Kastrationschip für Hunde: Wirkung, Risiken & Kosten Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Kastrationschip für Hunde (Rüden)

Der Tierarzt setzt den Kastrationschip für Hunde ähnlich wie den individuellen Hunde-Chip ein.

Die Erfindung der chemischen Kastration und zeitlich begrenzten Unfruchtbarkeit von Rüden mithilfe eines Hormon-Implantats hat so einiges in der Tiermedizin revolutioniert. Wie genau dieser sogenannte Kastrationschip für Hunde das sexuelle Verhalten Ihres Rüden verändert und welche Nebenwirkungen durch den Hormonchip für Rüden auftreten können, erfahren Sie hier.

Wirkungsweise: Was bewirkt ein Kastrationschip beim Hund?

Das etwa 2,3 mal 12 Millimeter große Suprelorin-Implantat (auch Kastrationschip oder Hormonchip für Hunde genannt) ist ein Chip, der bei Rüden eine vorübergehende chemische Kastration ermöglicht.

Nachdem Ihr Tierarzt den Suprelorin-Chip mithilfe einer Kanüle zwischen die Schulterblätter injiziert hat, führt der darin enthaltende Wirkstoff Deslorelin (GnRH-Analogon) zu einer chemischen Kastration.

Mit Hormonchip beim Rüden verhüten

Diese Substanz ahmt bei dauerhafter Gabe kleiner Mengen das Hormon GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon) nach, das der Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns) natürlicherweise bildet.

Die beabsichtigte Folge: Die für die Bildung des Sexualhormons Testosteron notwendigen Botenstoffe werden gehemmt. Zudem wird auch die Aktivität der Keimdrüsen (beim Rüden die Hoden) gemindert. Dem Rüden einen Hormonchip einzusetzen, dient also auch der Verhütung.

Kastrationschip Rüde © alexei_tm / stock.adobe.com
Unerwünschtes Verhalten wie Kläffen ist eher die Folge falscher oder mangelnder Erziehung als ein hormonelles Problem. Ein Kastrationschip schafft hier also keine automatische Abhilfe.

Wirkungsbeginn: Ab wann wirkt der Kastrationschip für Hunde?

In der Regel setzt die volle Wirkung des Hormonchips beim Rüden etwa vier bis sechs Wochen nach dem Einsetzen des Implantats ein. Dann bilden die Hoden keine Spermien mehr und nehmen an Größe ab.

Allerdings können sich noch Spermien in den Nebenhoden befinden. Daher können Sie erst nach etwa sechs bis acht Wochen damit rechnen, dass Ihr Rüde nun zeugungsunfähig ist. Zu dem Zeitpunkt zeigt er außerdem kein ausgeprägtes Sexualverhalten mehr.

Wirkungsdauer: Wie oft muss ich einen Kastrationschip beim Rüden erneuern?

Derzeit gibt es zwei verschiedene Präparate auf dem Markt, die eine unterschiedliche Wirkdauer versprechen. Das 4,7 Milligramm Präparat ermöglicht eine chemische Kastration über sechs Monate, wohingegen das 9,4 Milligramm Präparat ab Injektion zwölf Monate hält. Die genaue Wirkdauer hängt allerdings auch von individuellen Faktoren ab, etwa der Größe des Rüden.

Wird ein Rüde durch einen Kastrationschip ruhiger?

Viele Hundebesitzer erhoffen sich durch das Einsetzen des Hormonchips beim Rüden, dass der Hund ruhiger wird und einfacher zu erziehen ist. Doch viele unerwünschte Verhaltensweisen wie ein stark ausgeprägter Jagdtrieb oder territoriales Verhalten sind nicht auf die Sexualhormone zurückzuführen.

Empfinden Sie einige Verhaltensweisen Ihres Rüden als störend, sollten Sie in diesem Fall weniger auf die Hilfe des Hormonchips beim Hund hoffen, sondern das unerwünschte Verhalten Ihres Lieblings mit gutem und stetigem Hundetraining abtrainieren.

Vor- und Nachteile: Welche Nebenwirkungen hat ein Kastrationschip für Hunde?

Trotz der vielen Vorteile gibt es ein paar Risiken, die Sie bei der Entscheidung bedenken sollten. Da die chemische Kastration allerdings zeitlich begrenzt ist, treten auch die Nebenwirkungen eines Hormonchips beim Hund nur vorübergehend auf.

Damit Sie sich einen besseren Überblick über die Probleme und Vorzüge machen können, haben wir im Folgenden die wichtigsten Pros und Kontras des Kastrationschips für Sie aufgelistet.

Vorteile des Hormonchips für Hunde

  • Sie können die Auswirkungen einer Kastration bei Ihrem Hund ohne irreversible Schäden ausprobieren (Kastration auf Probe).
  • Den Chip können Sie beliebig häufig einsetzen.
  • Der Chip ist ohne großen Aufwand und Operation einsetzbar.
  • Die Implantation des Chips ist für Ihren Rüden schmerzfrei.
  • Es ist keine Narkose notwendig, die weitere Risiken birgt.

