Seit zehn Jahren wohnen meine Kater bei mir. Es gab Höhen und Tiefen – und viele Glücksmomente. Wie sich das Zusammenleben im Laufe der Zeit verändert hat, verrate ich dir hier.
Sobald ich das elterliche Nest verließ und in eine eigene kleine Wohnung zog, war klar: Ich möchte einen „Miezbewohner“. Also schaute ich im Katzenhaus des örtlichen Tierheims vorbei – und war sofort schockverliebt. Zwei junge Kater schlichen sich auf sanften Pfoten in mein Herz. „Die beiden sind ungefähr sechs Monate alt und wurden in einem Keller gefunden,“ berichtete der zuständige Tierpfleger.
Über ihre Vorgeschichte war nichts weiter bekannt. Nicht einmal, ob das pechschwarze Katerchen und sein getigerter Begleiter Brüder waren oder ob sich die beiden Streuner kurzerhand zusammengeschlossen hatten. Es lag jedoch die Vermutung nahe, dass die beiden ausgesetzt worden waren: Sobald sie dem niedlichen Kittenalter entwachsen waren, wurden sie von ihrem Vorbesitzer wohl auf die Straße gesetzt.
Zwei tierische Lausbuben ziehen ein
Und so kam es, dass ich zwei aufgeweckten Katzen-Teenies ein neues Zuhause geben durfte. Ich kaufte eine Erstausstattung mit Näpfen, Kratzbaum, Katzentoilette und Körbchen. Als der große Tag kam und der Sofatiger mit seinem schwarzen Kumpel bei mir einzog, war ich sehr aufgeregt. Würde ich alles richtig machen? Schließlich hatte ich bisher nur über die Katzenhaltung gelesen und ab und an die Katze einer Freundin gesittet.
Als ich den Transportkorb auf den Boden stellte und mit klopfendem Herzen die Gittertür öffnete, konnte ich kaum glauben, was geschah: Die beiden jungen Kater zeigten keinerlei Scheu und eroberten selbstbewusst ihr neues Revier, schärften ihre Krallen am Kratzbaum und weihten das Katzenklo ein.
Erste charakterliche Unterschiede zeigen sich
Den Tigerkater taufte ich Gizmo, wie das kleine Monster aus „Gremlins“. Sein schwarzer Buddy hieß fortan Nemo, wie der Clownfisch aus dem Disney-Film. Ich gab mein Bestes, um ihnen das Leben in meiner kleinen Wohnung so angenehm wie möglich zu machen und spielte viel mit den beiden lebhaften Kätzchen. Insbesondere die Katzenangel mit der bunten Feder weckte das Interesse der kleinen Jäger.
Wenn ich mal nicht da war, musste die Klopapierrolle im Badezimmer herhalten, die die beiden Lausbuben tagein, tagaus abwickelten und zerfetzten. Oder der Elefantenfuß – eine Topfpflanze, die regelmäßig ausgebuddelt und angeknabbert wurde, bis ich sie seufzend verschenkte.
Schnell entdeckte ich charakterliche Unterschiede zwischen den (vermuteten) Brüdern: Gizmo war der Mutigere, der Nemo schon mal zeigte, wo es langging. Wenn ich Besuch bekam, huschte Nemo meistens unters Bett, während sich Gizmo nach kurzer Zeit von meinen Freundinnen bereitwillig hinter den Öhrchen kraulen ließ.
Tierischer Trost in schweren Stunden
Obwohl ich mich vor der Adoption gründlich ins Thema Katzenhaltung eingelesen hatte, hatte ich eine Sache völlig unterschätzt. Katzen sind von Natur aus dämmerungsaktiv und so rissen mich meine Kater des Öfteren frühmorgens unsanft aus dem Schlaf, um ihr Frühstück einzufordern. Ich war überrascht, wie hartnäckig die Samtpfoten sein konnten, wenn sie etwas wollten. Also füllte ich mit verquollenen Augen ihre Näpfchen und legte mich dann gleich wieder hin. Mit der Zeit fand unsere Mensch-Tier-WG ihren eigenen Rhythmus, sodass die nächtlichen Ruhestörungen weniger wurden.
