Es ist erstaunlich, was mir als Tierärztin rund um die Hundefütterung zu Ohren kommt. Ich räume deshalb mit den fünf bekanntesten Mythen bei der Hundeernährung auf.
Eines vorweg: Wenn es um die richtige Ernährungsweise geht, gibt es nicht den einen, richtigen Weg. Es gibt viele gesunde Fütterungsweisen und noch viel mehr Auswahl an Hundefutter.
Dennoch gibt es so einige Fallstricke bei der Hundeernährung, die durchaus gefährlich für deinen Hund werden können. Oder aber, man macht sich viele Gedanken über etwas, das gar nicht problematisch für eine gesunde Lebensweise ist. Die folgenden fünf Mythen rund um die Hundeernährung habe ich dabei besonders häufig von Hundebesitzern gehört:
Mythos 1: Getreide fördert Allergien
Der Klassiker unter den Mythen bei der Hundeernährung: Getreide sorgt für Allergien bei meinem Hund.
Viele Hundefutter sind deswegen heutzutage getreidefrei. Als Begründung kursieren Aussagen wie: „Mein Hund reagiert auf Getreide allergisch“ oder „das Getreide ist nur billiger Füllstoff.“ Doch dabei gibt es eigentlich keine wissenschaftlich bewiesene Allergie gegen Getreide.
Was versteht man eigentlich unter einer Getreideallergie?
Im Falle einer Getreideallergie handelt es sich übrigens – genau genommen – stets um eine Eiweißallergie. Diese richtet sich gegen spezielle Eiweiße einzelner Getreidesorten.
Beim Menschen spielt dabei das Gluten (Klebereiweiß) im Rahmen der sogenannten Zöliakie eine wichtige Rolle. Bei Hunden hingegen ist eine Überempfindlichkeit gegen Gluten bis auf wenige Ausnahmefälle (z.B. genetische Erkrankung beim Irish Setter) bisher nicht erwiesen.
Viel häufiger zeigen Hunde einer Studie nach eine Überempfindlichkeit gegen Eiweiße aus Rind. Dass Getreide für deinen Hund also immer schädlich ist, stimmt so nicht.
Mythos 2: Rohfütterung ist immer am gesündesten
Das Barfen (biologisch artgerechte Rohfütterung) ist seit einigen Jahren eine der beliebtesten Ernährungsweisen beim Hund. Doch dabei wissen viele Hundebesitzer nicht, wie gefährlich die unbedachte Verfütterung von Rohfleisch für ihre Hunde – und auch sie selbst sein kann.
Achtung vor Keimen
Rohes Fleisch kann Parasiten und weitere gefährliche Krankheitserreger wie Bakterien (z. B. Escherichia coli oder Salmonellen) enthalten. In der Vergangenheit konnten Wissenschaftler sogar in mehreren Fleischproben multiresistente Keime (z. B. ESBL-Bildner) nachweisen.
Das Riesenproblem, gerade von multiresistenten Keime, ist außerdem: Es greifen nur noch sehr wenige antimikrobielle Wirkstoffe (Antibiotika) gegen solche Erreger. Darunter können auch wichtige Reserveantibiotika wie Colistin ihre Wirksamkeit gegen die Erreger verlieren.
Steckt sich dein Hund mit diesen Keimen an, kann er diese auch auf dich und deine Familie übertragen. Eine gute Hygiene bei Kauf und Zubereitung des Hundefutters sind also das A und O. Sonst kann dein Hund ernsthaft erkranken.
Achtung vor einer falschen Zusammensetzung des Futters
Der große Vorteil beim Barfen ist, dass du bestimmst, was in den Hundenapf kommt. Sofern du keine fertigen Barf-Menüs kaufst, musst du dich nicht auf die Versprechen der Futtermittelhersteller verlassen, sondern wählst alle Zutaten selbst aus.
Allerdings hat das auch einen Nachteil: Du musst dich intensiv mit dem Thema Nährstoffe und richtiger Futterzusammensetzung beschäftigen. Erhält dein Hund nicht alle Nährstoffe, die er benötigt, können Mangelerscheinungen die Folge sein. Diese können die Gesundheit deines Hundes ernsthaft beeinträchtigen.
