Hüftdysplasie beim Hund (HD) Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Tierarzt untersucht Hund Hüftdysplasie (HD)

Zur Feststellung einer Hüftdysplasie beim Hund (HD) überprüft der Tierarzt die Beweglichkeit der Hüftgelenke.

Die Hüftdysplasie (HD) beim Hund ist eine Störung der Gelenkentwicklung. Sie ist genetisch bedingt. Aber auch äußere Einflüsse wie Umweltfaktoren, Haltung und Ernährung können zusätzlich eine negative Wirkung auf die Entwicklung der Gelenke haben. Wie kann man HD beim Hund erkennen und behandeln? Die wichtigsten Informationen zu Entstehung, Symptomen und Behandlung der Hüftdysplasie beim Hund finden Sie im folgenden Artikel.

Wie gefährlich ist eine Hüftdysplasie (HD) beim Hund?

Da es sich bei einer Hüftdysplasie beim Hund um eine angeborene Erkrankung handelt, leiden betroffene Hunde schon ab dem Welpenalter unterschiedlich stark an den Symptomen einer HD. Dabei ist das Leben des Hundes teilweise so stark eingeschränkt, dass sie kaum laufen können. In jedem Fall ist die Hüftgelenksdysplasie beim Hund mit nicht unerheblichen und meist lebenslangen Schmerzen verbunden.

Symptome: So können Sie Anzeichen einer HD beim Hund erkennen

Erste Anzeichen einer HD beim Hund zeigen sich bereits früh. So ist die HD beim Hund insbesondere am veränderten Gangbild erkennbar.

Gangbild bei HD: Wie laufen Hunde mit Hüftdysplasie?

Bei jungen Hunden (vier bis acht Monate) macht sich eine Hüftdysplasie mit einem breitbeinigen, watschelnden Gang und einem geringen Bewegungsdrang bemerkbar. Im weiteren Verlauf zeigen die Hunde Lahmheit, haben Probleme beim Aufstehen und werden unbeweglicher in den Hinterbeinen.

Tipp: Im Winter kann man ein gestörtes Gangbild beim Hund oft besonders gut beobachten: Achten Sie hierfür auf Schleifspuren der Pfoten im Schnee!

HD beim Hund: Typische Symptome

Die Muskulatur an den Hinterbeinen nimmt ab, da die betroffenen Hunde die Hinterbeine schmerzbedingt schonen. Ebenso leidet der Hund an Hüftschmerzen, da die das Hüftgelenk umgebenden Muskeln verkürzt sind (Kontraktur).

Wie sitzt ein Hund mit HD?

Auch im Sitzen nehmen viele Hunde mit HD eine Schonhaltung ein und strecken beispielsweise die Hinterbeine deutlich nach vorne. Dies wird auch „Welpensitz“ genannt, da diese Sitzposition sonst nur bei Welpen gewöhnlich ist.

Die Symptome einer Hüftgelenksdysplasie beim Hund fallen allerdings je nach Alter, Schweregrad und Einschränkung der Hüftgelenksfunktion unterschiedlich stark aus. Eindeutig erkennen kann die HD beim Hund daher nur der Tierarzt.

Diagnose: Wie lässt sich eine Hüftdysplasie beim Hund nachweisen?

Eine Hüftgelenksdysplasie beim Hund diagnostiziert der Tierarzt mit einer Röntgenuntersuchung. Um eine Röntgenaufnahme der Hüftgelenke optimal beurteilen zu können, muss die HD-Aufnahme immer in Sedation in standardisierter Lagerung des Hundes erfolgen. Die Sedation des Hundes ist erforderlich, damit seine Muskulatur entspannt ist und er bei der Lagerung für die Aufnahme keine Schmerzen empfindet.

Anhand der Röntgenbilder beurteilt der Tierarzt anschließend die Schwere der Hüftdysplasie und der Veränderungen am Hüftgelenk. Ein wesentliches Auswertungskriterium ist der sogenannte „Norberg-Winkel“, der mit zwei Linien zwischen den Zentren beider Oberschenkelköpfe und dem vorderen Pfannenrand bestimmt wird. Bei einem Hund ohne HD sollte der Winkel mehr als 105 Grad betragen.

Röntgenbild Hüftdysplasie Hund (HD) © AlexandruPh / stock.adobe.com
Auf diesem Röntgenbild ist zu erkennen, dass das linke Hüftgelenk des Hundes von einer Dysplasie betroffen ist.

Weitere Anzeichen für eine Hüftdysplasie

Die folgenden Veränderungen sind zudem Zeichen einer Hüftgelenksdysplasie: Die Hüftgelenkpfanne, der Oberschenkelkopf oder beides ist abgeflacht. Dadurch ist der optimale Sitz des Oberschenkelkopfs in der Hüftpfanne nicht gewährleistet.

