Homöopathie für Hunde Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Homöopathie für Hunde

Homöopathie für Hunde ist leicht anzuwenden, wenn Sie ein paar wichtige Punkte beachten.

Homöopathie zählt zu den beliebtesten naturheilkundlichen Verfahren – auch bei vielen Tierhaltern. Doch was ist Homöopathie überhaupt und in welchen Fällen kann sie Ihrem Hund helfen? Der folgende Artikel gibt einen Überblick über die wichtigsten homöopathischen Mittel und deren Anwendung.

Was ist Homöopathie für Hunde?

Homöopathie ist eine alternative Heilmethode. Der Begriff „Homöopathie“ bedeutet so viel wie „ähnliches Leiden“, denn das Heilverfahren basiert auf der Annahme, man könne Ähnliches mit Ähnlichem heilen.

Geschichte und Hintergrund

Als Entdecker der homöopathischen Wirkmechanismen gilt der deutsche Arzt Samuel Hahnemann. Ende des 18. Jahrhunderts fand er heraus, dass ein bestimmtes Mittel gegen Malaria in unterschiedlichen Verdünnungen bei gesunden Menschen malariaähnliche Symptome hervorrief. Bei erkrankten Menschen besserten sich allerdings die Symptome. So entstand der Leitsatz „Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt“.

Hahnemann entdeckte außerdem, dass Arzneien in ihrem Rohzustand nicht die gleiche Wirkung entfalteten wie in potenzierter Form. Die Potenzierung umfasst Verdünnen, Schütteln und Reiben. Dadurch werden die homöopathischen Mittel energetisch umgewandelt und sind sehr niedrig dosiert. Beispielsweise steht das Kürzel D2 für eine Verdünnung 1:100.

Ganzheitlicher Blick auf den (tierischen) Patienten

Hahnemann vermutete bereits damals, das homöopathische Prinzip sei ebenso gut auch bei Tieren anwendbar. Allerdings arbeitete er den Gedanken nicht weiter aus. Im 19. Jahrhundert erschienen dann die ersten Veröffentlichungen von Tierärzten zur Anwendung der Homöopathie unter anderem auch beim Hund.

Die klassische Homöopathie bezieht immer den Patienten als Individuum mit ein. Ein Heilpraktiker oder ein naturheilkundlich ausgebildeter Tierarzt ermittelt somit auch die Begleitumstände der Krankheit. So können zum Beispiel Erkrankungen der Atemwege viele verschiedene Ausprägungen und Symptome beim jeweiligen Hund auslösen. Deshalb kommt verschiedenen Hund unterschiedliche homöopathische Mittel zum Einsatz.

Welche Mittel setzt man bei der Homöopathie für Hunde ein?

Homöopathische Mittel gibt es in zahlreichen verschiedenen Darreichungsformen. So lässt sich Homöopathie beim Hund sehr leicht anwenden. Hier ein kurzer Überblick:

  • Globuli: Hierbei handelt es sich um Rohrzuckerkügelchen, die mit dem Arzneimittel in der entsprechenden Verdünnung besprüht werden. Durch den leicht süßlichen Geschmack tolerieren Hunde Globuli häufig sogar direkt auf der Zunge oder in der Lefze. Eine Dosis entspricht hier fünf Kügelchen.
  • Tabletten: Der Wirkstoff wird hier mit Milchzucker verrieben. Eine Tablette entspricht einer Dosis.
  • Dilution/Tropfen: Hier wird der Wirkstoff mit Alkohol verdünnt. Aufgrund des Alkoholgehalts sollten Sie homöopathische Tropfen beim Hund nicht zur langfristigen Nutzung anwenden. Eine Dosis entspricht fünf Tropfen.
  • Injektionslösungen: Diese werden gespritzt oder auch ins Maul eingegeben. Die Verdünnung des Arzneimittels erfolgt in diesem Fall mit Kochsalzlösung. Hier entspricht ein Milliliter einer Dosis.

Die sanfte Anwendung der Homöopathie beim Hund

Es gibt zahlreiche einfache Möglichkeiten Ihrem Hund Homöopathie zu verabreichen. Ob direkt, in Wasser aufgelöst oder unter eine kleine Portion Fressen gemischt. Am besten wirken homöopathische Mittel allerdings auf nüchternen Magen oder zwischen den Mahlzeiten.

Damit es nicht zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommt, halten Sie zwischen den Gaben einen Abstand von mindestens 30 Minuten ein.

Hund bekommt Medikament mit Spritze © Михаил Решетников / stock.adobe.com
In Wasser aufgelöst können Sie homöopathische Mittel direkt ins Maul eingeben.

Wie dosiere ich homöopathische Mittel bei meinem Hund?

Zur Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen haben sich bestimmte Potenzstufen bei der Homöopathie für Hunde bewährt. Je nach Potenz variiert die Häufigkeit der Anwendung. So erhält der Hund Potenzen bis D6/C6 in der Regel dreimal täglich, C12/D12 meist einmal täglich. Potenzen ab C30/D30 wirken circa eine Woche bis zu einem Monat.

