Leptospirose beim Hund: Ansteckung, Symptome & Behandlung Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Leptospirose ist eine bakterielle Infektion, die schlimmstenfalls zum Tod des Hundes führt. Erfahren Sie mehr über die Symptome der Leptospirose beim Hund, eine mögliche Übertragung auf den Menschen sowie eine vorbeugende Impfung gegen Leptospirose beim Hund.

Leptospirose beim Hund

Eine Leptospirose beim Hund wird durch Bakterien hervorgerufen.

Definition: Was ist Leptospirose beim Hund?

Leptospirose ist eine durch schraubenförmige Bakterien hervorgerufene Erkrankung bei Hunden. Umgangssprachlich wird sie auch als Stuttgarter Hundeseuche oder Weil‘sche Krankheit bezeichnet.

Der Krankheitserreger ist das Bakterium Leptospira (L.), welches weltweit vorkommt. Gut zu wissen: Der Leptospirose-Erreger ist auf den Menschen übertragbar und kann bei Hundebesitzern schwere Infektionen verursachen. Die am häufigsten vorkommende Gattung ist Leptospira interrogans, wobei auch andere Gattungen wie beispielsweise L. pomona oder L. australis existieren.

Ursachen der Leptospirose: Wie kommt es beim Hund zur Ansteckung?

Leptospiren mögen es gerne warm und feucht, weshalb sie besonders im Mittelmeerraum und anderen feuchtwarmen Klimazonen vorkommen. Dementsprechend steigen die Infektionsfälle in sommerlichen und herbstlichen Monaten.

Die Keime befinden sich u. a. in verschiedenen Haustieren. Besonders häufig kommen sie in wildlebenden Tieren wie Nagetieren vor, welche die primären Wirte darstellen. Von ihnen aus gelangen sie über direkten und indirekten Kontakt, zum Beispiel über kontaminierte Gegenstände, Futter oder Wasser, in den Endwirt.

Wie schnell bricht Leptospirose aus?

Infektiöser Urin stellt in den meisten Fällen die Hauptinfektionsquelle dar, wobei die Bakterien ebenfalls während des Deckaktes oder während der Trächtigkeit in der Gebärmutter auf die fetalen Welpen übertragen werden können.

Gelangen die Leptospiren schließlich in den Körper, erreichen sie sehr schnell über die Blutbahn den gesamten Organismus. Ob und in welchem Maß die Symptomatik ausbricht, ist von der Bildung von schützenden Proteinen (Antikörpern) abhängig:

  • Tiere mit Antikörpern: die Erreger werden eliminiert und die Krankheit bricht nicht aus
  • Tiere ohne Antikörper: die Bakterien vermehren sich in verschiedenen Organen und führen zu einem Krankheitsausbruch

Symptome: Wie erkennt man Leptospirose beim Hund?

Bricht eine Leptospirose beim Hund aus, so werden besonders die Leber und die Nieren geschädigt. Geschlechtsorgane, das Nervensystem und andere Organe können jedoch ebenfalls betroffen sein.

Wie macht sich Leptospirose bemerkbar?

Je nach Ausmaß der Erkrankung und der Aktivität des Immunsystems ergeben sich drei unterschiedliche Verlaufstypen mit unterschiedlicher Symptomatik. Diese muss nicht immer vollständig ausgeprägt sein, in vielen Fällen verläuft die Leptospirose milder.

Plötzlicher (perakuter) Verlauf

Die Bakterien vermehren sich so schnell, dass die betroffenen Tiere innerhalb kurzer Zeit an den Folgen der Organschäden sterben.

Relativ plötzlicher (subakuter) Verlauf

  • Schlechtes Allgemeinbefinden und Fieberschübe
  • Erbrechen
  • Austrocknung (Dehydratation)
  • Vermehrte Blutungsneigung z. B. Nasenbluten, Atemnot durch Lungenblutungen (severe pulmonary haemorrhage syndrome, SPHS)
  • gelbe Schleimhäute (Ikterus)
  • vermehrte Wasser- und Urinabgabe (Polyurie, Polydipsie) und ggf. akute Niereninsuffizienz
  • neurologische Ausfälle

Langsamer (chronischer) Verlauf

  • Nierenentzündungen
  • Leberentzündungen und verstärkte Umbauvorgänge der Leber (Leberfibrose)

Diagnose: Was macht der Tierarzt?

Ein ausführliches Besitzergespräch (Anamnese) ist die Basis jeder Diagnosestellung. Ein Auslandsaufenthalt und weitere Anhaltspunkte wie ein verändertes Trinkverhalten sind wichtige Hinweise für eine Leptospirose beim Hund.

Durch eine klinische Allgemeinuntersuchung kann der Tierarzt weitere wichtige Parameter wie das Allgemeinbefinden und die Körperinnentemperatur ermitteln. Kommt der Tierarzt zu dem Entschluss, dass eine Infektion mit Leptospiren vorliegen könnte, leitet er eine spezielle Untersuchung ein.

Blutuntersuchung: Welche Blutwerte deuten auf eine Leptospirose hin?

Die Blutwerte bei Leptospirose beim Hund zeigen typischerweise einen vermehrten Gehalt an weißen Blutkörperchen (Leukozytose) und einen Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie), wodurch die Gerinnung gestört ist und Blutungen auftreten können.