Um richtig barfen zu können, musst du dich also ausreichend mit der Hundeernährung auseinandersetzen. Du kannst dich aber natürlich auch an einen Experten für Hundeernährung wenden. Dann steht dem Barfen nichts im Wege.
Mythos 3: Getreide verursacht Karies
In deinem Speichel befindet sich das Enzym Amylase, das Kohlenhydrate aus der Nahrung bereits vor Ort spaltet. Der bereits im Mund freigesetzte Zucker (Glukose) kann nun deinen Zähnen schaden.
Beim Hund funktioniert die Aufspaltung der Kohlenhydrate jedoch ganz anders. Denn der Speichel deines Hundes besitzt im Gegensatz zu deinem keine Amylase. Die Aufspaltung geschieht bei ihm erst im Dünndarm. Daher kann der im Getreide enthaltene Zucker gar keine Karies bei deinem Hund verursachen.
Mythos 4: Umso teurer das Futter, desto besser
Zu den häufigsten Mythen bei der Hundeernährung zählt zweifelsohne die Diskussion um Preis und Qualität von Futter. Was ich häufig höre: In der Regel sind die Produkte und Erzeugnisse teuer, die besonders hochwertig sind. Doch diese Regel kannst du nur bedingt auf Hundefutter übertragen.
Denn nicht immer ist die Qualität gut, wenn das Futter teuer ist. Umgekehrt ist auch nicht jedes Hundefutter schlecht, wenn es billig ist.
Kaufst du in Deutschland ein Alleinfuttermittel, kannst du normalerweise davon ausgehen, dass dein Hund alle wichtigen Nährstoffe erhält, auf die er angewiesen ist.
Was den Preis beeinflusst
Teurere Futtermittel enthalten manchmal lediglich weitere Inhaltsstoffe, die einen positiven Effekt auf die Gesundheit oder das Haarkleid deines Lieblings haben. Auch die Herstellungsweise (z. B. kaltgepresst oder extrudiert) des Futters kann den Preis beeinflussen.
Wichtig bei der Futterwahl ist vor allem, dass es deinem Hund schmeckt – und du dich mit der Marke wohlfühlst.
Mythos 5: Hoher Fleischanteil, wenige Kohlenhydrate
Hunde sind Fleischfresser. Ist deshalb mehr Protein im Futter immer besser? Nicht notwendigerweise.
Denn Hundefutter mit einem Proteinanteil von 70 oder mehr Prozent kann den Proteinbedarf deines Hundes auch übersteigen. Generell reicht also ein Proteinanteil von 50 Prozent aus, damit dein Hund genügend Bausteine für den Aufbau seiner Zellen erhält.
Sind Kohlenhydrate wirklich schlimm?
Andersherum werben manche Hersteller mit einem niedrigen Anteil an Kohlenhydraten. Dabei sind diese gar nicht so schlimm, wie die Gerüchteküche vermutet!
So liefern manche Kohlenhydrate deinem Hund wichtige Ballaststoffe und schnelle Energie. Sie dienen zudem als Nahrungsquelle für die Darmflora. Zu viele Kohlenhydrate sollte dein Hund aber trotzdem nicht fressen – insbesondere dann, wenn er sich nicht genügend bewegt und zu Übergewicht neigt.
Wichtig: Ziehe im Zweifel immer deinen Tierarzt zu Rat, wenn du unsicher bist, welches Futter das richtige für deinen Hund ist. Weitere Infos rund um die gesunde Hundeernährung findest du außerdem im zooplus Magazin.
Quellen:
- tierklinik-ismannig.de
- Nicola Stephanie Becker: Erhebungen zur Fütterung von Hunden und Katzen mit und ohne Verdacht auf eine Futtermittelallergie in Deutschland, Dissertation LMU München 2009 (PDF)
- Nüesch-Inderbinen, M. et. al.: Raw meat-based diets for companion animals. A potential source of transmission of pathogenic and antimicrobial-resistant Enterobacte-riaceae, Royal Society Open Science Nr. 6:10 (2019); Online-Version
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