{"url":"https://www.zooplus.de/magazin/hund/hundegesundheit-pflege/atopische-dermatitis","title":"Atopische Dermatitis beim Hund","mag_id":65955,"is_single":true,"cat_name":"Hund","sub_cat_id":82,"sub_cat_name":"Hundegesundheit und Pflege","cat_id":79}
Juckreiz ist ein klassisches Symptom der atopischen Dermatitis beim Hund.
So wie wir Menschen leiden auch unsere Hunde immer häufiger unter Allergien. Bei manchen zeigen sich diese in Form einer entzündlichen Hauterkrankung – der atopischen Dermatitis. Erfahren Sie im folgenden Artikel alles, was Sie über diese Erkrankung wissen müssen.
Symptome: Was sind die wichtigsten Anzeichen einer atopischen Dermatitis?
Das typische Anzeichen für eine atopische Dermatitis beim Hund ist Juckreiz. Nicht jeder Hund zeigt gleichzeitig auch eine Hautrötung (Erythem) im betroffenen Hautbereich. Die Symptome können ganzjährig oder saisonal auftreten.
Typische Verteilungsmuster
Am häufigsten zeigt sich die Hautreaktionen an Gesicht, Ohren, Pfoten, Achseln und der unteren Halsseite. Außerdem leiden atopische Hunde oft an wiederkehrenden Ohrenentzündungen (Otitis externa).
Darüber hinaus ist die Hautbarriere erkrankter Hunde geschwächt. Dadurch können Bakterien und Pilze leichter in die Haut eindringen und Sekundärinfektionen verursachen. Auch das Kratzen oder Belecken der juckenden Hautstellen trägt dazu bei. Leider verschlimmern solche Infektionen den Juckreiz meist noch zusätzlich.
Zusätzliche Symptome
Im Verlauf können außerdem die folgenden Krankheitszeichen auftreten:
Hautveränderung durch Belecken an den Pfotengelenken (akrales Leckgranulom)
Verfärbungen der Haut (Hyperpigmentation)
Nicht jeder Hund zeigt die ganze Bandbreite an möglichen Symptomen einer atopischen Dermatitis. Ein wichtiger Hinweis ist aber das typische Verteilungsmuster.
Diagnose: Wie lässt sich die atopische Dermatitis beim Hund nachweisen?
Die Diagnose einer atopischen Dermatitis beim Hund erfolgt anhand einer Ausschlussdiagnostik. Zunächst führt der Tierarzt eine Besitzerbefragung (Anamnese) durch. Danach folgen die Allgemeinuntersuchung des Hundes und weitere spezielle Untersuchungen.
1. Besitzerbefragung
Um die mögliche Ursache für die Hauterkrankung besser eingrenzen zu können, erfolgt zunächst eine ausführliche Besitzerbefragung durch den Tierarzt. So können das Auftreten der Symptome zu einer bestimmten Jahreszeit oder allergische Erkrankungen der Elterntiere schon erste Hinweise sein.
Auch die Rasse und das Alter Ihres Hundes sind wichtig. Die Atopie tritt nämlich meist im Alter zwischen sechs Monaten und drei Jahren erstmalig in Erscheinung. Außerdem neigen bestimmte Rassen vermehrt zur Ausprägung einer atopischen Dermatitis.
2. Allgemeinuntersuchung
Bei der sich anschließenden Untersuchung des Hundes gibt das typische Verteilungsmusters der Hautveränderungen einen guten Hinweis auf die Ursachen.
Durch mikroskopische Untersuchungen des Fells und der Haut an den betroffenen Stellen wird ein Befall mit Ektoparasiten ausgeschlossen. Außerdem untersucht der Tierarzt den Hund auf Infektionen durch Hautpilze und Bakterien.
3. Ausschluss einer Futtermittelallergie
Eine weitere Ursache, die vor der Diagnose atopische Dermatitis ausgeschlossen werden muss, ist die Futtermittel induzierte Atopie.
Dafür bekommt der Hund hydrolysierte Futtermittel oder Monoprotein-Sorten als Eliminationsdiät. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Tierarzt ist in der Zeit der Diät entscheidend.
4. Allergietests
Sind alle anderen möglichen Ursachen ausgeschlossen, dann kann der Tierarzt einen Antikörpertest durchführen. Bei diesem kommen Bluttests oder Intrakutantests für den Nachweis von Antikörpern gegen Umweltallergene zum Einsatz.
