{"url":"https://www.zooplus.de/magazin/hund/hundegesundheit-pflege/pinien-prozessionsspinner","title":"Prozessionsspinner: Gefahr für Hund und Mensch","mag_id":35650,"is_single":true,"cat_name":"Hund","sub_cat_id":82,"sub_cat_name":"Hundegesundheit und Pflege","cat_id":79}
Die Raupen der Prozessionsspinner sind dicht mit Brennhaaren bewachsen.
Vielleicht sind Ihnen im Wald oder am Straßenrand schon Warnschilder mit dem Hinweis auf Prozessionsspinner begegnet. Oder Sie haben gesehen, wie die Raupen ähnlich einer langen Kette an einem Baum entlanglaufen. Was an den Prozessionsspinnern so gefährlich ist und was Sie im Fall eines Kontakts tun müssen, haben wir in diesem Artikel für Sie zusammengefasst.
Prozessionsspinner (Thaumetopoeinae) sind Nachtfalter aus der Familie der Zahnspinner (Notodontidae). Es sind circa 100 verschiedene Arten bekannt, die jeweils in verschiedenen Regionen angesiedelt sind und sich auf unterschiedliche Baumarten spezialisiert haben. Zu den wichtigsten gehören:
Pinien-Prozessionsspinner: Diese Art lebt vor allem im Mittelmeerraum.
Eichen-Prozessionsspinner: Verbreitung in Süd- und Mitteleuropa bis nach Vorderasien; vor allem in Deutschland hat sich der Eichen-Prozessionsspinner in den letzten Jahren massenhaft vermehrt.
Kiefern-Prozessionsspinner: Vorkommen vor allem in Nordeuropa bis ins nordöstliche Deutschland
Gefahr durch die Raupen der Prozessionsspinner
Gefährlich für Mensch und Tier sind nicht die erwachsenen Prozessionsspinner sondern die Raupen. Denn die Raupen haben entlang des Körpers unzählige kleine Brennhaare mit Widerhaken, die das Gift Thaumetopoein enthalten.
Dieses Gift verursacht allergische Reaktionen bei den Betroffenen. Aber die Gefahr besteht nicht nur durch den direkten Kontakt zu den Raupen. Abgebrochene Brennhaare trägt der Wind zum Teil mehrere hundert Meter weit.
Ganzjährige Problematik
Zudem enthalten auch die sogenannten Gespinstnester der Raupen Unmengen von Brennhaaren. Auch wenn die Raupen sich schon längst zur Verpuppung in den Boden zurückgezogen haben: Die Nester bleiben. Dies erklärt auch, warum es mittlerweile fast ganzjährig zum Kontakt mit den Brennhaaren kommen kann.
Die Gespinstnester dienen den Raupen sozusagen als Schlafplatz. Sie sitzen typischerweise am Stamm oder in Astgabeln, beispielsweise von Eichen. Von dort aus ziehen die Raupen, vor allem nachts, in Prozessionen zu ihren Fressplätzen. Dieses Verhalten hat ihnen auch zu ihrem Namen verholfen.
Welche Symptome treten beim Kontakt auf?
Normalerweise sind Hunde durch ihr dichtes Fell relativ gut vor den Brennhaaren der Raupen geschützt. Dies gilt aber leider nicht für den Bereich rund um die Schnauze und die Pfoten.
Steckt der neugierige Vierbeiner also die Nase in ein Gespinst oder testet, ob die Raupen vielleicht ein guter Leckerbissen sind, wird es schnell gefährlich. Auf welche Art von Prozessionsspinner Ihr Hund getroffen ist, macht übrigens in Bezug auf die Symptome keinen Unterschied. Diese sind bei gleich, egal ob Eichen- oder Pinienprozessionsspinner.
Folgen des Kontakts mit den Prozessionsspinnern
Nach dem Kontakt mit den Brennhaaren kommt es im Gewebe zu einer allergischen Reaktion. Durch die Einlagerung von Flüssigkeit im Gewebe (Ödem) entstehen teilweise immense Schwellungen.