Nachteile des Hormonchips für Hunde

  • Die Einstichstelle kann anschwellen und erröten.
  • Es können durch den Hormonchip beim Hund seltene Nebenwirkungen wie Haarausfall (Alopezie) und Veränderungen des Fells sowie Harninkontinenz und Verhaltensänderungen (z.B. Aggression oder Ängstlichkeit) auftreten.
  • Der Wirkstoff kann den Appetit Ihres Rüden steigern und so zu einer ungewollten Gewichtszunahme führen.
  • In seltenen Fällen zeigt der Kastrationschip für Hunde keine Wirkung, insbesondere dann, wenn der Chip nicht unter der Haut, sondern im Fettgewebe sitzt.
  • Die Präparate sind nicht für Rüden unter zehn und über 40 Kilogramm Körpergewicht geeignet, da hier eine unvorhersehbare verkürzte oder verlängerte Wirkungsdauer auftreten kann.

Wann ist ein Kastrationschip für Hunde sinnvoll und wann nicht?

Ein Kastrationschip für Hunde kann in verschiedenen Situationen sinnvoll sein. Er eignet sich besonders für Hundebesitzer, die eine vorübergehende Unfruchtbarkeit ihres Rüden wünschen oder eine Alternative zur chirurgischen Kastration suchen. Denn letzteres birgt allein durch die Narkose ein gewisses Gesundheitsrisiko und ist vor allem für ältere Hunde oft keine Option.

Zudem kann der Hormonchip auch zur Gesundheitsvorsorge eingesetzt werden – wie etwa zur kurzfristigen Behandlung von Prostatavergrößerungen bei älteren Rüden.

Wann sollte man keinen Hormonchip bei Rüden einsetzen?

Allerdings ist der Einsatz eines Kastrationschips nicht in allen Fällen empfehlenswert. Bei schweren gesundheitlichen Problemen, wie Hodentumoren oder wenn eine dauerhafte Unfruchtbarkeit gewünscht ist, ist er weniger geeignet.

Auch für Zuchthunde, sehr junge Hunde vor der Geschlechtsreife oder Hunde mit bekannten Allergien gegen die Chipmaterialien ist er nicht zu empfehlen.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Entscheidung für oder gegen einen Kastrationschip immer individuell und in Absprache mit einem Tierarzt getroffen werden sollte. Der Chip bietet zwar eine flexible und reversible Option zur Fortpflanzungskontrolle, ist aber nicht für jeden Hund oder jede Situation die optimale Lösung.

Wichtig: Genau wie bei der Kastration auch ist auch der Kastrationschip (chemische Kastration) ein Eingriff in den Organismus des Hundes und keine leichtfertig zutreffende Entscheidung. Eine Kastration darf nicht ohne Grund erfolgen, sondern immer basierend auf einer medizinischen Indikation. Lassen Sie sich immer über die Notwendigkeit und Alternativen von Ihrem Tierarzt beraten.

Wann wird der Hormonchip bei Hunden eingesetzt?

Allgemein setzen Tierärzte den Hormonchip bei Rüden ab sieben Lebensmonaten ein. Lässt die Wirkung des Kastrationschips bei Ihrem Hund so langsam nach, sollten Sie sich entscheiden, ob Sie den Kastrationschip anschließend erneuern wollen oder Ihren Hund endgültig operativ kastrieren möchten.

Hier ist nämlich der Vorteil, dass die Hoden zu diesem Zeitpunkt kleiner und somit einfacher für Ihren Tierarzt zu entfernen sind. Warten Sie zu lange ab, wachsen die Hoden wieder und Ihr Hund könnte unter Hormonschwankungen leiden.

Kosten: Was kostet ein Kastrationschip für Hunde?

Die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) setzt die Kosten für eine chirurgische Kastration beim Rüden und bei der Hündin bundesweit fest. Abhängig vom Gebührensatz (1-fach, 2-fach, 3-fach) liegt der aktuelle Preis für eine chirurgische Kastration beim Rüden zwischen 70,60 Euro und 211,80 Euro. Der Preis bezieht sich jedoch auf die reine Operation. Hinzu kommen Vor- und Nachuntersuchungen, die Narkose und Medikamente.

Im Gegensatz dazu liegen die Kosten zum Einsetzen des Kastrationschips beim Rüden bei etwa 100 Euro (sechs Monate) und etwa 200 Euro (zwölf Monate).

Fazit: Was ist besser – operative Kastration oder Chip?

Der Hormonchip beim Hund bietet einige Vorteile: Die Zeugungsunfähigkeit ist nur vorübergehend, wodurch eine Kastration auf Probe möglich ist. Zudem ist das Einsetzen eines Hormonchips beim Hund vergleichsweise sicher und nur selten mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden. Die operative Kastration ist dagegen endgültig – und für Sie als Halter mit keinen weiteren Folgekosten verbunden. Welche Methode für Ihren Hund und in Ihrer derzeitigen Lebenssituation besser ist, entscheiden Sie am besten gemeinsam mit Ihrem Tierarzt.

Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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