Für den aussagekräftigeren Intrakutantest werden Allergene in die Haut gespritzt und die Reaktion darauf abgelesen. Dieser wird meistens nur von Dermatologen in größeren Tierarztpraxen oder Tierkliniken durchgeführt.
Dagegen kann ein Blutserumtest jederzeit durch spezialisierte Labore erfolgen. Jedoch ist ein positives Ergebnis allein nicht Beweis genug, da auch gesunde Hunde solche Antikörper in der Haut und im Blut besitzen. Der Tierarzt beurteilt dieses deshalb immer im Zusammenhang mit den Symptomen.
Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die atopische Dermatitis aufgrund von Umweltallergien bedarf einer individuell auf den einzelnen Hund zugeschnittenen Therapie und muss auch häufig neu angepasst werden. Hier ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Tierarzt und Besitzer essenziell.
Zudem stützt sich die Therapie auf mehrere Pfeiler, mit denen neben der Allergie an sich auch die Symptome und Begleiterscheinungen behandelt werden.
Leider ist eine Allergie nicht heilbar. Daher ist das vorrangige Ziel bei der Therapie der atopischen Dermatitis eine Verbesserung der Lebensqualität für den Hund und somit auch den Hundehalter.
1. Allergenvermeidung bei der atopischen Dermatitis
Die einfachste und effektivste Behandlung einer Allergie ist immer die Vermeidung des auslösenden Stoffes (Allergen). Die Möglichkeit und der Erfolg die Allergene zu vermeiden, hängt von den auslösenden Substanzen ab. Bei den Umweltallergenen benötigt der Tierhalter andere Strategien als bei den Futtermittelallergenen, die leicht in der Fütterung gemieden werden können.
a. Wenn es am Futter liegt
Leidet der Hund aufgrund einer Futtermittelallergie an atopischer Dermatitis ist in Absprache mit dem Tierarzt die Umstellung auf spezielles Diätfutter Hauptteil der Therapie. Dabei muss die Eliminationsdiät über acht bis zwölf Wochen gefüttert werden. Individuell ausgewählte Medikamente unterstützen die Erholungsphase.
Hinweis: Die Wahl eines geeigneten Diätfuttermittels kann die natürlichen Körperfunktionen Ihres Hundes unterstützen. Bitte beachten Sie aber, dass Diätfuttermittel Krankheiten weder heilen noch verhindern können. Die richtige Ernährung Ihres Hundes sollten Sie außerdem immer mit Ihrem Tierarzt absprechen. Spezielle Diätfuttermittel finden Sie im Onlineshop von zooplus.
b. Wenn Pollen die Ursache sind
Haben Sie einen Pollenallergiker, dann informieren Sie sich online über den aktuellen Pollenflugkalender und passen Sie Ihre Spaziergänge dementsprechend an. Gerade für Gräser-Allergiker sind Spaziergänge durch hohe Gräser und frisch geschnittene Wiesen in der Blütezeit tabu.
Tipp: Zusätzlich reduziert das Abwaschen des Felles mit Wasser nach dem Spaziergang die Pollenbelastung. Alternativ können Sie nach jedem Spaziergang auch den Kopf und die Beine mit einem nassen Tuch abwischen.
c. Wenn Milben die Auslöser sind
Futtermilben-Allergiker profitieren vom Kauf kleinerer Futtersäcke und der luftdichten Lagerung des Futters. Je länger das Futter offen gelagert wird, desto größer wird die Kontamination mit Milben-Allergenen – zusätzlich durch Hausstaubmilben verursacht.
Um einer zusätzlichen Belastung durch Flöhe und Milben vorzubeugen, bekommt ein atopischer Hund regelmäßig Medikamente zur Parasitenprophylaxe. Geben Sie diese konsequent das ganze Jahr hindurch.
2. Ursächliche Behandlung: Die Immuntherapie
Im Fall von Umweltallergien ist die einzige ursächliche Behandlung die sogenannte allergenspezifische Immuntherapie. Besser bekannt ist sie unter dem Namen Hyposensibilisierung oder Desensibilisierung.
Wie funktioniert die Desensibilisierung beim Hund?
Hierbei stellt ein spezialisiertes Labor eine Lösung her, die genau die Allergene enthält, auf die der Hund allergisch reagiert. Das Immunsystem des Hundes soll sich damit langsam wieder an die Allergene gewöhnen. Dadurch reduziert sich die überschießende Reaktion auf diese.
In der Einleitungsphase werden dem Hund nach und nach immer größere Mengen und Konzentrationen der Lösung verabreicht. In der darauffolgenden Erhaltungstherapie verabreicht der Tierarzt dem Hund die Lösung nur noch ein- bis zweimal monatlich.
