickelte sich eine intensive Zucht der sogenannten Altdeutschen Schäferhunde, für die ein eigener Standard aufgesetzt wurde, der – bis auf die Felllänge – kaum Unterschiede zum Deutschen Schäferhund zeigte.
Kaum Unterschiede feststellbar
Zur Wende kam es erst 2010, als der Verein für Deutsche Schäferhunde e.V. mit Zustimmung der FCI den Langstockhaar als Variante wieder zuließ. Unter dem Standard des Deutschen Schäferhundes wird der Langstockhaar Schäferhund seitdem innerhalb des SV wieder gezüchtet.
Trotz der Neuaufnahme halten einige Züchter außerhalb des SV bis heute an dem Begriff des Altdeutschen Schäferhundes fest. Eine Unterscheidung zwischen der von der FCI anerkannten Langstockhaar-Variante des Deutschen Schäferhundes und dem Altdeutschen Schäferhund ist jedoch kaum festzumachen.
Altdeutscher Schäferhund oder Altdeutscher Hütehund?
Gut zu wissen: Einige Schläge des Altdeutschen Hütehundes, wie etwa der Harzer Fuchs oder die Gelbbacke, werden manchmal auch als Altdeutsche Schäferhunde bezeichnet. Sie unterscheiden sich jedoch vom langstockhaarigen Deutschen Schäferhund sowohl optisch als auch charakterlich deutlich.