Homöopathie beim Hund: Dosierung je nach Alter

Erwachsene Hunde bekommen immer jeweils eine Dosis. Bei Jungtieren und besonders kleinen Hunden sollten Sie nur die Hälfte bis zwei Drittel der Dosis verabreichen.

Wie lange kann ich meinem Hund homöopathische Mittel geben?

Die Dauer der Anwendung richtet sich danach, ob es sich um eine chronische oder eine akute Erkrankung handelt. Als ungefährer Messwert gilt hier, wie lange es gedauert hat, bis die Erkrankung entstanden ist.

Plötzlich und akut auftretende Erkrankungen müssen in der Regel nicht so lange behandelt werden, wie solche, die schleichend entstanden sind und länger anhalten. Handelt es sich um eine unheilbare Krankheit, verabreicht man die Therapie meist lebenslang.

Hintergrund: Was versteht man unter Potenzen bei Homöopathie?

Zum besseren Verständnis der Dosierung von Homöopathie beim Hund, schauen wir uns einmal die verschiedenen Potenzen genauer an. Homöopathische Mittel werden neben dem Namen immer mit dem Buchstaben C oder D und mit einer Zahl versehen.

  • Der Buchstabe steht für die Mengenverhältnisse je Verdünnungsschritt. D steht also für dezimal – es werden je Verdünnung immer 9 Teile Trägersubstanz mit einem Teil der Ursubstanz verdünnt. Beim Buchstaben C (centesimal) kommen 99 Teile Trägersubstanz auf einen Teil Ursubstanz.
  • Die Zahl hinter dem Buchstaben drückt aus, wie oft die Ursubstanz verdünnt wurde.

Hierzu ein kleines Rechenbeispiel:

  • Ursubstanz 1 Teil + Trägersubstanz 99 Teile = C1
  • C1 1 Teil + Trägersubstanz 99 Teile = C2
  • C2 1 Teil + Trägersubstanz 99 Teile = C3

Je höher also die Verdünnung des Mittels, desto höher wird die Potenz. Hierbei gilt: höhere Potenzen wirken in der Regel länger als niedrige. Hohe Potenzen (1000, 10.000 oder 100.000) sind deshalb nichts für Laien und gehören unbedingt in die Hände von Experten!

Globuli für Hunde: Liste von A bis Z

Welche Globuli sind gut für Hunde, die von einem Insekt gebissen wurden oder Blasenbeschwerden haben? Die folgende Liste verschiedener Globulis für Hunde zeigt typische Anwendungsgebiete.

WirkstoffAnwendungsgebietDosierung/Darreichungsform
Apis mellificaBei Wespen- oder Bienenstichen, Schwellungen und ÖdemenD6 Globuli
ArnicaBei stumpfen Verletzungen und QuetschungenD6 Globuli
Bryonia (Weiße Zaunrübe)Kehlkopf- und Rachenentzündungen, Bronchitis, trockener ReizhustenD6 Globuli
Calendula (Ringelblume)Kommt bei Wunden zum Einsatz und wirkt antiseptisch und blutstillend.Salbe oder Tinktur
CantharisEntzündungen der Schleimhäute, vor allem der Harnwege Hunde-Blasenentzündung)D6 Globuli
Carduus marianus (Mariendistel)Bei akuter Lebererkrankung des Hundes oder zum Ausleiten von SchadstoffenD6 Globuli
Cartaegus (Weißdorn)herzstärkendD6 Globuli, höher Potenz nur nach Absprache mit Experte
Echinacea (Sonnenhut)stärkt die Abwehrfunktion und besitzt antibakterielle Wirkung„Echinacea ad us. vet“ (Hunde bis 10 kg 1ml, >10kg 2 ml)
Engystol® ad us. vetKomplexmittel zur Stärkung des Immunsystems1ml pro 1kg Körpergewicht
EuphorbiumEntzündungen der oberen Atemwege, Nasennebenhöhlen, Hunde-SchnupfenD6 Globuli
Euphrasia (Augentrost)milde AugenentzündungenAugentropfen, ein Tropfen in jedes Auge 3 bis 5mal täglich
Harapagophyton (Teufelskralle)degenerative und entzündliche GelenkserkrankungenD6 Globuli, bei chronischen Beschwerden höhere Potenzen nach Absprache mit Experten
Hepar sulfuriseitrige EntzündungenD6 Globuli
LedumBei Insekten- und TierbissenD6 Globuli
MyrrheEntzündungen der Mund-, Rachen- und DarmschleimhautTinktur
Nux vomica (Brechnuss)Übelkeit, Erbrechen, DurchfallD6 Globuli
Rhos toxicodendron (Giftsumach)Gelenkerkrankungen, Arthrose beim HundD6 Globuli
Solidago (Goldrute)Blasenentzündungen und Nierenprobleme chronische Niereninsuffizienz beim HundD6 Globuli C30 (nur nach Absprache)
SpongiaHusten, Heiserkeit, Kehlkopf- und Rachenentzündungen im Zusammenhang mit TrachealkollapsD6 Globuli   höhere Potenz nach Absprache
Symphytum (Beinwell)zur Unterstützung der Heilung bei KnochenbrüchenD6 Globuli
Traumeel® ad us. VetKomplexmittel (Heel) bei Traumata, Wunden, Blutergüssen und Prellungen1 Tablette pro 10kg Körpergewicht
Thuja (Lebensbaum)Warzen, Polypen, PapillomatoseTinktur zum Betupfen oder D6 Globuli
Vertigoheel®gegen Schwindel, bei ReiseübelkeitTropfen oder Tabletten
Zeel®bei Arthrosen, wirkt knorpelregenerierend1 Tablette pro 10kg Körpergewicht
Hunde homöopathisch behandeln © Martina Osmy / stock.adobe.com
Globuli sind nur eine mögliche Darreichungsform für homöopathische Mittel beim Hund.

