Coronavirus beim Hund Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

jack russell hund coronavirus

Viele Hundebesitzer bewegt gerade die Frage, ob sich Hunde mit dem Coronavirus (SARS-CoV-2) infizieren und das Virus übertragen können. Forscher schließen dies und somit auch den Ausbruch der Atemwegserkrankung Covid-19 nach aktuellem Stand aus!

Hingegen ist das Canine Coronavirus (CCoV) schon längere Zeit weltweit verbreitet und betrifft insbesondere Hunde in Zwingerhaltung sowie Welpen. Nach oraler Aufnahme von beispielsweise kontaminiertem Kot befällt das Canine Coronavirus den Magen-Darm-Trakt und führt besonders bei immunschwachen Hunden zu teils starkem Durchfall und Todesfällen.

Ist Covid-19 gefährlich für meinen Hund?

07.07.2020: Ab sofort muss ein positives Testergebnis Ihres Hundes auf Covid-19 offiziell bei den deutschen Veterinärbehörden angezeigt werden. Das hat die Bundesregierung beschlossen. Die Meldung müssen Sie allerdings nicht selbst durchführen. Der behandelnde Tierarzt oder das Labor leiten das Untersuchungsergebnis an die zuständige Veterinärbehörde weiter.

Ziel ist es, neue Erkenntnisse über Vorkommen, Übertragung und Ausbreitung des Virus zu erhalten. Des Weiteren sollen somit Risiken für die Gesundheit von Tier und Mensch frühzeitig identifiziert werden können.

Erste Untersuchungen des Friedrich-Loeffler-Instituts (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit des Bundeslandwirtschaftsministeriums) zeigen bereits, dass Hunde im Vergleich zu Katzen oder Frettchen weniger empfänglich für den Virus sind.

Sie als Halter sind aber nicht dazu verpflichtet, ihren Hund testen zu lassen. Das bleibt Ihnen überlassen. Die bisherige Analyse liefert derzeit keinen Hinweis darauf, dass Haustiere das Coronavirus auf Menschen übertragen. Dennoch könne dies noch nicht komplett ausgeschlossen werden, wie Thomas Mettenleiter im Gespräch mit der Tagesschau erläutert.

26.06.20: Inzwischen sind weltweit einige Fälle bekannt geworden, wonach sich Hunde nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt haben. Am 20. Juni 2020 hat das dänische Ministerium für Umwelt und Ernährung in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, die Veterinär- und Lebensmittelbehörde habe die erste Infektion mit dem Coronavirus bei einem Hund in Dänemark nachgewiesen. Es handelt sich hierbei um den Familienhund von Besitzern einer Nerzfarm. Auch etliche Nerze wurden positiv getestet. 

Müssen sich Hundebesitzer nun doch Sorgen machen?

Bei den infizierten Hunden handelt es sich bislang um Einzelfälle. Erste Studien haben gezeigt, dass Hunde sich zwar durchaus mit dem SARS-CoV-2-Virus anstecken können, aber dennoch wenig empfänglich für diesen sind. Die meisten Vierbeiner stecken sich bei ihren Besitzern an, mit denen sie naturgemäß eng zusammenleben.

Leider gibt es immer noch keine gesicherten Erkenntnisse, ob bei den infizierten Hunden tatsächlich schon einmal die Lungenkrankheit Covid-19 ausgebrochen ist oder sie nur das Virus in sich tragen. Auch gibt es keine belastbaren Aussagen über sonstige gesundheitliche Folge einer Infektion. Des Weiteren fehlen wissenschaftliche Belege dafür, ob Hunde das Virus auch auf den Menschen oder auf Artgenossen übertragen können.

Für Hundebesitzer gilt also weiterhin: Achten Sie auch bei Ihrem Haustier darauf, die grundlegenden Hygieneregeln einzuhalten. Waschen Sie sich regelmäßig die Hände, niesen Sie in die Armbeuge und reinigen Sie regelmäßig die Oberflächen in Ihrer Wohnung. Versuchen Sie außerdem, einen besonders engen Kontakt zu Ihrem Vierbeiner zu vermeiden und lassen Sie sich nicht von Ihrem Tier ablecken. So können Sie das Risiko für sich und Ihr Tier weiterhin reduzieren.

