Freigänger sind so manchem Naturschützer ein Dorn im Auge, denn sie machen Jagd auf Vögel. Doch rechtfertigt das die Einführung einer Katzensteuer?
414 Millionen Euro an Hundesteuer nahmen Städte und Gemeinden im Jahr 2022 ein – das ist neuer Rekord. Aber warum gilt diese Regelung nur für Hunde und weshalb gibt es in Deutschland eigentlich keine Katzensteuer? Was für und gegen eine Einführung spricht, lesen Sie in diesem Artikel.
Hundesteuer vs. Katzensteuer
Hundebesitzer entrichten zähneknirschend die steuerlichen Abgaben für ihr Tier, die je nach Wohnort etwas mehr oder weniger als 100 Euro pro Jahr betragen. Für sogenannte Listenhunde, die als potenziell gefährlich eingestuft wurden, fallen in manchen Bundesländern sogar noch höhere Hundesteuern an.
Katzenbesitzer müssen gar nichts an den Fiskus zahlen – völlig unabhängig davon, wo sie wohnen und wie viele Katzen in ihrem Haushalt leben. Einige fragen sich daher: „Ist das nicht ungerecht?“
Argumente für und gegen die Einführung einer Katzensteuer
Die Debatte, ob in Deutschland eine Katzensteuer eingeführt werden sollte, kommt immer wieder auf. Schließlich verunreinigen nicht nur Hunde städtische Gehwege und Parks, sondern auch frei laufende Katzen. Und denen eilt noch nicht einmal ihr Herrchen oder Frauchen mit einer Packung Kotbeutel hinterher.
Dazu kommt, dass viele Naturschützer in den kleinen Räubern ein ökologisches Problem sehen. Katzen mit Freigang erbeuten regelmäßig nicht nur Mäuse, sondern auch Vögel, Reptilien und weitere, teils seltene Wildtiere. Eine berechtigte Frage lautet daher: „Wäre es daher nicht gerechtfertigt, ihre Besitzer für den entstandenen Schaden zur Kasse zu bitten?“
Kosten und Nutzen abwägen
Bisher ist die Einführung einer Katzensteuer unter anderem deshalb gescheitert, weil der zu erwartende Aufwand und Ertrag in keinem günstigen Verhältnis zueinander stehen.
Würden die Städte und Gemeinden eine Katzensteuer erheben wollen, müssten sie zunächst einmal erfassen, wie viele Katzen in ihrem Einzugsgebiet leben und wem sie gehören. Und das würde eine Menge Arbeit für die städtischen Beamten und Angestellten bedeuten, schließlich schnurren rund 15,2 Millionen Katzen in deutschen Haushalten.
Eine Katzensteuer nur für Freigänger?
Doch müssten überhaupt alle deutschen Katzen erfasst und besteuert werden? Oder nur die Freigänger? Diese ungeklärte Frage ist nicht die Einzige, die gegen die Einführung einer Katzensteuer spricht.
Würde von jetzt auf gleich eine Steuer auf die Haltung von Katzen erhoben werden, müsste man befürchten, dass so mancher Besitzer sein Tier einfach aussetzen würde, um der Zahlung zu entgehen. Das würde die Situation der heimischen Singvögel eher verschlechtern als verbessern. Schließlich sind es vor allem unkastrierte verwilderte Hauskatzen, die sich unkontrolliert vermehren und auf Vögel als Nahrungsquelle angewiesen sind.
Warum gibt es eine Hundesteuer aber keine Katzensteuer?
Dass es keine Katzensteuer in Deutschland gibt, hat aber auch historische Gründe. Bereits im 19. Jahrhundert wurden Hundehalter auf deutschem Boden vielerorts zur Kasse gebeten. Damals galten die Fellnasen als Luxusgüter, für die eine Luxussteuer zu entrichten war.
In Katzen sah man eher nützliche Mäusefänger, die Haus, Hof und Stall von Ungeziefer befreiten. Daher galt für sie fast überall: kein Luxus, keine Steuer. Nur wenige Gemeinden des Deutschen Reiches erhoben zwischenzeitlich eine Katzensteuer, etwa im Königreich Sachsen.
Seit Gründung der Bundesrepublik gibt es auf deutschem Boden keine Katzensteuer mehr. Heute sind Katzen für viele Menschen schließlich mehr als reine Nutztiere. Sie sind, ebenso wie Hunde, vollwertige Familienmitglieder. Wäre es daher nicht an der Zeit, Katzen- und Hunde-Fans auf dieselbe Stufe zu stellen und von beiden Steuern zu verlangen?
Ausblick: Soll eine Katzensteuer eingeführt werden?
Trotz dieser Fragen und immer wieder aufkommenden Diskussionen sieht es aktuell nicht danach aus, dass eine Katzensteuer kommen wird.
Kastrationspflicht als Alternative
Statt eine pauschale Katzensteuer zu erheben, wählen viele Kommunen einen anderen Weg und führen eine Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Katzen ein.
Schon in über 1.000 deutschen Städten und Gemeinden gibt es eine solche Verordnung – mit dem Ziel, die immer weiterwachsende Zahl herrenloser Katzen einzudämmen. Und diese Maßnahme könnte allemal sinnvoller als eine Steuer sein, die mehr kostet, als sie einbringt.
Quellen: