{"url":"https://www.zooplus.de/magazin/hund/hundegesundheit-pflege/diabetes","title":"Diabetes beim Hund","mag_id":55049,"is_single":true,"cat_name":"Hund","sub_cat_id":82,"sub_cat_name":"Hundegesundheit und Pflege","cat_id":79}
Selbst bei gemäßigten Temperaturen ist der Wassernapf der neue beste Freund Ihres Hundes? Außerdem nimmt er ab, obwohl sein Appetit eher sogar zugenommen hat? Dann könnte Diabetes beim Hund die Ursache sein. Die wichtigsten Informationen über diese Erkrankung haben wir für Sie zusammengefasst.
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ist die häufigste hormonelle Stoffwechselerkrankung bei Hunden. Besonders Hündinnen und Rassen wie der Samojede oder Zwergschnauzer erkranken besonders oft.
Die Erkrankung wirkt sich auf den gesamten Organismus des Hundes aus. Zudem besteht immer die Gefahr erheblicher Entgleisungen im Stoffwechsel betroffener Hunde. So entstehen schnell lebensgefährliche Situationen. Diabetes beim Hund sollten Sie also sehr ernst nehmen!
Symptome: Wie erkenne ich Diabetes beim Hund?
Ein Hund mit Diabetes mellitus kann folgende Symptomatik zeigen:
Leitsymptom: vermehrtes Trink- und Harnabgabeverhalten (Polyurie, Polydipsie)
Bei falscher Therapie oder nicht entdecktem Diabetes kommt es außerdem zur diabetischen Ketoazidose (DKA). In diesem Fall erhalten Körperzellen nicht mehr genügend Zucker als Energiequelle. Die Folge ist eine übermäßige Produktion von Ketonkörpern durch Spaltung von Fetten. Die erhöhte Konzentration an Ketonkörpern (Ketose) führt schließlich zu einer Übersäuerung des Blutes (Azidose). Die daraus resultierenden Elektrolytverschiebungen rufen Erbrechen und Schwäche hervor. Dieser Zustand ist lebensbedrohlich!
Die anfangs eher unspezifischen Symptome sind nicht immer gleich offensichtlich. Behalten Sie Ihren Hund deshalb immer gut im Auge und kontrollieren Sie regelmäßig sein Gewicht.
Diagnose: Wie wird Diabetes mellitus beim Hund festgestellt?
Jeder Tierarztbesuch beginnt mit einer ausführlichen Besitzerbefragung (Anamnese). Diese ist für die Diagnosestellung sehr wertvoll, da wichtige Anhaltspunkte wie eine vermehrte Wasseraufnahme oder Lustlosigkeit Hinweise auf Diabetes mellitus beim Hund sind.
Nach der Anamnese erfolgt eine klinische Allgemeinuntersuchung, in der das Allgemeinbefinden des Hundes erfasst wird. Des Weiteren führt der Tierarzt eine spezielle Untersuchung durch, um Diabetes beim Hund nachweisen zu können. Dafür nimmt er dem Hund Blut ab und sammelt eine Urinprobe.
Welche Werte werden bei der Blut- und Urinuntersuchung gemessen?
Da der Blutzuckerspiegel beispielsweise durch Futter oder Stress starken Schwankungen unterliegt, empfiehlt sich die Messung der Fructosamine. Hierbei handelt es sich um bestimmte Proteine, die als Langzeitparameter (über ein bis drei Wochen) des Blutzuckerspiegels gewertet werden. Bei Verdacht auf eine Bauchspeicheldrüsenentzündung werden zudem spezifische Hilfsgrößen wie Amylase und Lipase bestimmt.
Ein erhöhter Gehalt an Zucker, Proteinen, gegebenenfalls Ketonkörpern sowie ein verändertes spezifisches Gewicht des Urins erhärten den Verdacht eines Diabetes mellitus beim Hund. Da der hohe Blutzuckerspiegel unter Umständen zu Ablagerungen von Zucker im Auge führt, erkranken viele betroffene Hunde darüber hinaus an einem grauen Star. Deshalb erfolgt immer auch eine Blutdruckmessung und eine Augenuntersuchung.
