Autoimmunerkrankung beim Hund Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Hund beim Tierarzt

Wenn Sie eine Autoimmunerkrankung bei Ihrem Hund vermuten, sollten Sie frühzeitig einen Tierarzt aufsuchen.

Welche Ursachen eine Autoimmunerkrankung beim Hund auslösen können, ist noch nicht vollständig geklärt. Fest steht jedoch: Es gibt Mittel, um immunbedingte Krankheiten bis zu einem gewissen Grad in den Griff zu bekommen. Welche Erkrankungen das sind und wie Sie damit umgehen, erklärt dieser Artikel.

Autoimmunerkrankung beim Hund: Definition und Ursachen

Bereits während der fötalen Entwicklung im Bauch lernt das Immunsystem von Welpen zwischen fremden und körpereigenen Substanzen zu unterscheiden.

Bei einer Autoimmunerkrankung gerät dieses Verständnis durcheinander. Das führt dazu, dass das Immunsystem körpereigene Strukturen angreift. Oft sind angeborene Störungen ein Auslöser für eine Autoimmunerkrankung bei Hunden.

Die Rolle von Autoantikörpern

Häufig sind sogenannte Autoantikörper schuld daran, dass Autoimmunerkrankungen entstehen. Diese Antikörper richten sich von Natur aus gegen körpereigenes Gewebe oder Substanzen wie Hormone, zum Beispiel im Rahmen einer Entzündungsreaktion.

Sogenannte autoaggressive Antikörper können zudem als fremd eingestufte Substanzen (Antigene) angreifen, gegen die keine Immuntoleranz besteht – etwa wegen einer gestörten Reifung des Immunsystems.

Es ist außerdem möglich, dass eine Immuntoleranz gegenüber diesen Antigenen bestand, die Antikörper diese Toleranz aber überschreiten.

Wie häufig treten Autoimmunkrankheiten bei Hunden auf?

Autoimmunerkrankungen kommen beim Hund vergleichsweise selten vor. So sollen beispielsweise nur etwa 1,4 Prozent aller Hautkrankheiten beim Haustier immunbedingt sein.

Welche Autoimmunerkrankungen beim Hund gibt es?

Bei Hunden können verschiedene Autoimmunkrankheiten auftreten, die sich in ihrem Verlauf und ihrem klinischen Bild voneinander unterscheiden. Zu den bekanntesten Autoimmunkrankheiten des Hundes gehören die folgenden.

Glomerulonephritis

Glomerulonephritis ist eine Entzündung der kleinen Filterelemente der Niere (Glomeruli). Diese schwemmen auf natürliche Weise Elektrolyte, Giftstoffe und überflüssiges Wasser aus dem Blut.

Liegt eine immunbedingte Glomerulonephritis vor, kann dieser Prozess gestört sein und bei Ihrem Hund zu gefährlichen Vergiftungserscheinungen oder Elektrolytverschiebungen führen.

Lupus erythematodes

„Diskoider Lupus erythematodes“ (DLE) tritt vor allem bei jüngeren Hunde im Alter zwischen zwei und vier Jahren auf. Diese Autoimmunerkrankung geht mit krustigen und geschwürartigen Hautveränderungen einher, vor allem am Nasenspiegel. Aber auch die Augenpartie oder Lefzen können von der Krankheit betroffen sein.

Der „Systemische Lupus erythematodes“ (SLE) ist eine Form, die den ganzen Körper befällt. Das klinische Bild ist vielseitiger und hängt davon ab, welches Organ betroffen ist.

Pemphigus-Komplex

Der Pemphigus-Komplex geht mit schweren Veränderungen der Haut einher. Typisch für diese Autoimmunerkrankung sind Bläschen und Pusteln auf Haut und Schleimhaut.

Je nach betroffenem Gewebe unterteilen Tierärzte diese Krankheit in verschiedene Formen:

  • Pemphigus erythematodes
  • Pemphigus foliaceus
  • Pemphigus vegetans
  • Pemphigus vulgaris

Unter diesen Arten ist Pemphigus foliaceus die häufigste Form bei Hunden, wobei Tiere bestimmter Rassen besonders betroffen sind. Dazu gehören Akita, Chow-Chow und Spitz.

