Abszess (Eitergeschwür) beim Hund Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

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Die Tierärztin untersucht die Schwellung und das umliegende Gewebe.

Ihr Hund hatte vor ein paar Tagen eine Auseinandersetzung mit einem Artgenossen und plötzlich zeigt sich eine Beule? Oder hat Ihr Liebling auf einmal eine schmerzhafte Schwellung unterhalb des Auges? Ein Abszess beim Hund könnte die Ursache sein. Im folgenden Artikel finden Sie alle wichtigen Informationen.

Was ist eigentlich ein Abszess?

Definitionsgemäß handelt es sich bei einem Abszess (auch Eitergeschwür genannt) um eine abgekapselte Eiteransammlung in einem hohlen Geweberaum. Dieser bildet sich durch die entzündliche Einschmelzung von Zellen. Demnach ist ein Abszess eine Art Entzündung, welche in der Regel durch bakterielle Infektionen beim Hund verursacht wird.

In einigen Fällen entsteht ein Abszess aber auch steril, also nicht durch ein bakterielles Geschehen, in fast allen Organen. Häufige Lokalisationen sind beispielsweise die Haut und Leber, sowie die Analbeutel oder die Prostata (Geschlechtsdrüse des Rüden).

Ursachen: Wie entsteht ein Abszess beim Hund?

Abszesse sind theoretisch in fast jedem Organ möglich, wobei die Entstehungsweise oftmals die gleiche ist. Dringen eiterbildende Bakterien wie zum Beispiel Staphylokokken, Escherichia coli oder Clostridien in das Gewebe ein, reagiert das Immunsystem mit einer Entzündung des Gewebes. Ziel dieser Entzündung ist die Beseitigung der Erreger, damit sich das Gewebe regeneriert. Gelingt dies dem Körper nicht vollständig, bildet sich ein Abszess.

Wie sieht ein Abszess bei einem Hund aus?

Im Falle eines Abszesses entsteht eine Abszesshöhle, die sich durch abgestoßenes, abgestorbenes Gewebe bildet und im Inneren mit Eiter gefüllt ist. Dieser Eiter enthält abgestorbene Bakterien, Zellen und Zellen des Immunsystems (Neutrophile Granulozyten).

Nach außen ist der Abszess durch sogenanntes Granulationsgewebe, welches Teil der Wundheilung ist, von dem umliegenden gesunden Gewebe abgegrenzt. Im Laufe der Entzündung kommt es allerdings manchmal zu einer Ausbreitung der Abszesshöhle. Infolgedessen entstehen Fisteln (Verbindung zur Körperoberfläche) oder Spalträume, welche die Behandlung erschweren.

Wo können Abszesse beim Hund auftreten?

Zu den häufigsten Abszessen zählen beim Hund folgende Lokalisationen:

  • Analbeutelabszess: durch eine Analdrüsenentzündung beim Hund, Verstopfung der abführenden Gänge oder erhöhter Sekretbildung
  • Abszess der Prostata beim Rüden: bakterielle Infektion beispielsweise über den Harnleiter oder die Blutbahn
  • Kieferabszess durch entzündliches Geschehen im Zahnbereich
  • Abszess der Lunge: eingeatmete Fremdkörper, Lungenwürmer bei Hunden oder Tumore führen in der Lunge zu einer Eiteransammlung. Diese Abszessart kommt bei Hunden jedoch recht selten vor.
  • Bauchspeicheldrüsenabszess (Pankreasabszess): diese Abszesse sind häufig die Folge einer Bauchfellentzündung beim Hund und sind meist steril
  • Leberabszess: die Bakterien gelangen über Verletzungen, Organentzündungen oder bei Welpen über eine Nabelentzündung in die Leber
  • Abszesse in der Haut: häufig verursacht durch Bissverletzungen oder eindringende Fremdkörper

Die Möglichkeiten, wo im Körper des Hundes ein Abszess entsteht, sind also schier unendlich und darüber hinaus sind Eitergeschwüre keine Seltenheit.

Symptome: Wie äußert sich ein Abszess beim Hund?

Einen Abszess bei Ihrem Hund erkennen Sie an seinem typischen Erscheinungsbild und den begleitenden Symptomen:

  • Schwellung des Gewebes
  • Schmerzen: Hunde zeigen bei Schmerzen teilweise Verhaltensänderungen wie eine vermehrte Bewegungsunlust oder der Hund zeigt Appetitmangel. Daneben reagieren Hunde bei Abszessen, welche von außen nicht sichtbar sind, bei Berührung druckempfindlich. Außerdem zeigen sie teilweise Schmerzen beim Abkoten oder Harnlassen
  • Rötung des umliegenden Gewebes
  • Eiteransammlung im Innern des Abszesses (flüssige bis wachsartige, bröcklige Konsistenz möglich)
  • Fieber Ihres Hundes, verschlechtertes Allgemeinbefinden, Gewichtsverlust

Ab zum Tierarzt

Befindet sich der Abszess an den inneren Organen Ihres Hundes, ist es für Sie als Besitzer wahrscheinlich schwierig, diesen zu erkennen. Scheuen Sie bei unspezifischen Symptomen Ihres Hundes deshalb nicht den Besuch bei Ihrem Tierarzt.