Was für eine große emotionale Stütze Tiere sein können, durfte ich erfahren, als mein geliebter Großvater starb und wenig später auch noch die Beziehung zu meinem langjährigen Freund zerbrach. Tagelang lag ich im Bett und zog mir die Decke über den Kopf. Gizmo und Nemo kuschelten sich wie zwei schnurrende Wärmflaschen an mich, so als wollten sie sagen: „Kopf hoch, alles wird gut.“ Und das wurde es.
Vom Stubentiger zum Freigänger
Wenig später suchten wir ein neues Heim und fanden ein uraltes Hexenhäuschen mit niedrigen Decken, dafür mit zwei Etagen und sogar einem handtuchgroßen Garten. Gizmo und Nemo waren inzwischen sechs Jahre alt. Den Umzug verkrafteten die robusten ehemaligen Straßenkater gut und ihr neues, größeres Zuhause gefiel ihnen auf Anhieb.
Erstmals hatte ich die Möglichkeit, meinen Katzen Freilauf zu gewähren. Aber ich zögerte: Zu groß war die Sorge vor Verkehrsunfällen und Prügeleien mit Nachbarskatzen. Doch insbesondere Gizmo, der Neugierigere und Wagemutigere der beiden, ließ sich nicht einsperren und nutzte jede anlehnte Tür, um in den Garten zu entwischen. Nemo sah sich die Natur lieber aus sicherer Entfernung an und sonnte sich auf dem Balkon, während sein Kumpel die Nachbarschaft unsicher machte.
Doppelte Schockdiagnose
Das neue Katzenglück währte leider nur kurz, denn ein Routinecheck beim Tierarzt brachte gleich doppelt schlechte Nachrichten. Nemo litt nicht nur unter Ablagerungen in der Harnblase, den sogenannten Struvitsteinen, die eine Umstellung auf ein spezielles Diätfutter erforderlich machten.
Er war zudem zuckerkrank und musste fortan Insulin gespritzt bekommen. Geduldig erklärte der Tierarzt, wie ich durch einen kleinen Piks ins Ohr den Blutzucker messen konnte, wie Insulin gelagert, aufgezogen und unter die Haut injiziert wird. Der kleine Patient war natürlich alles andere als begeistert, doch ich war fest entschlossen, Nemos Diabetes in den Griff zu bekommen. Und sobald seine Insulindosis richtig eingestellt war, war das tägliche Spritzen für uns beide auch kein Drama mehr.
Verhängnisvoller Irrtum
Kurze Zeit später baute Gizmo sichtbar ab. Ich hatte mir zunächst keine Gedanken gemacht, als er ein paar überflüssige Pfunde verlor. Schließlich hatte er als kastrierter Wohnungskater einen leichten Hang zum Übergewicht gehabt. Jetzt, da er raus durfte, würde er sicher mehr Kalorien verbrennen und dadurch abnehmen, redete ich mir ein. Ein verhängnisvoller Irrtum, wie sich herausstellen sollte.
Auch Gizmo litt an Diabetes, doch die Krankheit blieb so lange unentdeckt, dass er eine Ketoazidose entwickelte – eine gefährliche Stoffwechselentgleisung, die ihn fast das Leben gekostet hätte. Nur eine aufwendige, teure Behandlung in der Tierklinik konnte meinen geliebten Kater retten.
Wir wollen deine Geschichte
Inzwischen sind Gizmo und Nemo zehn Jahre alt – zwei ältere Herren im besten Katzenalter. Dass beide an Diabetes leiden und Gizmo sogar dem Tod von der Schippe gesprungen ist, hat mir die Augen geöffnet: Heute bringe ich die zwei lieber einmal zu viel zum Tierarzt als einmal zu wenig.
Bei beiden ist die Medikamentengabe inzwischen gut eingestellt, sodass sie hoffentlich noch viele glückliche Jahre vor sich haben. Doch ab und zu merke ich meinen Miezbewohnern ihr Alter an. Die berühmten „verrückten fünf Minuten“ sind weniger geworden. Sie spielen nicht mehr so viel und schlafen mehr. Dafür genießen sie das gemeinsame Kuscheln umso mehr.
Wie ist das bei dir und deinen Haustieren? Was hast du schon mit ihnen erlebt? Erzähl uns davon, wir freuen uns auf deine Geschichten.
David
Schöne katze