Verhaltensforschung bei Hunden

Neue Studie: Können Hunde um Artgenossen trauern?

Hunde trauern
Können Hunde, wie wir Menschen auch, Trauer empfinden?

Können Hunde trauern? Forscher fanden heraus, welche Verhaltensweisen ein Hund zeigt, wenn ein Artgenosse aus dem eigenen Haushalt stirbt.

Appetitlosigkeit, erhöhtes Schlafbedürfnis, weniger Aktivität und Spieldrang: So verhält sich ein Hund, wenn er den Hundepartner verliert, mit dem er zusammengelebt hat. Das fanden italienische Wissenschaftler erstmals in einer internationalen Studie heraus, die Ende Februar 2022 im Wissenschaftsmagazin „Nature“ erschien.

Die Fähigkeit zu trauern wurde bei Hunden schon länger vermutet. Einen dokumentierten, wissenschaftlichen Beweis für die Trauer bei Hunden gab es bislang aber noch nicht.

Trotz wichtiger Erkenntnisse konnte die neue Untersuchung noch immer nicht bestätigen, dass es sich bei den beobachteten Verhaltensänderung tatsächlich um Trauer handelt.

Die Studie

Die Untersuchung zu den trauernden Hunden wurde mithilfe eines Onlinefragebogens durchgeführt. Ziel war es herausfinden, ob und wie der Verlust eines Artgenossen das Verhalten eines Hundes beeinflusst.

Für die Studie wurden 426 italienische Hundebesitzer und Hundebesitzerinnen befragt, die mindestens zwei Hunde zusammen hielten, von denen einer verstorben war.

Ergebnisse: So gehen Hunde mit Verlust um

Die Ergebnisse der Studie lassen darauf schließen, dass der Tod eines Artgenossen trauerähnliche Reaktionen beim Hund auslöste. So gaben 86 Prozent der Besitzer an, dass sich das Verhalten des Hundes deutlich veränderte – und zwar zum Negativen.

Etwa zwei Drittel haben beobachtet, dass ihr hinterbliebener Hund vermehrt Aufmerksamkeit verlangte. 57 Prozent gaben an, dass ihr Vierbeiner weniger aktiv war und kaum Lust zum Spielen hatten. In 35 Prozent der Fälle haben die Hunde deutlich mehr geschlafen als gewöhnlich und schienen insgesamt ängstlicher zu sein als vor dem Tod des Artgenossen. Circa 30 Prozent der Hunde wollten weniger fressen.

Etwa ein Drittel der befragten Besitzer gaben zudem an, dass die Verhaltensänderung ihres Hundes circa zwei bis sechs Monate anhielt. Ein Viertel der Befragten hat die Auffälligkeiten sogar über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten beobachtet.

Nur rund 13 Prozent der Befragten gaben an, keine Verhaltensänderungen wahrgenommen zu haben.

Beziehung der Hunde spielt eine Rolle

Auch das Verhältnis der beiden Tiere zueinander hatte Einfluss darauf, wie der Hund mit dem Verlust umging. Handelte es ich beispielsweise um ein Elterntier oder den eigenen Nachwuchs des trauernden Hundes, wollte dieser deutlich weniger fressen.

Bei Artgenossen, die eine rein freundschaftliche Beziehung hatten, kompensierte der hinterbliebene Vierbeiner den Verlust hingegen mit vermehrtem Frust-Fressen.

Verhalten der Besitzer hat Einfluss

Neben der Befragung zum Verhalten ihres Hundes wurden auch die Haustierbesitzer selbst gefragt, wie sie mit dem Tod ihres geliebten Vierbeiners umgingen.

Dabei fanden die Forscher heraus, dass die Hunde das Trauerverhalten ihrer Halter in einer gewissen Art adaptiert haben könnten. Umso mehr die Herrchen und Frauchen ihre Trauer über den Verlust zum Ausdruck brachten, desto eher zeigten auch die hinterblieben Hunde ein auffällig ängstlicheres Verhalten und aßen auch weniger.

Das ließ nicht nur auf eine ausgeprägte Empathie der Tiere spekulieren. Die Forscher vermuteten auch, dass das auffällige und unsichere Verhalten des Halters – und eigentlichen Rudelführers – auch den Hund verunsichert und verängstigt haben könnte.

Schwachstellen der Studie

Reicht allein ein von den Besitzern ausgefüllter Fragebogen aus, um wirklich Aufschluss darüber zu geben, ob Hunde trauern können? Schließlich gaben die Hundehalter selbst und womöglich nicht unvoreingenommen eine Einschätzung ab. Möglicherweise bewerteten sie das Verhalten ihrer Hunde auch über. Auch kann ihr eigenes Verhalten die Reaktionen des Hundes zu sehr beeinflusst haben.

Zudem war das plötzliche Verschwinden des einen Hundes an sich nicht die einzige Veränderung. Denn dadurch veränderten sich womöglich auch Routinen und Gewohnheiten im Hundealltag, die sich auf den hinterbliebenen Vierbeiner ausgewirkt haben könnten. Bei der vermeintlichen Trauer könnte es sich in dem Fall also auch um eine Stressreaktion gehandelt haben.

Bedeutende Erkenntnisse – Forschungsfrage bleibt dennoch offen

Laut den Forschern sind die Ergebnisse dieser Untersuchung von großer Bedeutung. Allein das Verständnis dieser Verhaltensmuster nach dem Verlust seien hilfreich, um die emotionalen Bedürfnisse des Tieres zu erkennen und mit ihnen umzugehen.

Dennoch betonen die Forscherinnen und Forscher, dass sie noch immer nicht bestätigen können, dass es sich tatsächlich um Trauer bei den betroffenen Hunden handelt. Hier bestünde eindeutig weiterer Forschungsbedarf.

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