Weitere Empfehlungen, was den richtigen Umgang mit Corona-empfänglichen Haustieren betrifft, finden Sie weiter unten im Text sowie in den Empfehlungen des Friedrich-Löffler-Institut (FLI).

Verwendete Quellen:

31.03.20: Covid-19 wird bei Menschen durch das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 hervorgerufen, welches in China seinen Ursprung hat. Das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) überwacht als Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit die aktuelle Seuchenlage und veröffentlicht dazu die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Bislang vermuten die Forscher, dass das neuartige Coronavirus ursprünglich durch Fledermäuse, Schuppentiere oder Schlangen auf den Menschen übertragen wurde.

Bereits bei zwei symptomlosen Hunden aus Hongkong wurden die Coronaviren kürzlich auf der Nase und im Maul nachgewiesen. Die Experten gehen jedoch davon aus, dass die Coronaviren über engen Körperkontakt zu den erkrankten Hundebesitzern auf die Hunde gelangt sind. Auch wurde bei beiden Hunden kein erhöhter Antikörpertiter gemessen, welcher für eine SARS-CoV-2-Infektion ausschlaggebend ist. Die Forscher schließen daher aus, dass Hunde an Covid-19 erkranken können.

Fällt Ihr Hund mit grippeähnlichen Symptomen auf, so kann dennoch eine Infektion mit SARS-CoV-2 mittels der humanen Tests nachgeprüft werden.

Vor kurzem wurde ebenfalls ein Fall bestätigt, bei welchem eine belgische Katze positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde. Es handelt sich dabei jedoch um einen Einzelfall, weshalb die Wissenschaft weiterhin die Übertragung des neuartigen Coronavirus vom Menschen auf Haustiere als äußerste Ausnahme einstuft.

Sollte ich Angst haben, meinen Hund nach draußen zu lassen?

Hunde und andere einheimische Tiere spielen für die Ausbreitung des neuen Coronavirus keine Rolle, weshalb sie weiterhin ohne Bedenken an die frische Luft gelassen werden können. Dies ist trotz der derzeitigen Corona-Krise für die Gesundheit unserer Vierbeiner sogar sehr wichtig, da viel Bewegung und frische Luft das Immunsystem stärkt und Stress abbaut.

Welche Vorsichtsmaßnahmen muss ich während des Spazierengehens beachten?

Beim Spazierengehen ist es unabhängig der aktuellen Corona-Pandemie ratsam, auf das Verhalten des Hundes zu achten. Es passiert schnell, dass unsere felligen Freunde etwas Giftiges oder Scharfkantiges aufnehmen. Weiterhin kann herumliegender Kot Krankheitserreger wie Parasiten, Viren und Bakterien übertragen, weshalb dieser immer eingesammelt werden sollte. 

Auf Grund des aktuellen Kontaktverbotes in Deutschland sollte zusätzlich bedacht werden, dass maximal zwei Personen den Hund während der Gassigänge begleiten dürfen. Treffen Sie außerdem auf andere Hundehalter, so ist ein Abstand von mindestens 1,5 Metern vorgeschrieben. Pfoten nach dem Gassigehen zu desinfizieren ist nicht nötig und kann die Haut stark austrocknen und zu Hautproblemen führen.

Was passiert mit meinem Hund, wenn ich in Quarantäne muss?

Da die Übertragung des neuartigen Coronavirus über engen Körperkontakt zu Hunden derzeit nicht ausgeschlossen wird, empfiehlt es sich im Falle einer Quarantäne, nahestehende Personen außerhalb der Risikogruppen (Senioren oder Kranke) um Unterstützung bei der Pflege von Haustieren im Rahmen von Gassigängen zu fragen. Besitzen Sie einen Garten, können Sie diesen natürlich für das kleine und große Geschäft sowie zum Beschäftigen Ihres Hundes nutzen. Sollten Sie keine Unterstützung im Bekanntenkreis finden, so können vorübergehend Hundepensionen oder private Hundesitter aushelfen. Die Abgabe eines Haustieres aufgrund der aktuellen Corona-Krise ist in jedem Fall nicht angebracht.   

