Manchmal scheint es, als ob Hunde genau verstehen, was ihr Mensch ihnen sagen will.
Viele Hundefreunde sind sich sicher, dass ihr tierischer Gefährte sie bestens versteht. Trotzdem kommt es im Alltag oft genug zu Missverständnissen zwischen Hund und Mensch. Denn was für uns selbstverständlich erscheint, ist für den Hund nicht immer ganz so klar. Was verstehen Hunde nun wirklich?
Wer sich fragt, was Hunde verstehen, sollte sich auch mit der Frage beschäftigen, wie Hunde die Welt wahrnehmen. Natürlich können Hunde keine Kreuzworträtsel lösen. Aber sie sind Experten für Gerüche. Mit einer Nase, die schätzungsweise eine Million Mal besser Düfte wahrnimmt als unsere, erleben sie eine Parallelwelt – die Welt der Düfte.
Noch nach Tagen können sie Spuren verfolgen. Wenn wir einen Schlüssel im Gebüsch verlieren, ist es für die meisten Hunde ein Kinderspiel, ihn für uns zu finden. Schnüffelaufgaben, die für uns unlösbar wären, erledigt der Hund im Nu.
Hundefreunde kennen das Gefühl: „Mein Hund versteht ganz genau, was ich gerade gesagt habe!“ Wie so oft gilt jedoch: Der Ton macht die Musik. Abseits der erlernten Wörter wie „sitz“, „fein“ oder „hierher“ versteht der Vierbeiner unsere Sprache zwar nicht wörtlich, aber er hört, ob wir verärgert sind oder uns freuen.
2016 publizierten Forscher Ergebnisse einer Studie mit 13 Hunden. Die Hunde waren darauf trainiert, ruhig in einem speziellen MRT-Gerät zu sitzen, so dass die Forscher Hirnreaktionen bei bestimmten Wörtern beobachten konnten.
Sie prüften die Reaktionen auf neutral und freudig ausgesprochene Lobwörter im Vergleich zu nichtssagenden Wörtern, die neutral und freudig ausgesprochen wurden. Das freundlich ausgesprochene Lob aktivierte das Belohnungszentrum im Gehirn am meisten. Nichtssagendes rief auch in lobendem Tonfall kaum Reaktionen hervor.
Wichtig: Die Körpersprache hat für Hunde ebenfalls eine hohe Bedeutung. Für den Hund im Training ist es ein großer Unterschied, ob sein Mensch beim Training aufs Smartphone schaut oder sich ihm zuwendet.
Hunde verstehen Konzepte
Es gibt Hunderassen, wie die Border Collies, die als Arbeitstiere gelten. Einer davon hat es zu besonderer Berühmtheit erlangt: Rico, der über 200 verschiedene Spielzeuge zuordnen konnte.
Benannte die Halterin ein Spielzeug, fischte er dieses zielsicher aus einem Berg von Spielzeug heraus. Mehr noch: Bekam er einen ihm unbekannten Begriff, zum Beispiel „Gänseblümchen“, kam er mit einem neu hinzugefügten Spielzeug zurück – via Ausschlussverfahren. Eine für Tiere herausragende Denkleistung. Hunde sind also in der Lage, einfache Konzepte zu verstehen.
So wichtig ist die Sozialisierungsphase
Die Sozialisierungsphase des Hundes trägt entscheidend dazu bei, was und wie viel Hunde in unserem Menschenalltag verstehen. Bis zur zwölften Woche sollte der Welpe viel Zeit mit Menschen verbringen, um Mimik, Körpersprache und Stimmlagen des Menschen ein Hundeleben lang besser einschätzen zu können.
Viele Straßenhunde, die keine positive Sozialisierung mit Menschen erfahren haben, verstehen menschliche Körpersprache häufig als Bedrohung. Ein Beispiel ist der direkte Blickkontakt: Für einen Hund, der früh an Menschen gewöhnt worden ist, stellt das kein Problem dar. Doch bei Straßenhunden kann der direkte Blickkontakt zu defensivem Verhalten führen.
Ähnlich läuft es übrigens, wenn Sie einen Hund mit einer Katze zusammenbringen möchten. Hat er Samtpfoten nie kennengelernt, wird er Schwierigkeiten haben, sie zu verstehen. So wird Schnurren aus Hundesicht schnell zum Knurren.
„Mein Hund versteht mich einfach nicht!?“
Vor allem während der Hundepubertät denken viele Hundehalter, ihr verbeiniger Liebling würde sie plötzlich nicht mehr verstehen. Ist er vor einem Monat noch mit wehenden Ohren nach dem Rückrufkommando auf Sie zugestürmt, hebt er jetzt nur kurz den Kopf. Und schnüffelt gemütlich weiter.
Keine Sorge: Ihr Hund versteht Sie. Allerdings versteht er nicht, warum er Ihrer Aufforderung nachkommen sollte. Denn die Welt hat ihm so viel Spannendes zu bieten! Vor allem in der Hundepubertät gilt es, das Training vernünftig aufzubauen und lieber einen Schritt zurückzugehen, anstatt zu viel zu verlangen.
Haben Sie keine Angst. Wenn Sie die schwierige Phase überstanden haben, zahlt sich das geduldige Üben doppelt aus!
Was verstehen Hunde: Drei Missverständnisse im Alltag
Oft verstehen Hunde das Verhalten ihres Zweibeiners ganz anders, als dieser es beabsichtigt. Um das zu verbildlichen, haben wir an dieser Stelle drei Klassiker der Mensch-Hund-Missverständnisse für Sie ausgewählt – formuliert mit einem Augenzwinkern, schließlich können auch wir keine Gedanken lesen.