Die Erhaltungstherapie sollte mindestens zwei bis drei Jahre durchgeführt werden. Allerdings wird eine lebenslange Therapie empfohlen, um ein Wiederauftreten (Rezidiv) der Allergie zu verhindern.
Merke: Die Immuntherapie dient der Verringerung der allergischen Reaktion auf die Umweltallergene und nicht der Heilung der atopischen Dermatitis.
Einflussfaktoren
Jederzeit können weitere Umweltfaktoren den Erfolg und Verlauf der Immuntherapie beeinflussen. Durch Stress, einen Parasitenbefall oder eine Futterumstellung kann es erneut zu einer Verstärkung der Symptome kommen.
Deshalb erfordert die atopische Dermatitis beim Hund eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Tierbesitzer und dem behandelnden Tierarzt. Außerdem ist ein gutes Umgebungsmanagement durch den Hundehalter notwendig.
Vorteile und Chancen der Immuntherapie
Ein großer Vorteil der Immuntherapie sind die geringeren Nebenwirkungen, die im Vergleich zu vielen der verwendeten Medikamente entstehen. Andererseits ist die Behandlung auch kosten- und zeitintensiv. Deshalb sollten Kosten und Nutzen vor Beginn der Therapie gegeneinander abgewogen und eine individuelle Entscheidung getroffen werden.
Für ganzjährig betroffene Hunde ist die Immuntherapie eine gute Chance auf ein entspanntes Leben. Für einen Hund, der nur vier Monate im Jahr Probleme hat, wird meistens eher die medikamentöse Therapie gewählt.
Erfolgschancen
Etwa siebzig Prozent der mit einer Immuntherapie behandelten Hunde erfahren eine Verbesserung der klinischen Symptome um mehr als fünfzig Prozent. Nur wenige Hunde werden vollständig symptomfrei oder kommen ohne weitere Immuntherapie aus. Demgegenüber zeigt sich leider bei rund zwanzig Prozent kein Erfolg der Behandlung.
3. Symptomatische Therapie der atopischen Dermatitis
Die symptomatische Therapie hat das Ziel, den Juckreiz sowie die Entzündungen der Haut zu lindern. Deshalb wird diese allein oder begleitend zu einer Hyposensibilisierung angewandt. Der Tierarzt entscheidet für jeden Patienten individuell, welche der vielen Behandlungsmöglichkeiten zum Einsatz kommen und wie diese zu kombinieren sind.
a. Was hilft gegen bakterielle Infektionen und Hautpilze?
Gegen bakterielle Infektionen helfen Shampoos mit antibakteriellen Inhaltsstoffen oder systemische Antibiotika.
Einen Hautpilz behandelt der Tierarzt mit speziellen Waschlösungen, Salben oder in manchen Fällen mit einer Impfung.
b. Welche Medikamente helfen gegen Juckreiz?
Als symptomatische Therapie gegen den Juckreiz werden verschiedene systemische Medikamente eingesetzt. Dazu gehören Kortison oder Cyclosporin.
Weniger Nebenwirkung zeigen die neueren Medikamente auf Basis monoklonaler Antikörper. Diese binden die für den Juckreiz zuständigen Botenstoffe des Immunsystems und unterbrechen so das Fortschreiten der Hautsymptomatik. Bisher gibt es Oclacitinib-Tabletten zur täglichen Gabe oder Lokivetmab – eine flüssige Lösung, die monatlich vom Tierarzt gespritzt wird.
Antihistaminika zeigen beim Hund leider nicht den gleichen Erfolg wie beim Menschen und werden nur noch selten verwendet. Außerdem können kleinere betroffene Hautareale mit kortisonhaltigen Sprays oder Salben behandelt werden.
c. Hilfsmittel zur Stärkung der Hautbarriere
Neben der Unterdrückung der Symptome muss die Abwehrfunktion der Haut gestärkt werden. Mittlerweile sind dafür zahlreiche Präparate auf dem Markt. Spezielle Shampoos oder Spot-on-Produkte beruhigen die juckende Haut und stärken die Hautbarriere.
Essenzielle Fettsäuren vermindern nachweislich die Entzündungsreaktionen der Haut und den Atopie-assoziierten Juckreiz. Außerdem stärken sie die Barrierefunktion der Haut. Diese werden auf die Haut aufgetragen oder mit dem Futter verabreicht.
Prognose: Wie stehen die Heilungschancen bei der atopischen Dermatitis?