Kurz gesagt: Wir können weiterhin mit unseren Hunden raus an die frische Luft, solange wir selber nicht in Quarantäne sind. Da wir uns fast ausschließlich durch den Kontakt zu infizierten Menschen an dem neuartigen Coronavirus anstecken, ist die Desinfektion von Hundepfoten oder das Meiden von Gassigängen weder hilfreich noch gut. Laut dem FLI ist es sehr unwahrscheinlich, dass Hunde an Covid-19 erkranken können. Dafür spielen jedoch andere Coronaviren eine große Rolle für die Gesundheit von Hunden: 

Übertragung, Eigenschaften und Krankheitsgeschehen des Caninen Coronavirus

Coronaviren kommen bei einer Vielzahl von Säugetieren vor, sodass neben Hunden auch Katzen (FEVC und FIPV), Schweine, Rinder oder auch wir Menschen an Coronaviren erkranken können. Bei Hunden muss allerdings nicht jede Infektion zu Erkrankungszeichen führen. Erwachsene Hunde mit einem starken Immunsystem zeigen demnach häufig keine Anzeichen, dennoch können sie immungeschwächte Hunde (z.B. Welpen) über direkten und indirekten Kontakt anstecken:

Über das Maul oder die Nase werden die Viruspartikel des Caninen Coronavirus (CCoV) aufgenommen, sodass sie anschließend über die Speiseröhre in den Magen-Darm-Trakt gelangen. Mögliche Infektionsquellen können fäkal verunreinigtes Trinkwasser, kontaminierte Gegenstände (z.B. Hundespielzeug) sowie direkter Kontakt zu infektiösem Hundekot sein. In der Schleimhaut des Magens sowie des Dünn- und Dickdarms vermehren sich die Viruspartikel und können durch entzündliche Geschehen zu teils massiven Schäden führen. Die Folge ist eine verminderte Aufnahmefähigkeit von Wasser und Nährstoffen aus dem Futterbrei, was insbesondere bei Welpen mit kleinen Energiespeichern lebensgefährlich enden kann. Die Ausscheidung der neu gebildeten Viruspartikel über den Kot kann nach Auftreten der Symptomatik bis zu zwei Wochen dauern, weshalb vor allem in dieser Zeit auf wirksame Hygienemaßnahmen geachtet werden sollte.

Coronavirus beim Hund: Welche Symptome treten auf?

Hunde reagieren je nach Zustand des Immunsystems unterschiedlich auf eine Infektion mit dem Caninen Coronavirus. So zeigen Welpen oder anderweitig erkrankte Hunde (z.B. mit Parvovirose) schwerere Verläufe als erwachsene Hunde mit einem gestärkten Immunsystem. Folgende Magen-Darm-Beschwerden können also bei an Coronaviren erkrankten Hunden auftreten:

  • Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Schwäche und Appetitlosigkeit, ggf. Fieber
  • Oftmals wässriger Durchfall mit teils blutigen oder schleimigen Beimengungen sowie Erbrechen
  • Starker Wasserverlust (Dehydratation) sowie Schwankungen im Elektrolythaushalt können Kreislaufbeschwerden und Herzrhythmusstörungen hervorrufen
  • Immunsupprimierte Hunde können an den Folgen der Infektion sterben

Ist ein Hund schon einmal am Caninen Coronavirus erkrankt, kann eine erneute Erkrankung leider nicht ausgeschlossen werden.

Wie wird das Coronavirus beim Hund diagnostiziert?

Magen-Darm-Beschwerden beim Hund können durch vielerlei Erkrankungen hervorgerufen werden. So sollte im Rahmen der Besitzerbefragung (Anamnese) und klinischen Allgemeinuntersuchung unter anderem der sonstige Gesundheitsstatus (Prüfung der Maulschleimhaut, des Wasserhaushalts, der Herz- und Atemfrequenz und die Körperinnentemperatur) sowie der Impfstatus, die Haltungs- und Fütterungsgewohnheiten und zum Beispiel die Entwurmungsprophylaxe durch einen Tierarzt überprüft werden.