1. Das gemeinsame Gebell
Situation: Rüde Alto sieht in 50 Metern Entfernung einen Artgenossen, der auf ihn und seinen Menschen zukommt. Er reagiert mit lautem Gebell: „Alarm, es kommt ein Hund!“
Problem: Seinem Menschen ist das sichtlich unangenehm. Er ruft energisch: „Alto, sei still! Jetzt reicht’s aber!“ und „Ruuuuuuuhe!“. Dabei wird der Zweibeiner immer lauter und nervöser.
Das versteht der Hund: „Mein Mensch regt sich ja richtig auf! Gut, dass ich gebellt habe. Klasse, nun bellen wir sogar zusammen! Mein Mensch ist zwar nicht so laut wie ich, aber gemeinsam schlagen wir den Fiffi sicher in die Flucht!“
Lösung: Es gibt die Möglichkeit, ein gezieltes Anti-Bell-Training, zum Beispiel auf Social Walks, mit dem Hund zu absolvieren. Bewahren Sie außerdem Ruhe und strahlen Sie Sicherheit aus. Auf keinen Fall sollten Sie „mitbellen“.
2. An der Leine ziehen
Situation: Der gemeinsame Spaziergang wird zur Kraftprobe: Hund Wotan zieht seinen Menschen überallhin, wo er etwas Spannendes riecht. Dieser Baum, der nächste Baum, die kleine Mauer – oh, ein interessanter Baum …
Problem: Der Mensch geht mit, hält die Leine aber auf Spannung und denkt: „Der Widerstand macht Wotan sicher deutlich, dass sein Verhalten nicht erwünscht ist.“ Ab und zu ruckt er energisch an der Leine und sagt scharf: „Nicht ziehen!“. Doch nach 20 Sekunden hängt Herrchen wieder in den Seilen, genauer gesagt, am anderen Ende der straff gespannten Leine.
Das versteht der Hund: „Lästig, dass mein Herrchen so an der Leine zieht. Aber was soll’s, wir kommen ja trotzdem an! Umso mehr ich ziehe, umso besser komme ich an mein Ziel.“
Lösung: Geben Sie nie dem Leinenzug nach, ansonsten wird das falsche Verhalten belohnt. Denn der Hund kommt seinem Ziel näher. Bleiben Sie stattdessen besser stehen, bis die Leine wieder locker ist. Oder gehen Sie mit Ihrem Vierbeiner in die entgegengesetzte Richtung. Leinentraining braucht in jedem Fall Geduld.
3. Tischmanieren
Situation: Mischling Freddy – da ist sich Familie Stark einig – bekommt kein Essen vom Menschentisch. Er soll schließlich kein Bettler werden.
Problem: Tochter Jessica verschmäht das Innere ihres Frühstücksbrötchens. Also formt sie daraus kleine Kugeln, die sie unter den Tisch fallen lässt. Ein diskreter Happs und weg sind sie. Wird schon keiner merken.
Das versteht der Hund: „Juhu! Endlich fällt auch mal was für mich ab! Künftig halte ich mich beim Essen in Jessicas Nähe auf und lasse meinen Dackelblick auf sie wirken. Bei jedem Brötchenkrümel weiß ich, dass es stimmt: Steter Tropfen höhlt den Stein.“
Lösung: Die meisten Hunde verstehen keine Ausnahmen. Sind die Regeln einmal aufgeweicht, werden sie viel Energie darauf verwenden, erneut zum Ziel zu gelangen. Darum: Alle im Haushalt sollten sich einig sein und konsequent bleiben.
Die Sichtweise des Hundes berücksichtigen
Wer im Alltag bei kniffligen Situationen überlegt, wie die Situation wohl aus Hundesicht wirkt, kann mögliche Missverständnisse in der Kommunikation vermeiden.
Zum Beispiel haben manche Hundefreunde die Gewohnheit, Kommandos in ganze Sätze einzubinden: „Jack, nun mach aber bitte mal Sitz! Das haben wir doch schon geübt!“ Das versteht ein Hund aber nur mit viel Glück. Ein einfach „Sitz!“ dagegen ist eine klare Ansage.
Oft ist auch das Timing der Belohnung fehlplatziert. Oder der Hund wird zu sehr vermenschlicht und versteht darum nicht, was sein Zweibeiner möchte. Ein Besuch in der Hundeschule kann hierbei helfen. Denn oft haben sich kleine Gewohnheiten eingeschlichen, die dem Menschen nicht auffallen.
Eine schlabbrige Zunge auf der Haut finden manche Hundefreunde klasse, andere nicht so sehr. Doch eine Frage bleibt: „Warum leckt mein Hund mich ab?“ Dieser Artikel erklärt Ihnen, warum Hunde diese Geste so häufig zeigen.
Manche Hunde kommentieren jedes Ereignis mit lautstarkem Bellen. Klar, Bellen gehört zum Hund dazu und ist seine Art, sich mitzuteilen. Aber wenn Ihr Vierbeiner unkontrolliert bellt, sollten Sie wortwörtlich aufhorchen. Wir geben Tipps, wie Sie Ihrem Hund das Bellen abgewöhnen.
Wenn Hunde nicht hören oder sich aggressiv gegenüber Artgenossen verhalten, wird dieses Verhalten häufig mit Dominanz erklärt. Doch was bedeutet Dominanz bei Hunden eigentlich und wie bekommen Sie diese bei Ihrem Hund in den Griff?