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Therapie eines Diabetes mellitus beim Hund setzt sich immer aus verschiedenen Komponenten zusammen:
täglich: zweimalige Gabe von Insulin (Altinsulin, Intermediärinsulin oder Langzeitinsulin)
diätetische Maßnahmen: Kalorienbedarf berechnen, Futter mit niedrigem Gehalt an schlecht verdaulichen Kohlenhydraten und Fetten, Futter mit höherem Gehalt an Rohfasern
regelmäßige Bewegung
regelmäßige Überwachung des Blutzuckerspiegels und anderer Parameter
im Falle einer DKA: sofortige Gabe von Infusionen, Elektrolyten und Insulin sowie laufende tierärztliche Überwachung
orale Antidiabetika zeigen bei Hunden keine Wirkung
Auch wenn die Diagnose und der Umfang der darauffolgenden Therapiemaßnahmen meist ein Schock für die Besitzer ist, lässt sich Diabetes beim Hund in den meisten Fällen gut behandeln. Ihr Tierarzt wird Sie gründlich im Umgang mit dem Blutzuckermessgerät und der Dosierung des Insulins einweisen. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ist es in der Regel sowohl für den Besitzer als auch für den Hund schnell Teil der alltäglichen Routine.
Sonderfall Gestationsdiabetes
Gestations- oder Schwangerschaftsdiabetes ist eine Sonderform von Diabetes mellitus. Sie tritt ausschließlich bei unkastrierten Hündinnen auf. Hierbei spielt das Hormon Progesteron eine entscheidende Rolle.
In diesem Fall sollten Sie Ihre Hündin schnellstmöglich kastrieren lassen. Denn jede weitere Läufigkeit führt zu neuen Entgleisungen im Zuckerstoffwechsel. Meist benötigt die Hündin allerdings trotzdem eine lebenslange Insulintherapie.
Ursachen von Diabetes mellitus
Wie entsteht Diabetes beim Hund?
Bei Diabetes mellitus handelt es sich um ein komplexes Syndrom, welches durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel infolge eines Mangels an Insulin entsteht. Zum besseren Verständnis ist ein Blick auf die Bauchspeicheldrüse des Hundes wichtig:
Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist aufgeteilt in einen endokrinen und exokrinen Teil. Der endokrine Anteil besteht aus Beta-Zellen, die das Hormon Insulin bilden. Insulin transportiert den mit der Nahrung aufgenommenen Zucker in die Zellen des Körpers.
Kommt es zur Ausschüttung von Insulin in das Blut, bewirkt dies die Aufnahme von Zucker in die Zellen. Die Zellen wiederum benötigen den Zucker zur Energiegewinnung. Überschüssiger Zucker wird in Form von Glykogen in der Leber und in den Muskeln gespeichert. Gleichzeitig führt das anabole Hormon Insulin zur Bildung von Protein und Fett.
Die vier Ausprägungen von Diabetes beim Hund
Die Ursachen eines Diabetes mellitus beim Hund sind vielfältig. Man gliedert diese Ausprägung der Erkrankung in 4 Formen:
Typ 1 (juveniler Diabetes mellitus) mit absolutem Insulinmangel: Der Körper bildet Schutzproteine (Antikörper) gegen die eigenen Zellen der Bauchspeicheldrüse. Die Zellen gehen zugrunde und produzieren somit kein Insulin mehr. Der Zucker wird nicht mehr in die Zellen aufgenommen und verbleibt in den Blutbahnen. Dieser Typ tritt bei Hunden am häufigsten auf.
Typ 2 (adulter Diabetes mellitus) mit relativem Insulinmangel: Die Ursache ist ein Funktionsverlust der Beta-Zellen oder eine Insulinresistenz. Letzteres bedeutet, dass zwar genügend Insulin gebildet wird, dieses jedoch keine Wirkung auf den Stoffwechsel mehr ausübt. Dieser Typ tritt vorwiegend bei Katzen auf.