Ist der Kreislauf des Hundes durch den Wasser- und Elektrolytverlust so stark beeinträchtigt, dass eine weitergehende Untersuchung unzumutbar ist, muss vorerst der Kreislauf mittels einer Flüssigkeits- und Elektrolyttherapie stabilisiert werden. Erst danach kann eine Infektion mit dem Caninen Coronavirus beim Hund mittels einer Blut- oder Kotuntersuchung bestätigt werden:

  • Der Golden Standard ist ein direkter Virusnachweis per Elektronenmikroskop oder RT-PCR (Real Time Polymerase-Kettenreaktion)
  • Seltener wird ein indirekter Virusnachweis durchgeführt, welcher die Konzentration der vom Körper gebildeten Antikörper (schützende Proteine des Immunsystems) im Blut misst

Neben diesen Tests ist es zusätzlich empfehlenswert, den Kot parasitologisch zu untersuchen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Durchfall sollte insbesondere bei Welpen nicht unterschätzt werden, da diese auf Grund ihrer geringen Energiereserven schnell in lebensgefährliche Situationen gelangen. Im Fokus der Therapie stehen daher unterstützende Maßnahmen, welche den Durchfall minimieren und den Kreislauf des Hundes stabilisieren sollen:

  • Flüssigkeits- und Elektrolyttherapie per intravenöser Infusion oder Bolus unter die Haut
  • Futterentzug (nicht länger als zwei Tage)
  • Vermeiden von bakteriellen Sekundärinfektionen: Antibiotika
  • Bekämpfung der viralen Infektion mittels Virostatika
  • Bei Untertemperatur können Hunde auf Heizkissen oder unter Heizdecken gewärmt werden (dabei Überhitzungen vermieden)
  • Nach der Therapie sollte mehrere Tage Schonkost gefüttert werden. Hierfür eignet sich zum Beispiel gekochter Reis (unparfümiert) mit gekochtem Hühnchen
  • Vermeidung von Stress

Wie ist die Prognose?

Die Prognose einer Erkrankung durch das Canine Coronavirus beim Hund ist stark abhängig vom Immunstatus. Welpen und bereits an Parvovirose oder Staupe erkrankte Hunde haben daher eine schlechtere Heilungschance als immunstarke Hunde. Wichtig ist daher eine frühzeitige Diagnose und wirksame Therapie, um den Wasser- und Elektrolytverlust möglichst gering zu halten.

Wie kann eine Infektion mit dem Coronavirus beim Hund verhindert werden?

Es ist möglich, Hunde mittels eines Impfstoffes vor einer Infektion mit dem Caninen Coronavirus (CCoV) zu schützen. Dieses ist jedoch momentan in Deutschland nicht für Hunde zugelassen, da die Wirkung des Impfstoffes unter den Spezialisten umstritten ist. Dennoch sollten nach den Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) des Friedrich-Löffler-Instituts Hunde vor Infektionserkrankungen wie der Parvovirose, Staupe und Leptospirose geimpft werden. Das Ziel dieser Impfungen ist zum einen die gezielte Infektionsprophylaxe des jeweiligen Erregers und zum anderen das Vermeiden einer nachfolgenden Immunsuppression. Somit sind geimpfte Hunde indirekt vor schweren Erkrankungsverläufen durch das Canine Coronavirus geschützt.

Zusätzlich sind folgende Hygienemaßnahmen zur Vermeidung von Infektionserkrankungen empfehlenswert:

  • Reinigen und ggf. Desinfektion von Futter– und Kotplätzen sowie Hundespielzeugen und Oberflächen mittels virenspezifischer Desinfektionsmittel
  • Regelmäßiges Wechsel des Trinkwassers
  • infizierte Hunde sollten mindestens zwei Wochen lang unter Quarantäne gestellt werden
  • Aufsammeln und geschlossene Entsorgung von Kot

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Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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