Außerdem sieht man häufig eine Fehlstellung des Oberschenkelhalses oder -kopfs. Weiterhin sind oft bereits Anzeichen einer Arthrose wie Zubildungen am vorderen und hinteren Pfannenrand und am Übergang von Oberschenkelhals zu -kopf zu erkennen.

Röntgenuntersuchung für Zuchttiere

Für die Auswahl von Zuchttieren sind gewisse Kriterien zur Anfertigung der Röntgenaufnahmen und deren Beurteilung erforderlich. Bei manchen Hunderassen, in einigen Ländern oder für Obergutachten ist zudem eine weitere Röntgenaufnahme mit gespreizten Oberschenkeln und angehobenen Sprunggelenken („Froschaufnahme“) gefordert. Denn so sind Veränderungen an Pfannenrand und Oberschenkelknochen besser sichtbar.

Beurteilung des Schweregrades

Die Einteilung für Zuchttiere erfolgt nach Vorgaben der FCI (Fédération Cynologique Internationale) in fünf Kategorien:

  • A = kein Hinweis für Hüftgelenksdysplasie beim Hund
  • B = Grenzfall
  • C = leichte Hüftgelenksdysplasie
  • D = mittlere Hüftgelenksdysplasie
  • E = schwere Hüftgelenksdysplasie

Für die Behandlung des Hundes mit Hüftdysplasie sind neben den Röntgenbildern auch die Ergebnisse der klinischen Untersuchung und die Symptome ausschlaggebend.

Therapie: Wie kann man HD beim Hund behandeln?

Für die Behandlung der Hüftdysplasie beim Hund stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Allerdings führt keine davon zur Heilung.

Sämtliche Therapieformen sollen Schmerzen und Entzündungen lindern, das Fortschreiten von Arthrose verzögern und die Gelenkmechanik und Beweglichkeit verbessern. Welche Form der Behandlung gewählt wird, ist von vielen unterschiedlichen Faktoren wie Schwere der Symptome, Röntgenbefund, Rasse, Alter und Gewicht des Hundes sowie vom Tierhalter abhängig.

Was tun bei Hüftdysplasie beim Hund?

Tierärzte unterscheiden zwischen einer konservativen und einer operativen Therapie bei Hüftgelenksdysplasie beim Hund.

Bei der konservativen Therapie stehen eine reduzierte Belastung und die Unterstützung der Gelenke im Vordergrund. Sie sollten daher einer Überbelastung des Hundes durch kontrollierte Bewegung auf weichem Untergrund entgegenwirken. Dies schont die Hüftgelenke und fördert den Aufbau der Muskulatur. Hundeschwimmen ist hierfür ein gutes Beispiel.

Zusätzlich unterstützen physiotherapeutische Maßnahmen bei der Verminderung von Schmerzen und Entzündungen sowie beim Lösen von Muskelverspannungen. Außerdem wendet man häufig Entzündungshemmer und Schmerzmittel an, teilweise in Kombination miteinander.

Bei Übergewicht ist zudem eine Gewichtsabnahme erforderlich, damit die Gelenke nicht zusätzlich durch ein zu hohes Körpergewicht belastet werden.

Hinweis: Die Wahl eines geeigneten Hunde-Diätfuttermittels kann die natürlichen Körperfunktionen Ihres Hundes unterstützen. Bitte beachten Sie aber, dass Diätfuttermittel Krankheiten weder heilen noch verhindern können. Die richtige Ernährung Ihres Hundes sollten Sie außerdem immer mit Ihrem Tierarzt absprechen.

Was sollte ein Hund mit Hüftdysplasie nicht machen?

Abrupte Bewegungen, wie sie beim Spielen, Springen und Drehen entstehen, sollten Sie dagegen vermeiden. Denn das belastet die Gelenkflächen, die Gelenkkapsel und das Gewebe um das Gelenk zu sehr.

Operative Maßnahmen bei Hüftdysplasie

Auch für die chirurgische Therapie steht eine Reihe von Methoden zur Verfügung. Bei der Wahl der Methode unterscheidet der Tierarzt zwischen jungen Hunden ohne Gelenkveränderungen und erwachsenen Hunden mit bereits bestehenden Veränderungen an den Gelenken.

Im schlimmsten Fall hilft – wie beim Menschen – nur der Ersatz des Hüftgelenks durch ein künstliches Gelenk. Die Kosten einer solchen Hüftdysplasie-OP beim Hund können schnell mehrere tausend Euro betragen.

Prognose: Kann ein Hund gut mit Hüftdysplasie leben?

Hunde können auf jeden Fall mit HD leben. Die Prognose ist allerdings vom Schweregrad und den auftretenden Symptomen der Hüftdysplasie beim betroffenen Hund abhängig.

Durch die Kombination der Behandlungsmöglichkeiten verbessert sich meist die Symptomatik bei vielen Hunden. So kann man eine möglichst lange beschwerdefreie oder -arme Zeit erreichen. Die Heilung der Hüftdysplasie ist leider nicht möglich.

