Hund frisst Gras: Warum und was kann ich tun? Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

jack russell terrier hund frisst gras

Ihr Hund frisst Gras? Hin und wieder ist das unbedenklich. Doch manchmal stecken auch ernste Ursachen dahinter.

Es kursieren verschiedene Gerüchte, wieso Hunde beim täglichen Spaziergang wie Schafe das schmackhafte Grün anknabbern. Doch warum frisst der Hund Gras? Und dürfen Hunde überhaupt Gras fressen? Lesen Sie im Folgenden, was wirklich dahintersteckt, wenn Hunde Gras fressen und ob Sie Ihren Hund mit ruhigem Gewissen Gras fressen lassen können.

Ursachen: Was bedeutet es, wenn der Hund Gras frisst?

Nährstoffmangel, Dominanzverhalten oder Übelkeit sind Schlagwörter, die Hundehalter mit Grasfressen bei Hunden in Verbindung setzen.

Mein Hund frisst Gras – etwa, um zu erbrechen?

Besonders hartnäckig hält sich das Gerücht, wonach Hunde, die Gras fressen, ihr Erbrechen provozieren möchten. Studien haben allerdings herausgefunden, dass sich nur wenige Hunde nach dem Grasen übergeben.

Es kommt also eher selten vor, dass ein Hund Gras frisst und dann erbricht. Anders sieht es bei Katzen aus: Die Samtpfoten nutzen Grashalme im Garten oder bereitgestelltes Katzengras in der Tat als natürliches Brechmittel, um verschluckte Haare loszuwerden.

Was fehlt meinem Hund, wenn er viel Gras frisst?

Doch welche Gründe führen denn nun wirklich dazu, dass der Hund viel Gras frisst?

1. Durst

Auch wenn Sie es nicht direkt vor Augen haben, befindet sich in Pflanzen eine große Menge an Wasser. Ist Ihr Hund dehydriert und verspürt Durst, kann er durch Grasfressen seinen Flüssigkeitshaushalt wieder aufbauen. Achten Sie daher stets darauf, dass Ihr Vierbeiner zu jeder Zeit die Möglichkeit zum Trinken hat. Denn wenn der Hund hektisch Gras frisst, kann dies ein Anzeichen dafür sein, dass er Durst hat.

Tipp: Eine Hundetrinkflasche für unterwegs kann hier schnell Abhilfe schaffen.

2. Verschluckter Fremdkörper

Frisst der Hund viel Gras und ist unruhig, hat er womöglich einen Fremdkörper verschluckt. Hunde reagieren in dieser Situation nämlich häufig instinktiv: Das Gras im Magen wickelt sich um den Gegenstand. Nun kann der Darm ihn besser transportieren und möglichst ohne Verletzungen aus dem Körper ausscheiden.

Ähnlich wirkt übrigens auch Sauerkraut, das häufig gegen verschluckte Fremdkörper zum Einsatz kommt.

3. Langeweile

Langeweile kennt jeder – sogar Ihr Hund. Dann passiert es schon einmal, dass er bei einem alltäglichen Spaziergang wie eine Kuh auf der Wiese stehen bleibt. Frisst der Hund viel Gras und erbricht nicht, hat er womöglich einfach Spaß dabei und versucht auf diese Weise, die Langeweile zu vertreiben.

Möchten Sie Ihrem Hund und sich selbst mehr Abwechslung bieten, können Sie mit Ihrem Liebling gerne die verschiedenen Hundesportarten ausprobieren!

hund frisst gras auf wiese © sanjagrujic / stock.adobe.com
Frisst ein Hund Gras, steckt in den meisten Fällen Langeweile dahinter.

4. Stress

Ist Ihr Hund gestresst, kann es passieren, dass er plötzlich viel Gras frisst. Dabei kann er zum einen den im Gras enthaltenen Zucker aufnehmen und so seinen niedrigen Blutzuckerspiegel wieder steigern. Zum anderen kann das Kauen die Freisetzung von Endorphinen (Glückshormone) fördern.

5. Verdauungsprobleme

Hunde fressen vieles, darunter auch feste Knochen und Haare. Diese Gewebe, die besonders beim Barfen Einsatz finden, sind für Ihren Hund allerdings schwerer verdaulich als herkömmliches Trocken– oder Nassfutter.

