Neue Zahlen veröffentlicht

Animal Hoarding 2022: So viele Fälle wie noch nie

Animal Hoarding Kitten im Käfig
Katzen leiden besonders häufig unter krankhaften Tiersammlern.

Erschreckende 73 Fälle mit 4.506 betroffenen Tieren zählte der Deutsche Tierschutzbund im vergangenen Jahr. Was hat es mit dem Phänomen Animal Hoarding auf sich?

Der Deutsche Tierschutzbund hat die Animal-Hoarding-Daten für 2022 veröffentlicht und vermeldet einen traurigen Rekord: 73 Fälle mit 4.506 betroffenen Tieren wurden dem Verband letztes Jahr bekannt. So viele waren es bislang noch nie. Im Schnitt wurden pro Monat sechs Fälle von krankhafter Tiersammelsucht entdeckt. Damit wurden die hohen Zahlen von 2021 sogar noch übertroffen. Was steckt hinter dem Phänomen Animal Hoarding?

Der Begriff lässt sich mit „Horten von Tieren“ bzw. „Tiersammelsucht“ übersetzen. Damit wird das krankhafte Verhalten von Menschen bezeichnet, mehr Tiere aufzunehmen als sie versorgen können – oft aus falsch verstandener Tierliebe.

Animal Hoarding 2022: Dramatische Ausmaße

„Das Leid der gehorteten Tiere ist kaum vorstellbar. Verwahrlost, unterernährt und krank hausen sie auf engem Raum im eigenen Urin und Kot, pflanzen sich unkontrolliert fort – während die Halter üblicherweise gar nicht merken, dass es ihren Tieren schlecht geht und teils sogar immer weitere aufnehmen“, sagt Nina Brakebusch, Fachexpertin für Animal Hoarding beim Deutschen Tierschutzbund.

Am häufigsten sind Katzen betroffen: Insgesamt 35 Fälle von gehorteten Katzen zählten die Tierschützer vergangenes Jahr. Aber auch Kleintiere wie Kaninchen, Farbratten und Meerschweinchen leiden unter den erschreckenden Haltungsbedingungen in Animal-Hoarding-Haushalten.

Da sie sich so schnell vermehren, nehmen die Zahlen bei diesen Tieren mitunter dramatische Ausmaße an. In der bayerischen Stadt Roth ereignete sich der größte Fall: 400 Kaninchen wurden hier aus dem Keller und der Gartenlaube einer Tiersammlerin gerettet.

Hohe Dunkelziffer vermutet

Oftmals kommt für die leidenden Vierbeiner jede Hilfe zu spät, berichtet Nina Brakebusch: „In vielen Fällen bergen Tierschützer bei Rettungsaktionen auch tote Tiere. Diese können häufig gar nicht alle gezählt und erfasst werden, ebenso wie der Nachwuchs trächtiger Tiere. Unsere Zahlen sind als Mindestwerte zu verstehen – von einer hohen Dunkelziffer ist leider auszugehen.“

Für die Tierheime stellen diese großen Mengen an beschlagnahmten Vierbeinern eine enorme Belastung dar. Viele Einrichtungen sind ohnehin schon überfüllt – und die gestiegenen Futter-, Energie-, Personal- und Tierarztkosten bereiten den Tierschützern zusätzlich Kopfzerbrechen. „Mehr denn je ist der karitative Tierschutz auf eine gerechte Entlohnung durch die Kommunen angewiesen. Die bleibt ihm allerdings zumeist verwehrt. Nur fünf Tierheime konnten 2022 von einer vollständigen Kostendeckung nach einem Animal-Hoarding-Fall berichten“, sagt Nina Brakebusch vom Deutschen Tierschutzbund.

Ist Animal Hoarding eine Krankheit?

Animal Hoarding ist mit großem Leid verbunden – für die Tiere, aber auch für ihre Halter. Denn die krankhafte Tiersammelsucht weist große Parallelen zu psychischen Störungen wie dem Messie-Syndrom sowie anderen Zwangserkrankungen auf. Häufig sind es Schicksalsschläge wie der Tod eines geliebten Menschen, eine Scheidung oder der Verlust des Arbeitsplatzes, die der Tierhortung zugrunde liegen.

Besonders oft betroffen sind ältere, alleinstehende und sozial isolierte Frauen. Um Tiersammlern und damit den gehorteten Tieren zu helfen, kämpft der Deutsche Tierschutzbund dafür, dass Animal Hoarding als Krankheitsbild anerkannt wird.

Was denkst du über Animal Hoarding? Hast du schon mal von einem Fall in deiner Nähe gehört?

Quellen:

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