Wann sollte man einen Hund mit Hüftdysplasie einschläfern?

Prinzipiell besitzen Hunde mit Hüftdysplasie keine verkürzte Lebenserwartung im Vergleich zu gesunden Artgenossen. Die Diagnose HD allein ist also kein Grund, den Hund einschläfern zu lassen.

Allerdings können die Symptome mit zunehmendem Alter schlimmer werden. Ein Hund mit HD im Endstadium kann lahm werden und unter chronischen Schmerzen leiden, wodurch seine Lebensqualität stark eingeschränkt sein kann. Wenn alle therapeutischen Maßnahmen ausgeschöpft sind und keine Aussicht mehr auf Linderung der Symptome besteht, kann es angebracht sein, das Leiden des Tieres zu beenden. Diese schwere Entscheidung sollten Sie stets in Rücksprache mit Ihrem Tierarzt treffen.

Ursachen: Wie entsteht Hüftdysplasie beim Hund?

Hüftdysplasie beim Hund tritt vorwiegend bei mittelgroßen und großen Rassen auf. Kleine Rassen sind seltener betroffen. Bei Rassen wie dem Golden Retriever und Labrador Retriever, Berner Sennenhund, Boxer, Rottweiler, Deutschen Schäferhund und Bernhardiner kommt sie häufig vor, seltener hingegen bei Greyhounds oder Barsois.

Vererbung der Hüftdysplasie

Hunde werden nicht mit einer Dysplasie der Hüftgelenke geboren. Sie erben jedoch die Veranlagung dazu. Die betroffenen Welpen entwickeln im Alter von etwa zwei Monaten eine „lockere“ Hüfte (Subluxation).

Dabei sitzt der Oberschenkelkopf nicht ausreichend fest in der Gelenkpfanne der Hüfte, sondern bewegt sich hin und her. Daraus folgende Veränderungen wie Arthrose an den Hüftgelenken entstehen ab einem Alter von vier Monaten.

Risikofaktoren

Viele Hunde mit einer milden Form der Hüftdysplasie zeigen häufig erst im Alter Symptome wie Lahmheit. Des Weiteren können Faktoren wie ein hohes Körpergewicht oder schnelles Wachstum die HD zusätzlich verstärken.

Deshalb ist die richtige Welpenernährung mit moderatem Energie- und angepasstem Mineralstoffgehalt so wichtig. Ein zu hoher Energiegehalt oder eine hohe Mineralstoffzufuhr wie beispielsweise Kalzium können einen negativen Einfluss auf die Hüftdysplasie haben.

schwimmender Hund mit HD © Kathy images / stock.adobe.com
Hundeschwimmen bei HD schont die Gelenke und stärkt die Muskulatur des Hundes.

Prophylaxe: Wie kann ich einer Hüftdysplasie beim Hund vorbeugen?

Da die Hüftdysplasie beim Hund genetisch bedingt ist, lässt sie sich nur durch strenge züchterische Maßnahmen verhindern. Nur HD-freie Hunde sollten zur Zucht zugelassen werden.

In gewissem Maße können allerdings auch Sie als Hundehalter helfen, einer schweren Hüftdysplasie vorzubeugen. Gerade bei großwüchsigen Rassen sollten Sie Ihren Welpen nicht zu stark zu belasten. Vermeiden Sie außerdem eine energiereiche Fütterung und achten Sie auf bedarfsgerechte Mineralstoff- und Vitamingehalte im Hundefutter.

Um vorbeugend eine Überbelastung oder falsche Belastung zu vermeiden oder auch, um Ihren bereits betroffenen Hund mit HD im Alltag zu unterstützen, können diese Tipps helfen:

  • vermeiden Sie unnötiges Treppenlaufen (vor allem bei Welpen)
  • nutzen Sie Hunderampen fürs Auto oder andere Hebehilfen, um Ein- und Aussteigen zu erleichtern
  • gehen Sie regelmäßig zum Check-Up beim Tierarzt
  • Futterergänzungsmittel können eine sinnvolle Therapieergänzung sein (in Absprache mit dem Tierarzt)

Fazit: Leben mit Hüftdysplasie

Die Diagnose Hüftdysplasie ist kein Todesurteil für Ihren Hund. Wird die Erkrankung frühzeitig erkannt und konsequent behandelt, kann der Vierbeiner ein (weitgehend) normales Leben mit bestenfalls langen Phasen ohne Schmerzen führen. Nichtsdestotrotz ist es die Aufgabe verantwortungsbewusster Hundezüchter, die weitere Verbreitung dieser Erbkrankheit zu verhindern – etwa durch entsprechende Tests der Elterntiere.

Quellen:


Franziska Pantelic, Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Pantelic

Ich unterstütze das zooplus Magazin seit einigen Jahren mit meiner umfangreichen Expertise. Bereits seit 2009 bin ich approbierte Tierärztin und derzeit mit einer mobilen Kleintierpraxis im Großraum München tätig.


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