Diagnose: Was macht Tierarzt bei Verdacht auf Abszess?

Zeigt Ihr Hund ein verschlechtertes Allgemeinbefinden, eine schmerzhafte Schwellung oder sonstige Schmerzen und Verhaltensänderungen, so ist ein baldiger Besuch beim Tierarzt angebracht. Im Rahmen der Anamnese (Besitzerbefragung) erhebt der Tierarzt bereits mögliche Differentialdiagnosen und plant die nachfolgende Diagnostik. Dazu sind etwa der Impfstatus Ihres Hundes, die gesundheitliche Vorgeschichte als auch eventuelle Unfälle oder Veränderungen im Umfeld wichtig.

Punktion, Ultraschall oder Röntgen

Gleichzeitig beginnt der Tierarzt meist mit der klinischen Allgemeinuntersuchung. Ist bereits von außen eine Schwellung sichtbar, so betrachtet der Veterinär die Veränderung und das umgebende Gewebe genauer auf Hinweise wie eine Rötung, Bissspuren oder sonstige Verletzungen. Aufgrund des typischen Aussehens unterscheidet sich ein Abszess beim Hund recht deutlich von tumorösen Veränderungen. Zudem weist ein Abszess im Gegensatz zu einem Tumor eine vermehrte Wärme sowie Eiter auf. Letzterer kann durch eine Punktion entnommen werden.

Hat der Tierarzt jedoch den Verdacht, dass sich im Körperinnern des Hundes ein Abszess befindet, wird er diesen durch bildgebende Verfahren sichtbar machen. Hierfür eignen sich je nach Lokalisation der Ultraschall und das Röntgen des Hundes am besten.

Behandlung: Was hilft gegen einen Abszess beim Hund?

Die Behandlung eines Abszesses beim Hund teilt sich auf in eine chirurgische Behandlung und eine begleitende medikamentöse Therapie:

  • Vor jeder chirurgischen Maßnahme: Rasur und Wundhygiene
  • Eröffnung des Abszesses unter aseptischen Bedingungen (z.B. per Punktion) bei gleichzeitiger Ultraschallkontrolle und unter Narkose des Hundes oder örtlicher Betäubung
  • Entleeren und Säuberung der Wundhöhle
  • Spülung mit aseptischen und ggf. antibiotischen Lösungen
  • Eventuell ist eine Omentalisation angezeigt (z.B. bei Prostataabszess): das Bauchnetz wird zur Drainage in die Abszesshöhle gelegt, um die Wundheilung zu fördern
  • Schmerzmedikamente für Ihren Hund und ggf. systemische Gabe von Antibiotika

Abszesse beim Hund erfordern bis zur vollständigen Heilung teilweise viel Geduld und Aufwand auch von Ihnen als Besitzer. Lassen Sie sich davon aber nicht entmutigen.

Heilungschancen und Prognose: Ist ein Abszess beim Hund gefährlich?

Die Prognose von Abszessen bei Hunden ist abhängig von der Lokalisation und dem Zustand des Abszesses. Ist dieser recht klein und intakt, ist die Prognose günstig.

Was passiert, wenn ein Abszess nicht behandelt wird?

Ein gerissener und unbehandelter Abszess löst dagegen unter Umständen eine lebensgefährliche Blutvergiftung aus.

Abszess beim Hund Bild © jackienix / stock.adobe.com
Eingespießte Grannen verursachen häufig Abszesse.

Vorbeugung: Wie kann ich einen Abszess beim Hund vermeiden?

Erleidet Ihr Hund eine Biss- oder Kratzverletzung oder spießt sich beispielsweise eine Granne in die Haut Ihres Hundes ein, sollten Sie auf eine gute Wundhygiene achten. Bei Bissverletzungen besteht die Gefahr, dass Sie kleinere Bissspuren übersehen. Diese entzünden sich dann schnell – ein Abszess bildet sich. Suchen Sie Ihren Hund nach solch einem Vorfall also immer gründlich auf Verletzungen ab. Außerdem gilt auch hier: Kontaktieren Sie im Zweifelsfall Ihren Tierarzt!

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Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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