Polyarthritis

Bei der Polyarthritis handelt es sich um eine chronische und fortschreitende Entzündung mehrerer Gelenke gleichzeitig. Im Mittelpunkt der Erkrankung stehen schmerzhafte Beschwerden des Bewegungsapparates, zum Beispiel Lahmheit. Daneben können Symptome wie Fieber oder Müdigkeit auftreten und das Krankheitsbild verkomplizieren.

Rheumatoide Arthritis

Neben den infektionsbedingten Arthritiden können bei Hunden auch immunbedingte Arthritiden wie die rheumatoide Arthritis auftreten. In diesem Fall bildet das Immunsystem Signalstoffe, die zu entzündlichen Reaktionen in den Gelenken führen.

Warum diese Reaktion bei Hunden auftritt, ist noch nicht vollständig geklärt. Es ist jedoch möglich, dass der Körper auf bakterielle Reste reagiert, die nach einer durch Bakterien verursachten Gelenkentzündung im Gelenk verblieben sind.

Symptome: Wie äußert sich eine Autoimmunerkrankung beim Hund?

Die Symptome einer Autoimmunerkrankung lassen sich nicht verallgemeinern. Sie hängen weitgehend davon ab, welches Gewebe die Antikörper angreifen und in welchem Ausmaß dies geschieht.

Besonders häufig sind Autoimmunerkrankungen bei Hunden mit Störungen an der Haut und den Gelenken verbunden. Aber auch unspezifische Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Fieber oder Müdigkeit können immunbedingte Krankheiten begleiten.

Symmetrie kann ein Hinweis für immunbedingte Störungen sein

Viele Autoimmunerkrankungen gehen mit einem symmetrischen Krankheitsbild einher. So treten immunbedingte Hautveränderungen oft nicht nur einseitig und lokal, sondern beidseitig und in einem ähnlichen Muster auf.

Autoimmunerkrankung beim Hund © Snizhana / stock.adobe.com
Mit Medikamenten lassen sich viele Beschwerden bei Hunden mit einer Autoimmunerkrankung lindern.

Therapie: Wie wird eine Autoimmunerkrankung beim Hund behandelt?

Wenn Sie bei Ihrem Hund eine Autoimmunerkrankung vermuten, sollten Sie frühzeitig einen Tierarzt aufsuchen.

Dieser kann entsprechende Krankheiten mit speziellen Labortests nachweisen. Dazu ist in der Regel eine Blutuntersuchung oder eine Organprobe erforderlich.

Schwierige Diagnose

Rechnen Sie damit, dass es einige Zeit dauern kann, bis die richtige Diagnose gestellt ist. Das liegt vor allem an den meist komplexen Symptomen, die auch durch andere mögliche Krankheiten verursacht werden können. Der Tierarzt muss für eine gesicherte Diagnose zunächst mehrere mögliche Krankheiten ausschließen.

Um Ihrem Hund zu helfen, ist es wichtig, die unerwünschte Immunreaktion zu unterdrücken. Das ist zum einen wichtig, um die Symptome zu lindern.

Zum anderen lassen sich damit mögliche Spätfolgen wie Organschäden vermeiden.

Die medikamentöse Behandlung

Tierärzte setzen bei einer Autoimmunerkrankung in der Regel spezielle Medikamente ein – sogenannte Immunsuppressiva und Kortikosteroide. Je nach Krankheitsbild und Begleitsymptomen wie einer bakteriellen Infektion kann der Tierarzt auch Schmerzmittel, Entzündungshemmer oder Antibiotika verabreichen.

Prognose: Ist eine Autoimmunerkrankung beim Hund heilbar?

Da bei einer Autoimmunerkrankung eine Störung des komplexen Immunsystems Ihres Hundes vorliegt, ist diese Erkrankung in der Regel nicht heilbar.

Aus diesem Grund erhalten betroffene Hunde meist lebenslang Medikamente, die das Geschehen unterdrücken sollen.

Ein Leben mit Autoimmunkrankheiten ist möglich

Wenn Sie die Anweisungen Ihres Tierarztes befolgen und stets auf die Gesundheit Ihres Hundes achten, können Sie Ihrem Hund je nach Diagnose ein möglichst normales Leben ermöglichen. Dafür ist es wichtig, frühzeitig einen Tierarzt aufzusuchen, sobald Ihr Hund einen neuen Schub zeigt.

Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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