Eine Heilung der atopischen Dermatitis beim Hund ist leider nicht möglich, sondern lediglich eine Linderung der Symptome. Denn es handelt sich um eine chronische Erkrankung, die meist ein Leben lang behandelt und überwacht werden muss.
Doch mit der richtigen Behandlung steht einem langen und glücklichen Hundeleben aber nichts im Weg.
Ursachen: Wie kommt es zur Erkrankung?
Die atopische Dermatitis ist die zweithäufigste nicht-infektiöse Hauterkrankung beim Hund. Trotzdem sind die komplexen Ursachen für die atopische Dermatitis beim Hund noch nicht abschließend geklärt.
Genetische Prädisposition bei Hunden
Auf jeden Fall ist klar, dass die Atopie genetisch bedingt ist. Außerdem erleichtern Defekte der Hautbarriere Umweltallergenen das Eindringen in den Körper.
Insgesamt führt dies zu lokalen Entzündungen in der Haut und letztendlich zu einer überschießenden Aktivierung des Immunsystems.
Manche Rassen neigen vermehrt zu allergischen Hauterkrankungen, wobei diese oftmals auch nur bei bestimmten Zuchtlinien häufiger vorkommen. Zu diesen Rassen zählen:
Pollen von Bäumen und Gräsern, Schimmelpilze und Hausstaubmilben sind diejenigen Allergene, die am häufigsten eine atopische Dermatits beim Hund auslösen können.
Treten die Symptome zum Beispiel zeitlich begrenzt im Frühjahr oder Sommer auf, spricht alles für eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Pollen. Bei einer ganzjährigen Allergie stehen dagegen eher Hausstaubmilben als Verursacher im Vordergrund.
Eine weitere Form der Atopie ist die Futtermittel-induzierte atopische Dermatitis. Bei dieser sind Futtermittelallergene ein mitbeteiligter Auslöser für die Symptome.
Was versteht man unter der Schwellenwert-Theorie?
Die Ursache lässt sich leider nicht immer genau einschränken, da häufig ein Komplex aus verschiedenen Auslösern zusammenkommt.
Laut der Schwellenwert-Theorie potenzieren sich mehrere Ursachen und führen so erst zu den Symptomen einer Atopie. Dabei spielen auch nicht-allergische Komponenten, wie zum Beispiel andere Erkrankungen oder Stress, eine Rolle.
Prophylaxe: Wie vermeide ich die atopische Dermatitis beim Hund?
Wirklich vorbeugen kann man einer atopischen Dermatitis leider nicht. Allerdings lässt sich das Risiko im besten Fall zumindest minimieren.
Gehört der Hund Ihrer Wahl zu den Rassen, die besonders häufig an Allergien leiden, schauen Sie sich die Eltern Ihres Welpen genau an. Leiden die Mutter oder der Vater an Allergien, haben auch die Welpen ein höheres Risiko zu erkranken.
Ist Ihr Hund bereits an atopischer Dermatitis erkrankt, ist der wichtigste Baustein die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und dem Tierarzt. Stellen Sie Ihren Hund regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen vor, um ein erneutes Aufflammen der Symptome zu vermeiden, oder diese zumindest schnell abzumildern.
Lloyd M. Reedy, William H. Miller, Ton Willemse: Allergische Hauterkrankungen bei Hund und Katze, Hannover 2002.
Astrid Thelen: Allergische Dermatitis bei Hund (und Katze) – medikamentöse Therapieoptionen aus aktueller Sicht, KTM 3-4/2020
Regina Wagner: Der atopische Hund. Tipps, um den Juckreiz zu reduzieren, Veterinärspiegel 23:1 (2013); S. 3-10 (Online-Version)
Richard Halliwell: Revised nomenclature for veterinary allergy, Veterinary Immunology and Immunopathology 114:3-4 (2006), S. 207-208 (Online-Version)
Dr. Cornelia Kolo, Tierärztin
Während meines Studiums der Tiermedizin und meiner Promotion an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München konnte ich zahlreiche Einblicke in die vielfältigen Bereiche der Tiermedizin sammeln. Seit 2011 habe ich in meiner praktischen Tätigkeit als Tierärztin mit den verschiedensten Tieren und ihren Erkrankungen zu tun. Meine Leidenschaft gehört dabei der Aufgabe, meinen Patienten bestmöglich zu helfen und zu ihrem Wohle zu handeln. Mein Wissen als Tierärztin und als langjährige Hundebesitzerin und Hundesportlerin teile ich zudem gerne als Autorin.
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