Vestibularsyndrom beim Hund Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Vestibularsyndrom beim Hund

Wenn Hunde den Kopf schief halten oder die Augen nicht stillstehen, sind das meist Anzeichen für das Vestibularsyndrom.

05.04.2023 | Karussellfahren macht Spaß. Doch zu viel des Guten schlägt auf den Magen. Ähnlich geht es Hunden, die unter dem Vestibularsyndrom leiden. Was sich dahinter verbirgt und ob das Vestibularsyndrom beim Hund heilbar ist, erfahren Sie in diesem Artikel.

Wie gefährlich ist das Vestibularsyndrom beim Hund?

Beim Vestibularsyndrom beim Hund handelt es sich um eine Störung des Gleichgewichtsorgans. So schlimm die Symptome der Krankheit auch erscheinen mögen: Das Vestibularsyndrom beim Hund ist nicht von vornherein gefährlich.

Trotzdem sollten Hundebesitzer die zugrunde liegenden Ursachen nicht unterschätzen und rechtzeitig behandeln lassen.

Welche Hunde erkranken häufig an einem Vestibularsyndrom?

Besonders oft sind ältere Hunde vom Vestibularsyndrom betroffen. Generell kann aber jeder Hund an der Gleichgewichtsstörung erkranken, unabhängig von seiner Rasse und dem Geschlecht.

Symptome: Was sind typische Anzeichen für das Vestibularsyndrom beim Hund?

Ob ihr Hund am Vestibularsyndrom erkrankt ist, können Hundebesitzer am deutlichsten anhand plötzlich auftretender neurologischer Störungen erkennen. Viele Hundehalter beschreiben den Vorfall häufig als Schlaganfall.

Abhängig vom Ausmaß des Syndroms treten bei Hunden folgende Symptome auf:

  • pendelnde Augen (Nystagmus)
  • schiefe Kopfhaltung
  • Lahmen und Bewegungsstörungen

Durch die zusätzlich auftretende Übelkeit erbrechen die betroffenen Hunde zudem häufig. Da beim Vestibularsyndrom nur der Gleichgewichtssinn betroffen ist, geht es den betroffenen Hunden abgesehen von den auf uns Menschen erschreckend wirkenden Symptomen in der Regel gut.

Wann sollte ich zum Tierarzt?

Sind die Bewegungsabläufe Ihres Hundes gestört oder ist sein Gesundheitszustand anderweitig verändert, sollten Sie Ihren Tierarzt darüber informieren.

Je früher ein Profi Ihren Hund untersucht, desto schneller verbessert sich der Zustand des Tieres durch die richtige Behandlung. Abhängig davon, was die Krankheit verursacht, verbessern Sie mit einem Tierarztbesuch außerdem die Chance auf Heilung.

Diagnose: Wie wird das Vestibularsyndrom beim Hund nachgewiesen?

Da mit dem Vestibularsyndrom oft ausgeprägte Symptome einhergehen, erkennen Tierärzte meist schnell, ob der vierbeinige Patient ein neurologisches Problem hat.

Um die Krankheit allerdings gezielt bekämpfen zu können, muss als Erstes ihre Quelle gefunden werden. Zu diesem Zweck führt der Tierarzt verschiedene Untersuchungen durch.

Ohruntersuchung

Ist das Ohr Ihres Hundes entzündet, kann der Tierarzt dies mit einem Blick in das Ohrinnere herausfinden. Dabei kommt ein sogenanntes Otoskop zum Einsatz, eine kleine Lupe mit eigener Lichtquelle.

Zu den Anzeichen einer Ohrenentzündung gehören

  • gerötete Haut,
  • Juckreiz und
  • ein übelriechender Geruch.

Neurologische Untersuchung

Durch das Testen verschiedener Sinne und Reize Ihres Hundes, wie der Sehfunktion und den Reflexen, gewinnt Ihr Tierarzt wichtige Anhaltspunkte für die Lokalisierung des Problems.

Bildgebende Verfahren

Eine Röntgenuntersuchung hilft Ihrem Tierarzt, Entzündungen oder Tumore in inneren Organen oder knöchernen Strukturen zu identifizieren. Um jedoch einen genaueren Blick auf das Gehirn Ihres Hundes zu werfen, ist unter Umständen eine Magnetresonanztomographie (MRT) erforderlich.

Vestibularsyndrom beim Hund im MRT © CameraCraft / stock.adobe.com
Mit einem MRT geht der Tierartz auf Ursachensuche beim Vestibularsyndrom.