Sekundäre Diabetes mellitus: Diese Form wird durch verschiedene Grunderkrankungen wie eine Nebennierenüberfunktion (Morbus Cushing) oder die Gabe von Glukokortikoiden (Kortison) verursacht. Dies kann zu einer Insulinresistenz führen. Weitere Ursachen sind Bauchspeicheldrüsenentzündungen (Pankreatitis), Übergewicht und Infektionen.
Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes): Hierbei spielen Schwangerschaftshormone wie Progesteron eine große Rolle, indem sie zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels führen.
Wichtig sind in jedem Fall eine frühzeitige Diagnose und die entsprechende Behandlung. Letztere hängt stark davon ab, von welchen Diabetes-Typ Ihr Hund betroffen ist.
Prognose: Wie stehen die Heilungschancen?
Die Prognose eines Diabetes mellitus ist abhängig von Komplikationen und dem Therapieerfolg. Sofern der erkrankte Hund auf Insulin gut eingestellt ist, ist die Prognose gut. Allerdings ist Diabetes mellitus nicht heilbar. Betroffene Hunde müssen ihr Leben lang Insulin erhalten.
Prophylaxe: Wie vermeide ich Diabetes mellitus beim Hund?
Diabetes mellitus beim Hund lässt sich kaum verhindern. Dennoch können Sie durch eine frühzeitige Kastration von Hündinnen, eine ausgewogene und gesunde Ernährung sowie regelmäßige Bewegung das Risiko senken.
Zeigt der Hund bereits Komplikationen und ist auf Insulin schwer einstellbar, kann eine eingeschränkte Lebensqualität die Folge sein.
Eine andere Art von Diabetes beim Hund: Diabetes insipidus
Im Gegensatz zum Diabetes mellitus ist der Diabetes insipidus beim Hund sehr viel seltener. Der Tierarzt unterscheidet zwischen einem zentralen und renalen (lat. „ren“ bedeutet Niere) Diabetes insipidus.
Beide Formen sind entweder angeboren oder entstehen sekundär durch andere Erkrankungen und Traumata, wobei das antidiuretische Hormon (ADH) im Mittelpunkt des Geschehens steht. Es wird im Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns) gebildet und hat normalerweise die Aufgabe, Wasser aus dem Primärharn zurückzugewinnen.
Beim zentralen Diabetes insipidus liegt jedoch ein Mangel an ADH vor. Dagegen bindet sich das ADH beim renalen Diabetes insipidus nicht an die dazugehörigen Rezeptoren. Typisch für beide Formen ist ein vermehrter Harnabsatz. Um den dadurch entstehenden Flüssigkeitsverlust auszugleichen, trinken betroffene Hunde auffällig viel.
Diagnose eines Diabetes insipidus
Um einen Diabetes insipidus von einem Diabetes mellitus beim Hund zu unterschieden, kann ein ADH-Versuch durchgeführt werden. Dafür wird dem Hund ADH verabreicht und anschließend die Verbesserung der Wasserrückgewinnung gemessen.
Kommt es zu einer Verbesserung, spricht dies für einen zentralen Diabetes insipidus. Eine zusätzliche Methode ist der sogenannte Durstversuch. Dafür muss der Hund nach Leerung der Blase mehrere Stunden lang dursten. Danach wird die Menge des gebildeten Urins gemessen. Hat sie sich nicht verringert, handelt es sich um einen Diabetes insipidus.
Wie behandelt man den Diabetes insipidus beim Hund?
Auch hier kommt es auf die Form des Diabetes insipidus an. Leidet der Hund an der zentralen Form, also einem Mangel an ADH, erhält er lebenslang synthetisches ADH als Ersatz. Die renale Form ist meist eine Begleiterscheinung einer anderen zugrundeliegenden Erkrankung. Deshalb behandelt der Tierarzt in diesem Fall (wenn möglich) die Grunderkrankung. Außerdem wird die Salzaufnahme des betroffenen Hundes reduziert.
Ist Diabetes insipidus heilbar?
Bei einem zentralen Diabetes insipidus ist die Prognose in der Regel günstig. Allerdings ist der Hund genauso wie bei Diabetes mellitus ein Leben lang auf Medikamente angewiesen. Die Prognose eines renalen Diabetes insipidus ist abhängig von der Grunderkrankung.
An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln.
Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen.
Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.
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