Die chemische Untersuchung des Blutes gibt wichtige Hinweise auf die Funktion der Nieren und der Leber. Sind die Organe bereits geschädigt, zeigen die Tiere unter anderem einen erhöhten Gehalt an harnpflichtigen Giftstoffen im Blut (Azotämie) sowie hohe Leberwerte wie ALT (Alanin-Aminotransferase) oder GLDH (Glutamatdehydrogenase).

Urinuntersuchung bei Verdacht auf Leptospirose

Da die Blutuntersuchung kein fester Beweis für eine Leptospirose ist, kann der Tierarzt einen direkten oder indirekten Erregernachweis einleiten. Ein direkter Erregernachweis wird unter einem Dunkelfeldmikroskop mittels einer Urinprobe ermittelt. Jedoch ist diese Testmethode relativ unsicher, da die Erreger nicht zu jedem Zeitpunkt im Urin nachgewiesen werden können.

Können geimpfte Hunde Leptospirose bekommen?

Als Standardverfahren dient deshalb ein indirekter, serologischer Nachweistest, der sogenannte mikroskopische Agglutinationstest (MAT). Das Prinzip dieses Testverfahrens ist der Nachweis von bestimmten Antikörpern, welche während einer Anwesenheit von Leptospiren durch Immunzellen gebildet werden.

Auch geimpte Hunde können sich infizieren. Wurde das Tier vor der Erkrankung geimpft, ist es allerdings schwierig, zwischen Impftiter und einer Infektion zu unterscheiden. Daher wird der Test mehrere Wochen durchgeführt, da nur ein starker Anstieg der Antikörper beweisend ist.

Therapie: Was hilft gegen Leptospirose?

Die Behandlung einer Leptospirose beim Hund setzt sich aus unterschiedlichen therapeutischen Maßnahmen zusammen: einer zweiphasigen Antibiotikagabe und einer symptomatischen Therapie.

Behandlungsmöglichkeiten bei Leptospirose

  • Infusionen als Flüssigkeitstherapie
  • Schmerzmittel (Analgetika)
  • Medikamente gegen Übelkeit (Antiemetika)
  • Magenschutztabletten
  • Sauerstoff bei Atemnot
  • künstliche Ernährung
  • Harnkatheter

Wichtig ist eine kontinuierliche Überwachung der Vitalparameter des erkrankten Hundes, um im Falle einer Verschlechterung schnellstmöglich eingreifen zu können. Dabei sollte besonders auf die Nierenaktivität geachtet werden, da die Gefahr eines akuten Nierenversagens sehr hoch ist.

Prognose: Kann man Leptospirose heilen?

Die Prognose einer Leptospirose beim Hund ist stark abhängig vom Alter des Hundes, der Verlaufsform und der Therapie der Erkrankung.

Die perakute Verlaufsform endet meist tödlich, wohingegen eine subakute Infektion durch eine korrekte Behandlung erfolgreich eliminiert werden kann. Besonders schwere Verläufe treten bei ungeimpften Tieren auf.

Prophylaxe: Impfung als vorbeugende Maßnahme

Die deutschen Impfempfehlungen zählen die Leptospiroseimpfung zu den Pflichtimpfungen (Core-Impfungen). Sie deckt Infektionen mit L. canicola und L. icterohaemorrhagiae ab, weshalb diese Gattungen nur noch selten als Auslöser einer Leptospirose diagnostiziert werden.

Die Impfung kann ab der 8. Lebenswoche erfolgen. Grundimmunisiert werden die Hunde durch zwei Injektionen mit dem Leptospirose-Impfstoff im Abstand von vier Wochen. Die Wiederholungsimpfung wird danach jährlich durchgeführt. Es wird bereits an neuen Impfungen geforscht, welche auch andere Gattungen abdecken sollen. Darum empfiehlt es sich, Hunde mit diesen neuen Impfungen vor Leptospirose zu schützen.

Leptospirose beim Hund: Mögliche Nebenwirkungen der Impfung

Nach der Impfung kann es zu einer kleinen Schwellung an der Einstichstelle kommen. Diese kann auch verhärten und/ oder schmerzhaft sein. Innerhalb von 14 Tagen sollte die Schwellung ganz oder zumindest teilweise verschwunden sein.

Neben der Impfung können weitere prophylaktische Maßnahmen eine Leptospiroseinfektion verhindern. Dazu zählen das Vermeiden von endemischen Gebieten und das regelmäßige Säubern und Desinfizieren von beispielsweise Futterplätzen und dem Hundeklo.

Fazit: Wie gefährlich ist die Leptospirose beim Hund?

Bei der Leptospirose handelt es sich um eine potenziell tödliche Infektionskrankheit. Auch für den Besitzer kann es gefährlich werden, denn es kann bei Leptospirose zu einer Übertragung vom Hund auf den Menschen kommen.

Die Ansteckung erfolgt über den Kontakt mit Urin, Blut oder Gewebe des infizierten Tieres. Eine leichte Leptospirose äußert sich beim Menschen u. a. durch Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit und Erbrechen. Auch ein schwerer Verlauf mit Blutungen bis hin zu akutem Nierenversagen und dem Tod des Patienten ist möglich.

Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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