Um die Verdauung dieser harten Gewebe zu erleichtern, frisst ein Hund daher häufig Gras.

Tipps für den Notfall: Lesen Sie in unserem Artikel, wie Sie Erste Hilfe bei Ihrem Hund leisten können.

Hund frisst Gras: Was tun?

Bereits der Vorfahre Ihres Hundes – der Wolf – nahm und nimmt regelmäßig Gras zu sich. Dieses Verhalten ist also nicht nur erworben, sondern in den Genen Ihres Lieblings verankert.

Dementsprechend ist davon auszugehen, dass es sich beim Grasfressen um ein natürliches Verhalten des Hundes handelt. Generell sollten Sie also nicht verbieten, dass Ihr Hund Gras frisst.

Wann kann das Grasfressen beim Hund gefährlich sein?

Nur in seltenen Fällen kann das für Ihren Hund schädlich sein. In den folgenden Fällen sollten Sie das Grasfressen bei Ihrem Hund aber definitiv unterbinden.

1. Vergiftungsgefahr

Achtung! Viele Landwirte versetzen wirtschaftlich genutzte Wiesen oder Acker (z.B. Maisfelder) mit Dünger, Herbiziden oder Pestiziden. Nimmt Ihr Hund die dort wachsenden Pflanzenteile auf, kann er sich dabei schwer vergiften.

Auch bestimmte Pflanzen bilden Giftstoffe, die sie vor Fraß durch Tiere schützen sollen. Erste Anzeichen für eine Vergiftung bei Ihrem Hund sind starkes Speicheln und Erbrechen. Frisst Ihr Hund Gras und erbricht weißen Schaum, kann dies ein Alarmzeichen sein. Gleiches gilt, wenn der Hund Gras frisst und anschließend Durchfall hat: In diesem Fall sollten Sie Ihren Liebling sicherheitshalber dem Tierarzt vorstellen.

2. Darmverschluss

Auch die Menge des gefressenen Grünzeugs spielt eine entscheidende Rolle. Frisst Ihr Hund nur wenige Grashalme, ist dies meist nicht besorgniserregend.

Rupft er jedoch ganze Grasbüschel und sogar Erde aus dem Boden und schlingt diese in Sekundenschnelle herunter, droht Gefahr. Denn starke Ansammlungen von Gras im Magen können im schlimmsten Fall einen gefährlichen Darmverschluss (Ileus) hervorrufen.

3. Verletzungen

Nicht jedes Gras ist gleich. Während manche Grasarten kurz und weich sind, so sind andere Gräser scharfkantig und hart. Letztere Gräser sollte Ihr Hund nicht fressen, da die scharfen Kanten die empfindliche Schleimhaut im Maul oder Darm verletzen können.

Zusätzlich kann sich Ihr Hund an den harten Gräsern verschlucken, die auch gerne mal im Rachen hängen bleiben und die Atmung Ihres Hundes erschweren können. Zeigt Ihr Hund Atemnot und können Sie den feststeckenden Grashalm nicht aus dem Maul entfernen, sollten Sie unbedingt Ihren Tierarzt hinzuziehen!

grasfressen beim Hund © bettina sampl / stock.adobe.com
Vorsicht: Die Herbstzeitlose ist nur eine von vielen Giftpflanzen, die Ihrem Hund gefährlich werden kann.

Hund frisst Gras: Kann er das überhaupt verwerten?

Hunde sind zwar keine reinen Fleischfresser (Karnivore), aber sie nehmen größtenteils tierisches Material zu sich. Doch sie sind auch auf einen kleineren pflanzlichen Anteil in ihrer Ration angewiesen. Viele pflanzliche Futteranteile wie Gurken oder Karotten können Hunde in der Regel gut verdauen.

Gras hingegen verdaut der Darm der Vierbeiner weniger, weshalb es zu Bauchgrummeln kommen kann, wenn der Hund Gras frisst. Das ist auch der Grund, weshalb Sie teils ganze Grashalme oder Anteile inklusive Schleimbeimengungen im Kot des Hundes entdecken können. Manchmal bleiben die Grashalme auch am After hängen, weshalb Ihr Hund ab und zu mit dem Hintern über den Boden rutscht.