Therapie: Wie wird das Vestibularsyndrom beim Hund behandelt?

Ein Heilmittel für das Vestibularsyndrom beim Hund gibt es derzeit noch nicht. In der Regel heilt das Syndrom nach kurzer Zeit wieder. In schweren Fällen kann Ihr Tierarzt symptomatische Maßnahmen einleiten, um die Beschwerden des vierbeinigen Patienten vorübergehend zu lindern.

Zu den möglichen Hilfsmaßnahmen zählen:

  • Infusionen mit Elektrolyten oder Flüssigkeit
  • die Gabe von Medikamenten wie Mittel gegen Übelkeit, Vitamin B oder Karsivan gegen Durchblutungsstörungen

Wichtig: Haben Sie Geduld mit Ihrem Hund. Helfen Sie ihm durch die schwierige Zeit und unterstützen Sie ihn beim Fressen und Trinken. Darüber hinaus ist es wichtig, die zugrunde liegende Krankheit zu behandeln. Nur so kann Ihr Hund auf Dauer ein gesundes Leben führen.

Wann muss der Tierarzt einen Hund mit Vestibularsyndrom erlösen?

Aufgrund des Krankheitsbilds beim Vestibularsyndrom entsteht bei Hundebesitzern schnell das Bild eines schier unerträglichen Leidens. Viele Hundehalter fragen sich dann, ob sie ihrem Hund dieses Leid ersparen sollten.

Bei den meisten Hunden und Katzen verschwindet das Syndrom allerdings innerhalb weniger Stunden oder Tage von selbst wieder. Deshalb kommt eine Euthanasie nur dann in Betracht, wenn der Tierarzt eine lebensbedrohliche Ursache feststellt und keine Heilung mehr möglich ist.

Ursachen: Was sind Auslöser des Vestibularsyndroms beim Hund?

Im hinteren Teil des Ohrs befindet sich das Gleichgewichtsorgan, das auch Vestibularorgan genannt wird. Diese vestibuläre Struktur spielt eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts von Hunden. Ist die Struktur gestört, tritt das Vestibularsyndrom auf.

Nicht immer ist der Ursprung dafür einfach erkennbar. Oft tritt es bei Seniorenhunden auf, weshalb Tierärzte die geriatrische Form auch als idiopathische Form bezeichnen.

Unabhängig vom Alter können Hunde ein Vestibularsyndrom auch entwickeln, wenn äußere oder innere Faktoren Teile des Vestibularapparats oder damit verbundene Strukturen im Gehirn schädigen. Man unterscheidet zwischen peripherem und zentralem Syndrom.

1. Peripheres Vestibularsyndrom

Mit dem peripheren vestibulären Syndrom bezeichnen Tierärzte die Form der Erkrankung, die auf eine Schädigung des Gleichgewichtsorgans selbst zurückzuführen ist.

Hierbei sind vor allem das Innenohr und der achte Hirnnerv (Nervus vestibulocochlearis) betroffen. Zu den möglichen Ursachen dafür gehören Verletzungen oder Entzündungen.

2. Zentrales Vestibularsyndrom

Zum zentralen Vestibularsyndrom kommt es, wenn die vier sogenannten Vestibulariskerne im Gehirn beschädigt sind.

Mögliche Ursachen sind Krebserkrankungen oder Infektionserkrankungen wie Staupe. Erklären lassen sich neurologische Ausfälle beim Hund aber auch durch eine Vergiftung mit Medikamenten oder Pflanzengiften.

Prognose: Ist das Vestibularsyndrom heilbar?

So schnell wie das Vestibularsyndrom beim Hund auftritt, so schnell verschwindet es in den meisten Fällen auch wieder. Lassen Sie Ihren Hund dennoch unbedingt von einem Tierarzt untersuchen, um schwerwiegende Krankheiten auszuschließen.

Vorbeugung: Ist es möglich, Hunde vor dem Vestibularsyndrom zu schützen?

Einen effektiven Schutz vor dem Vestibularsyndrom gibt es für Hunde nicht. Grundsätzlich sollten Sie dafür sorgen, die Gesundheit Ihres Hundes so gut wie möglich zu fördern.

Achten Sie zum Beispiel darauf, Ihren Hund fit zu halten und ihn gesund zu ernähren. Gehen Sie regelmäßig mit Ihrem Vierbeiner spazieren und stimulieren Sie sein Gehirn mit lustigen Spielen. Auch Hundesport ist eine gute Möglichkeit, um Körper und Geist fit zu halten.

Weitere neurologische Krankheiten

Quellen


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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