Weitere alternative Heilmittel

Neben Globuli gibt es weitere alternativmedizinische Heilmittel, die allerdings nicht zur klassischen Homöopathie zählen. Dazu gehören zum Beispiel Bachblüten und Schüßler-Salze.

Bachblüten zur homöopathischen Behandlung beim Hund

Die Methode der Bachblüten geht auf den britischen Arzt Edward Bach zurück. Er ging davon aus, dass ungünstige Gemütszustände Krankheiten bedingen können. In der britischen Pflanzenwelt fand er Heilpflanzen gegen dieses seelische Ungleichgewicht und in Kombination mit der homöopathischen Verdünnung entstanden dann die „Bachblüten-Mischungen“.

Der wohl bekannteste Vertreter dieser Gruppe sind wohl die sogenannten Rescue-Tropfen, die in stark stressigen Situation ausgleichend wirken sollen.

Mehr zum Einsatz von Bachblüten für Hunde erfahren Sie im Hundemagazin von zooplus.

Schüßler-Salze als homöopathische Mittel für Hunde

Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler ging davon aus, dass zahlreiche Krankheiten durch ein Ungleichgewicht im Mineralhaushalt entstehen. So entstanden die sogenannten Schüßler-Salze.

Sie bestehen aus körpereigenen Mineralien und werden ebenfalls stark verdünnt. Deshalb zählen sie, genauso wie die Bachblüten, nicht zur klassischen Homöopathie. Beim Hund eignen sie sich als ergänzende Therapie bei Arthrosen, Haut- oder Fellproblemen.

Was ist bei Homöopathie für Hunde zu beachten?

Auch wenn sich die Homöopathie für Hunde eignet, bedarf eine Behandlung entsprechender Erfahrung. Sind Sie also Neuling auf dem Gebiet der Homöopathie, ziehen zunächst einen Fachmann zu Rate. Je mehr Erfahrung Sie mit homöopathischen Mitteln haben, desto besser können Sie einschätzen, welches Mittel Ihrem Liebling bei bestimmten Symptomen hilft.

Wann ist Homöopathie sinnvoll und wann muss ich zum Tierarzt?

In einigen Fällen dienen homöopathische Mittel der Erstbehandlung bis ein Tierarzt aufgesucht werden kann, in anderen Fällen unterstützen sie eventuell eine schulmedizinische Behandlung. Bessern sich die Symptome allerdings nicht innerhalb von drei Tagen oder sind sie nach spätestens sieben Tagen nicht völlig verschwunden, suchen Sie unbedingt Ihren Tierarzt auf.

Verletzungen (insbesondere Bissverletzungen beim Hund), Erkrankungen der Augen (vor allem einseitige Beschwerden) und des Nervensystems, Blutungen, Erbrechen, Durchfall, Apathie, Fieber beim Hund, Geburtsprobleme und eitriger Scheidenausfluss müssen unbedingt von einem Tierarzt behandelt werden.

Kann ich meinem Hund Fertigmischungen verabreichen?

Mittlerweile gibt es im Handel zahlreiche homöopathische Fertigmischungen für bestimmte Krankheitsbilder beim Hund. Damit sollen möglichst alle Auswirkungen der jeweiligen Krankheit abgedeckt werden.

Allerdings sind solche Fertigmischungen nur kurzfristig und bei akuten Krankheiten eine mögliche Alternative. Bei anhaltenden Beschwerden ist eine genaue Untersuchung durch einen Experten unabdingbar.

Quellen:


Franziska Pantelic, Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Pantelic

Ich unterstütze das zooplus Magazin seit einigen Jahren mit meiner umfangreichen Expertise. Bereits seit 2009 bin ich approbierte Tierärztin und derzeit mit einer mobilen Kleintierpraxis im Großraum München tätig.


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