Gegenmaßnahmen: Was hilft gegen Grasfressen beim Hund?

Zusammengefasst können Sie sich merken, dass es nicht immer ein böses Zeichen sein muss, wenn Ihr Liebling wie ein Pflanzenfresser schon wieder nach Grünzeug schnappt.

In den meisten Fällen frisst ein Hund Gras als Zeitvertreib oder um seine Verdauung anzuregen. Wenn ein Welpe Gras frisst, hat er sich dieses Verhalten womöglich von seiner Mutter abgeschaut. Manche Junghunde sind auch einfach neugierig und knabbern daher Halme an.

Ab zum Tierarzt

Frisst Ihr Hund ständig Gras, wirkt er beim Grasen stark gestresst oder zeigt er Symptome für Schmerzen, sollten Sie dies als Warnsignal deuten. Ein Hund, der Gras frisst und danach Schaum kotzt, sollte ebenfalls die Alarmglocken schrillen lassen.

Generell lautet die Devise: Gehen Sie lieber einmal zu viel zum Tierarzt als einmal zu wenig! Der Tiermediziner kann Ihren Liebling gründlich untersuchen, um die Ursache für die Grasvorliebe herauszufinden und bei Bedarf zu behandeln. So spricht es zum Beispiel für Sodbrennen, wenn Ihr Hund Gras frisst und ausgiebig seine Pfoten leckt.

Sind Sie sich nicht sicher, ob Ihr Hund durch seine Nahrung genügend Nährstoffe aufnimmt, bietet sich außerdem eine entsprechende Ernährungsberatung für Hunde an.

Hund frisst Gras: Hausmittel

Darüber hinaus können Sie versuchen, Ihrem Hund durch Hausmittel das Grasfressen abzugewöhnen. Faserreicheres Futter, das eine Extra-Portion Ballaststoffe enthält, kann die Verdauung Ihres Lieblings wieder ins Gleichgewicht bringen. Allerdings sollte eine Futterumstellung stets schrittweise erfolgen.

Zudem kann die Gabe von Präbiotika und Probiotika helfen, die Darmflora des Hundes zu unterstützen. Diese Futterzusätze sollten Sie Ihrem Liebling aber nur nach Rücksprache mit Ihrem Tierarzt geben.

4 Tipps, um den Hund vom Grasfressen abzuhalten

Die folgenden Tipps können außerdem dabei helfen, Ihren Hund vom Grasfressen abzuhalten:

  1. Ablenkung: Lenken Sie Ihren Hund mit Spielzeug, Hundeleckerlis oder Kommandos ab, sobald er beginnt, Gras zu fressen.
  2. Training: Üben Sie den Befehl „Lass es“ oder „Aus“, um das Verhalten zu unterbinden.
  3. Mehr Beschäftigung: Bieten Sie Ihrem Hund ausreichend geistige und körperliche Aktivitäten.
  4. Zur Not kann übergangsweise auch ein Maulkorb ein nützliches Hilfsmittel sein – dieser ist vor allem auch dann sinnvoll, wenn Ihr Hund allgemein viele Dinge vom Boden frisst und kann so auch vor Giftködern schützen. Lassen Sie sich für den korrekten Einsatz am besten von einem Hundetrainer beraten.

Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


Unsere beliebtesten Beiträge
13 min

Läufigkeit bei der Hündin: Anzeichen, Dauer & Phasen

Wann tritt die erste Läufigkeit bei Hündinnen ein? Wie oft und wie lange ist eine Hündin läufig? Und welche Symptome zeigt eine läufige Hündin? Alles, was Sie über die „heißen Tage“ wissen sollten und wie Sie und Ihre Hündin die Zeit der Läufigkeit stressfrei überstehen, erfahren Sie im folgenden Artikel.

8 min

Bauchspeicheldrüsenentzündung beim Hund (Pankreatitis)

Die Bauchspeicheldrüse ist ein wichtiges Bauchorgan, das Verdauungsenzyme für den Magen-Darm-Trakt bildet und speichert. Tritt eine Bauchspeicheldrüsenentzündung beim Hund (Pankreatitis) auf, kann dies weitreichende Auswirkungen auf seine Gesundheit haben. Lesen Sie im folgenden Artikel alles, was Sie über diese Krankheit wissen müssen.