Dies hat unter Umständen das Absterben von Gewebe zur Folge, da dieses durch das Ödem nicht mehr richtig durchblutet wird. Begleitet wird all das anfangs von Juckreiz, später können betroffene Stellen regelrecht verätzt aussehen.
Je nachdem welche Organe mit den Brennhaaren in Kontakt gekommen sind, treten folgende Symptome auf:
Schwellungen in der Maulschleimhaut (inklusive Zunge) und Nasenschleimhaut
Sie sehen: der Kontakt zu den Prozessionsspinnerraupen kann schnell lebensgefährlich werden. Deshalb suchen Sie in jedem Fall so schnell wie möglich einen Tierarzt auf.
Erste Hilfe für den Hund: Was soll ich nach einem Kontakt mit Prozessionsspinnern tun?
Welche Sofortmaßnahmen können Sie unternehmen, wenn Ihr Hund mit den Brennhaaren des Prozessionsspinners in Kontakt gekommen ist? Wie in jedem Notfall ist zunächst das Wichtigste, dass Sie ruhig bleiben! Nur wenn Sie einen kühlen Kopf bewahren, können Sie Ihrem Hund effektiv helfen. Außerdem bleibt auch Ihr Hund ruhig, wenn Sie Ruhe ausstrahlen.
1. Abspülen mit Wasser
Um die Brennhaare zu entfernen, sollten Sie die betroffenen Bereiche mit reichlich Wasser abspülen. Tragen Sie dabei am besten Handschuhe und wenn möglich auch einen Mundschutz. Leiden Sie nach der Ersten Hilfe selbst an einer Raupendermatitis, ist niemandem geholfen.
2. Aufsuchen eines Tierarztes
Suchen Sie nach diesen ersten Maßnahmen außerdem unbedingt einen Tierarzt auf. Auch wenn die Verletzung im ersten Moment vielleicht nicht so schlimm aussieht, nur der Tierarzt kann einschätzen, welche Behandlung notwendig ist.
Was macht der Tierarzt?
Die wichtigste Behandlung durch den Tierarzt ist die Gabe von abschwellenden Medikamenten (meist Cortison). Je länger die Schwellung (und damit das Ödem) besteht, desto größer ist die Gefahr, dass das Gewebe abstirbt.
Zögern Sie also nicht, den Tierarzt unverzüglich zu konsultieren, wenn Ihr Hund Kontakt mit Prozessionsspinnern hatte. Ist das Gewebe schon abgestorben, muss der Veterinär dieses operativ entfernen.
Zusätzlich werden meist auch Antiallergika (Antihistaminika) verabreicht. Bei Quaddeln auf der Haut oder Schwellungen an den Pfoten sind wiederum abschwellende Salben das Mittel der Wahl.
Wie stehen die Heilungschancen?
Nach der entsprechenden und rechtzeitigen Behandlung geht es den Hunden in der Regel schnell wieder gut. Wird der Hund dagegen nicht oder zu spät behandelt, halten die Symptome oft über Tage an.
Im schlimmsten Fall büßt der Hund dann beispielsweise seine Zungenspitze oder Ähnliches ein. Auch Todesfälle durch anaphylaktische Reaktionen oder Zuschwellen der Atemwege sind möglich.
Prophylaxe: Wie vermeide ich den Kontakt zum Prozessionsspinner?
Damit es gar nicht erst zum Kontakt mit den Prozessionsspinnern kommt, lassen sich einige Vorsichtsmaßnahmen treffen.
Meiden Sie befallene Gebiete: In der Regel sind die vom Prozessionsspinner großflächig befallenen Areale beschildert.
Führen Sie Ihren Hund an der Leine, wenn Sie diese Gebiete nicht meiden können.
Achten Sie darauf, dass Ihr Hund nicht im Gestrüpp herumschnüffelt, um den Kontakt mit Raupen oder heruntergefallenen Gespinstnestern zu verhindern.
Ich unterstütze das zooplus Magazin seit einigen Jahren mit meiner umfangreichen Expertise. Bereits seit 2009 bin ich approbierte Tierärztin und derzeit mit einer mobilen Kleintierpraxis im Großraum München tätig.
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